NEGATE - The Dead Guy Palace
Mehr über Negate
- Genre:
- Metalcore/Thrash Metal
- Release:
- 30.01.2002
- Death Blue Paradise
- The Dead Guy Palace
- Evil Black Stars
- Minus In Fire
- By The Sword Of God
- Rain
- Before 6
- Statement Of Agression
- Kiss The Blood Rain
- In The Mirror Of Her...
- They Want To Touch...
NEGATE sollen ja laut Band-Info 1997 als Hardcore-Band angefangen haben, aber davon ist anno 2002 nicht mehr allzu viel zu hören. Überhaupt ist es kaum möglich, die Belgier in eine bestimmte Schublade zu packen. Wenn ich jetzt eine letztendliche Stilbeschreibung abgeben wollte, würde ich mich sehr schwer tun, denn die gibt es eigentlich gar nicht. Zu unterschiedlich tönen die einzelnen Songs. So weisen die Stücke Nuancen aus völlig konträren Bereichen wie Thrash Metal, Industrial, Death Metal und nur vereinzelt Hardcore auf.
Dazu mal ein paar Beispiele. "Evil Black Stars" beginnt langsam und getragen, dazu kommt verzerrter und etwas gewöhnungsbedürftiger Gesang. Dann wird das Tempo angezogen und die Vocals verwandeln sich zum Ende hin sogar in Death-Metal-Gegrunze. "Statement Of Agression" ist ein Beispiel dafür, dass auch das melodische Element nie zu kurz kommt, was hier in Form des Eingangsriffs passiert, wobei es danach schnell und thrashig weitergeht. "Before 6" beginnt dafür schnell und druckvoll, klingt dann aber sehr ruhig und mit klarem Gesang aus. "The Dead Guy Palace" entpuppt sich hingegen als Thrash-Granate erster Güte und ist für mich der beste Song auf der Scheibe. Die Thrash-Metal-Anleihen sind eigentlich auch die einzige erkennbare Konstante, welche auf dem Album immer wieder auftaucht.
Und wo ist jetzt eigentlich der Hardcore? Bei "By The Sword Of God" wird man fündig, aber so offensichtlich wie bei diesem Song ist es auf der Platte kein zweites Mal. Somit trifft die Bezeichnung Metalcore eigentlich auch nicht wirklich den Kern.
Ich will jetzt den NEGATE-Sound aber auch gar nicht über-analysieren und jedes noch so winzige Detail ausfindig machen, sondern belasse es bei der Feststellung, dass diese Verquickung von Heavy Metal und Hardcore (oder dem, was noch davon übrig ist) bestens funktioniert, wobei es halt viele Songs gibt, denen das Hardcore-Element fast vollständig abhanden gekommen ist. Der Abwechslungsreichtum manifestiert sich aber nicht nur in den Stilwechseln oder den Sprüngen zwischen megaschnellen Riffs und ruhigen, eingängigen Melodien. Vor allem beim Gesang fällt diese Vielfältigkeit sehr angenehm auf. Die Vocals pendeln zwischen aggressivem Geschrei, dunklen Growls und ruhigen, fast beschwingt wirkenden Clean Vocals. BM-ähnliches Gekreisch (im Stile von CRADLE-OF-FILTH-Dani) findet man auch, allerdings nur bei "In The Mirror Of Her...". Diese Bandbreite kommt den Songs doch sehr zu Gute und sorgt angenehm für Auflockerung. Das ein oder andere eingespielte Sample hätte man vielleicht noch weglassen können (etwas zu viel Gequatsche vor und nach manchen Songs), aber dies auch nur am Rande.
Diese Scheibe ist ein klassisches Beispiel für ein Album, das sich Einem erst nach mehrmaligem Hören langsam erschließt. Anfangs war ich noch der Überzeugung, hier ein weiteres, allenfalls durchschnittliches Artefakt der Metal-Kunst in den Händen zu halten und jetzt krieg ich die Scheibe einfach nicht mehr aus meinem CD-Player raus. Ich will aber hier nicht verschweigen, dass es auf "The Dead Guy Palace" auch Füller gibt. Während die Songs zum Großteil kraftvoll gehalten sind, klingen diese zum Ende der Platte dann nicht mehr sehr erhebend, sondern sind eher eine belanglose Aneinanderreihung von Akkorden. Das ist zumindest bei den letzten drei Songs dann einfach etwas zu lahmarschig. Das ist insofern recht schade, da es den guten Gesamteindruck, den die Anfangssongs machen, wieder etwas zerstört.
Trotzdem eine interessante Angelegenheit, die bei so manchem offen eingestellten Hörer auf Gegenliebe stoßen dürfte.
Anspieltipps: The Dead Guy Palace, By The Sword Of God, Statement Of Agression
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer