NEUROIS & JARBOE - Neurosis & Jarboe
Mehr über Neurois & Jarboe
- Genre:
- Depri-Core
- Label:
- Cargo Records/ Neurot Recordings
- Release:
- 01.10.2003
- Within
- The Last Words
- Taker
- Receive
- Erase
- Cringe
- In Harms Wat
- Seizure
NEUROSIS sind nicht für Party-Musik bekannt. Wenn, dann feiert bei den Oaklandern höchsten der leidende Teil der Menschheit, dass endlich mal auch Musik für sie gemacht wird. Doch wirken die bisherigen NEUROSIS-Scheiben á la "A Sun That Never Sets" fast wie heitere Ausbrüche, wenn zum Vergleich die neueste Kreation der "Enemies Of The Sun" ertönt: "Neurosis & Jarboe". Doch Vorsicht: Diese Platte ist kein Metal, aber extrem negativer in ihrer Art als es die meisten Gothic-Möchtgern-Depressivas je sein werden.
Vorweg: Jarboe ist die zweite Sängerin der New Yorker SWANS, die wohl laut google.de plus angeschlossener Links eine ziemlich innovative Darkwave-Ambient-Musik machen und das auch schon richtig lange. Wenn nun zwei solche negativen Extreme zusammenkommen, kann entweder etwas Lustiges rauskommen (Theorie vom Spaß-Projekt). Oder eben "Neurosis & Jarboe". Grob kann man den Sound als perverse Abart von PORTISHEAD bezeichnen: Stellt Euch also vor, ihr hört PORTISHEAD auf SlowMow, esst dabei Psycho-Pilze und sitzt in einem still-sterilen Krankenhausgang... "Neurosis & Jarboe" ist demnach definitiv keine Platte, wenn ihr euch gerade das Leben nehmen wollt! Oder doch gerade dann?! Schließlich klingt diese Platte so hoffnungslos, so negativ, so verdammt verzweifelt - selbst potenziell Lebensmüde dürften beim Hören merken: "Oh Gott, da geht es ja jemandem noch schlechter als mir, ich muss denen helfen." Der Hauptgrund für diese spontane Selbstlosigkeit ist die Stimme von Jarboe. Diese Frau durchdringt alles, spielt mit ihrer Stimme verschiedene Rollen. Einmal stöhnt sie wollüstig und ohne Liebe ins Mikro, 'mal kreischt sie einfach dreckig los, wie eine Obdachlose ohne den Schnaps für den Abend. Und plötzlich ist sie die traurige Sängerin, spontane Erinnerungen an Nicole Kidman in "Moulin Rouge" werden wach. Doch wo in dem Film eine wahre Farbenpracht dominierte, verwenden NEUROSIS lieber erdige oder graue Töne. Ein wenig TripHop hier, ein bissel Ambient da. Die typisch neurotischen Gitarrenwände klingen nur an, dennoch bleibt die Musik hundertprozentig NEUROSIS, nur eben anders - klangcollagiger [Autsch. Anm. d. Lektors], experimenteller, noch weniger einfach zugänglich, als es die Kompositionen der Musiker eh schon sind. Hypnotische Drums bilden lange Teppiche, auf denen Jarboe's Stimme entlang gleitet, ruhige Gitarren, immer ein Gefühl von längst vergessener Wut, erstarrt in Resignation. Die Texte zu solchen wunderschönen akustischen Stimmungen sind nicht minder beängstigend, etwa zu "Taker":
"I'm the king of avoidance
If you confront me I'll say I don't want to talk about it
It's the law of the jungle
I take and I take and I take
I only care about myself
I take with no obligation to the one I took from
I'll destroy you
As long as I get done what I need to take care of my needs
I don't care about yours
I'll eat you alive
It's up to you to put me out
I'll just keep taking
It's the law of the jungle
EAT OR BE EATEN
EAT OR BE EATEN
EAT OR BE EATEN
EAT OR BE EATEN
And I take and I take and I take and I take and I take and I take and I take and I take and I take and I take and I take and I take and I take a a mal an a mal an I mal an I mal an I mal an I mal AN I MAL AN I MAL ANI MAL ANIMAL ANIMAL ANIMAL ANIMAL"
Gerade hier kommen noch leise verzerrte Männerstimmen aus dem Hintergrund, die doomigen Gitarren erzeugen eine Wand aus Schmerz. Langsamkeit dominiert. Der nächste Song beginnt... Eine Stunde dauert diese monumentale Ode an die Freudlosigkeit des Seins. Als Fazit bleiben Attribute: Verstörend, sensibel, dennoch leidenschaftlich...
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- Redakteur:
- Henri Kramer