NICKELBACK - The Long Road
Mehr über Nickelback
- Genre:
- Rock
- Label:
- Roadrunner
- Release:
- 22.09.2003
- Flat On The Floor
- Do This Anymore
- Someday
- Believe It Or Not
- Feeling Way To Damn Good
- Because Of You
- Figured You Out
- Should've Listened
- Throw Yourself Away
- Another Hole In The Head
- See You At The Show
Es passiert. Immer wieder. Es verändert dich und manchmal auch deine ganze Band und selbst deine Herangehensweise an die Musik im Generellen. Es, das ist der große kommerzielle Erfolg. Die Gewissheit, dein Gesicht zehnmal am Tag auf MTV zu sehen, die Einladungen zu den Award-Shows, die Gewissheit auf der Straße erkannt zu werden und tonnenweise kreischende Groupies auf den Konzerten zu haben, selbst wenn diese meistens noch mitten in der Pubertät stecken. Die Frage lautet: Wie gehst du damit um ? Machst du es so wie LINKIN PARK, die sich komplett ausverkauft haben, so wie HIM, die kurzzeitig gestrauchelt sind um dann den Weg wiederzufinden oder so wie PAPA ROACH, die das Spiel nicht mitspielten und mit ihrer zweiten Platte so gut wie in der Versenkung verschwunden sind ?
NICKELBACK, sagen wir es ruhig in aller Deutlichkeit, waren niemals eine wirklich gute Band, sondern vielmehr ein mittelmäßiges Relikt, eine Mischung aus 80er Metal-Hardrock und ein paar Grunge-Vocals, die plötzlich wieder hip wurden und so eine Menge Bands an die Oberfläche spülten, auf die man getrost verzichten hätte können. Dann kam mit 'How You Remind Me', wie das eben so läuft, plötzlich der große Hit, der nicht mal so übel gewesen wäre, hätte man ihn nicht ca. 20 Mal an einem ganz normalen Tag, und das wochenlang, im Radio, im TV und in Kneipen und Discos ertragen müssen. Womit wir irgendwie beim neuen Album "The Long Road" gelandet wären, das eigentlich komplett im Windschatten des großen "Silver Side Up"-Hits konzipiert wurde und dabei kaum mehr geworden ist als eine Selbstprostitution und Anbiederung an den Mainstream, bei der sich mir der Magen und Kurt Cobain sich im Grabe umdreht.
Schon die erste Auskopplung 'Someday' (#2 in den deutschen Airplaycharts) macht klar: Kein Risiko. Midtempo, seichte Gitarren, die im ideal mitsummbaren Refrain etwas krachen dürfen, sich aber sonst zurückhalten, und der Stimme von Chad Kroeger den idealen Raum geben um die Herzen von Radiohörern überall in Deutschland zu "verzaubern". Ja, genau dort kommen NICKELBACK wieder, gleich nach dem neuen Song von EROS RAMAZOTTI, wie kürzlich auch im ZDF zu beobachten. Was gibt's auf "The Long Road" Hörenswertes ? Ziemlich wenig. Die meisten Tracks pendeln irgendwo um die Achse eingängig, mittelhart, mittelschnell und vor allem: mittelmäßig.
"I'm Feeling Way to Damn Good" singt Kroeger im gleichnamigen Song. Man hört es. Lediglich das anschließende, mit ein paar New Metal-Gitarren versehene 'Because Of You' und die Vollblutballade 'Should've Listened' sind einigermaßen genießbare Standard-Songs von einer ehemals einigermaßen hörbaren Band, welche in dieser Form allerdings einfach niemand mehr braucht. Richtig unerträglich wird's gegen Ende, wenn NICKELBACK mit 'Another Hole In The Head' auch noch eine textliche und musikalische Nähe zu ALICE IN CHAINS suggerieren wollen. Hier hat jemand Grunge richtig missverstanden.
Kurzes Fazit: "The Long Road" ist eigentlich mehr als nur ein flüssiges Album. Elf potentielle "Hits" im 3-Minuten-Radio-Format verpackt, Melodien und Riffs, die an Austauschbarkeit und Verwertbarkeit für alle Zielgruppen kaum zu überbieten sind und laut dem Sticker auf der CD offenbar schon feststehende drei Singleauskopplungen, bei denen sich die 14-jährigen Mädels garantiert unterm Weihnachtsbaum die Seele aus dem Leib rocken werden. Heutzutage muss wohl selbst erfolgreiche Rockmusik strukturell und melodietechnisch wie zuckersüßer BRITNEY-Pop klingen. Wird mit strategisch geplanter Sicherheit ein großer Erfolg. Wetten, dass ? ;-)
Mission erfüllt. Play it Again, Chad.
"We'll see you at the show / If you don't come we'll never know" heisst es im letzten Song. Zum Glück haben sie wenigstens hier Recht. Aber bestimmt gibt es bald ein Livealbum. Was war nochmal das Gegenteil von kompromisslos ?
Anspieltipps: 'How You Remind Me' hören, sich einen anderen Text dazudenken, dann kennt man die Platte.
- Redakteur:
- Sebastian Baumer