NIEDERSCHLAG - Mehr Als Sterben...
Mehr über Niederschlag
- Genre:
- Neue Deutsche Härte
- Tivoli
- Komm Zurück
- 13
- In Meinem Kopf
- Der Einzige Zeuge (Grooverider)
- Stereo
- Auferstanden
- Herr Der Ruine
- Einer Von Uns
- Stell Keine Fragen
- Trautes Heim
- Du Bist Nicht Allein
- Mehr Als Sterben
Die „Neue Deutsche Härte“ ist eine schwere Geburt gewesen. Erst überhaupt nicht wahrgenommen, dann überhaupt nicht ernstgenommen und dann als Rechts abgetan. Musik der Marke „von freilaufenden Musikern aus deutschen Landen“ erschaffen, und demnach auch ungezwungen und frei in Text und Musik, waren Gewöhnungssache für englischmalträtierte Ohren oder Punkomaniacs, die mit eben dieser Härte überhaupt nix anfangen konnten. Gute Bands dieser Sorte kann man immer noch an einer Hand abzählen, wenn man die von der Musikindustrie zum „Kindergespenst“ gepushten RAMMSTEIN abzieht. Da diese Bands praktisch alle auf derselben Linie liegen, thematisch und musikalisch, müsste man sich für diese Bands ein neues Genre ausdenken wenn irgendwann man was völlig anderes aus Deutschland kommt, und den Titel „NDH“ für sich beansprucht.
Das Problem ist dasselbe wie beim NeoMetal, was wenn der gar nicht mehr so neu ist? Was wenn RAMMSTEIN in Rollstühlen auf die Rente warten und ihre Enkel gar nicht mehr so Angst haben wie früher, wenn RAMMSTEIN im Radio läuft? Die Frage steht am Rande, da man komischerweise sowieso bei dem Gerne bleiben wird, und wenn sie 120 sind, werden sie immer noch „Neue Deutsche Härte“ rocken!
Strange World.
NIEDERSCHLAG setzen hier mit ihrem Erstlingswerk „Mehr Als Sterben...“ keine neuen Akzente, setzen sich auf den Sitzplatz zwischen SCHWEISSER und MEGAHERZ und fühlen sich pudelwohl dort.
„Mehr Als Sterben...“ wird der NDH weitere Rückendeckung verpassen, zumindest im Vaterland. Wie irgendwie alle NDH-Bands links angesiedelt, wenn einige Deppen es sofort wagen sollten und NDH mit „Rechter Lyrik“ assoziieren.
NIEDERSCHLAG distanzieren sich mit „Mehr Als Sterben...“ von sämtlicher Politideologie und machen eine Rundreise durch Menschens Hirn und Himmel. Text und Gesang erinnern mich verdammt stark an MEGAHERZ. Lieder wie „Der Einzige Zeuge“ und „Auferstanden“ haben die Wirkung einer Handgranate in einer Legebatterie, einmal BUMM und danach weißt du nicht mehr wo dir der Kopf steht. Die Qualität der Texte der Vierercombo ist 1A++, einprägsam, tiefgründig und rücksichtslos.
Musikalisch sind die Vier fast auf einer Höhe mit SCHWEISSER, Gitarrist Mich hat seine Gitarre klar im Griff, keine Anfängerfehler, kein Gekreische, soundtechnisch ein Profi. Die Gitarre besticht sowieso durch extreme Tiefe und reissender Härte, und dennoch zu grandioser Melodie tauglich. Cool!!!! Im Zusammenspiel mit Bassmann Maurer ein triumphales Duo, das der düsteren Atmosphäre von Gesang und Musik das grausame Etwas gibt, was diese Platte für kommerzielle Kleingeister unmöglich macht. Schlagzeuger Natzky hat die Truppe immer im Griff, er gibt die Regeln, er gibt das Tempo. Variationsreichere Perkussion findet man im Deutschsprachigen Raum selten, habe sie bisher nur bei SUCH A SURGE und RAMMSTEIN vernommen, wenn man die Effekte abzieht bleibt wohl nur SUCH A SURGE über.
Die Ähnlichkeit des Gesangs von Miro mit MEGAHERZmann Alex ist unverkennbar, dennoch ist seine Stimme weniger aggressiv anklagend, sondern gequält flehend. Genial!!!
Im Fazit ist diese Platte ein wunderbarer Ersatz für Leute die RAMMSTEIN aus ihrem Plattenregal geschmissen und Nichten und Neffen geschenkt haben, oder die eben wie ich von NDH nicht genug bekommen können. Die Platte ist musikalisch ein Volltreffer, und von Gesang und Text her ein MUSS für Leute die nichts für Oberflächlichkeit und Niveaulosigkeit überhaben.
Grandios für den ersten Longplayer einer neuen Band. Ein klasse Start!!!
Willkommen im Club der Toten Dichter.
Anspieltips: Der Einzige Zeuge, Auferstanden, Einer Von Uns
- Redakteur:
- Michael Kulueke