NIGHTWISH - Over The Hills And Far Away
Mehr über Nightwish
- Genre:
- Gothic Metal
- Label:
- Drakkar/BMG
- Over The Hills And Far Away (Cover-Version)
- 10th Man Down (Neu)
- Away (Neu)
- Astral Romance (Neuaufnahme)
- The Kinslayer (live)
- She Is My Sin (live)
- Sacrament Of Wilderness (live)
- Walking In The Air (live)
- Wishmaster (live)
- Deep Silent Complete (live)
Da spaziert man nichts ahnend zum Plattendealer seines Vertrauens, um den neuen Silberling von ICED EARTH zu erstehen, und was muss man tränenden Auges entdecken? Bereits vor offiziellem Erscheinungstermin leuchtet mir das Cover der neuen Scheibe „Over The Hills And Far Away“ von NIGHTWISH wie ein Vollmond entgegen und schreit durch das Etablissement, so dass es eigentlich jeder hätte hören müssen: KAUF MICH!
Leicht beeinflussbar und hörig wie ich bin, greife ich mir mit leichtem Schaum vor dem Mund das edle Teil; allerdings noch etwas zögerlich, da genau betrachtet nur drei neue Stücke auf der CD zu finden sind. Aber unfähig zu widerstehen, verschwindet es in meinem CD-Bunker. Alle Türen geschlossen, die Frau mit dem nicht existenten Hund spazieren geschickt, die Standboxen zielgerade aufs Trommelfell gerichtet und dann Vollgas bis zum Anschlag in nachbarschaftsfreundlicher Lautstärke, damit diese in den Genuss solch überragender Musik kommen, ohne dafür kostbares Silber abdrücken zu müssen. Bin ich nicht ein wahrer Menschenfreund?
Wir haben es hier gewissermaßen mit einer zu einem Live-Album aufgepumpten Mini-CD zu tun, denn in Finnland, wo die Single – wie überraschend – mal wieder auf Platz Eins der Charts eingeschossen ist (ich glaube ich lebe im falschen Land), erschienen nur die ersten vier Tracks; die Live-Stücke wurden in der deutschen Veröffentlichung „beigefügt“.
Gleich nach dem Kauf die erste Enttäuschung: Auch mehrfaches und intensives Schütteln des gekauften Materials fördert nur ein dürftiges Faltblättchen ohne Songtexte oder viel Information aus der Hülle zutage. Wirklich mager.
Wie gesagt, war ich anfangs etwas zurückhaltend wegen des spärlichen Materials, aber gleich beim Titelstück „Over The Hills And Far Away“, einem Cover des Bluesmeisters Gary Moore, drückt es mich in den Sessel. Ebenso wie bei den nachfolgenden drei Stücken schlackere ich nur so mit den Ohren wegen des seit der „Wishmaster“ nur noch genialen Drummings. Der Beat ist treibend, Tarja stimmlich wie immer unschlagbar, und dann kommt der Refrain und ich erwische mich dabei, wie ich ausgelassen mit Füßen und dem Kopf im Takt wippe, man kann fast von Schunkellaune reden *g* Sehr selten für NIGHTWISH, hat dieser Refrain durchaus Mitgrölcharakter und animiert dazu, die Nachbarschaft mit klanglich verzerrten Gesangsproben einzuschüchtern. Spätestens in der Passage, wo der Refrain fast ohne instrumentale Unterstützung intoniert wird, MUSS man einfach mitträllern und ich wette, das Stück wird auf Live-Konzerten ein echter Hit – wenn man den Text dazu hätte, der einem ja dank des aufwändigen Covers vorenthalten wird ;-)
Wer übrigens dennoch wissen will, was da eigentlich gesungen wird, sei auf eine Fan-Site über NIGHTWISH verwiesen: http://members.tripod.de/Zementente/othafa.htm.
„10th Man Down“ ist ein weiteres schnelles Stück mit sehr schönen Chorversatzstücken, etwas seltsam mutet anfänglich die bemüht böse Sprechgesang-Stimme inmitten des Songs an, aber derlei ist man ja schon von den ersten NIGHTWISH-CDs gewohnt. ;-) Der Refrain ist famos wie eh und je, überhaupt hat man bei den ersten vier Stücken den Eindruck, dass sich hier die verspielte Art im Umgang mit Harmonien und Keyboard der „Oceanborn“ mit der klanglichen Perfektion und den komplexen Arrangements der „Wishmaster“ paaren.
Bei „Away“ handelt es sich um eine weitere Halb-Ballade, die NIGHTWISH so meisterhaft in Szene zu setzen verstehen; ein Song, der unter die Haut geht. Einziger Nachteil: Ganz klar zu kurz das Stück *repeatfunktionaktivier* Tarja beweist hier wieder ihr stimmliches Können in drei verschiedenen Gesangslagen; einfach ein Genuss.
„Astral Romance“ ist eine Neuaufnahme, die im Vergleich zum Original wirklich um einiges zugelegt hat. Besonders positiv fällt auf, dass der männliche Gesangspart nun von Tony Kakko von SONATA ARCTICA übernommen wurde, der nach eigener Aussage musikalisch ohnehin von NIGHTWISH stark beeinflusst ist. Dieser Song hat gerade wegen dieses Gesangs einen erfreulichen Heavy-Faktor.
Die Live-Stücke, die folgen, sind allesamt eine Auswahl aus dem Besten der Band, fast schon ein „Best of“. Im Gegensatz zu vielen anderen Metalbands haben NIGHTWISH bei solchen Live-Aufnahmen den Nachteil, dass ihre Songs allein schon wegen der Stimme von Tarja nicht für Mitgrölpassagen und ausladende Publikumschöre geeignet sind, was dem Ganzen etwas die Dynamik nimmt; aber es kommen dennoch ausreichend Passagen vor, die das Publikum einbinden. Ich zumindest fühlte mich an das eine oder andere erlebte NIGHTWISH-Konzert erinnert und schwelgte ein wenig in Nostalgie.
Die Live-Stücke wurden am 29. Dezember 2000 im Pakkahuone Club in Tampere, Finnland, aufgenommen, daher sind die finnischen Kommentare für unsereins nicht besonders ergiebig. ;-)
Die Gesamtspielzeit beträgt 48:53, eine passable Länge. Für Fans ist die CD quasi unumgänglich; für andere ein guter Einblick quer durch das Studio- und Live-Repertoire der Band. Wer natürlich mehr Wert auf viel neues Material legt, für den lohnt sich der Kauf nicht wirklich; vielleicht sollten diejenigen eher bei der DVD+ zuschlagen, die neben der eigentlichen CD auch Live-Videos und andere Gimmicks enthält.
Wer in die ersten beiden Songs einmal ein geneigtes Ohr reinhalten möchte, der sei an folgende Links verwiesen, die neben "Away" auch zugleich meine Anspieltips sind:
Over The Hills And Far Away (1:42 min. / 192kbps / 2393 KB)
http://www.nightwish.com/files/othafa.mp3
10th Man Down (1:33 min. / 192kbps / 2197 KB)
http://www.nightwish.com/files/tmd.mp3
- Redakteur:
- Andreas Jur