NINE INCH NAILS - With Teeth
Mehr über Nine Inch Nails
- Genre:
- Industrial Rock
- Label:
- Interscope / Universal
- Release:
- 02.05.2005
- All the Love In The World
- You Know What You Are?
- The Collector
- The Hand That Feeds
- Love is Not Enough
- Every Day is Exactly the Same
- With Teeth
- Only
- Getting Smaller
- Sunspots
- The Line Begins to Blur
- Beside You in Time
- Right Where It Belongs
Understatement pur. Die blau gehaltene Digipack-Hülle sieht so schlicht aus, der Inhalt ist dafür umso gehaltvoller, grandioser. "[With Teeth]", so die klare Botschaft des aktuellen NINE INCH NAILS-Albums. Mit seinen Zähnen will es uns also Meister Trent Reznor zeigen. Das gelingt schon bei dem ersten Song 'All The Love In The World', obwohl das Stück eigentlich recht ruhig ist. Doch sorgen das sanfte TripHop-Drumming und die wenigen Klavieranschläge samt der eindringlichen Stimme von Mr. Reznor für eine immer lauerndere Atmosphäre. Es muss etwas passieren. Das elektronische Schlagzeug wird nervöser, schwächt sich wieder ab, wird wieder nervöser...wann endlich? Nach einem Break wechselt das Drumming in satten Vier-Viertel-Takt, fast wie in der Disko prescht es nach vorn. Dazu werden die Klavierklänge lauter, eine Rassel gesellt sich zu dem fröhlichen Rhythmus, eine Gitarre ebenso. Sind das noch NINE INCH NAILS? Jaaaaaaaaaaa. Sie sind es - irre kreativ wie eh und je, frei von Genregrenzen, mit der festen Zielsetzung, die Hörgewohnheiten aller Erdenmenschen empfindlich zu stören.
Sie haben immer noch Ecken und Kanten, die Experimente von NINE INCH NAILS. 'You Know What You Are?' ist als zweiter Song etwa eine Noise-Orgie, die sich bewusst von Track Numero Eins absetzen will, die aber trotzdem ihre entspannten Stellen kennt. Über die vielen verschiedenen Stimmungen alleine diesen einen Songs ließen sich Romane verfassen. Doch für wen? Maximal für den eigenen Geist, dessen Synapsen von den Reznorschen Sound-Ideen immer wieder durchgewirbelt werden. "I pick things up, I'am a collector", spricht-singt der NINE INCH NAILS-Frontmann am Anfang des derb-abgefahrenen 'The Collector'. Genau wie Reznor manche Dinge schlicht aufhebt scheint er Kreativität einfach aufzusaugen. Anders lassen sich die folgenden Nummern von "[With Teeth]" nicht erklären. Da steht eine treibende Indie-Disko-Hymne wie 'The Hand That Feeds' neben einem doomigen Monster á la 'Love Is No Enough' - und trotz ihrer extremen Unterschiede passen die beiden Stücke prima nebeneinander.
Es ist diese Mischung, die aus "[With Teeth]" so eine große Platte werden lässt, obwohl NINE INCH NAILS auf dieser Scheibe fast schon eingängig klingen. Doch was macht das schon aus? Fast am Ende der 60 Minuten kommt zum Beispiel das hypnotische 'Beside You In Time'. Nur ein paar Stromgeräusche, ein Klavier und Reznors unverkennbare Stimme steigern sich dabei in einen fast unwirklichen Wettlauf um die größtmögliche Gefühlswirkung, eingespielte Fanschreie aus dem Hintergrund sorgen für eine riesige Gänsehaut. Und für ein Gefühl, hier wirklich Musik aus einer anderen Welt zu hören. So singt dieser begnadete Soundvirtuose am Beginn von 'Every Day Is Exactly The Same' völlig treffend die Textzeile "I believe, i can see the future..." - und erschließt damit den Kern von "[With Teeth]". Dieses Album ist visionär; verstörend schöner Industrial-Alternative-Metal-Pop. Wie lange wird es nur dauern, bis das nächste NINE INCH NAILS-Album kommt und Trent Reznor wieder seine Zähne zeigt?!
Anspieltipps: Alles...
- Redakteur:
- Henri Kramer