NONEUCLID - The Crawling Chaos
Mehr über Noneuclid
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Merciless Records
- Worm
- The Digital Diaspora
- Coming In Tongues
- Void Bitch
- Xenoglossy
- Time Raper
- Murder Of Worlds
Ein studierter Flamenco-Gitarrist wagt sich an ein brachiales Metal-Album heran - da ist Skepsis vorprogrammiert. Allerdings ist die Sorge unbegründet, da NONEUCLID-Begründer Morean durchaus Ahnung von der Materie hat und zudem einige bekante Köpfe in seine Backing-Band eingebaut hat. So musizieren auf dem Debütalbum unter anderem Leute von THE GRAPEFRUIT DEAD und DARK FORTRESS, wodurch natürlich die Vermutung entstehen mag, das Projekt widme sich vorrangig dem extremeren Bereich.
Nun, diese These kann man erst einmal so stehen lassen, wobei man den Begriff "extrem" in diesem Zusammenhang heraus in einem ganz anderen Kontext sehen muss: Morean wagt sich nämlich in die verschiedensten Stilbereiche der finsteren Musik, schneidet dabei nicht selten auch die modernen Auswüchse eines Devin Townsend und scheint gerade in den ersten beiden Nummern geradezu berauscht von dessen ursprünglicher Stammband STRAPPING YOUND LAD. Nummern wie das rasante 'Worm' oder auch das beklemmende 'The Digital Diaspora' wären beispielsweise auf den letzten SYL-Alben ganz gut untergebracht gewesen, auch wenn man bei NONEUCLID insgesamt ein wenig spartanischer zu Werke geht, der übermäßige Bombast also völlig außen vor bleibt.
Jedoch ist die moderne Thrash-Schlagseite nur zu einem kleinen Teil Abbild des Gesamtsounds von "The Crawling Chaos". Mit wachsender Spieldauer wagt sich die Band nämlich immer deutlicher in Richtung beschwörerischen Dooms, was anfangs noch recht gewöhnungsbedürftig ('Coming In Tongues'), bisweilen auch weniger überzeugend ('Void Bitch') ist, spätestens aber mit dem starken 'Time Raper' in Sphären vordringt, in denen ansonsten Bands wie RUNEMAGICK verkehren. Allerdings zeigen sich NONEUCLID selbst bei der Definition der langsamen Klänge enorm flexibel und werfen permanent zeitgemäße Riffs ein, deren Brachialität wohl irgendwo in de Schnittmenge von MESHUGGAH und MASTODON zu finden ist - wohl jedoch mit einer leichten Affinität zum klassischen Doom-Sound.
Der etwas ungewöhnliche Stilmix könnte Morean und seinen Gefährten jedoch auch langfristig zum Verhängnis werden, da die Musik einfach keine klar definierte Zielgruppe anspricht. Dies hat jetzt weniger etwas mit Schubladendenken als mit der Tatsache zu tun, dass die Band zwischen einigen schwer kombinierbaren Polen hin und her driftet und somit jeglichen Funken Homogenität von Beginn an ausschließt. Musikalisch mag das Gebotene in Ordnung gehen, stellenweise sogar mit seiner penetranten Eindringlichkeit überzeugen, aber ob genau dies ausreichen mag, um sich auf Dauer durchzusetzen, darf stark angezweifelt werden.
Viel merkwürdiger als der seltsame Crossover ist indes der Umstand, dass diese Platte erst zwei Jahre nach Erstveröffentlichung vermarktet wird. Ob man sich auf Seiten der Band auch nicht ganz sicher war, ob "The Crawling Chaos" die entsprechende Überzeugungskraft innehat?
Anspieltipps: The Digital Diaspora, Time Raper
- Redakteur:
- Björn Backes