NOVEMBRE - Materia
Mehr über Novembre
- Genre:
- Dark Metal
- Label:
- Peaceville Records
- Release:
- 19.05.2006
- Verne
- Memoria Stoica/vetro
- Reason
- Aquamarine
- Jules
- Geppetto
- Comedia
- The Promise
- Materia
- Croma
- Nothijngrad
Ich habe NOVEMBRE damals zum ersten Mal erlebt, als sie im Vorprogramm von KREATOR und MOONSPELL beide Headliner an die Wand spielten und mit ihrer tollen Mischung aus progressivem, melancholischen Rock und krudem Death Metal die Herzen der Fans im Sturm nahmen. Zumindest derer, die bei diesem Konzert in der Kölner Live Music Hall anwesend waren. Von dort an haben sich die Italiener auch immer weiter steigern können, sowohl kompositorisch, als auch in der Gunst ihrer Anhänger. Für Letzteres darf man unter anderem auch die rasante Entwicklung im Hause OPETH verantwortlich machen, denn im Schatten der skandinavischen Prog-Deather sind auch Bands wie NOVEMBRE populärer geworden.
Mit "Materia" beweist die Band aus Rom nun, dass sie ihren schwedischen Kollegen mittlerweile fast gewachsen ist. Das neue Album zeigt das Trio nochmals deutlich ausgereifter, in den Arrangements ein Stückchen detailverliebter, aber dennoch viel entschlossener im Hinblick auf die stets nachvollziehbaren Aufbauten der elf Songs von "Materia". Die wichtigste Waffe im NOVEMBRE'schen Klangkosmos ist dabei die Melancholie, in die sich die italienischen Hauptstädter zwischenzeitlich komplett fallen lassen. Der Auftakt mit dem Midtempo-Rocksong "Verne" fällt zwar noch sehr deftig und in Ansätzen sogar eingängig aus, doch schon kurze Zeit später weben NOVEMBRE einige eindringliche, melancholische Soundfäden, die einen nach dem langsamen 'Memoria Stoica/Vetro' und dem teils akustischen 'Reason' schon vollkommen vereinnahmt haben - und nicht mehr loslassen wollen. Auch wenn es die Mannen in 'Aquamarine' mit zeitgemäßen Rhythmen und einer dezenten LACUNA COIL-Schlagseite versuchen und mit wachsender Spieldauer das Tempo anziehen, schon im nächsten Stück lassen sie sich wieder so tief in ihre Emotionen fallen, dass man sich bei 'Jules' schon wie ein Gefangener im wunderbaren, schlichtweg schönen Tonspektrum der Italiener fühlt.
Nach einem weiteren Akustik-Epos in 'Geppetto' folgt dann aber eine kurze, wenngleich entscheidende Wende: Deftige, ja fast schon brachiale Riffs eröffnen aus heiterem Himmel das ungezügelte 'Comedia' und zerstören mit einem Schlag die vorher beschworene Stille. Doch gerade hat man sich daran gewöhnt, schalten NOVEMBRE den Death-Metal-Motor wieder auf das Entspannungsprogramm zurück und lassen den Song in stoischer Ruhe ausklingen. Doch 'Comedia' hat etwas bewegt, das Album ruckartig aus den Fugen gerissen und mit einem mal die kurzzeitig verloren geglaubte Spannung wieder zurückbeordert. Die Stimmungswechsel werden heftiger und sind vor allem im Titelstück ein wichtiger Bestandteil, der die Nummer zum abwechslungsreichsten Track von "Materia" werden lässt, vielleicht sogar zum besten. Und während man sich noch im Hochgefühl ob der vielen hier gezeigten Emotionen befindet, folgt mit dem erhabenen, epischen Abschluss in 'Nothijngrad' auch schon das Ende eines berührenden, partiell ergreifenden Albums.
Den einzigen Vorwurf, den sich NOVEMBRE schlussendlich gefallen lassen müssen, ist die noch deutlichere Nähe zu OPETH, deren Geist (bewusst?) durch jedes Stück von "Materia" wandert. Stören wird's aber sicher keinen. Im Gegenteil; OPETH-Anhänger werden - sollten sie es nicht schon längst getan haben - eine weitere Ausnahmeband für sich entdecken. Ein solches Album lässt nämlich niemanden kalt!
Anspieltipps: Verne, Reason, Geppetto, Materia, Nothijngrad
- Redakteur:
- Björn Backes