PANZERFAUST - The Suns Of Perdition, Chapter I: War, Horrid War
Mehr über Panzerfaust
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eisenwald
- Release:
- 14.06.2019
- The Day After 'Trinity'
- Stalingrad, Massengrab
- Crimes Against Humanity
- The Decapitator's Prayer
- The Men of No Man's Land
Sensationelle Ouvertüre.
Fuck Yeah. Das war mein erster Eindruck vom neuen PANZERFAUST-Album und gefühlte 20 Spins später ist das Urteil kein anderes. Doch von vorne: Die kanadische Truppe PANZERFAUST geht nicht den Weg vieler nordamerikanischer Black-Metal-Kapellen und veranstaltet das nächste Treffen der anonymen Baumversteher. PANZERFAUST hält es eher mit europäischen Einflüssen (Ästhetik und Stilmittel wie man sie bei MARDUK oder ENDSTILLE findet). In Sachen Derbheit schlägt die Skala zwar nicht so weit aus wie bei FUNERAL MIST, die Schweden dürften aber auch hin und wieder als Inspiration gedient haben. Vom Feeling her dürfte "War, Horrid War" übrigens auch Fans von THE COMMITTEE gut gefallen.
Im Prinzip ist es aber auch egal, auf welchen Pfaden eine Band wandelt, wenn ihre Songs einfach nur bockstark sind. Genau das ist bei PANZERFAUST der Fall. Seit dem Debüt "The Winds Will Lead Us" ist die Band unheimlich gereift, was auch schon beim 2016er Output "The Lucifer Principle" spürbar, aber noch nicht hochkarätig war. Diesen Eindruck im Hinterkopf, bläst einen gleich der Opener 'The Day After Trinity' unvermittelt um. Hier werden keine Gefangenen gemacht, so viel steht fest. Mit der Wucht eines MARDUK-Panzers und der wahnsinnig-disharmonischen Aura DEATHSPELL OMEGAs bläst die Nummer so abwechslungsreich aus den Lautsprechern, dass einem Hören und Sehen vergeht.
Mit Kriegsgeräuschen und Sprach-Samples setzt auch 'Stalingrad, Massengrab' diese Linie konsequent fort, bietet aber mit dem genialen Klargesang (da werden mal wieder WOODS OF YPRES-Vibes wach) einen starken Kontrast zum chaotischen Treiben auf dem Schlachtfeld. Das anschließende 'Crimes Against Humanity' ist auf den ersten Blick nur ein atmosphärisches Zwischenspiel mit Geräuschkulisse und verhallter Gitarre, dient aber der Dramaturgie des Albums als kurze Ruhepause, ehe es in 'The Decapitator's Prayer' wieder ins Getümmel geht. Stimmungstechnischer Höhepunkt ist dann tatsächlich der letzte und längste Song, 'The Men Of No Man's Land', der das Grauen im Niemandsland des Ersten Weltkrieges meisterhaft intoniert. Beim eingespielten 'Stille Nacht, Heilige Nacht' wechseln sich dann die Gefühle zwischen Gänsehaut und Beklommenheit - der Weihnachtsfrieden, bei dem Deutsche und Britische Soldaten 1914 ohne Autorisierung der Befehlsebene Waffenruhe im belgischen Ypern hielten, dient hier als inhaltliche Vorlage.
Unter dem Strich muss ich einfach sagen, dass mich schon länger kein Album mehr so gut auf mehreren Ebenen gepackt hat wie es PANZERFAUST mit diesem 32-minütigen Werk schafft. Wenn die folgenden drei Scheiben ("War, Horrid War" ist der Auftakt einer geplanten Tetralogie) auch so gewaltig werden, gehören sie allesamt in jede Black-Metal-Sammlung. Auf dem Treppchen für das Jahr 2019 wird es wohl auf ein Duell zwischen PANZERFAUST und MGLA hinauslaufen.
Anspieltipps: The Day After Trinity, Stalingrad Massengrab
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Nils Macher