PRODIGY, THE - The Day Is My Enemy
Mehr über Prodigy, The
- Genre:
- Instrumental Noise Rock/ Bass Drum Rock
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Universal
- Release:
- 27.03.2015
- The Day Is My Enemy
- Nasty
- Rebel Radio
- Ibiza
- Destroy
- Wild Frontier
- Rock-Weiler
- Beyond The Deathray
- Rhythm Bomb
- Roadblox
- Get Your Fight On
- Medicine
- Invisible Sun
- Wall Of Death
Die feine englische Art
Mit ihrem nunmehr achten Studioalbum melden sich die Engländer von THE PRODIGY zurück. Schon die ersten Beats des Titeltracks 'The Day Is My Enemy' zeigen gleich, wo es musikalisch langgeht. Mit überwältigenden elektronischen Tribal-Rhytmen, einer bezaubernden, leicht verzerrten und lasziven Frauenstimme und der gesamten Bandbreite synthethischer Töne haut einen gleich das erste Lied von den Beinen. Beim Schreiben fällt es mir schwer, ruhig sitzen zu bleiben, und immer wieder lasse ich den Song von vorne laufen, um die passenden Worte zu finden und den Moment dieses vollkommenen Kunstwerkes nicht verstreichen zu lassen. Aber irgendwie muss ich ja auch mal bis zum zweiten Lied weiterkommen.
Mit 'Nasty' geht es jedoch in gewohnter Manier weiter. Wer langweilige und gleichförmige Rhytmen sucht, sucht hier vergebens. Der Stil ist unverkennbar - alle paar Sekunden wechselt die Szenerie, mal melodisch, mal brachial, mal disharmonisch, mal basslastig und dann wieder 1A elektronisch. Ich erinnere mich noch gut, als 'Firestarter' damals rauskam und die Diskotheken der 90er vollständig umgekrempelt hat. Zu der Nummer haben wir damals auf den Tischen getanzt - was man sich auch zum nächsten Stück 'Rebel Radio' getrost erlauben kann. 'Ibiza' beginnt wie ein 80er-Jahre-Arcade-Game und vermischt die 8Bit-Töne mit Hip-Hop-Elementen. Der Text ist sogar zum mitsingen geeignet und der englische Akzent macht die ganze Fieps- und Piepsorgie noch viel exotischer, als es die fremd wirkenden Töne alleine schon vermögen. 'The Wild Frontier' ist ebenso energiegeladen wie die Vorgängertracks. Allerdings ist der Beat hier ungewöhnlich gradlinig. Nicht so wiederum bei 'Rock Weiler': Alle Register des Drum 'n' Bass, vielschichtig kombiniert mit Minimal und DubStep-Elementen, machen dieses Lied zu einem unvergesslichen Erlebnis auf deinem Discoabend. Und mal ehrlich: Wer wünscht sich nicht auch sehnlichst einen zweiten Teil des 90er-Jahre-Cyberfilms "Hackers"? Zu dessen Kultstatus haben Songs von THE PRODIGY schon wunderbar beigetragen und die Actionszenen grandios untermalt. 'Rock Weiler' könnte ich mir als Soundtrack ebenfalls sehr gut vorstellen. Zu 'Rhythm Bomb' hingegen empfehle ich schnellere und adrenalingeladenere Aktivitäten - Bungee Jumping zum Beispiel, Autorennen, Achterbahn, Flugzeug fliegen. Das ist der Soundtrack deines Lebens und sorgt für mehr Hormonausschüttung als Thor und Black Widow zusammen.
Orientalisch geht es dann in 'Medicine' weiter. Ferne Klänge erzeugen Bilder von warmen Nächten an märchenhaften Orten in meinem Kopf und wecken den Wunsch, mit dem Lied in meinen Ohren an den exotischsten Orten der Welt zu tanzen. Marrakesh und Mumbai wären da meine Favoriten. Etwas ruhiger und gediegener geht es in 'Invisible Sun' zu. Langsame, fast introvertierte, synthetische Klänge, zeitweise vermischt mit dem beruhigenden Pochen eines Herzschlages, führen einen sanft wieder auf die Erde zurück. Beendet wird diese sphärische und inspirierende Reise von 'Wall Of Death', wobei das Ende hier soviel Suchtpotential besitzt, dass man gleich wieder von vorne anfangen möchte.
Meine Tanzbewertung hier sprengt jede Skala. Wer bei "The Day Is My Enemy" ruhig sitzen bleiben kann (und ich weiß, dass das einige meiner Kollegen und Kolleginnen zu meinem völligen Unverständnis schaffen werden), ist wohl mit dem Grinch verwandt. Das Album ist nicht nur für THE PRODIGY-Verhältnisse ein Meisterwerk sondern auch für das gesamte Genre. Jede Sekunde dieser großartigen Schöpfung muss genossen und gelebt werden.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Yvonne Heines