THIRD WAVE - Metamorphosis
Mehr über Third Wave
- Genre:
- Metalcore
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigen
- Release:
- 24.05.2019
- Algorithm
- Inheritance
- Ruin
- Catharsis
- Shifter
- Fill In The Blank
- Slumber
- Awakening
- Eclipse
- Access Denied
- Metamorphosis
Innovativer Metalcore auf der Suche nach dem Fokus.
Ja, THIRD WAVE aus Frankfurt hält tatsächlich das vollmundige Versprechen, auf Album Nr. 2 einen kreativen, unkonventionellen eigenen musikalischen Ansatz in die Tat umzusetzen. Die junge Truppe, die sich nach dem durch den Film "Die Welle" hierzulande bekannt gewordenen Sozialexperiment benannt hat, setzt der durch die monotone Metalcore-Flut benebelten Hörerschaft mit "Metamorphosis" ein anspruchsvolles Stück Arbeit vor. In den elf Tracks beackern die Herren aus der Mainmetropole ihre Interpretation einer progressiv angehauchten modernen Metal-Gangart, und liefern dabei neben einigen durchaus generischen Riff- und Breakdown-Attacken jede Menge harter Gehirnverknoter mit.
Der Opener 'Algorithm' sorgt direkt für aufgesperrtes Kauwerkzeug, mit einem wilden Wechsel aus kernigen Edelstahlriffs, bissigen Vocals, besinnlichen Hintergrundsounds und mathematisch vertrackten Rhythmuspassagen. Die Gitarrenarbeit von 'Inheritence' erinnert kurzzeitig an AUGUST BURNS RED, bleibt der wüst-metallischen Linie der Hessen aber größtenteils treu. Am weitesten treibt die THIRD WAVE das Wechselspiel beim Siebenminüter 'Fill In The Blank', einer zunächst djentig-atmosphärisch säuselnden Nummer, die urplötzlich brutalen Modern-Death-Eruptionen zum Opfer fällt, ehe Aggressivität und Melodik zum Ende hin miteinander versöhnt werden. Neben Göteborg-Anleihen und dem beständigen Spiel mit kontrastreichen Riff- und Rhythmusmustern überrascht THIRD WAVE aber vor allem mit diversen thrashigen Momenten (ansprechend serviert bei den knackigeren Stücken 'Slumber' und 'Awakening'). Hier wird die bissige gutturale Gesangsleistung Adrian Meusers auch überraschend gekonnt hin zu Aggro-Clean-Vocals variiert – gelegentlich etwas arg auffällig an die Herren Hetfield und Heafy angelehnt, aber unterm Strich kaum weniger überzeugend.
Das Problem auf "Metamorphosis" ist nur, dass die Band bei aller Progressivität und Variabilität überhaupt keinen Wert auf eine grundsätzliche Fokussierung ihrer Songs legt. Die Einflüsse reichen von BULLET FOR MY VALENTINE über TRIVIUM, TIDES OF NEBULA bis hin zu MACHINE HEAD und METALLICA, das Ergebnis klingt nie kopiert geschweige denn langweilig, aber selten werden die Kompositionen schlüssig ausbalanciert. Auch Gehirnverknotereien bedürfen einer wie auch immer gearteten Linie für den Hörer - das haben die Eidgenossen von SCARS DIVIDE beispielsweise besser im Griff. Diese Linie franst bei THIRD WAVE noch häufig ziellos in alle möglichen Richtungen aus, wodurch das klangliche Ergebnis zwar beeindruckt, aber zu selten zu fesseln vermag.
Trotzdem bin ich unseren Landsleuten dankbar für ihren mutigen Ansatz, dem abgenudelten Metalcore-Genre konsequent neues Leben einzuhauchen. "Metamorphosis" bietet so viele coole Einzelmomente, dass ich den ungestümen musikalischen Übermut der Frankfurter gerne in Kauf nehme. Ich glaube, der Fünfer sollte sich hier und da in Sachen Komplexität etwas zurücknehmen, die gelegentlichen Überlängen in Kompaktheit abwandeln und den erfreulich thrashig-metallischen Ansatz weiter ausbauen - dann geht hier in Zukunft noch deutlich mehr.
Anspieltipps: Catharsis, Slumber, Awakening
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause