YES - Heaven & Earth
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2014
Mehr über Yes
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 4.50
- Label:
- Frontiers Records S.R.l. (Soulfood)
- Release:
- 18.07.2014
- Believe Again
- The Game
- Step Beyond
- To Ascend
- In A World Of Our Own
- Light Of The Ages
- It Was All We Knew
- Subway Walls
Schwächeanfall einer Großmacht.
Ihr kennt das bestimmt: Eine große Band bringt ein lange erwartetes neues Album heraus und die Erwartungshaltungen unter den Fans kennen kaum Grenzen. Ausgerechnet dieses Album lässt einen dann ratlos zurück, wenn man nach dem ersten Durchlauf die Welt nicht mehr versteht. Manchmal hilft es, sich die Scheibe ein paar Tage später erneut in die Ohrmuscheln zu pusten und die Welt ist wieder ok. Das traurige ist: Nicht immer funktioniert es. So auch bei der neuen YES-Scheibe "Heaven & Earth", der ich mehrere aufrichtige Chancen gegeben habe, ehe ich die 2014er Ambitionen der Prog-Riesen unter Verluste abgehakt hatte.
Man musste im Fall von YES schon immer etwas blümerant unterwegs sein und die verspielten Keyboards und den hohen Gesang wirklich mögen. Dafür war und ist jedes Instrument mit absoluten Spitzenkräften besetzt, sodass nach den Pop-Avancen der 90er eigentlich nichts dagegen spräche, den Weg in Richtung Prog nach dem durchaus guten "Fly From Here" weiter fortzusetzen. Doch es kam leider anders. Ähnlich wie meine Helden von TRANSATLANTIC lassen mich gut ein halbes Jahr später Steve Howe, Chris Squire und co gewaltig im Stich.
Im Prinzip ist "Heaven & Earth" ein weichgespültes Tribute-Album, das sich in jeder Ausgabe des ZDF-Fernsehgartens hervorragend machen würde und auch in den Fahrstühlen dieser Welt eine steile Karriere hinlegen könnte. Doch mit progressiver Rockmusik hat diese Nummer nichts zu tun. Wenn man sich alle zwei Minuten aufraffen muss, nicht gänzlich die Konzentration zu verlieren und das Album selbst als Fan kaum einmal ganz am Stück hören kann, ist etwas nicht in Ordnung im Staate Dänemark.
Schnöde Arrangements, die minutenlang vor sich hin dümpeln ('To Ascend' uvm.) geben sich die Klinke in die Hand und selbst "flottere" Nummern wie 'In A World Of Our Own' sind so interessant wie weiches Knäckebrot. Als hätte man eine BEATLES B-Seite gecovert, mit einigen Noten mehr versehen und die spannenden Akkordverbindungen rausgeworfen. Und das kontrapunktische Bassspiel. Ja, Chris Squire bringt es tatsächlich fertig, sein ganzes Talent davor zu bewahren, sich auf dieser Platte zu verewigen. Da, wo es früher Basslinien gab, die Generationen von Hobbymusikern nachgespielt haben, herrscht auf "Heaven & Earth" die schiere Belanglosigkeit. Oder möchte mir jemand erzählen, dass man den Hörer nicht mit Ideen überfrachten wollte? Nun, das ist gelungen. Anders kann ich mir beispielsweise 'Light Of The Ages' nicht erklären.
In Erklärungsnot gerät man auch, wenn man ein musikalisches Fazit ziehen möchte, das nicht ausschließlich von Häme getränkt ist. Falls es aber jemandem gelingt, sich dieses Album schönzuhören: herzlichen Glückwunsch! Ich habe es nicht geschafft. Für diesen Totalausfall einer einst so genialen Band sind 4,5 Punkte schon gut gemeint. Wer mir nicht glaubt, höre sich bitte die ersten 20 Sekunden des vorletzten Songs 'It Was All We Knew' an. Und ja: das ganze Album ist so schlimm.
- Note:
- 4.50
- Redakteur:
- Nils Macher