Gladiator
- Regie:
- Scott, Ridley
- Jahr:
- 2000
- Genre:
- Historienfilm
- Land:
- USA
1 Review(s)
22.02.2007 | 10:36"In der Ewigkeit wird man sich Eurer Taten erinnern", spricht der römische Tribun Maximus zu seinen Männern; Minuten noch, bis diese in den Kampf gehen, vielleicht erwartet sie der Tod und nicht der erhoffte Frieden, die damit verbundene Ehre.
Im Jahr 2000 wurde mit dem Monumentalfilm "Gladiator" von Regisseur Ridley Scott nach Jahren wieder ein Film in den Kinos gezeigt, der historisch zwar nicht ganz korrekt war, aber das Genre wieder auferstehen ließ, und das gleich mit einem zu Recht phänomenalen Erfolg.
Ja, der Titel des Filmes verheißt Blut, Kampf und Brutalität; doch schon die ersten Szenen des Films lassen den Gedanken zu, dass der Film mehr ist als nur pure Action. Er ist einfach brillant, und das aus Gründen, die ich noch erklären werde.
Die Geschichte
Im Jahre 180 n. Chr. - das Römische Reich, regiert unter dem Imperator/Kaiser Marcus Aurelius. Die Weltmacht kämpft an vielen Fronten und vergrößert ihren Einfluss, prägt die Politik, die Kultur und beherrscht die Menschen.
Im fahlen Morgenlicht eines beginnenden Tages sieht der Zuschauer, wie eine Hand fast schon vorsichtig über volle Weizenähren streicht, behutsam, fast schon zärtlich. Man hört das leise Lachen von Kindern ...
Sekunden später sieht man einen erschöpften, in Gedanken versunkenen Mann - es ist der Tribun Maximus (Russel Crowe), der römische Befehlshaber. Er wirkt seelisch ermüdet, abgekämpft, sein Blick klärt sich, seine Gesichtszüge wirken gespannt. Er wendet sich ab, hält inne und sieht einen kleinen Vogel, der auf einen Ast sitzt und wegfliegt. Er lächelt und sieht dem Vogel nach ...
Feldherr Maximus wird von seinen Soldaten geachtet und verehrt. Er ist einer der Ihren, kein glanzvoller und rücksichtsloser Held des Römischen Reiches.
Quälend langsam gehen Bogenschützen und Fußtruppen in Stellung, bereit, für das Wohl des Imperiums zu töten und zu sterben. Kriegsmaschinen werden geladen und in Stellung gebracht und lassen kurz darauf die Hölle losbrechen. Es wird ein blutiger Kampf, die Kriegsmaschinerie Roms gegen einen germanischen Stamm - Mann gegen Mann. Sieger sind natürlich die Römer mit ihrer konsequenten und brutalen Art, Krieg zu führen.
Der greise Kaiser Marcus Aurelius, der seinen nahen Tod ahnt, ist von der römischen Politik, die moralisch und rechtlich korrumpiert ist, enttäuscht. Er will dem römischen Volk den Senat wiedergeben, eine Demokratie, keine Diktatur, keinen Gott-Kaiser, und bittet seinen beliebten Tribun Maximus, sein Nachfolger zu werden und so lange zu regieren, bis die demokratischen Machtverhältnisse wieder hergestellt sind.
Maximus, der sich nach über zweieinhalb Jahren nichts anderes sehnlicher wünscht als zu Weib und Sohn zurückzukehren, verneint zunächst, diese Bürde auf sich zu nehmen und bittet sich bis zum Morgen Bedenkzeit aus. Eigentlich sollte traditionsgemäß der Sohn Commudus (Joaquin Phönix) dem Vater auf dem Thron folgen. Aber Marcus Aurelius, der in seinem Sohn keinen moralischen, verantwortungsvollen Erben sieht, erklärt ihm, dass nicht er Kaiser sein wird, sondern Tribun Maximus die Nachfolge antreten soll.
Erbost, gekränkt und eifersüchtig tötet der Sohn seinen greisen Vater und macht sich dadurch zum Imperator, zum Herrscher über das Römische Reich. Einer seiner ersten Befehle ist es, den Widersacher und seine Familie töten zu lassen. Maximus wird in Haft genommen, kann aber verletzt fliehen und findet auf seinem verwüsteten Anwesen Frau und Kind gekreuzigt vor ...
Erschöpft und gebrochen wird er von Sklavenhändlern gefunden. Fortan wird der Tribun als Sklave und Gladiator zum Vergnügen der Menschen kämpfen und töten müssen - doch er hat nur ein Ziel vor Augen: Rom, das Kolosseum, um sich zu rächen, in diesem oder im nächsten Leben ...
Kritik
Alleine die erste Viertelstunde dieses Epos zeigt, in welche Richtung sich der Film bewegen wird. Eine immer währende Gratwanderung zwischen Loyalität, Trauer, Kampf und Opfer, aber auch Hoffnung und Liebe.
Die Figur des römischen Tribuns Maximus lässt nie Zweifel daran aufkommen, dass er ein Held ist. Maximus kämpft nicht um Ruhm und Ehre, nur ums Überleben. All seine Kämpfe auf dem germanischen Schlachtfeld oder im großartigem Kolosseum Roms können ihm nicht die Erlösung und den Frieden bringen, den er sich erhofft.
Der Film lebt von vielen kleinen Details, die solch ein Epos erst wirklich zur Legende machen können. Zum Beispiel die Szenen, wenn Maximus vor einem Kampf eine Handvoll Erde aufnimmt und diese konzentriert und in sich ruhend zwischen den Händen verreibt. Beeindruckend ist es auch, als ein betender Maximus dargestellt wird, der seine Ahnen darum bittet, ihm beizustehen, ihn und seine Familie zu schützen. Gepaart mit der wunderschönen und sehr abwechslungsreichen Musik eine sehr wichtige Szene. Der Film besteht nicht nur aus brutalen Kämpfen in der römischen Arena, sondern die Spannung hält sich bei den Zuschauern aufgrund der Emotionen, denen man sich nicht verschließen kann.
Russel Crowe, der Darsteller des Tribuns, der zum Sklaven wurde, bietet eine nicht nur körperliche Präsenz auf die ihresgleichen sucht. Mit viel Gespür und dem Sinn für die Dramatik leiht er seinem Charakter ungewohnte Tiefe und Glaubwürdigkeit. Selten habe ich bei einem Film mit der Hauptfigur so mitgefiebert. Für seine schauspielerische Leistung hat er hier, und das zu Recht, die Auszeichnung durch den Oscar verdient.
Auf die anderen Hauptdarsteller gehe ich an dieser Stelle nicht weiter ein, doch obgleich sie Randfiguren sind, ist ihre schauspielerische Leistung sehr gut. Aber letztlich beherrscht Russel Crowe den gesamten Film und spielt jeden in die Ecke.
Wenn das römische Heer mit Maximus in einem verschneiten Wald gegen die Germanen kämpft, dann versteht es Regisseur Ridley Scott, den Zuschauer mit atemberaubenden Bildern zu beeindrucken. Ebenso dass perfekte, teils aufgebaute und computeranimierte Kolosseum und das antike Rom: Diese Ansichten lassen uns kurz innehalten.
"Gladiator" gehört für mich zu den besten Filmen, nicht nur aufgrund der Actioneinlagen, sondern vielmehr sehe ich hier den schauspielerischen Teil und den historischen Hintergrund, die einzelnen Details, die Atmosphäre des gesamten Filmes als zentrale Punkte. Die Story ist dagegen vergleichsweise einfach gestrickt. Leider weist der Film auch einige Längen auf, als es auf den Schluss zugeht. Die Dialoge im Film drehen sich nur um die Hauptaspekte dieses Epos, also Rache, Liebe, Hoffnung und Erlösung; darauf sollten sich Actionfreunde einstellen.
"Gladiator" ist eine antike Tragödie, und auch wenn der Film historisch nicht korrekt ist, besticht er durch die Schauspieler, der Optik und letztlich auch die Musik von Hans Zimmer und Lisa Gerrard. Jede Filmmusik, die sich mit solch einem Thema beschäftigt, muss sich an Klassikern wie "Ben Hur" und "Quo Vadis" messen lassen. Das war keine leichte Aufgabe für Hans Zimmer, und ohne den Einsatz von Lisa Gerrard wäre ihm das auch nicht gelungen. Ein Großteil des Filmes spielt in Marokko, und das beeinflusste den Komponisten zur arabischen Folklore. Lisa Gerrard schuf mit den orientalischen Vokalstücken eine wunderbare Gänsehaut-Atmosphäre. Sie selbst spielt dabei auf klassischen Instrumenten der Region ihren Part mit.
Leider hat Hans Zimmer, was seinen tragischen Teil der Musik angeht, bei Richard Wagner ein wenig kopiert. Der Soundtrack ist zu empfehlen, und besonders weise auf die letzten vier Titel hin, denn da ist Lisa Gerrard eindeutig der aktivere Teil und sie ist einfach nur brillant.
"Gladiator" ist ein Film, den man wahrscheinlich im Kino gesehen haben muss, denn auf DVD verfehlt er wirklich etwas an Wirkung; sofern man nicht über den neuesten Großbildschirm verfügt. Monumentales Kino für die Großleinwand, für einen unterhaltsamen und emotionalen Abend.
- Redakteur:
- Michael Sterzik