Dem Tode entronnen
- Regie:
- George Marshall
- Jahr:
- 1956
- Genre:
- Western
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Pillars of the Sky
1 Review(s)
20.11.2009 | 21:15Viele Jahre führten Indianer im klassisch-amerikanischen Western ein wenig ehrenhaftes Dasein. Als bluteshungrige Wilde, die dem weißen Mann in ihrer propagierten Einfältigkeit immerzu vor die Flinte liefen wurden sie dargestellt. 1950 dann das Jahr, an dem sich so einiges ändern sollte. "Der gebrochene Pfeil" betrat die Lichtspielhäuser und lieferte erstmals einen Genrebeitrag ab, der mit einem realitätsgetreuen und somit mehr als indianerfreundlichen Grundsujet aufwarten konnte.
Eine Genre-Revolution, die ihresgleichen sucht, könnte man meinen. So kam es dann auch, dass mit „Dem Tode entronnen“ ein mit ähnlich gelagerter Thematik angereicherter Film entstand, der neben einer von rassistischen Schwarz-Weiß-Malereien freien Inszenierung auch wertvolle Geschichtsstunde sein wollte. 6 Jahre nach "Broken Arrow" behandelt dieser in der deutschen Übersetzung überaus reißerisch betitelte Streifen einen Indianeraufstand von 1858, welcher seine Berechtigung in den fortschreitenden Maßnahmen der US-Armee zur ihrigen Gebietserweiterung fand, die einen fortwährenden Ausschluss der Indianer aus ihren gewohnten Umgebung zur Folge hatte.
Inhalt
Ein Großreservat in Oregon. Heimat vieler Indianerstämme, die den Umständen entsprechend glücklich leben. Arzt Dr. Holden (Ward Bond) bekehrte sie zum Christentum, alte Konflikte scheinen ausgeräumt und ein friedliches Miteinander gewährleistet. Währen da nicht die territorialen Ausweitungspläne seitens der Armee, die die ohnehin bereits im Vergleich zu früheren Verhältnissen beengt lebenden Indianer noch weiter zurückdrängen. Doch ein weiteres Mal lassen sich die Stämme nicht vertreiben, ein Krieg steht unmittelbar bevor und Sgt. Emmett Bell (Jeff Chandler) versucht alles was in seiner Macht steht, um das Blutvergießen doch noch verhindern zu können…
Kritik
In der Person des Häuptlings Kamiakin, der hierbei als filmischer Schurke herhalten muss, wird die zu bemängelnde, realitätsgetreue Darstellung der vergangenen Geschehnisse, in besonderem Maße deutlich. In der Wirklichkeit ein ruhmesträchtiges Heldensymbol, dass für das unentwegte Freiheitsbestreben der indianischen Völker stand, verkommt sein glorreicher Charakter zum stumpfsinnigen, mordlüsternden Antagonisten, der über zahlreiche Leichen geht, um seine Ziele zu erreichen. Aus historischer Sicht eine verachtenswerte Darstellung dieses noblen Mannes, in einem Film, welcher doch gerade durch seine Authenzität überzeugen wollte. Zu Gunsten einer plakativen Liebesgeschichte altbekannten Strickmusters maßen sich die Verantwortlichen an, dem eigentlichen Helden den schwarzen Peter zuzuschieben und religiöse Bekehrung als allmächtigen Heilsbringer zu präsentieren. Geläuterte, zum Christentum konvertierte Indianer mit heiligen biblischen Namen, welche aufgrund ihrer sich selbst eingestandenen Unselbstständigkeit glauben auf den weißen Mann angewiesen zu sein und schlussendlich den wahren Freiheitskämpfer in ihren eigenen Reihen zur Strecke bringen.
Überhaupt, macht sich im weiteren Filmverlauf diese übermächtig aufgesetzte Machthabe von Religion und Bibel aufgrund der schieren Überzogenheit recht negativ bemerkbar. Missionar und Arzt zugleich, ist Ward Bond in der Rolle als Dr. Holden der weiße Ritter im Geschehen, der Vermittler zwischen den Ureinwohnern und Weißen, zwischen Tradition und Moderne, wobei er nunmehr eher die Tradition an die Moderne anpasste respektive transformierte und vom ursprünglichen nicht allzu viel übrig ließ. Seine Schützlinge wissen nicht mehr ohne die Unterstützung des weißen Mannes zu leben, sind auf ihn und seine Gnade angewiesen. Der auf die Freiheit und Unabhängigkeit seines Volkes drängende Kamiakin wird zum Feind seiner eigenen Brüder, die nach zeitweiliger Schwäche wieder zu Gott finden und den in ihren Augen barbarischen Sünder für seine Gräueltaten bestrafen.
Attestiert werden muss hierbei schlichtweg, dass es eine wenig schmeichelhafte Idee war, Gut und Böse, wenn man dies überhaupt so divergent abzutrennen vermag, so gänzlich jedwedem geschichtlichem Hintergrund zu verändern, da dadurch bedingt das eigentliche Geschehen selbst, in ein gänzlich anderes Licht gerückt wird, als es der bewiesenen Wahrheit entspricht. Jeff Chandlers als trink- und bibelspruchfester Offizier versucht ebenso zwischen den beiden Kulturen zu vermitteln und der Engstirnigkeit seines Vorgesetzten Paroli zu bieten, um für beider Seiten einen friedliche Lösung zu erreichen.
Dessen Darbietung ist mitsamt denen der anderen Akteure wie etwa von Dorothy Malone als obligatorisch skizzierte Frauenfigur oder Michael Ansara sehr überzeugend und mitreißend gespielt. Der Cast, wie auch die optische Aufmache des Western wissen zu gefallen und dank der verträumt-wilden Landschaft und wohlklingender musikalischen Untermalung in ihren Bann zu ziehen. Einzig das obig mehrfach angesprochene, arg propagandageschwängert geratene Szenario evoziert einen fahlen Beigeschmack, der im Vergleich zum großen Vorbild "Broken Arrow" eine nicht zu verachtende, qualitative Trennlinie deutlich werden lässt.
Fazit
So gut gemeint die Ansätze sein mögen, Geschichte wie wichtige kulturelle Aufklärungsarbeit in Verbindung zu bringen, so sehr werden diese bedingt durch das hinzugefügte, falsche moralische Gedankengut auf negativer Seite über allen Maßen zerstört. Was bleibt ist ein Indianerwestern der versuchen wollte, wahres zu erzählen, aber eben bei eben jenem Versuch kläglich hängen bleibt und im Endeffekt die gleichen Fehler macht, wie seine zahlreichen Genrevertreter all die Jahre vor ihm.
- Redakteur:
- Rico Schnabel