Quiet Earth, The - Das letzte Experiment
- Regie:
- Geoff Murphy
- Jahr:
- 1985
- Genre:
- Science-Fiction
- Land:
- Neuseeland
2 Review(s)
17.12.2006 | 18:07Weltuntergang, vom Weltende aus betrachtet
Als Folge eines militärischen Experiments gerät die Erde aus ihrem Raum-Zeit-Kontinuum. Das Unvorstellbare ist Wirklichkeit geworden - alles organische Leben ist schlagartig vernichtet. Nur ein einziger Mensch scheint überlebt zu haben ...
Filminfos
O-Titel: The Quiet Earth (Neuseeland 1985)
Dt. Vertrieb: Sunfilm (27.10.2006)
FSK: ab 16
Länge: ca. 91 Min.
Regisseur: Geoff Murphy ("Freejack", "Under Siege 2", "Utu", "Young Guns" u. a.)
Drehbuch: Bill Baer/Bruno Lawrence u. a. nach dem gleichnamigen Roman von Craig Harrison
Musik: John Charles
Darsteller: Bruno Lawrence (Dr. Zac Johnson), Alison Routledge (Joanne), Peter Smith (Api), Norman Fletcher, Tom Hyde.
Handlung
Der Wissenschaftler Zac Hobson (Lawrence) wird eines Morgens von lautem Donner geweckt. Es ist genau 6:12 Uhr. Als er aus dem Haus geht, ist kein Mensch zu sehen: Alle sind wie vom Erdboden verschluckt. Die Radios und TV-Geräte schweigen. Die plötzliche Stille ist unheimlich. Allmählich begreift Zac: Das Experiment, ein Energiefeld um die Erde zu legen, ist fehlgeschlagen. Die Auswirkungen sind verheerend: leere Städte, abgestürzte Flugzeuge, verunglückte Autos, in denen die Passagiere und Fahrgäste fehlen. Ist er wirklich der letzte Mensch auf Erden?
Im Forschungszentrum, wo er gearbeitet hat, ist niemand mehr da, außer einer Leiche. Sie gehört Perrin, dem Leiter des Projektes Flash-Light, an dem Zac teilgenommen hat. Doch das Netz besteht weiterhin, und da das Universum instabil geworden ist, kommt es zu einer Art "Nachbeben", bei der sich Dimensionen verzerren. Oder sind es Vorbeben?
Zac schreibt Botschaften an Plakatwände, sendet Radiosuchmeldungen, um herauszufinden, ob er als Einziger überlebt hat. Er zieht in feine Häuser, ab und zu feiert er seine Existenz in Konsumorgien. Das Alleinsein führt ihn an den Rand des Verrücktwerdens. Er hält beispielsweise eine Rede vor Pappkameraden aus berühmten Persönlichkeiten der Welt: Als "Präsident dieser stillen Erde" bekennt sich schuldig und steckt sich einen Gewehrlauf in den Mund. Stattdessen feuert er aber auf das TV-Gerät, das vom Videoband einen Wissenschaftler zeigt, der die "Forschung ohne Grenzen" verteidigt. Zac hat das Gefühl, etwas wiedergutmachen zu müssen, aber wie?
Er macht sich auf den Weg, um Menschen zu suchen. Auf seiner Odyssee stößt er auf Leichen von Leuten, die offenbar erst im Augenblick der Katastrophe oder kurz danach starben. Die junge rothaarige Krankenschwester Joanne (Routledge) besucht sein Haus, das er in seiner Suchmeldung angegeben hat. Sie tun sich zusammen und suchen weiter. Der Maori Api, ein gewalttätiger Mann, fängt Zac in einer mit Autos gestellten Falle. Erst als er Joanne sieht, offenbart er seine friedlichen Absichten. Joanne weigert sich, zwischen ihm und Zac zu wählen, was Zac nicht gerade glücklich macht.
Schließlich finden sie gemeinsam die Wahrheit heraus: Wer zum Zeitpunkt des Experiments an der Schwelle zum Tod stand, hat die Katastrophe überlebt. (Was die Frage aufwirft, was Zac getan hat, um auf diese Weise zu überleben.) Als er feststellt, dass sich der Effekt am nächsten Tag um die gleiche Zeit, also 6:12 Uhr, wiederholen wird, belädt Zac einen Laster mit Dynamit. Während sich Api und Joanne lieben, jagt er die Versuchsanlage sowie sich selbst in die Luft.
Das ist aber nicht sein Ende. Er findet sich an einem Strand in einer anderen Dimension wieder. Eine Art Saturn geht auf. Ob es wohl auch hier Menschen gibt? Muss er auch hier für seine Schuld büßen?
Mein Eindruck
Im Jahr 1985 war dieser Film zum maßlosen Erstaunen seiner Macher der Streifen mit den siebthöchsten Einnahmen an der Kinokasse. Auch für Kenner der Szene ist das ein recht verblüffender Erfolg. Die Macher, so erzählt der Produzent Sam Pillsbury, waren jedenfalls der Überzeugung, sie hätten einen Flop produziert. Und auch in Neuseeland muss er ein ziemlicher Erfolg gewesen sein. Die eine Million Dollar Kosten amortisierten sich wohl. Pillsbury ist stolz darauf, dass er keinen einzigen digitalen Spezialeffekt einsetzte. Dennoch bestechen die optischen Effekte, die er in seinem Kommentar haarklein erklärt, noch heute durch ihre Wirkung.
Für einen Zuschauer, der kein Neuseeländer ist, bedeutet der Film etwas ganz anderes als für einen Einheimischen. Uns scheint der Film nicht nur tatsächliches Geschehen zu erzählen, sondern die Katastrophe könnte genauso gut nur in Zacs Einbildung existieren, sozusagen eine Metapher für das Ende der Welt bilden. William Golding hat mit "Pincher Martin" (Der Felsen des zweiten Todes) von einem Mann erzählt, der stirbt und dabei über hunderte von Seiten hinweg fantasiert und erinnert. Was nur zeigt, dass subjektiv erlebte Zeit sehr relativ ist. Zacs Fantasie besteht darin, eine Wiedergutmachung anzustreben, um die Schuld, die er auf sich durch seine Mitarbeit an der "Operation Flash-Light" auf sich geladen hat, abzubüßen.
Für die meisten Neuseeländer ist der Streifen eine ganz konkrete Sache. Nicht deshalb, weil sie ihre eigenen Städte Auckland und Hamilton als Kulisse wiederentdecken. Sondern vor allem deshalb, weil der kleine Film die Antiatomhaltung der kleinen Nation vertritt. Neuseeland ist eine atomwaffenfreie Zone. Das ist ein ziemlicher Affront gegen eine atomare Supermacht wie die USA. Vor diesem Hintergrund formuliert der Film einen Protest, der nicht nur daheim, sondern auch bei der Opposition in den USA gut ankam.
Das Ende der Welt ist gekommen, was dem atomaren Armageddon entspricht, das weltweit zwischen den beiden Supermächten erwartet wurde, nachdem die USA und die NATO heftig aufgerüstet hatten (der Nachrüstungsbeschluss der Bundesregierungvon 1982 rief eine Protestbewegung ins Leben, die zu Besetzungen von NATO-Raketenbasen in der BRD aufrief - Heinrich Böll nahm daran teil und die Gründungsmitglieder der Grünen Partei). Das kleine Neuseeland, irgendwo dort unten am Rand der Welt gelegen, wird bei Operation Flash-Light von den Amerikanern hintergangen. Das Energienetz, an dem die Kiwis teilnehmen, soll die Erde umspannen. Nimmt man nun den neuseeländischen Baustein aus dem Netz heraus, wie Zac es am Ende tut, muss das Netz zusammenbrechen (oder etwas völlig anderes passiert). Im Film zeigen die Kiwis den großmächtigen Amis metaphorisch den Finger.
~ Die Entwicklung der Figuren ~
Der Film besteht aus drei Akten: 1) Zac allein, 2) Zac und Joanne, dann 3) Zac mit Joanne und Api. Die psychologische Entwicklung dieser Figuren ist recht interessant und spiegelt die soziale Struktur der Kiwi-Inseln wider. Zac ist zunächst der weiße Eroberer, als einziger Überlebender kann er Gott spielen, allerdings mit einem mächtigen Schuldkomplex. (Er schießt Jesus vom Kreuz herab und setzt sich an seine Stelle.) Im zweiten Akt kann er sein Elend mit Joanne teilen, die seine Geliebte wird. Sie spielen ein weißes bürgerliches Ehepaar (Joanne spricht französisch), doch er verschweigt ihr, dass er selbst mitschuldig ist an der Katastrophe.
Im dritten Akt spitzt sich die Lage für Zac erheblich zu. Kaum taucht ein Mann auf, geht schon das übliche Rivalitätsgehabe los. Natürlich wollen beide Joanne für sich haben. Api ist zudem ein Ureinwohner und muss gegen den weißen Eindringling einen Hass haben. Dadurch kommen die Rassenvorurteile zum Tragen, die sowohl Maoris gegen die weißen Eroberer, die pakias, als auch die weißen Männer gegen Maori-Männer hegen. Zweimal nennt Api Zac einen Lügner, und damit hat er völlig Recht.
Zac spielt sich in einer Szene als Boss auf, doch Api macht ihm klar, dass sich die Spielregeln geändert haben. Zudem stehen Maori-Männer im gleichen Ruf, der schwarzen Männern im amerikanischen Süden anhaftet: dass sie potente Machos seien. Als also Joanne nicht zu Zac, sondern zu Api in den Wagen steigt, so gewinnt der Macho. Zac gibt Joanne verloren und plant seine Selbstvernichtung, die zugleich seine Buße sein soll.
Kurz bevor dies passiert, sehen wir eine interrassische Liebesszene, die unter den Kiwis für einiges Aufsehen gesorgt haben dürfte. Bekanntlich sind überall der Welt sexuelle Begegnungen zwischen verschiedenen Rassen höchst tabu. Noch Mitte des 20. Jahrhunderts sollen Schwarze für das Betrachten einer weißen Frau gelyncht worden sein. (Man höre sich einmal Billie Holidays Lied "Strange Fruit" an.) Hier wagt sich der Regisseur Geoff Murphy recht weit vor.
~ Die Inszenierung ~
Für eine Million Dollar konnte der Produzent nicht sowohl gute Effekte und Mitarbeiter als auch erstklassige Schauspieler bekommen. Die einheimischen Schauspieler sind also nicht gerade erste Sahne, obwohl sie sich redlich bemühen, glaubwürdig zu agieren. Der Hauptdarsteller Bruno Lawrence, der inzwischen an Lungenkrebs gestorben ist, spielte mit dem Regisseur in einer Rockband, ebenso wie der zweite Produzent. Obwohl sie nicht die Hauptrolle spielt, ist Alison Routledge doch stets eine Augenweide: Allein schon ihre flammendrotes Haar lässt sie in jedem Bild in den Mittelpunkt rücken. Pete Smith spielt den Macho mit einer bemerkenswerten Ernsthaftigkeit und betont die Maoriseite
Dass die Effekte billig waren, habe ich schon erwähnt. Gedreht wurde hauptsächlich in einer ehemaligen Düngerfabrik, die sowieso abgerissen werden sollte. Bei der Inszenierung des abgestürzten Flugzeugs wurde die Fabrik ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Trotz all dieser Einschränkungen, die es bei James Cameron bestimmt nicht gegeben hätte, ist das Ergebnis eine spannender Zukunftsthriller, der nicht nach billigen Effekten hascht oder eine hanebüchene Story erzählt. Vielmehr legten die Verantwortlichen sehr viel Wert auf Integrität und eine realistische Darstellung - schließlich geht es ja beim Ende der Welt um eine relativ ernste Sache.
Das Drehbuch weicht zwar stark von der Romanvorlage ab, indem es die Frau schon im zweiten Drittel einführt statt am Schluss, doch es kann sich nicht recht von den Klischees dieser Vorlage lösen und richtig originell werden. Pillsbury ist der Erste, der zugibt, dass sie ihre Sache hätten noch etwas besser machen können. Aber der Film ist immer noch einer besten SF-Filme, die in den achtziger Jahren entstanden und die man sich trotzdem noch ansehen kann. Und wenn man über seine damalige Bedeutung Bescheid weiß (s. o.), sieht er sogar noch besser aus.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 1,85:1 (anamorph)
Tonformate: D in DD 2.0 und DD 5.1, Englisch in DD 2.0 und 5.1
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D
Extras:
- Trailer
- Audiokommentar des Produzenten Sam Pillsbury
- Trailershow zu sechs aktuellen DVDs von EMS
Mein Eindruck: die DVD
Das Bild ist recht gut gelungen, doch der Ton hat das Remastering nicht so gut mitgemacht. Eine Stelle fiel mir auf, an der die Geigen des Score äußerst zittrig klingen. Zum Glück blieb es bei dieser einen Stelle.
Der Audiokommentar des Produzenten ist das einzige nennenswerte Extra, und diese Informationen habe ich einfließen lassen. Pillsbury kommentiert übrigens nicht die deutsche, sondern die englische Fassung, und das natürlich ebenfalls in Englisch. Deutsche Untertitel begleiten diese Fassung. Will man Pillsbury verstehen , ist der Zuschauer also gut beraten, seine besten Englischkenntnisse hervorzukramen. (Er spielt übrigens die Leiche auf dem grünen Auto.) Dass auch der Originaltrailer in englischer Sprache gezeigt wird, verwundert dann schon nicht mehr.
Unterm Strich
Mittlerweile gibt es eine Reihe von guten, bei Fans beliebten Science-Fiction-Filmen wie "Lautlos im Weltraum", die sich durch ihre Neuausgabe auf DVD steigender Beliebtheit erfreuen. Auch die erste "Solaris"-Verfilmung gehört dazu, sowie hoffentlich bald auch Tarkowskijs "Stalker" nach dem SF-Roman von den Strugatzkis. Zusammen mit "The Quiet Earth" ist ihnen gemeinsam, dass sie eine überzeitlich gültige Aussage haben, die uns noch heute anspricht.
In "Quiet Earth" zerstört die Wissenschaft die Erde und nur diejenigen Menschen überleben, die gerade in dieser Sekunde tot sind. (Daher kann der ganze Film auch Zacs Todesphantasie entspringen.) Das ist nicht nur ironisch, das ist makaber. Dennoch versucht der von den Amerikanern hintergangene Wissenschaftler, den Schaden wiedergutzumachen und das erneute Auslösen des tödlichen Effekts zu verhindern. Er spielt sozusagen innerhalb des Energienetzes von "Flash-Light" den Sand im Getriebe.
Diese Rolle gefiel den Kiwis anno 1985, und uns gefällt sie noch heute. Die Urangst, der letzte Mensch auf Erden zu sein, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle (siehe auch "28 Days"). Und natürlich die Männerphantasie, wie es wäre, als letzter Mann mit der letzten Frau Adam und Eva zu spielen. Diese Fantasie wird natürlich ironisch behandelt. Um den Humor zu entdecken, braucht man aber ein gutes Auge.
"The Quiet Earth" kann man sich zwei-, dreimal ansehen, aber dann wird er etwas langweilig, nämlich vorhersehbar. Dennoch gibt es immer wieder starke Bilder, die leider nur ansatzweise verwirklicht wurden. Mit mehr Geld und Zeit hätte der Film ein wirklicher Megahit werden können. Stattdessen ist es ein Kultfilm für Kenner geworden.
- Redakteur:
- Michael Matzer
Story
Es ist der 5.Juli um genau 6.12 Uhr, als Zac Hobson den Freitod wählt. Doch durch ein unverständliches Schicksal bleibt er am Leben und ist fortan alleine. Er wandert durch die Straßen, stöbert in den Einkaufsvierteln der Städte und reist durch die nähere Umgebung – doch nirgendwo ist noch eine Menschenseele zu sehen. Bei einem Besuch in seinem Labor wird ihm schließlich gewiss, dass das bereits seit einem Jahr geplante Projekt Flashlight eine Fehlfunktion gehabt haben muss und deshalb alles Leben von der Erde verschwunden ist. Infolge dessen sucht Zac weiterhin verzweifelt nach überlebenden Mitbürgern, gestaltet sein Leben dabei aber auch von Tag zu Tag paradoxer. Er lebt all die verborgenen Träume aus, gönnt sich nie erlebten Luxus und findet sich mit der Situation ab. Dann aber trifft er unerwartet auf eine weitere Überlebende in Joanne, mit der zusammen er neue Hoffnung schöpf. Gemeinsam durchforsten sie weiter die Städte und treffen tatsächlich noch auf einen dritten, den militanten Api, mit dem Zac von Begin an seine Schwierigkeiten hat. Er fürchtet, dass er ihm bei Joanne den Rang abläuft und ihn, den eigentlichen Anführer, ins Abseits drängt. Doch den dreien bleibt nichts anderes übrig, als zusammenzuhalten, denn in kurzer Zeit droht die Sonne erneut zu pulsieren und den Effekt vom 5.Juli zu wiederholen. Und darauf müssen Api, Joanne und Zac vorbereitet sein.
Meine Meinung
“The Quiet Earth“ ist eines der am besten gehüteten Geheimnisse der Science-Fiction-Historie und hält bei Kennern bereits seit zwei Dekaden einen unantastbaren Kultstatus inne. Dabei wird der Streifen, der übrigens nach einem Roman von Craig Harrison entstanden ist, wahrscheinlich tatsächlich nur Insidern ein Begriff sein, weil er bislang selten im deutschen TV ausgestrahlt wurde und überdies hinaus auch nicht käuflich zu erwerben war. An diesem Missstand hat sich nach dem DVD-Release des Streifens nun etwas Entscheidendes geändert, so dass das postapokalyptische Szenario jetzt endlich auch für jedermann zugänglich ist. Endlich deswegen, weil der Film einen wirklich zutiefst bewegt.
Als “The Quiet Earth“ zu Beginn der Achtziger das Licht der Welt erblickte, kam der Inhalt einer wahren Revolution nahe. Besser und beklemmender als je zuvor wurde hier ein beängstigendes Portrait vom Ende der Menschheit gezeichnet, dessen Wirkung gerade deswegen so verheerend ist, weil man sich erschreckend schnell in die Lage der betroffenen Personen hineinversetzen kann. Bereits nach wenigen Minuten kommen einem selber auch Gedanken, wie man mit seiner Situation umgehen und inwieweit man ähnlich Strategien zum eigenen Erhalt entwickeln würde. Zac Benson eröffnet einem verschiedene Möglichkeiten, um einen derartigen Extremfall zu umschiffen. Der Mann nimmt es mit Ironie hin, wechselt im nächsten Moment in verzweifelte Panik, vertreibt sich seine Zeit mit einigen technischen Spielereien, versetzt sich zwischenzeitlich immer wieder in die Rolle gesellschaftlich höherrangiger Personen und darf sich immer wieder die Frage stellen, was er da überhaupt macht bzw. wie dies alles geschehen konnte.
Seltsamerweise wird die Situation nach dem überraschenden Aufeinandertreffen mit Joanne nicht dringend besser; zu Beginn empfangen sich die beiden sehr emotional, einfach nur weil sie froh sind, einen anderen Menschen zu sehen. Doch nach und nach offenbaren sich die ersten zwischenmenschlichen Krisen, die durch die Bekanntschaft von Api sogar noch brisanter werden. Plötzlich ist die traute Zweisamkeit gespalten, und aus der Freude über die Begegnung mit anderen Überlebenden heraus entwickelt sich unbewusst ein anhaltender Konkurrenzkampf zwischen den beiden Männern, dem der intelligente Zac nicht gewachsen ist. Die Lage spitzt sich relativ schnell zu, und es kommt zu einem kurzzeitigen Eklat, nach dem Zac eine wichtige Entscheidung trifft – eine Entscheidung, die erneut eine verheerende Auswirkung haben wird.
Die Geschichte ist vergleichsweise simpel aufgebaut, so dass man berechtigterweise die Frage stellen darf, warum “The Quiet Earth“ der verdiente Kultstatus zugesprochen werden soll. Nun, warum es so ist, kann man nur schwer in Worte fassen, denn dazu sollte man die bedrückenden, irren Bilder einfach gesehen haben. Aber es ist definitiv so, dass es gerade die Schlichtheit der einzelnen Aufnahmen ist, die einen von Beginn an überwältigen. Die Vision vom plötzlichen Ende wird hier anhand drei einfacher Personen wiedergegeben, die ihrer Situation im Prinzip gar nicht gewachsen sind, aber noch immer das Beste daraus machen. Doch diese Personen sind einem auch die gesamte Zeit über sehr nahe, weil es sich um typische Anti-Helden handelt, deren teils unbeholfenes Verhalten den Film ungleich authentischer macht als vergleichsweise finsterer gestaltete Produktionen. Und dabei wird die Sache noch durch den seltsamen Fakt unterlegt, dass ausgerechnet diese drei Figuren vor dem mysteriösen Ereignis, das dem Verschwinden der Bevölkerung vorausgegangen ist, ihr Leben eigentlich verwirkt hatten. Doch ich will an dieser Stelle nicht zu vie verraten.
“The Quiet Earth“ ist das genaue Gegenteil eines opulenten Science-Fiction-Spektakels, dadurch aber nicht minder spektakulär als inhaltlich vergleichbare Effekt-Feuerwerke. Stattdessen bezieht der Film seine Kraft aus den schlichten, vollkommen erschreckenden Momentaufnahmen und den paradoxen Aufzeichnungen, in denen das unlogische Handeln der Protagonisten in ihrer ungewöhnlichen Umgebung dokumentiert wird. Damit ist “The Quiet Earth“ in jeglicher Hinsicht anders, gerade deswegen aber auch so interessant. Man kann daher nur von Glück sprechen, dass der Titel nun auch als DVD zu haben ist, denn wenn irgendwo der Begriff ’verborgenes Juwel’ angebracht ist, dann hier.
Die Aufarbeitung des Silberlings kann dem Standard des Inhalts weitestgehend gerecht werden. Lediglich einige Flimmereffekte zu Beginn des Films sowie der etwas leise abgemischte Ton bereiten vereinzelt Probleme, können aber alles in allem gut hingenommen werden. Die DVD ist außerdem mit dem gelungenen Trailer (leider das einzige Extra) versehen worden, den man sich auf jeden Fall nach dem Film mal anschauen sollte. Denn bereits hier wird die Stimmung des Streifens sehr realistisch eingefangen und spiegelt auch allgemein sehr deutlich wider, wie außergewöhnlich die Geschichte auch 20 Jahre später immer noch ist.
Das Schlussresümee muss daher auch bedingungslos positiv ausfallen. “The Quiet Earth“ ist zweifellos einer der besten Filme seiner Art und reißt einen von der ersten bis zur letzten Minute richtig mit. Auch wenn einem die Vorstellung der hier portraitierten Visionen bisweilen Angst einzujagen vermag – das ist es definitiv allemal wert. Diesen melancholisch veranlagten Film sollte man auf jeden Fall gesehen haben.
- Redakteur:
- Björn Backes