Die Brücke - Transit in den Tod. 2. Staffel (Blu-ray)
- Regie:
- Kathrine Windfeld, Morten Arnfred
- Jahr:
- 2013
- Genre:
- Kriminalfilm
- Land:
- Dänemark/Schweden
- Originaltitel:
- Bron | Broen | The Bridge (DK/SE 2013)
1 Review(s)
21.06.2014 | 15:35Etwas ist oberfaul im Staate Dänemark
Ein Frachter kommt vom Kurs ab und läuft unter der Öresundbrücke auf Grund. Der Fund der Küstenwache ist nicht die erwartete Besatzung, sondern betäubte Jugendliche, angekettet unter Deck. Als die schwedischen und dänischen Teenager schließlich erkranken, wendet sich die furchterregende Situation in einen tödlichen Fall: Sie wurden mit einer extrem aggressiven und ansteckenden Form der Lungenpest infiziert.
Das ist erst der Anfang einer Reihe von Vergiftungsmorden in Kopenhagen und Malmö, denen sich erneut die beiden Kommissare Saga Norén (Sofia Helin) und Martin Rohde (Kim Bodnia) stellen. Ihre konträren Arbeitsweisen sowie familiäre Probleme erschweren die Aufklärung der schrecklichen Morde. Werden sie es dennoch schaffen, diese grausamen Verbrechen aufzuklären? (korrigierte Verleihinfo)
Filminfos
O-Titel: Bron | Broen | The Bridge (DK/SE 2013)
Dt. Vertrieb: Edel Germany GmbH
VÖ: 9.5.2014
EAN: 4029759091523
FSK: ab 12
Länge: 578 Min.
Regisseur: Kathrine Windfeld, Morten Arnfred
Drehbuch: Hans Rosenfeldt , Nikolaj Scherfig, Maren Louise Kaehne, Camilla Ahlgren (Redakteurin)
Musik: Johan Söderqvist, Patrik Andrén, Uno Helmersson
Darsteller: Sofia Helin (Saga), Kim Bodnia (Martin), Dag Malmberg (Hans), Rafael Petterson, Christian Hillborg u.a.
Die Episoden
Folgen 1 +2
13 Monate nach den Ereignissen der ersten Staffel. Ein Küstentanker verlässt seine vorgegebene Fahrroute und bewegt sich geradewegs auf die Øresund- Brücke zu. Großalarm! Die Küstenwache geht an Bord und findet das Schiff führerlos vor. Unter Deck entdecken sie fünf angekettete Geiseln, drei schwedische und zwei dänische Jugendliche.
Saga Norén von der Polizei Malmö wird auf den Fall angesetzt und kontaktiert ihren dänischen Kollegen Martin Rohde in Kopenhagen, der noch immer von dem Tod seines Sohnes August traumatisiert ist. Martin und seine Ehefrau Mette haben sich getrennt, und Martin erkennt, dass er Augusts Mörder Jens im Gefängnis besuchen muss, um seine Vergangenheit bewältigen zu können.
Gemeinsam untersuchen sie den Fall. Der Zustand der Jugendlichen verschlechtert sich in kurzer Zeit rapide, da sie mit einer extrem aggressiven und ansteckenden Form der Lungenpest infiziert wurden. Saga und Martin werden unter Quarantäne gestellt, da sie mit den infizierten Jugendlichen in Kontakt standen. Die Testergebnisse fallen zum Glück negativ aus. Sie können das Krankenhaus verlassen und an der Lösung des Falles weiterarbeiten, der sich zum Politikum entwickelt.
Sie erhalten zusätzliche Unterstützung von dem schwedischen Polizisten Rasmus und der dänischen Polizistin Pernille. Im Internet wird ein Video hoch geladen, in dem vier Personen mit verschiedenen Tiermasken zu sehen sind. Durch beschriftete Schilder geben sie zu verstehen, dass sie für die Tat verantwortlich sind und beabsichtigen, das Virus weiter zu verbreiten. Das Video weist einen Zusammenhang mit mehreren gemeldeten Todesfällen durch Lebensmittel auf, unter anderem durch vergiftete Äpfel. Saga und Martin bringen schnell die beiden Fälle miteinander in Verbindung und erkennen, dass das erst der Anfang ist. Doch wer steckt hinter den Masken?
(korrigierter Text: ZDF)
Mein Eindruck
Es ist schön und wie immer verstörend, Saga Noren wieder zu begegnen: Sie ist bekanntlich eine Frau, die keine Emotionen spüren kann und schon gar nicht die von anderen Menschen. Aber sie hat ein eidetisches Gedächtnis und kann sich stark auf eine einzige Aufgabe konzentrieren. Für jeden Zuschauer ist sie eine Herausforderung an anerzogene Sehgewohnheiten.
Doch wo uns Saga wie ein Mann oder gar ein Android erscheint, da erscheint Martin Rohde mehr wie eine Frau: einfühlsam, kinderlieb, von der Vergangenheit (Verlust des Sohnes) heimgesucht. Doch unter Sagas Einfluss beginnt er, sich von seiner früheren Promiskuität zu verabschieden. Er hat schon drei Ehen hinter sich - wozu noch die vierte riskieren? Es mangelt nicht an weiblichen Versuchungen.
Eine davon heißt Pernille. Sie, Saga und Martin haben jedoch nicht mit dem Versager in ihrer Mitte gerechnet. Rasmus kann mit "Obersturmbannführer" Norén nichts anfangen. Sie macht hn geradezu rasend. Also will er sich beweisen und begeht einen Fehler. Den will er durch Datenmanipulation vertuschen. Ob das auf Dauer gutgeht, muss sich noch erweisen.
Der Plot um die angeblichen Ökoterroristen zieht sich vorerst zäh dahin. Die Hintermänner und ihre Ziele sind unklar. Wir fragen uns, was die beiden Schüler Linus Svensson und Laura hier zu suchen haben (das wird in Folge 3 schnell klar) und was Caroline Brandstrup im Schilde führt. Sie organisiert den kommenden Umweltgipfel der EU in Kopenhagen. Sie wird 45 Jahre alt und bekommt von ihrer Schwester Bodín ein verhängnisvolles Geschenk...
Folgen 3+4
Saga und Martin sind weiterhin auf der Jagd nach den Öko-Terroristen und versuchen, ihnen über Profiling näher zu kommen. Ein anonymer Hinweis verrät den beiden einen möglichen Aufenthaltsort, doch als sie diesem nachgehen, hat sich die Gruppe bereits in Luft aufgelöst. Die enttarnte Gruppe ist nun alarmiert und beginnt sich unter dem wachsenden Druck langsam zu spalten.
Währenddessen fängt Sagas neuer Freund Jakob an zu begreifen, dass das Zusammenleben mit ihr nicht einfach werden wird: Sie hat seine Sachen in den Müll geschmissen! Martin wiederum macht Fortschritte bei seinem Treffen mit dem Mörder Jens und erhofft sich, dass er bei diesem bzw. in dessen zweitem, verborgenem Ich doch noch eine Spur von Reue auslösen kann.
Über ein geortetes Handy nehmen die beiden Ermittler wieder die Spur der Zelle auf, finden aber nur vier Leichen vor, die scheinbar kollektiv Selbstmord begangen haben. Mit der Hilfe der Pathologie kann Saga jedoch einen Gruppen-Suizid ausschließen und stellt im Gegenteil fest, dass es einen flüchtigen Anführer geben muss, der noch immer alle Fäden in der Hand hält. Sie verfolgen die Hinweise bis zu einer IT-Firma in Kopenhagen. Deren Chef wird jedoch kurz vor seiner Verhaftung entführt und seine Handlangerin, die lesbische Schülerin Laura, niedergeschossen. (korrigierter Text: ZDF)
Mein Eindruck
Ein dramatischer Schluss für zwei Folgen, die den Zuschauer an der Nase herumführen. Noch immer rätseln wir, was die exklusiven Kreise um Caroline Brandstrup, ihre Schwester Bodín und die Industrielle Victoria Norgren mit dem ganzen Fall zu tun haben. Aber es ist bestimmt nichts Gutes.
Die Schülerin Laura und der Cop Rasmus sind Beispiele dafür, wozu übertriebener Ehrgeiz führen kann. Laura gerät in die Kreise eine ominösen Verbrechens, während Rasmus nicht darauf vorbereitet ist, es mit echten Terroristen zu tun zu bekommen. Es ist abzusehen, dass er einen hohen Preis für seine Datenmanipulation wird zahlen müssen.
Unterdessen beschleicht den Zuschauer der Verdacht, dass die vier Terroristen vielleicht nicht die letzte Zelle waren, die für obskure zwecke missbraucht worden ist. Terror ist ein viel zu nützliches Instrument, als dass man es blindlings einsetzen dürfte - aber zu welchem Zweck setzt Julians Chatpartner "Mother of Three" es ein?
Folgen 5+6
Die Kronzeugin Laura wacht im Krankenhaus auf. Obwohl sie an Amnesie leidet, ist sich Saga sicher, dass sie doch etwas gesehen haben muss, als sie niedergeschossen wurde. (Saga geht wie üblich nicht sonderlich feinfühlig vor.) Die Ermittlungen schreiten voran, und neue Spuren tun sich auf. Dann passiert ein neues Attentat, und wieder bekennt sich eine mit Tiermasken vermummte Gruppe via Internet-Video verantwortlich. Saga und Martin geben alles, um die neue Gruppe aufzuspüren - während diese schon die nächste Tat plant.
Saga bemüht sich sehr, mit ihrem Freund zusammenzuleben. Doch die die Bücher, die sie gelesen hat, helfen nicht, und das Zusammenleben fällt ihr so schwer, dass sie beschließt, eine Auszeit zu nehmen und ins Hotel zu ziehen. Eine Entscheidung, die sie sehr bald bereuen wird. Martin besucht unterdessen Jens erneut im Gefängnis und fährt dieses Mal einen härteren Kurs. Überraschend wird sein Sohn Nikolaij so schwer krank, dass er ins Krankenhaus eingeliefert wird.
Als Saga ihn dort auf den Stand der Ermittlungen bringen will, beschleicht sie ein merkwürdiges Gefühl. Ihre Ahnung bestätigt sich, als sie das offenbar psychisch labile Kindermädchen überführt, den Zustand des Jungen verursacht zu haben. Währenddessen wird ein vor neun Jahren versenktes Fischerboot wird vom Meeresgrund geborgen. An Bord: menschliche Knochenreste von sieben Opfern. Aus verschiedenen Indizien ergeben sich Querverweise zum aktuellen Fall. (erweiterter Text: ZDF)
Mein Eindruck
Saga bemüht sich sehr, es mit Jakob auszuhalten. Aber als er ihr sogar seine Mutter vorstellt und sie alle ihr einfallenden Ratschläge befolgt, wird eine tragikomische Farce aus der Beziehung. Für Saga geht die Arbeit jederzeit vor, ganz egal, was Jakob vorschlägt. Und das ist gut so, denn Saga stößt dank ihres eidetischen Gedächtnisses auf die unglaublichsten Zusammenhänge. Sie ist es auch, die an dem Kindermädchen das Münchhausen-Syndrom entdeckt. Wieder macht uns die Regie klar, dass wir zwar zunächst Sympathie für das Kindermädchen empfinden sollten, dass dieses Gefühl aber nicht reicht: Auch Vernunft in Gestalt von Saga ist vonnöten, um die Wirklichkeit richtig beurteilen zu können.
Wieder ereignen sich unter den oberen Zehntausend seltsame Vorfälle. Sie beschäftigen sich mit Brustvergrößerung, Callboys und Aktienmanipulation - was man eben als Reicher so braucht. Noch immer agiert der Drahtzieher der Terroraktien "Mother of Three" im Dunkeln, aber allmählich werden uns erste Hinweise gewährt.
Folgen 7+8
Saga und Martin stehen vor einem immer komplexeren Rätsel. Als auch noch damit gedroht wird, ein Chemiewerk in die Luft zu sprengen, stellt sich heraus, dass der Angriff ferngesteuert kontrolliert wurde - und zwar von den mittlerweile ermordeten Mitgliedern der ehemaligen Terrorzelle.
Zudem verdächtigen Saga und Martin jemanden innerhalb der eigenen Gruppe, Informationen in ihrem Bericht manipuliert zu haben. Aber es fehlen weitere Beweise, um diese Vermutung zu bestätigen und sicher zu gehen. Unter Hochdruck durchforsten sie erneut alle Hinweise und finden schließlich doch noch einen gemeinsamen Nenner, mit dem sie den Täter stark eingrenzen können.
Auch gelingt es mit Lauras Hilfe, ein Phantombild des Täters zu erstellen. Saga begreift langsam, dass diese ganze Beziehungs-Zusammenleben-Kiste härter ist als gedacht. Martin besucht einmal mehr Jens im Gefängnis. Wird er jemals sein Ziel bei dem Mörder seines Sohns erreichen? Parallel wühlt Martin mit Pernilles Hilfe heimlich in Sagas Vergangenheit. Was passierte vor 15 Jahren, als ihre Schwester starb, wirklich? Wie wurde sie, was sie heute ist - ein beziehungsunfähiger Gefühlskrüppel? (korrigierter Text: ZDF)
Mein Eindruck
Victoria Norgren soll auf dem anstehenden EU-Umweltgipfel sprechen. Sie ist, wie Saga und Martin herausfinden, die Besitzer eines immens wertvollen Pharmakonzerns: Medisona. Dessen Forschungsabteilung hat 2002 eine undokumentierte Versuchsreihe an jungen Menschen durchführen lassen. Als die Nebenwirkungen verheerende Ergebnisse zeitigten, wurden alle sieben Testpersonen in einem Fischkutter verstaut und damit versenkt. Doch wer gab diesen schaurigen Auftrag? Wie sich herausstellt, ist der damalige Forschungsleiter nicht so tot wie gedacht...
Der aktuelle Sicherheitschef Medisonas kannte Julian, den IT-Berater und Softwarelieferant, bei dem Laura an der Rezeption arbeitete. Nun scheint dieser Peter Thauros auch noch andere verhängnisvolle Kontakte zu aktivieren, um einen Anschlag auf den EU-Gipfel vorzubereiten. Es wird richtig spannend. Durch die krebskranke Victoria Norgren, für die Peter arbeitet, ist nun auch die Verbindung zu den oberen Zehntausend hergestellt. Etwas ist oberfaul im Staate Dänemark, und es bringt Victoria in Lebensgefahr...
Folgen 9+10
Martin ist wieder mit Mette zusammengezogen. Aber wird sich dieses Mal wirklich etwas verbessern? Auch die Freundschaft von Saga und Martin wird auf eine harte Probe gestellt. Trotz ihrer neuen Erkenntnis, welcher Kopf hinter den Taten steht, wird Saga und Martin nun erst völlig bewusst, welch gefährliche Kettenreaktion bereits in Bewegung gesetzt wurde. Denn alle Aktionen zielten im Kern auf den Klimagipfel der EU. Da einer der Täter stirbt, muss es einen weiteren Täter geben. Wieder mal ermittelt Rasmus auf eigene Faust. Ob das wohl gut geht?
Die Auftaktveranstaltung des Klimagipfels im Bella Center von Kopenhagen bringt sämtliche politischen Akteure in einen Raum und birgt unkalkulierbare Risiken. Ein Rennen gegen die Zeit beginnt, um eine Katastrophe zu verhindern, bei der unzählige Menschenleben auf dem Spiel stehen. Werden die Polizisten rechtzeitig eintreffen? Martin trifft eine harte Entscheidung, und schließlich steht auch Saga vor einer äußerst schwierigen Wahl, die alles verändern wird. (korrigierter Text: ZDF)
Mein Eindruck
Ein doppelter Showdown dürfte die Zuschauer dieser Doppelfolge an ihren Fernsehsessel fesseln. Zwei Mörder sind zu fassen, doch wie viele Opfer wird es dabei geben? Werden die freigesetzten Gifte und Viren ein Massensterben auslösen? Diese Fragen sorgen für erhebliche Spannung. Die Frage, ob der zweite Täter gefasst wird, wird erst ganz am Schluss beantwortet.
Das intelligent angelegte Drehbuch deutet nur an, was in der Realität in Sachen Ökoterrorismus möglich wäre: eine weltweite Epidemie à la SARS oder Schweinegrippe. Der Ausgang des Virenausbruchs im Kopenhagener Bella Center (wo ist selbst schon zweimal logiert habe), ist an Tragik und Drama nicht zu überbieten.
Auch die Beziehung zwischen Martin und Saga nimmt eine dramatische Wendung. Dass er ihr hinterher geschnüffelt hat, ist ja schon schlimm genug. Aber er hat noch viel mehr getan, um die Gespenster seiner Vergangenheit zum Verstummen zu bringen.
Die Blu-ray
Technische Infos
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
Sprache: Schwedisch (DD 5.1), Dänisch (DD 5.1), Deutsch (DD 5.1)
Untertitel: D
Extras:
- Interviews mit den Schauspielern (27:51 min)
- Trailershow (7:27 min)
Mein Eindruck: die Blu-ray
Offenbar wurden die Bilder mit Digitaltechnik aufgenommen. Das stellt eine leichte Bearbeitbarkeit sicher, aber auch eine sehr hohe Auflösung der Bilder, wie sie für moderne TV-Geräte nötig ist. Die Bearbeitung zeigt sich im Color-Coding: Alle Bilder sind ausgewaschen, als wären sie speziell gebleicht worden. Den Unterschied erkennt man sofort, wenn man sich die Interviews anschaut.
Der Ton liegt nicht, wie bei einer Blu-ray zu erwarten (und wie vielfach im Netz angegeben), in DTS vor, sondern im Format Dolby Digital 5.1. So steht es auf der Rückseite der Verpackung. DD 5.1 dürfte an moderne Fernsehgeräte keine unerfüllbaren Ansprüche mehr stellen. Die Kehrseite der Medaille: Ich konnte keinen einzigen Stereoeffekt feststellen. Das lässt die Handlung flach und entrückt erscheinen, zumal in der deutschen Tonbearbeitung und Synchronisation.
Die deutschen Untertitel für Hörgeschädigte sind sehr nützlich, um alle Namen deutlich erkennen zu können. Die Namen werden ja im Schwedischen ja anders ausgesprochen, als sie geschrieben werden. Und bei der Trasnkription des Namens "Mikkel Hust" als "Mikkel Höst" war ich mir nicht sicher, ob das so korrekt ist. Die deutschen Synchronstimmen sagen nämlich "Mikkel Hüst".
EXTRAS
1) Interviews mit den Schauspielern (27:51 min)
a) Sofia Helin (Saga Norén)
b) Kim Bodnia (Martin Rohde)
c) Henrik Lundström (Rasmus Larsson)
d) Vickie Laursen (Pernille Lindegaard)
e) Julia Ragnarsson (Laura)
Die Schauspieler beantworten nacheinander Fragen zu ihrer jeweiligen Rolle, zu den Highlights der 2. Staffel. Es gebe "tausend neue Figuren", viel Spannung, eigentlich mehr Drama als Ermittlung und eine Fortsetzung der Beziehung zwischen Saga und Martin.
Zu besonderen Herausforderungen und Erlebnissen, besonders am ersten Drehtag, befragt, erzählen die drei neuen Schauspieler interessante Geschichten. So fragte sich Henrik Lundström, ob die Typen in dem Auto mit den verdunkelten Scheiben wohl Gangster waren. Sie stellten sich als dänische Zivilstreife heraus. Gut, dass seine schwedische Polizeimarke und seine Pistolenattrappe nur Schauspielrequisiten waren!
Ansonsten war die jeweils fremde Sprache das größte Hindernis bei Drehen. Als Vickie Laursen einen Sprachfehler beging, brach Sofia Helin in einen Lachanfall aus. Danach hatte Laursen einen Riesenbammel vor ihrer Szene. Bei seiner Actionszene brach sich Henrik L. eine Rippe an, und Julia R. durfte ganz locker so tun, als könne sie segeln - eine Stuntfrau erledigte das echte Segeln. Wenigstens durfte sie ihren eigenen Malmöer Dialekt sprechen - Erleichterung!
Die beiden alten Hasen Kim Bodnia und Sofia Helin schildern ihr Verhältnis zur eigenen Rolle. Während Bodnia mauert, gibt Helin zu, dass Sagas Rationalität sie positiv beeinflusst habe. Die drei neuen Schauspieler sollen die beiden Stars beurteilen. Während sich Sofia Helin als herzlicher Mensch und Vollprofi entpuppt habe, wird Bodnia von Jungaschauspielern offenbar als Vorbild und Mentor angesehen. Dass er auch stets für Spaß am Set sorgte, brachte ihm offenbar große Sympathien ein.
Auf die Frage, wer der Mörder sei, gibt keiner eine verräterische Antwort. Es ist aber interessant zu verfolgen, wie sich jeder aus der Affäre zieht.
2) Trailershow (7:51 min)
a) Secret State
b) Der Kandidat
c) Jack Taylor vol. 1
Unterm Strich
"Die Brücke" ist, wie schon die 1. Staffel, mehr eine Drama-Serie als eine reine Krimiserie. Die Ermittlung spielt wider Erwarten nicht die Hauptrolle in der verzweigten Handlung. Das könnte einige Zuschauer etwas auf die Folter spannen oder sogar frustrieren.
Die Spannung bzw. Verwunderung im Zuschauer, worin die Verbindung zwischen Cops, Terroristen, Schülern und den Oberen Zehntausend besteht, wird lange künstlich aufrechterhalten. Erst ab der Hälfte der Serie beginnen häppchenweise ein paar Einsichten verabreicht und Hintergründe erhellt zu werden. Wir sind natürlich dankbar, warten aber ungeduldig auf den Showdown, der kommen muss. Verblüfft stellt das Publikum fest, dass es noch einen zweiten Mörder geben muss.
Das zweite Finale im Kopenhagener Kongresszentrum Bella Center, das ich aus eigener Anschauung kenne, ist an Dramatik und Tragik kaum zu überbieten. Wieder sind die Menschen in ihren jeweiligen Käfigen gefangen, dargestellt in bleichen, ausgewaschenen Farben, denen alles Leben ausgetrieben wurde. Seltsamerweise sind die Menschen dann am lebendigsten, wenn sie dem Tod am nächsten sind: Victoria, Pernille, Martin und Sofia.
Pluspunkte
Wie Henrik Lundström (Rasmus) andeutet, ist die schonungslose Ehrlichkeit der Serie wohl einer ihrer zentralen Pluspunkte. Auch das Bürsten der Figuren gegen den Strich, gegen alle Klischees sorgt für das anhaltende Interesse: Frauen, die wie Männer agieren und reden, Männer, die wie Frauen reagieren - das war schon ein Überraschungserfolg in der ersten Staffel.
Die Aktualität des Hauptthemas Klimaschutz, Terrorismus und Seuchengefahr tut ein übriges, um die Serie attraktiv zu machen. Inzwischen nimmt der Zuschauer diese Themen jedoch bereits für selbstverständlich hin, so dass ihre Wirkung etwas verpufft. Sie waren zwischen 2010 und 2012, ähem, virulent, heute stehen Flüchtlinge, Kriege, digitales Leben und Menschenhandel wohl mehr im Fokus der Medienaufmerksamkeit.
Schwächen
Die roboterhafte Gefühlskälte Sagas ist einer der permanenten Reibungspunkte zwischen den Figuren. Auch Zuschauer wie ich haben damit ein Problem, weil sie jedem Rollenklischee widerspricht, das je für Frauen erfunden wurde. ist das nun eine Satire auf solche Klischees, eine Farce oder einfach nur Blödsinn? Jeder Zuschauer muss das selbst entscheiden. Aber das Urteil dürfte den ganzen Rest der Serie überschatten. Was ungerecht ist. Wie würde die Ermittlung ohne Saga Norén verlaufen? Völlig anders und wesentlich erfolgloser.
Die protestantische Ehrlichkeit, die kalte Schmucklosigkeit der Interieurs (vgl. das Haus von Victoria N.) und der vielfach düstere Himmel - sie zeichnen skandinavische Krimis im allgemeinen aus, aber diesen ganz besonders. (Julia Ragnarsson hat das richtig erkannt.) Es gibt keinen einzigen Ort in der ganzen Serie, wohl sich ein Zuschauer wohlfühlen würde und sich gerne häuslich einrichten wollen würde. Selbst Sagas Zuhause, das sie neuerdings mit Jakob teilt, ist eher ein Schlachtfeld unterschiedlicher Interessen als ein gemeinsames Zuhause. Das kann nicht gut gehen.
Die Kälte ist auch emotional und erlaubt Bioterrorismus, als wären Menschen nicht besser als Ratten. Kein Wunder, dass es so viele Laborszenen gibt. Sogar Oliver behandelt seine eigene Schwester wie eine Laborratte, obwohl er sie begehrt. Der Horror, den die Bilder erzeugen, ist volle Absicht.
Schlimmer noch: Dieser Horror macht alle Menschen in dieser Serie zu Gespenstern, egal ob sie "Täter" oder "Opfer" sind. Der Übergang zwischen Täter/Opfer, lebendig/tot, human/Gespenst ist fließend. Auch das ist Absicht. Diese Botschaft ist eine anklagende Herausforderung der Autoren: "Wollt ihr es wirklich soweit kommen lassen?" Der Irrtum: Es ist schon längst soweit.
Die Blu-ray
Die Blu-ray wartet mit bester Bildqualität auf, aber einem Tonstandard, der unter dem Optimum liegt. Die Extras bestehen aus einer knappen halben Stunde Interviews und einer Trailershow, aber ein Making-of sucht man vergeblich.
Immerhin wissen die drei Jungschauspieler in den Interviews ein paar nette Anekdoten über die Dreharbeiten zu erzählen, insbesondere Henrik Lundström. Dass alle mit vollem Körpereinsatz dabei waren, belegt unter anderem seine angebrochene Rippe.
Michael Matzer (c) 2014ff
- Redakteur:
- Michael Matzer