Van Helsing - 2 DVD Collector's Edition
- Regie:
- Summers, Stephen
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
1 Review(s)
04.02.2005 | 09:36Regisseur Stephen Sommers sorgte mit seinen Inszenierungen von "The Mummy" und "The Mummy Returns" für Überraschungserfolge, das Genre hatte schon lange keine verklamaukten Horrorklassiker mehr gesehen, die dazu auch noch technisch so perfekt umgesetzt wurden. Abenteuerfilm nannte man das in den goldenen Kintop-Zeiten. Diesmal befanden sich jedoch andere Gestalten der klassischen Grusel-Literatur im Fadenkreuz des Filmemachers: Dracula, Frankenstein und Werwölfe. Zumindest in der Hauptsache.
Sommers entführt uns ins düstere Transylvanien, wo Obermonsterjäger Gabriel Van Helsing eifrig Gebrauch von frisch angespitzten Eichenpfählen und hochglanzpolierten Silberkugeln machen darf. Den Streifen gibt es in zwei Versionen: Single-Disc und die 2 DVD Collector’s Edition, die sich heutzutage preislich aber kaum mehr unterscheiden, sodass man sich für einen recht geringen Aufpreis ruhigen Gewissens das Doppelpack geben darf.
[ Zur Story ]
Gabriel (und nicht etwa Abraham) Van Helsing ist ein Outcast und der Angstfaktor für Horrogestalten aller Art. Sein ihm von einer vatikanischen Geheimorganisation aufdiktierter Job macht ihn nicht grade beliebt in der Bevölkerung. Verständlich. Bei seinen Eliminierungen von spukigen Gesellen ist er nicht grade zimperlich erregt mehr Aufsehen, als es seinen Bossen in Rom lieb ist. "Geheim" sieht eben anders aus. Doch seine Abschussquote ist enorm. Grade eben noch blies er Dr. Jekyll effektgeladen das Licht aus und schon muss er zum Rapport in Rom antanzen, um neben einem Rüffel für den verursachten Kollateralschadenn einen neuen Spezialauftrag zu erhalten. Dem Zuschauer schwant: Es geht um Dracula, der dem Geheimorden Kopfzerbrechen bereitet.
Woher nimmt das geneigte Publikum seine Ahnung? Weil schon im schwarz-weiß gehaltenen Intro die mysteriöse Vorgeschichte rund um den Vampirfürsten und Dr. Frankenstein vor ihm ausgebreitet wird, bevor wir Van Helsing das erste mal überhaupt in Action und Farbe sehen. In den Katakomben des Vatikans ist die Zentrale und Waffenschmiede, die selbst James Bond und seinen Ausrüster "Q" erbleichen lassen würde. Tagein Tagaus werkelt hier eine religionsübergreifende, multinationale Truppe aus Buddhisten, Rabbinern, Mullahs und christlichen Ordensbrüdern an wirksamen Geheimwaffen gegen das Böse. Für jedes Monster aus jedem Kulturkreis brauchts auch die richtige Wumme.
Hier erfährt Van Helsing halbwegs genau worum es überhaupt geht. Nämlich: Die erzkatholische Familie, aus der Dracula ursprünglich stammt, hatte geschworen nicht eher in den Himmel aufzufahren, bis sie den schändlichen Spross der Sippe beseitigt haben. Leider ist das nicht gelungen und nur noch 2 Nachkommen des Herrschergeschlechts Valerious sind übrig, die hehre Mission zu erfüllen. Die Zigeunerprinzessin Anna und ihr Bruder Prinz Voltan. Sie bemühen sich nach Kräften das monströse Kroppzeuch in ihrem schönen Ländle auszuradieren. Sollten die beiden aber auch noch, wie schon der schäbige Rest der Sippschaft, von ihrem Urahn mit den spitzen Zähnen abgemurkst werden, stehen sich ganze Generationen der Familie vor der Himmelspforte die Füße platt, ohne von Petrus eingelassen zu werden.
Ganz schön kleinlich, die himmlischen Heerscharen – aber Schwur ist nun mal Schwur. Da der Vatikan seinen Schäfchen eine solche Schmach ersparen will, soll nun eine 2-Mann-Task-Force als Verstärkung für das Prinzenpaar in Transsylvanien einrücken, um dem Chef-Vampir und seinen untoten Bräuten das Lied vom Tod zu geigen. Van Helsing zur Seite wird der leicht vertrottelt wirkende Erfinder und Waffenschmied Carl gestellt, der ein ganz exquisites Arsenal für das anstehende Rollkommando parat hat. Dass der Graf mit den Fledermausflügeln was dagegen (und ganz andere teuflische Pläne) hat, sollte einleuchten.
Eindrücke
Mit Grausen erinnere man sich an "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen", wo schon einmal versucht wurde verschiedene Figuren der klassisch-viktorianischen Literatur miteinander zu verquicken. Das ging mächtig schief. Dementsprechend negativ eingestellt geht so mancher auch an diesen Film heran, wird aber von Stephen Sommers Potpourri recht angenehm überrascht sein. Zwar stammen die Figuren dieses actionreichen Crossovers allesamt aus den Federn verschiedener Autoren, doch passen sie thematisch besser zusammen, als das beim unsäglichen "LXG" der Fall war.
Parallelen sind dennoch zu entdecken. Beispielsweise die Anleihen an Ian Flemmings James Bond Reihe oder das Auftauchen von Dr. Jekyll (hier aber nur als kleine Nebenhandlung zur Einführung von Hugh Jackman als Hauptcharakter). Auch Werwölfe spielen eine nicht unwichtige Rolle, sodass die Riege der auftauchenden Schauergestalten um eine weitere Nuance reicher ist.
Bei der erwähnten Werwolf Verwandlung setzt man auf ein eigenes Konzept, das man als überaus sehenswert einstufen kann. Es ist nicht der X-te Aufguss der kaum mehr zu toppenden Szene aus der Mutter aller Werwolf-Filme. "American Werewolf" hatte hier einen Standard gesetzt, wie das auszusehen hat (ja fast muss) und viele nachfolgende Filme adaptierten die Art wie ein Mensch zum Werwolf wird fast 1:1. Noch gar nicht so lange her, da war diese Art von Transformation in "Harry Potter 3" zu sehen, wenn auch in entschärfter, halbwegs jugendgerechter Form. Bei Van Helsing geht man andere, originellere Wege.
Wo sich Summers meiner Meinung nach etwas verpeilt hat, sind die "Dwergi" genannten Gnome als Diener, die sollen angeblich aus der Deutschen Mythologie stammen. Nach meiner Recherche gibt zwar in Rollenspielforen "Dwerger", doch der Beschreibung nach sehe ich meine anfängliche Vermutung (Die Wort-Verwandtschaft ist ebenso verblüffend, wie augenfällig) bestätigt, dass es sich um die Vettern unserer hiesigen "Zwerge" handeln dürfte. Oder besser gesagt: um ihre hier im Film dämonisierten Vettern.
Sommers konzentriert sich jedoch im Kern auf die Werke von Abraham "Bram" Stoker ("Dracula") und Mary Shelley ("Frankenstein"), allerdings nicht ohne auch hier ein paar Modernisierungen an Vorgeschichte, Ausstattung (insbesondere das futuristische Waffenarsenal), Kostümierung und somit zu guter Letzt den Figuren selbst anzuwenden. Wie schon bei seinem luftig-leichten Remake der Mumie, setzt Sommers auch hier stellenweise auf Selbstironie und auflockerndes Klamauk-Ambiente. Sein bewährtes Erfolgsrezept.
Trotzdem gerät "Van Helsing" ein Eck düsterer, als das Mumienspektakel – als "Horror" geht aber auch dieser Film nicht durch. Nennen wir es eine etwas technokratische, aufgebohrte Hommage an alte Kino-Klassiker mit Christopher Lee, Boris Karloff, Peter Cushing und Bela Logusi. Um zu verdeutlichen, dass sich Summers vor den alten Schinken tief verbeugt, ist die Eingangssequenz in Schwarz-Weiß gehalten. Ganz im Stile der alten Gruselfilme. Hier ist es eine bekannte Szene aus "Frankenstein", die er nur insofern verändert, sodass sie als Vorgeschichte zu seinem Film passt.
Wie es sich für ihn geziemt ist auch diesmal wieder eine Menge Action zu verzeichnen und George Lucas' Edel-Effektschmiede ILM zeigt einmal mehr, warum sie in Sachen Tricktechnik Marktführer sind. Auch sie hat Sommers noch einmal verpflichtet, wie schon bei den beiden Mumien Teilen. Eine gute Wahl, denn: Never change a winning team. Deren Arbeit ist gewohnt akribisch und beschert blitzsaubere Tricks, wobei sie alle Register ihrer Könnens ziehen. Vom Morphing über Combined Shots bis hin zur voll digitalen Figur (z.B. Dr. Jekyll und die Werwölfe - letztere sind sogar ein gutes Beispiel für die Kombination aller drei Techniken).
Zum dunklen Ambiente tragen auch die sehr schön gestalteten Sets und Kulissen bei, die die Bühnenbildner und Miniaturen-Modellbauer sehr detailverliebt erstellt haben. Wieder erweist sich Tschechien als kostengünstiger Produktionsort für die Kinoindustrie. Nirgendwo - so scheint es zumindest - bekommt man derzeit billigere und motiviertere Arbeitskräfte, die sich um das Klassenziel zu erreichen dermaßen reinknien. So bereits gesehen beim oben gescholtenen "LXG" aber auch bei "Der Wixxer" in jüngster Zeit. Kleinigkeit am Rande: Wer genau hinsieht, dem dürfte auffallen, dass der gruselige Friedhof bei Van Helsing und dem Wixxer exakt der gleiche ist.
Das Ende ist recht unerwartet und irgendwie ein Semi-Happy-End mit "Teil 2 kommt vielleicht doch noch irgendwann"-Charakter. Es fällt aber weitaus weniger schnulzig aus, als von mir befürchtet. Man kann gut damit leben - nicht selten ist es ja der Fall, dass ein Film bis zu einem gewissen Punkt ganz gut und ansehnlich war, dann gegen Ende jedoch einen Knacks bekommt. Meist, weil man ein hollywoodeskes Ende mit Gewalt rein quetschen wollte. Das bleibt aus, der Schluss ist konsequent (aber nichtsdestoweniger melodramatisch) und weiß zu gefallen
Alan Silvestri steuert einen stimmungsvollen Score mit eingängigen und teils schmissigen Melodien bei. Wieder einmal auf den Punkt extra für den Film komponiert. Silvestri ist bei weitem kein Unbekannter, auch wenn einem beim Wort "Filmmusik" vielleicht oft andere Namen, wie Williams, Elfman, Zimmer, Horner oder Shore zuerst einfallen mögen. Silvestri gehört ganz sicher zu den 6 erfolgreichsten Komponisten weltweit und braucht sich unter den Cracks nicht verstecken. Dies ist auch nicht sein erster Job für Summers, schon für "Die Mumie kehrt zurück" war er für ihn erfolgreich tätig. Weitere erinnerungswürdige Werke von ihm sind: "Zurück in die Zukunft 1-3", "Identity", "Cast Away - Verschollen", "Forrest Gump", "Predator 2 - Die Jagd" und viele andere.
Hugh Jackman scheint auf die Rolle des Loners gebucht zu sein, schon bei X-Men bekleidete er eine ganz ähnlich gelagerte. Summers lässt im Interview verlauten, dass er sich keinen besseren für diese Figur hätte denken können und dass ihm diese Rolle auf den Leib geschrieben wurde. Man ist geneigt dem vorbehaltlos zuzustimmen, dennoch könnte ich mir auch gut Viggo Mortensen (Aragorn / HdR) vorstellen - muss an den langen Mähne, dem coolen Outfit und dem Bart liegen. Naja, bis auf den breitkrempigen Hut vielleicht. Seine Performance ist sehr gut und ist eine Bereicherung, zumal vor dem Hintergrund, dass er seine Stunts großteils selber macht. Schon wieder eine Parallele zu Mortensen.
Kate Beckinsale macht ihre Stunts ebenfalls zu einem Gutteil selber, damit enden die Gemeinsamkeiten zu Jackman. Die Actrice fiel schon bei "Pearl Harbor" und "Underworld" durch ziemliche Farblosigkeit auf. Hübsch ist sie ja, das muss man ihr zugestehen. Doch benötigt man in der Zunft der Darsteller doch mehr als die schätzungsweise zweikommafünf Gesichtsausdrücke, zu denen die Beckinsale fähig zu sein scheint. Nun, unterirdisch ist ihre Leistung nicht, Respekt für den Körpereinsatz trotz des knatsch-engen Schnürkorsetts. Ok Ok, Van Helsing ist ja auch keine anspruchvolle Kost, sondern eine Actionkamelle. Dafür reichts.
David Wenham glänzte noch bei HdR als Heermeister Faramir mit seiner exzellenten
Darbietung. Hier verkauft er sich als vertrottelter, hyperaktiv durch die Gegend zappelnder und sabbelnder Sidekick Carl weit unter Wert. Er kann nachweislich mehr und gelegentlich blitzt das auch wieder durch. Schade, dass er als Witzfigur so verheizt wird. Er kann definitiv mehr als nur die Gagvorlagen zu liefern - nur das Script lässt ihn halt leider nicht.
Bühnenschauspieler Richard Roxburgh gibt den leicht pomadig wirkenden Graf Dracula, den transylvanischen Akzent mit dem rollenden "R" hat man in der Synchro beklagenswerterweise unter den Tisch fallen lassen. Schade, er passte gut zur Figur. Gut, dass es den O-Ton ja auch noch gibt. Count Dracula ist nicht grade Shakespeare, doch verkörpert Roxburgh den untoten Grafen würdevoll und irgendwie... sympathisch. Jedenfalls nicht abgrundtief böse, wenn auch - natürlich - verschlagen genug, um als Film-Fiesling durchzugehen. So richtig bedrohlich wirkt er aber nicht grade.
An seiner Seite flattern seine hübsch anzusehenden Bräute durch die Geschichte. Allesamt Models ohne internationale Schauspielerfahrung, das tut den drei Damen von der fliegenden Blutspenderbank aber keinerlei Abbruch. Besonders die Hybrid-Versionen (halb Mensch, halb Fledermaus) sind sehenswert, was aber eher auf das Konto der Effektmagier von ILM geht. Last but not least sind noch ein paar Nebenrollen ganz gut gelungen; Kevin O'Connor als "Igor", dem verschlagenen Diener Frankensteins (später als ebensolcher in Diensten Draculas) und Frankensteins bibelfestes und philosophierendes "Monster" alias Shuler Hensley.
DVDs und Bonusmaterial
Fett, was die Special Edition hier auftischt. Mit dabei sind interaktive Rundgängen durch die Sets - namentlich die Schlösser Draculas und Frankensteins mit ironischem Kommentar von Richard Roxburgh respektive Shuler Hensleys. Interaktiv ist auch das Feature "You're IN the Movie", wo man den Dreh aus verschiedenen Kamerawinkeln wählen kann, um sich einige, ausgewählte Szenen auch mal aus anderen Perspektiven ansehen kann. Die Ironie setzt sich fort, wenn man sich die beiden Audiokommentar rein tut, Stab und auch Darsteller nehmen sich fortwährend selbst auf die Schippe. Das setzt aber gutes Englisch voraus, denn die deutschen Untertitel bringen leider nicht alles 1:1 rüber. Der Rest des Zusatzmaterials entspricht dem gängigen Standard.
Selten bekommt man ein so umfangreiches Bonusmaterial, welches die beiden Discs auch annähernd ausreizt. Bild- und Tonqualität sind über jeden kleinsten Zweifel erhaben. Die Effekte sind wohldosiert und in der Richtung ortbar, sei es im schnöden DD 5.1 oder natürlich noch ausgefeilter in DTS. Oft hat man das Problem das die Musik den restlichen Ton dominiert und platt drückt oder umgekehrt - hier hat man eine tonal sehr gute Balance erwischt. Selbst der Stereo-Downmix,ür alle armen Kreaturen der Nacht ohne Home-Cinema Equipment, ist immer noch gut. Apropos Nacht: Das glasklare und nahezu überirdisch gestochen scharfe Breitbild wird am Besten im abgedunkelten Ambiente genossen, das kommt nicht nur dem Flair der Story entgegen, sondern vieles spielt eben im (Halb-)Dunklen.
Fazit
Tricktechnisch ist Van Helsing auf der Höhe der Zeit, und wieder einmal gelingt es Summers klassische Schreckgestalten modern in Szene zu setzen. Wenngleich der Streifen natürlich keine Shakespeare-Inszenierung darstellt und der Begriff "Anspruch" keine Anwendung findet. Die FSK 12 Einstufung ist gerechtfertigt, wobei es dennoch ein paar ganz nette Erschreck-Szenen gibt. Dem insgesamt positiven Eindruck des Films steht die restliche Aufmachung der DVD-Produktion nicht nach. Aufwändig gestaltete Menüs und ein Bonusmaterial, das den Namen auch verdient, machen die Doppel-DVD zu einem guten Kauf für Freunde des gefälligen Actionkinos. Die paar Euro mehr gegenüber der Single-Disc sind hierbei durchaus gerechtfertigt.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "Van Helsing"
Genre: Grusel-, Actionkomödie
Land und Jahr: USA 2004
Label: Universal
Lauflänge: ca. 126 (Film) + 150 (Bonus) Minuten
DVD-Art: Typ 9, Regio-Code 2 / FSK 12
Bildformat: 16:9 Widescreen (1,85 : 1 anamorph)
Tonformat: DD 5.1 (Englisch und Deutsch)
Bonusmaterial: 2 Audiokommentare, mehrere Making Of Featurettes, Outtakes, Interaktive Führungen durch Draculas + Frankensteins Schloss, Multi-Angle Feature am Set, Hintergrund Infos zur Originalfigur Van Helsings.
Regie: Stephen Summers
Produktion: Bob Ducsay
Musik: Alan Silvestri
Darsteller u.a.: Hugh Jackman (Van Helsing), Kate Beckinsale (Anna Valerious), David Wenham (Carl), Richard Roxburgh (Dracula), Shuler Hensley (Frankensteins Monster), Kevin J. O'Connor (Igor), Will Kemp (Velkan Valerious / Werwolf).
- Redakteur:
- Jürgen Pern