STATUS MINOR - The Sun
Häufig kommt es anders als man häufig denkt. Betrachtet man die Stammdaten der Band STATUS MINOR nur oberflächlich, kann man schnell falsche Schlüsse ziehen. Die fünfköpfige Truppe stammt aus Skandinavien und Sänger Markku Kukka sieht mit seinem Rauschebart aus wie ein Wikinger. Auf den Promophotos tragen alle Musiker weiße Hemden und schwarze Anzüge. Deutet also irgendwo so ziemlich alles auf eine musikalische Mixtur aus THE HAUNTED und AMON AMARTH hin.
Schaut man genauer hin, stellt man fest, dass es mit Jukka Karinen einen festen Keyboarder in den Reihen der Musikanten gibt. Nanu, das will so gar nicht zu den ersten Eindrücken passen. Sollten wir uns etwa auf dem Holzweg befinden?
Antwort darauf kann natürlich nur das Anhören der drei Songs auf dem vorliegenden Rundling bringen. Und bereits die ersten Takte von 'The Sun' beantworten die Frage mit einem eindeutigen "Ja". Holzwegiger kann man gar nicht liegen, denn STATUS MINOR haben ihre Spielwiese im progressiven Legoland gefunden. Und wenn es nicht so abwegig klingen würde, wäre ich geneigt zu schreiben, STATUS MINOR klängen wie eine gelungene Melange aus DREAM THEATER zu "Images & Words"-Tagen und SYMPHONY X. Leckere Vorstellung, gell?
Und lecker ist auch die Darbietung der Skandinavier. Immer sehr druckvoll werden die Kompositionen in erster Linie von einer zumeist treibenden Gitarre dominiert. Dazu gibt es saftige Beats, die zum gepflegten Headbangen einladen und orchestral angelegte Keyboards, die der ganzen Chose einen warmen Anstrich verpassen. Neben all diesen Attributen verfügen STATUS MINOR aber noch über einen weiteren Bonus, der sie in die erste Liga meiner Newcomerfavoriten katapultiert: Eingängigkeit. Die von Markku Kuikka exzellent vorgetragenen Refrains brennen sich bereits beim ersten Durchlauf in mein Kleinhirn und verursachen somit das unwillkürliche Bedürfnis "The Sun" sofort wieder anhören zu wollen. Selbst ein vermeintlich überlanger Song, wie das mit zehn Minuten Spielzeit angelegte 'Wounds' verfügt über diesen unwiderstehlichen Charme und ist obendrein zu keiner Sekunde langatmig. Ganz im Gegenteil überraschen die Skandinavier vor allem im instrumentalen Mittelteil, wie spannend so eine Geschichte auch für einen Nichtmusiker klingen kann. Klar, der Tastendrücker hat sicher schon mal etwas von Kevin Moore (ex DREAM THEATER, JOHN ARCH, CHROMA KEY) gehört, aber das werden jetzt wohl alle Leser mal als dickes Lob betrachten, oder? Hier werden eben keine emotionslosen Tonleitern abgeklettert, sondern tief schürfende Dramatik aus den Tasten gekratzt.
Jetzt auch noch über die extrem flotte Abschlussnummer 'Under The Ice' zu lamentieren, käme einer Track-By-Track Besprechung gleich, aber ich denke, dass das bei lediglich drei Nummern legitim ist. Solltet ihr das anders sehen und euch eh' bereits auf die Suche nach der Homepage der Band gemacht haben, dann klickt mich einfach weg, solltet ihr hingegen noch einen kleinen Antrieb zu eben jener Reise benötigen, dann sei euch hier nun versichert, dass auch diese Kompositionen den anderen beiden in absolut gar nichts nachsteht. Es sei höchstens erwähnt, dass man mal kurz das Tempo etwas erhöht und beweist, dass man auch dabei eine sehr gute Figur macht.
Seit LYE und POLARIS hat mich schon lange nichts mehr derart begeistern können und ich kann nur hoffen, dass STATUS MINOR bald ein paar Kilos E-Mails mit Bestellungen in ihrem Postfach haben werden.
Anspieltipps: die EP
- Redakteur:
- Holger Andrae