SHAPESHIFT - Fragments
Mehr über Shapeshift
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- Eigenproduktion
- Evil In Mankind
- New Extreme
- Fragments
- The Plague
- Price Of Our Last Lie
- Next Stop: Garden Eden
- Indignity
- Unsensed Nonsense
- Shapeshift
Achtung, Leute, aufgepasst: Hier kommt das erste echte Highlight des noch jungen Jahres 2008 in der Kategorie Eigenproduktionen. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass es sich bei diesem kleinen Juwel hier um eine der besten einheimischen Eigenproduktionen der letzten Jahre handelt. "Brain Metal" nennen SHAPESHIFT aus Erlangen ihren äußerst eigenständigen, hochgradig spannenden und faszinierenden Sound, dessen adäquate Beschreibung mir tatsächlich einiges abverlangt. Bei den Hauptzutaten dieser tollen Musik handelt es sich um meist modern groovenden, manchmal klassisch galoppierenden Thrash, emphatisch aufbrausenden Progressive Metal und jede Menge großartiger Melodien und Harmonien. Die Rhythmusgruppe, bestehend aus Drummer Jochen "The Machine" Götz (inzwischen übrigens durch ex-NECROPHAGIST-Schlagwerker Hannes Grossmann ersetzt) und Bassist Sebastian Moser, klingt bei aller Komplexität und trotz der zahlreichen technischen Feinheiten sehr organisch und kraftvoll und trägt die inhaltsschweren Songs wie Atlas das Himmelsgewölbe auf den Schultern. Gitarrist Jossi Lenk ist ein Meister der mitreißenden Riff-Kaskaden. Er versteht es hervorragend, massiven Druck aufzubauen und diesen dann mit einem eleganten melodischen Griff wieder aufzulösen. Der charismatische, überwiegend saubere, sehr emotionale Gesang von Bernd Werner verleiht den Songs eine große Extraportion Ausstrahlung und Intensität. Ich könnte diesem hoch talentierten Quartett stundenlang zuhören.
Am meisten begeistert mich allerdings das ungemein kreative, tiefgründige, vielseitige und ganz erstaunlich reife Songwriting. Die Kompositionen auf "Fragments" sind allesamt großartig und brauchen sich hinter nichts und niemandem zu verstecken. Man nehme sich nur mal die erste Viertelstunde dieser herrlichen Platte zur genaueren Betrachtung vor. Der harte, treibende Opener 'Evil In Mankind' verbindet eindringliche Gitarrenwände mit unwiderstehlichen, sich mit Nachdruck im Hirn festbeißenden Melodien. 'New Extreme' ist eine furiose "Thinking Man's Thrash"-Abfahrt. Völlig genial kommt dann der Titelsong daher: Schmerzhaft dichte Strophe, überirdisch geiler, sehr atmosphärischer Chorus, überaus dynamischer Mittelteil, der in einen coolen Blues-Part mündet – besser kann man's einfach nicht machen. Der Rest des Albums steht diesem prächtigen Beginn in Nichts nach. Mit 'Price Of Our Last Lie' beweisen SHAPESHIFT, dass sie sich auch in sanfteren, dezent melancholischen Gefilden sehr gut zurecht finden. Unbedingt erwähnen sollte man auch noch das grandiose 'Indignity', in dem sich eingängige, hymnische Parts mit fiebrig-intensivem Prog Metal abwechseln. Außerdem lohnt sich bei "Fragments" auch mal wieder ein Blick ins Booklet und auf die Texte, die mit tiefen Gefühlen und großen Konflikten sehr feinsinnig und eindringlich umgehen.
Wer's bis hierher noch immer nicht gemerkt hat: Ich bin völlig hin und weg von "Fragments". SHAPESHIFT gehören zu den aufregendsten Newcomern, welche die Szene zur Zeit zu bieten hat. Wer unbedingt einen Vergleich braucht, soll sich eine moderne Thrash-Version von THRESHOLD vorstellen. Auch die Ästhetik des Artworks erinnert etwas an die begnadeten Briten. Hier muss dringend ein Plattenvertrag her und die glückliche Firma, die das Rennen macht, sollte gleich dieses kleine Meisterwerk hier einkaufen und noch mal neu auflegen, damit die Welt erfährt, dass der Metal der Zukunft neuerdings im Mittelfränkischen erdacht und gespielt wird.
Anspieltipps: Evil In Mankind, New Extreme, Fragments, Indignity, Shapeshift
- Redakteur:
- Martin van der Laan