AYREON - The Human Equation
Mehr über Ayreon
- Genre:
- Prog Metal
- Label:
- Inside Out/SPV
- Release:
- 24.05.2004
- Day One: Vigil
- Day Two: Isolation
- Day Three: Pain
- Day Four: Mystery
- Day Five: Voices
- Day Six: Childhood
- Day Seven: Hope
- Day Eight: School
- Day Nine: Playground
- Day Ten: Memories
- Day Eleven: Love
- Day Twelve: Trauma
- Day Thirteen: Sign
- Day Fourteen: Pride
- Day Fifteen: Betrayal
- Day Sixteen: Loser
- Day Seventeen: Accident?
- Day Eighteen: Realization
- Day Nineteen: Disclosure
- Day Twenty: Confrontation
Den Menschenen Arjen Anthony Lucassen kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Er ist Ehemann und Vater, Produzent und Soundmagier, seit mittlerweile 20 Jahren szenenaktiv und nebenbei der Kopf der eigenständigsten und wichtigsten Artrockband des noch jungen Jahrtausends. Was der Mann mit seiner ersten Band VENGEANCE auf die Beine stellte, muss ich sicherlich keinem gestandenen Hardrocker mehr auf die Nase binden. Nach seinem kurzzeitigen ACCEPT-Flirt konzentrierte er sich auf sein Soloprojekt AYREON, das heute zum fünfen Mal vorstellig wird und innerhalb dieser Zeit etwas geschafft hat, wovon die meisten Musiker ein Leben lang träumen. Er hat sich eine eigene musikalische Welt errichtet, in der sich alle progressiv eingestellten Musikbergeisterten wie blind verstehen. AYREON-Fans sind geadelte Menschen, weil sie edle Musik lieben. Sie lieben Arjen nicht nur für sein Hauptprojekt, sondern natürlich auch für seine weitaus metallischere Breitseite STAR ONE. Jedoch egal in welcher Form sich Lucassen offenbart, der erhabene Geist seiner Monumentalschöpfungen überstrahlt in traumwandlerischer Regelmäßigkeit die hart rockende Gemeinschaft.
Zum einen liegt die Verehrung AYREONs sicherlich an den Unmengen an namenhaften Gastmusikern, die Arjen in all den Jahren in seine Phantasiewelten mitgerissen hat. Zum anderen, und zu einem weit größeren Teil, an den für ihn völlig eigenen Melodien und Arrangements, die in ihrer Größenordnung auch am "The Wall"-Thron von PINK FLOYD zu kratzen vermögen. Die Schaar der Gastmusiker ist auch auf seinem neuesten Output "The Human Equation" groß und beinhaltet klangvolle Namen wie James LaBrie, Devin Townsend oder Mikael Akerfeldt. Das Schöne an einem jeden AYREON-Release ist aber, dass es völlig sekundär ist, wer gerade das Micro schmeichelt. Im Vordergrund stehen das Gesamtkonzept und seine Intensität. Und die ist auch auf "The Human Equation" wieder einmal erdrückend...
Die Story eines Mannes, der durch einen Autounfall ins Koma fällt, ist weitaus düsterer angelegt als die letzten Fabelwerke "The Dream Sequencer" und "Flight Of The Migrator". Bereits der aufbereitende Doppelschlag 'Day One: Vigil' und 'Day Two: Isolation' geht derart unter die Haut, dass man den musikalisch wohltuenden Kloß mit Vorliebe im Hals stecken lässt. 'Day Three: Pain' steigert die beklemmende Atmosphäre in schwebenden Klanggebirgen, bis Meister Devin Townsend mit seinem Eruptivorgan einen Refrain anstimmt, dem kein Boden zu tief gelegt werden kann, um vor ihm auf die Knie zu fallen.
Das recht progressiv gestaltete 'Day Four: Mystery' und das angenehm rockende 'Day Five: Voices' lassen aufhorchen, da selbst Arjen noch nie so nahe an PINK FLOYD dran war. Ganze Passagen erinnern an Überhämmer der Marke 'Shine On You Crazy Diamond' oder 'Time'. Das relaxte 'Day Six: Childhood' und das vom Meister selbst gesungene 'Day Seven: Hope', geben dem Verlauf eine leicht fröhliche Note, die mit 'Day Eight: School' in ein sehr melancholisches und heftig rockendes Loch gerissen wird. Das herzergreifende 'Day Nine: Playground', das verspielte 'Day Ten: Memories' und das die erste CD abschließende 'Day Eleven: Love' treiben die Erinnerung der Titelperson zurück in die Kindheit.
Die Szenerie kippt mit 'Day Twelve: Trauma', dem Opener der zweiten Hälfte dieser ausschweifenden Rockoper. So heavy habe ich AYREON noch nicht rocken hören. Dieser fette Soundteppich verliert sich in dem tränenreichen 'Day Thirdteen: Sign', das Erinnerungen an den seligen "Into The Electric Castle"-Hit 'Valley Of The Queens' aufkommen lässt. Diese musikalische Wärme injiziert Arjen mit dem nachfolgenden, treibenden 'Day Fourteen: Pride' pumpend in die Fanvenen. LaBrie rockt und legt eine der besten Performances seines Lebens hin. Auch 'Day Fiveteen: Betrayel' entlässt nicht aus der harmonisch dynamischen Umklammerung dieses Genies. Nicht zu steigernde Melancholie und gesunde Härte verschmelzen mit gradliniger Rhythmik und Breitwand-Chören. 'Day Sixteen: Loser' ist personifizierte Coolness, ist so locker und abgedreht, dass es mir immer wieder ein Schmunzeln auf die Backen drückt. Mit der irischen melody line treibt es einen direkt zum Bierstand, um dieses Meisterwerk beim nächsten Durchlauf stilvoll begießen zu können.
'Day Seventeen: Accident?' lädt mit einer finsteren Atmosphäre zum Schweben ein, während 'Day Eighteen: Realization' die Hoffnung der Hauptperson zurückbringt und dem Zuhörer ein weiteres progressives Rockjuwel beschehrt. Das vorletzte 'Day Nineteen: Disclosure' basiert zum Großteil auf Stimmen und breiten Hammondsounds, die einen in den Armen wiegen, während das große Finale in Form von 'Day Twenty: Confrontation' noch einmal alles aufbietet, was das Qualitätssiegel Lucassen trägt.
Ich denke, man kann meiner Rezension anmerken, wie hoch die Scheibe in meiner persönlichen Bestenliste rangiert. Leider kann ich nicht, wie eigentlich verdient, die Story dieser Oper tiefer ergründen und würdigen. So wäre ich wahrscheinlich morgen noch am Schreiben und mein Chef würde mir die immensen Serverkosten auf die Rechnung setzen, die ich durch meine Detailbeschreibung verursacht hätte. Deswegen muss dieses Review reichen, um aus euch allen AYREON-Gläubige zu machen oder in euch zumindest das Interesse geweckt zu haben. So oder so, "The Human Equation" ist Pflicht!
Anspieltipps: Nicht bei dieser Scheibe!
- Redakteur:
- Alex Straka