EMPEROR - In The Nightside Eclipse
Mehr über Emperor
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Candlelight / SPV
- Release:
- 17.02.1995
- Into The Infinity Of Thoughts
- The Burning Shadows Of Silence
- Cosmic Keys To My Creations And Times
- Beyond The Great Vast Forest
- Towards The Pantheon
- The Majesty Of The Nightsky
- I Am The Black Wizards
- Inno A Satana
Als Anfang der Neunziger die große Black-Metal-Welle begann, sich aus den dunkeln Wäldern Norwegens zu erheben, gab es im Prinzip vier Bands, deren Erwähnung allein in den Ohren der damaligen Szene wie Donnerhall klang. Eine davon war EMPEROR aus der Telemark. Mit ihrem Demo "Wrath Of The Tyrant" und der wegweisenden selbstbetitelten Mini-LP schufen Ihsahn, Samoth & Co. ihren eigenen Mythos. Doch leider konnten es sich zwei Mitglieder von EMPEROR seinerzeit nicht verkneifen, kriminelle Taten zu verüben, was die Band letztendlich um Jahre zurückwarf. Als "In The Nightside Eclipse" schließlich 1995 erschien, war die ganz große Pionierzeit des norwegischen Black Metal im Prinzip schon vorüber. Dennoch schlug das jahrelang ersehnte erste vollständige Album des Kaisers ein wie eine Bombe und wird noch heute von den meisten Black-Metal-Fans als eines der besten Genrealben aller Zeiten verehrt.
Zu Recht, wie ich meine, denn auch wenn EMPEROR damals vielleicht noch nicht diese spielerische Brillanz und das extrem ausgetüftelte, intellektuelle Songwriting hatten, das sie in späteren Jahren auszeichnen sollte, ist "In The Nightside Eclipse" doch das finsterste und atmosphärischste Werk der Norweger, auf dem es von schwarzmetallischen Hymnen nur so wimmelt. Die Stimmung des in düstren Violetttönen gehaltenen Wåhlin-Covers wird vom kurzen, industriell klingenden Intro perfekt aufgenommen. Allein schon diese Einleitung ist legendär, und sobald das rasend schnelle, aber durch die orgelartigen und choralen Keyboards immer noch sehr atmosphärische 'Into The Infinity Of Thoughts' einsetzt, dürfte jedem klar sein, womit wir es hier zu tun haben. Dieses Stück ist purer, wahnsinniger Black Metal in seiner aggressivsten Form, dabei aber jederzeit episch und anspruchsvoll. Ihsahns apokalyptisches Gekeife ist absolut eigenständig und bis heute unerreicht. Auf diesem Niveau bewegt sich auch der ganze Rest dieses Albums. Sei es das dynamische 'The Burning Shadows Of Silence', das durch die etwas veränderten Syntheinsätze und Gesangsstile eine komplett andere Atmosphäre erhält und mit einem übermächtigen Melodiebogen im Mittelstück für Gänsehaut sorgt, oder das unsterbliche 'Cosmic Keys To My Creations And Times'. Schon das Anfangsriff alleine wäre das Geld für dieses Album wert, von den vertrackten Tempowechseln und Syntharrangements im späteren Verlauf ganz zu schweigen. Wer meint, die Norweger hätten damit ihr Pulver schon verschossen, wird sich sofort beim ersten Hören von 'Beyond The Great Vast Forest' widerlegt sehen, bei dem EMPEROR das Tempo phasenweise geschickt drosseln und so ihre ganz eigene Art von Naturmystik zelebrieren, nur um kurz darauf wieder zu knüppeln, als gäbe es kein Morgen. Dazu werden die Synths hier besonders abwechslungsreich eingesetzt.
Sodann beginnt die zweite Hälfte des Albums, welche unglaublicherweise der ersten Hälfte noch eins draufsetzt. Ein episches Keyboardintro mit akustischen Gitarren kündigt 'Towards The Pantheon' an. Ein infernalisches Stück schwarzen Stahls, das eine von Ihsahns extremsten Gesangsdarbietungen überhaupt enthält. 'The Majesty Of The Nightsky' hat einen dezenten Viking-Metal-Touch und glänzt mit tollen Effekten der Synths und interessanten Gitarrensounds sowie mit einer ausgedehnten Ambienteinlage, zu welcher der Wind so schön braust wie seit BATHORY nicht mehr. Hier geben die synthetisierten Chorarrangements und der bedeutungsvoll gesprochene Gesang der Komposition zusätzliche Dramatik. Doch das ist noch immer nicht alles. Das furiose Finale fehlt noch, und jenes hat mit 'I Am The Black Wizards' und 'Inno A Satana' zwei der größten Black-Metal-Stücke aller Zeiten zu bieten, die eigentlich keiner weiteren Worte bedürfen sollten. Irgendjemand hat vor Jahren die Weltuntergangshymne 'I Am The Black Wizards' mit ihrer grandiosen Coda mal als "'Sweet Home Alabama' des Black Metals" bezeichnet, was die Sache perfekt trifft. Das abschließende 'Inno A Satana' nimmt zuletzt eine Ausnahmestellung ein, da Ihsahn hier auch mit klarem Gesang zu hören ist und so einer teuflisch guten Platte einen aufsehenerregenden Abschluss verleiht, der schon ein wenig vorwegnimmt, zu welchen Experimenten EMPEROR in späteren Zeiten in der Lage sein werden.
Dieses Werk ist trotz des recht dünnen Sounds rundum perfekt und hat für die Black-Metal-Szene den selben Stellenwert wie etwa "A Blaze In The Northern Sky", "Hvis Lyset Tar Oss" oder "De Mysteriis Dom Sathanas" und sollte deshalb in keiner auch nur halbwegs gut sortierten Schwarzmetallsammlung fehlen. Wer es noch nicht sein Eigen nennt, soll schauen, dass er die Wiederveröffentlichung bekommt, welche als Bonus noch je ein Cover von BATHORY und MERCYFUL FATE enthält.
Anspieltipps: Into The Infinity Of Thoughts, Cosmic Keys ..., I Am The Black Wizards, Inno A Satana
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle