CLAWFINGER - Deaf Dumb Blind
Mehr über Clawfinger
- Genre:
- Crossover
- Label:
- MVG Records / Warner
- Release:
- 23.07.1993
- Nigger
- The Truth
- Rosegrove
- Don't get me wrong
- I need you
- Catch me
- Warfair
- Wonderful world
- Sad to see your sorrow
- I don't care
Einst, vor langer, langer Zeit, da war die Welt noch in Ordnung: Mit Goldketten behängte Schwarze aus amerikanischen Ghettos rappten, langhaarige weiße Jungs rockten. Mit Klischees hatten CLAWFINGER nicht viel am Hut, wie sie auf ihrem Debütalbum "Deaf Dumb Blind" gleich in mehrfacher Hinsicht bewiesen. Noch bevor kluge Köpfe im Marketing sich ein Etikett wie "Nu Metal" einfallen lassen konnten, praktizierte die schwedische Formation nämlich schon einen Musikstil, der sich reimenden Sprechgesang und schwere Gitarren vereinte, einen Stil, der zu Recht schlicht "Crossover" genannt wurde.
Das Album deckt dabei ein gar nicht mal schmales Spektrum verschiedener Klänge ab und zeigt, dass die damals noch ziemlich junge Band schon Vielversprechendes mit ihrem Talent anzufangen wusste. 'Nigger' eröffnet das Album und macht klar, dass diese Jungs sich beim Spagat zwischen Rap und Rock keine Leistenzerrung holen. 'The Truth' haut in die gleiche Kerbe und legt den Schwerpunkt mehr auf den groovigen Teil. 'Rosegrove' dagegen wildert offen in Hardcore-Gefilden. 'Don't Get Me Wrong' ist selbst verglichen mit den anderen Stücken des Albums der Stimmung nach sehr düster. Bei 'I Need You' übt die Band sich im Alternative Rock, speziell beim Refrain, und legt ansonsten, nach einem sehr gitarrenlastigen Intro, eher Wert auf einen fetten Groove. 'Catch Me' vereint das geschickte Wechselspiel zwischen sehr relaxten und rockigen Parts, wobei Erstere vom leicht verzerrten Gesang dominiert werden.
'Warfair', neben 'Nigger' und 'The Truth' der dritte Song des Albums, zu dem ein Videoclip gedreht wurde, knüpft auch musikalisch an die anderen beiden an, wobei die Vocals etwas weniger rotzig-trotzig klingen. 'Wonderful World' ist ein Stück, mit dem ich schwer warm werde, auch Jahre, nachdem ich das Album zum ersten Mal gehört habe. Die schnellen, harten Strophen werden immer wieder vom im QUEEN-Stil gehaltenen, poppigen Refrain unterbrochen. 'Sad To See Your Sorrow' könnte der vielseitigste Song des Albums sein, vereint er doch fast alle Elemente des Albums in sich. 'I Don't Care' schließlich rundet das Album als solider aber unspektakulärer Rausschmeißer ab.
Der Sound des Albums ist ebenfalls rundum gelungen. Bei dieser Musik den Lautstärkepegel höher und höher zu bringen, macht einfach nur Spaß, weil die Songs dann nur um so deftiger aus den Boxen knallen - und trotzdem klar und klirrfrei bleiben.
"Deaf Dumb Blind" ist der überaus bemerkenswerte Erstling einer Band, die das Crossover-Genre mit Leben erfüllt. Die zehn Songs mit einer Spielzeit von beinahe 40 Minuten sind absolutes Pflichtprogramm für jeden, der der Mischung "Rockgitarren & gerappte Vocals" nicht per se abgeneigt ist. Und allen, bei denen das Fall ist, sei der Rat gegeben: Runter mit den Scheuklappen. Ihr verpasst ein überaus interessantes und hörenswertes Stück Musik.
Anspieltipps: The Rosegrove, Sad To See Your Sorrow
- Redakteur:
- Sebastian Hirschmann