5TH AVENUE: Ein Interview mit Sänger Oliver

07.12.2013 | 09:08

"Das, was ich mit 5TH AVENUE erlebe, kann man mit keinem Scheck aufwiegen." - 5TH AVENUE-Sänger Oliver über Comeback, Wacken und Kommerz.

Vor über 20 Jahren war die Band 5TH AVENUE einer der gefragtesten Bands in Norddeutschland. Von Chartplatzierungen über eine ausverkaufte Halle, Plattenaufnahmen in den USA, bis hin zu diversen Auftritten auf dem "Wacken Open Air" (1990-1993 und 1995) hat man damals den Musikertraum voll ausgelebt. Doch Mitte der 90-er kam das plötzliche Aus. Das alles ist mittlerweile 18 Jahre her und umso überraschender ist es das die Herren wieder zurück gekehrt sind. Welche Beweggründe dahinter stecken und was für Pläne man mit 5TH AVENUE hat, erzählt uns Sänger Oliver.


Vorab ein Dankeschön dafür, dass du dir Zeit genommen hast meine Fragen zu beantworten. Wie fühlt es sich für euch an wieder im Musikerstress mit Proben, Studioaufnahmen und Auftritten zu sein?

Das ist toll. Ich habe in den letzten 18 Jahren außer ein paar Studiosachen nichts gemacht. Jetzt, wo ich wieder Musik mache, merke ich, was mir gefehlt hat. Ich fühle mich als neuer Mensch mit der ganzen positiven Energie der Musik aber auch mit der negativen Energie, die der Bandsplit damals mit sich gebracht hat.

Während meiner Recherchen habe ich keinerlei Auskunft erhalten, warum ihr euch damals aufgelöst hat. Wenn ich es richtig gesehen habe, standet ihr quasi auf dem Zenit eurer Karriere. Wieso das plötzliche Ende?

Nun, es waren persönliche, aber auch musikalische Differenzen. Der Druck innerhalb der Band wurde eben auch nicht gerade kleiner, dadurch dass das Album nicht erschienen ist. Viel mehr möchte ich dazu auch nicht sagen. Es war nicht schön und hat mich persönlich und menschlich eben auch schwer getroffen. Aber das ist nun ja auch 17 Jahre her und man sollte die ganze Sache auch mal ruhen lassen.

Habt ihr während der "Pause" in anderen Projekten Musik gemacht?

Adrian (Bass) hat mit den restlichen Jungs damals noch unter anderem Namen weitergemacht. Ingo (Schlagzeug) ist bei JACKBOX eingestiegen, bei denen er auch weiterhin spielt und hat jetzt bei der Reunion den Andy (Gitarre) gleich mitgebracht. Dazu kommen noch Ansas (Keyboard) von KICKHUNTER und Yogy (Gitarre), den man ja von RHAMMER und seinen Solo-Projekten kennt, neu dazu.

Gab es ein besonderes Ereignis, weshalb ihr eine Reunion gestartet habt oder wieso war eine frühere Rückkehr nicht möglich?

Eine Reunion war eigentlich gar nicht geplant. Ich wollte einfach einen alten Song neu aufnehmen und habe Adrian und Ingo gefragt ob sie Bock hätten. Ingos Frau Angie hat denn nicht mehr locker gelassen und –zack- standen wir wieder auf der Bühne!

Euer Debütalbum "Petting Zoo" hat ja leider - trotz Major-Label - nie das Licht der Welt erblickt. Werdet ihr für die Veröffentlichung die gleiche Tracklist wie damals beibehalten oder sind neue Songs in Planung?

Wir werden viele der Songs neu aufnehmen, aber wir sind fleissig dabei neues Material zu schreiben. Aber es gibt wirklich viele Leute, die die Songs von "Petting Zoo" hören wollen und ich liebe es immer noch diese Songs zu singen. Leider sind die orginalen Bänder ja in den USA verschollen....

Gibt es ein Konzept dazu? Hat sich eure Musik im Laufe der Jahre verändert?

Das ist immer schwer zu beurteilen, wenn man die Songs selber schreibt. Sicher wird sich die Musik verändern. 5TH AVENUE haben sich ja immer verändert. Inhaltlich werden sich die Songs definitiv ändern. Einige Texte von früher würde ich ja auch so nicht mehr schreiben. Aber der Spirit von 5TH AVENUE wird unverändert bleiben: Du darfst weiter zu jedem Song ordentlich Party machen ;)

Ihr hattet die Ehre als einer der ersten Bands auf dem weltberühmten Wacken Open Air zu spielen. Inwiefern hat sich die Szene und das Publikum in euren Augen verändert?

Nun Wacken fing ja mehr als Rockfestival an und wurde dann zu einem reinen Metalfestival. Aus meiner Sicht hat sich nicht allzu viel verändert, außer das statt 300 jetzt 75.000 vor der Bühne abfeiern. Es ist immer noch sehr familiär, egal ob du Backstage bist oder an der Schädelbar. Man trifft Leute, die man seit 20 Jahren nicht gesehen hat und liegt sich in den Armen. Das ist einfach geil.
Inwieweit sich das Publikum geändert hat, kann ich dir sagen, wenn wir wieder in Wacken gespielt haben...:)

Nach dem schnellen Ausverkauf für das nächste Jahr werfen viele Fans dem Festival Kommerzwahn vor, wie seht ihr das?

Ich kann das nicht nachvollziehen, denn was Holger und Thomas für den Metal geleistet haben, bedarf den allerhöchsten Respekt. Vielleicht vergessen viele, mit wie viel Herzblut und auch finaziellen Risiko die beiden das Ding großgemacht haben. Es wurde so groß, weil die beiden immer daran geglaubt haben! Und sie hatten immer den Mut auch einmal etwas Neues auszuprobieren. Ich verstehe die Meckerpötte nicht. Wer nicht will, brauch doch nicht ins Wackingerdorf gehen oder sich Bands, die er nicht mag, anzuschauen. Das tolle ist doch, dass du in Wacken überall Party machen kannst, egal ob du auf Thrash, Speed, Death oder sonstwas für Metal stehst. Jeder kommt auf seine Kosten und sag mir mal ein Festival auf dem z.B. das Merch so günstig ist?
Holger und Thomas versuchen die Preise immer so niedrig wie möglich für die Fans zu halten, aber man darf nicht vergessen, dass so ein Festival auch enorm viel Geld kostet. Wir haben als Band dazu ja auch ein deutliches Statement auf unserer Facebook Seite gegeben.

Noch eine Frage hätte ich: Da ihr schon einmal einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt habt: Wie wichtig ist es euch dort wieder hinzukommen?

Neee. Auf so einen Kommerz haben wir keinen Bock. ;) Im Ernst: Heutzutage von der Musik zu leben, ist sehr schwer geworden und wir machen uns da auch nichts vor. Ich für meinen Teil möchte mir wieder den Ruf einer erstklassigen Liveband erspielen und noch viele geile Konzerte spielen, so wie Wacken oder die Metal Dayz. Die Leute sollen aus unseren Konzerten gehen und sagen: "Man, war das geil, die muss ich mir unbedingt wieder ansehen." Das sind meine Ziele. Sollte sich irgendwann mehr ergeben, wird sich sicher keiner von uns dagegen wehren auch Geld dafür zu bekommen. Wer weiss, wohin das führt, solange die Sache Spaß macht, ist mir das relativ egal. Das klingt blöd, aber ich mache das, um wieder auf der Bühne zu stehen und die Songs zu singen, die mir sehr viel bedeuten. Das, was ich mit 5TH AVENUE erlebe, kann man mit keinem Scheck aufwiegen.

Schönes Abschlusswort!

Redakteur:
Hang Mai Le

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