ACCUSER: Interview mit Frank Thoms

28.07.2011 | 07:10

ACCUSER haben mit "Depandent Domination" ein starkes Thrash-Brett veröffentlicht, das in unserem Juni-Soundcheck auf #4 rauschte. Grund genug, um Bandkopf Frank Thomas auf den Zahn zu fühlen.

Hallo Frank, fangen wir doch mit der einfachen Frage an, wie die Reaktionen auf "Dependent Domination" bisher ausfallen und wie ihr selbst das Album im Vergleich zu eurem Comeback "Agitation" seht?

Die Reaktionen waren bislang sehr gut und wir hätten mit soviel Lob kaum gerechnet. "Dependent Domination" ist im Vergleich zu "Agitation" das wirkliche ACCUSER-Album. Auf "Agitation" sind noch viele Songs aus der SCARTRIBE-Ära (der Nachfolger & Vorgänger von ACCUSER - PK) zu finden, die sich stilistisch von ACCUSER unterscheiden. In der Entstehungszeit von "Agitation" waren wir noch auf der Suche und bei "Dependent Domination" sind wir wieder bei ACCUSER angekommen. Das soll nicht heißen, dass es verboten ist, andere Dinge auszuprobieren, aber uns war wichtig nach so langer Zeit der Pause wieder den charakteristischen ACCUSER-Sound aufzunehmen.

"Dependent Domination" kam jetzt doch ziemlich zügig nach "Agitation". Woher dieser Bienenfleiß? Hattet ihr einfach einen Kreativitätsschub oder habt ihr vor der eigentlichen Reunion schon heimlich einen Fundus angelegt aus dem ihr jetzt schöpfen könnt?


Die Songs sind innerhalb kürzester Zeit entstanden, was einen technischen Hintergrund hat. Wir haben fast zehn Jahre lang unsere Gitarren in droped-H getuned und haben uns darauf geeinigt die neuen Songs wieder in D zu schreiben. Man spielt mit diesem strafferen und scharf klingenden Tuning völlig anders und hat dem zu Folge ganz andere Ideen. Wie nach einem zehnjährigen Stau kam dann ein Riff nach dem anderen hervor und brachte ein spontanes und schnelles Ergebnis.


Mir gefällt an "Dependant Domination" die Wucht, mit der die Riffs platziert werden, während ich mir auf der anderen Seite das ein oder andere Hook mehr gewünscht hätte, das im Ohr hängen bleibt. Habt ihr bewusst darauf gesetzt, dass man sich das Album erarbeiten und sich mit ihm auseinandersetzen muss?


Ich sehe das anders. Wie ich finde, sind sehr viele Hooks zu finden, da alleine schon die Refrains eindeutig sind und eine definierte Wortwahl haben. Andererseits ist es richtig, dass man sich trotzdem sehr wohl in das Album reinhören muss und es beim ersten Durchlauf nicht komplett erfassen wird. Was gut ist, da gerade solche Alben länger Bestand haben.

Ihr klingt auch 16 Jahre nach "Taken By The Throat" immer noch wütend & angepisst. Inwieweit muss man beim Proben wieder in die richtige Stimmung für die aggressive Musik kommen oder seid ihr mit der Zeit nicht gesetzter und ruhiger geworden?


Einmal Thrasher, immer Thrasher! Wenn Du einmal wirklich erlebt hast, wie sich diese Musik anfühlen kann, wenn Du sie spielst, dann wirst Du noch auf allen vieren auf die Bühne kriechen. Klar, man hat mal einen anstrengenden Tag hinter sich und könnte mal statt zu proben die Füße hochlegen, aber sobald man den ersten Ton spielt, ist man wieder Feuer und Flamme. Wir sind auf jeden Fall ruhiger geworden, aber das leben wir nicht in der Musik aus, sondern wir gehen besonnener mit den alltäglichen Dingen des Lebens um.

Der Thrash Metal - vor allem auch aus Deutschland - war in seiner Anfangszeit ziemlich politisch und sozialkritisch. Wie wichtig ist euch eure Message in den Lyrics und denkt ihr, dass die Politik, die eine immer kleinere Rolle in der Musik spielt, nach Ereignissen wie just in Norwegen wieder mehr und mehr in das Zentrum rückt und ihr in der Verantwortung steht, auch eine Botschaft und Vorbildfunktion zu vermitteln?

Nach wie vor hat für mich Thrash auch was mit Politik zu tun. Ich verwende gerne Metaphern, die sozial-politische Situationen wiederspiegeln, die in jede Zeit oder an jeden Ort transferiert werden können. Die Verhaltensmuster der Menschen werden sich nie ändern. Ein Vorfall aus dem 17. Jahrhundert in England könnte beispielsweise morgen in Deutschland stattfinden. Ich finde es deswegen wichtig, zu unterscheiden was richtig und falsch ist und zu versuchen bestimmte Pfade, die vorgegeben sind, zu verlassen. Dazu gehört Selbstbeobachtung und Verzicht, denn wenn man mal nein sagt und einen anderen Weg geht, ist es meistens der Weg, der sich finanziellideologisch nicht lohnen wird, einem selbst aber gut tut, weil man eben gemacht hat, was man für richtig hält und wahrscheinlich richtig ist. Verantwortlich eine Botschaft und Vorbildfunktion zu vermitteln, halte ich für wichtig. Es gibt im Musikgeschäft zu viel berühmte Musiker, die sich mit Drogen vollpumpen und Gewalt verherrlichen und deren Klientel minderjährig ist.


Was ich an ACCU$ER immer geschätzt habe, ist die Tatsache, dass ihr immer einen sehr eigenständigen, ziemlich undeutschen Sound hattet, der mit seinem latenten HC-Elementen sich deutlich von KREATOR, DESTRUCTION & Co. unterschied und auch immer noch unterscheidet. Und obwohl ein eigenständiges Soundbild eine gute Vorraussetzung für zumindest etwas Erfolg ist, seid ihr kaum über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden. Welche Fehler habt ihr da gemacht, wo lag es am Business und wo ist es einfach dumm gelaufen?

Ich denke, wir haben alles richtig gemacht. Unsere Musik hat damals schon vielen Leuten gefallen, wir waren Vorreiter, haben inspiriert und das weltweit. Das ist ein Erfolg. Kommerziell standen wir nachher hinter den anderen Bands. Aber das hat man davon, wenn man Kommerz an den Pranger stellt, he, he!

Nein mal im Ernst. Mitte der Neunziger wurde es für den Thrash Metal eng und wir haben 1996 - allerdings aus anderen Gründen - aufgehört. Vor dieser Zeit hätte werbetechnisch mehr laufen müssen und es hätten noch einige ausgewählte Tourneen stattfinden müssen. Nun, dies ist nicht passiert. Wohlmöglich wären wir bei einer anderen Company besser aufgehoben gewesen, die unser Potential gezielter propagiert hätte. Ganz wichtig für eine Band ist Kontinuität in allen Bereichen. Und wenn es mal schwierig wird, Arschbacken zusammenkneifen und durch, haha.

Ihr habt gerade zwei Gigs mit DEATH ANGEL gespielt, zudem steht Wacken vor der Tür. Wie liefen die Gigs mit den Todesengeln und was erwartet ihr von der Show auf dem Wacken?

DEATH ANGEL ist eine äußerst sympathische Band und live ein echtes Brett. Die beiden Tage haben sehr viel Spaß gemacht und wir hoffen, dass wir noch mal zusammen arbeiten können. Die Resonanzen der Fans waren sehr positiv und viele haben sich gefreut uns noch mal oder endlich mal zu sehen. Wacken wird  eine gute Promotion. Wir haben vor Ort einige Interviews und Termine und freuen uns natürlich auf die Show. Es ist uns eine Riesenehre dabei zu sein.

Darüber hinaus habe ich bislang nur einzelne Gigs auf eurer HP entdeckt. Ist mehr durch Familie & Beruf einfach nicht drin oder ist da noch etwas Planung?

Wir machen alles, was möglich ist und hoffen zukünftig auf gute Konzert- und Tourneeangebote. Es stehen noch einige Sachen in Planung, sind aber bislang noch nicht spruchreif.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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