ACT OF CREATION: Interview mit Sängerin Jess

17.07.2024 | 21:38

Seit 2018 ist die gute Jess schon mit von der Partie und veröffentlicht nun nach 2020 zum zweiten Mal mit ACT OF CREATION ein melodisches Death'n'Thrash-Feuerwerk erster Güte. Richtig, die Frau hat Power und so steckt auch "Moments To Remain" voller Kraft und Energie. Doch die neue Scheibe der Hessen hat ungemein viel Tiefgang, dem wir gemeinsam mit der Frontfrau auf den Grund gehen möchten.

Jess, wie geht es dir? Wie ist die Stimmung im ACT OF CREATION-Camp?
Wir sind super aufgeregt und gespannt wie unser neues Album bei den Leuten ankommt und freuen uns, dass es bald soweit ist, hehe.

Das glaube ich. "The Uncertain Light" kam inmitten der Corona-Pandemie heraus. Nun sind knappe vier Jahre vergangen. Magst du mir ein kleines Update geben, was sich in der Zwischenzeit bei ACT OF CREATION getan hat? Es war bestimmt hart, den Vorgänger nicht ordentlich promoten zu können, oder?
Wir hatten ein paar Besetzungswechsel in der Zeit und haben uns neu sortiert. Es war sehr schade, dass wir keine richtige Release-Tour machen konnten, um den Leuten die Scheibe auch live präsentieren zu können. Tatsächlich hatten wir überlegt das Album auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, aber im Endeffekt war es die richtige Entscheidung trotzdem zu veröffentlichen. Denn die Pandemie hat sich ja dann schließlich noch relativ lang hingezogen und so lange wollten wir nun auch nicht damit warten unser neues Gesicht zu zeigen.

Doch nun stehen die Zeichen auf Sturm – "Moments To Remain" steht in den Startlöchern. Seid ihr vor allem ob der Situation beim Vorgänger mit der "Jetzt erst recht"-Haltung an die Arbeiten gegangen? Welche Zielsetzung hattet ihr zu Beginn der Arbeiten an eurem fünften Album?
In erster Linie wollten wir einfach einen würdigen Nachfolger produzieren, der hoffentlich noch besser und stimmiger als "The Uncertain Light" ist. Außerdem wollten wir uns auch im Sound weiterentwickeln.

Das ist euch gelungen. Worin liegen deiner Meinung nach die Unterschiede zwischen "Moments To Remain" und dem auch schon sehr guten Vorgänger "The Uncertain Light"?
"Moments To Remain" ist mehr aus einem Guss entstanden und wir wollten generell mehr eine Einheit bilden mit den Songs und das spiegelt sich auch in den Texten und den Melodien wider.

Was für ein atemberaubendes, wundervolles, aber auch tiefgründiges Artwork die Scheibe doch hat. Wer hat es entworfen und wie steht es in Verbindung zu den Songs auf "Moments To Remain"?
Das Artwork hat Timon Kokott, welcher auch das Artwork zu "The Uncertain Light" erstellt hat, in enger Zusammenarbeit mit uns entworfen. Das Cover fasst eigentlich alle Titel ganz gut zusammen, dennoch bezieht sich der Titelsong natürlich am meisten auf die abgebildete Situation.

Verfolgt – in diesem Zusammenhang – "Moments To Remain" ein bestimmtes Konzept? Ein lyrischer, roter Faden, der sich durch die einzelnen Songs schlängelt? Ihr hattet bereits auf dem letzten Album das Mädchen abgebildet – jetzt scheint sie älter geworden zu sein?
Konzepte sind für uns tatsächlich sehr wichtig und wir gehen in so etwas auch komplett auf. Wir lieben es eine Geschichte mit unserer Kunst zu erzählen und den Leuten etwas zu vermitteln und unsere Hörer zum Nachdenken anzuregen. Das Mädchen wurde bei dem vorherigen Album wiedergeboren und lässt nun im frühen Erwachsenenalter ihr Leben und den Tag Revue passieren. Der Zuhörer begleitet das Mädchen lyrisch den ganzen Tag. Denn der erste Song handelt vom Aufwachen, während der vorletzte/letzte davon handelt ins Bett zu gehen und einzuschlafen. Uns war es wichtig, dass man das Album nahtlos in einer Schleife hören kann, wie Tag und Nacht ineinander übergehen.

Das Mädchen sitzt am Wasser. Hat dieses Element für euch eine ähnlich beruhigende, aber auch denkfördernde Bedeutung wie für mich?
Ja, total! In unserem Fall hat das Wasser die Bedeutung der Vergänglichkeit, aber auch der Ewigkeit. Die Erinnerungen sind praktisch im See konserviert und gleichzeitig löst die Zeit sich im Wasser auf und alles fängt an zu verblassen.

Ihr habt das Album, soweit ich gehört habe, im vorgesehenen Live-Tempo aufgenommen. Was genau bedeutet das und welche Vorteile ergeben sich dadurch für euch?
Um unsere Energie herüberzubringen, die wir auf der Bühne haben, sind wir zu dem Entschluss gekommen alle Songs vom Tempo etwas anzuheben, als es auf der vorherigen Scheibe der Fall ist. Dadurch können wir live auch Samples benutzen, um eine entsprechende Atmosphäre zu erschaffen.

Allein der Titel 'Cry Of A Peacecrow' – einer der beiden Bonustracks – spricht für sich: Doch warum ist es eine Krähe und keine (Friedens-)Taube? Euer Beitrag zur derzeitigen Weltsituation?
Die Krähe ist ein Symbol von uns – sie taucht auch bei "The Uncertain Light" auf – und wir stehen alle sehr für den Weltfrieden ein und haben das Symbol der Friedenstaube auf uns gemünzt. Der Song wurde von unserem ehemaligen Gitarristen Dimitrov Lvchenko, der aus der Ukraine stammt, geschrieben.

Das Album ist recht emotional geworden und mit 'Under Friendly Fire' deckt ihr nur eine Facette eures hiesigen und abwechslungsreichen Sounds ab. Weshalb habt ihr euch für den Song als Single entschieden?
'Under Friendly Fire' hat eine wichtige Message und geht vom Sound her einfach nach vorne. Melodien und harte Parts wechseln sich ab und zum Headbangen treibt er ebenfalls an. Die vielen Facetten aus dem Song lassen sich auch auf das Thema übertragen, eine toxische Beziehung. Diese ist auch nie geradlinig und hat Höhen und Tiefen. Mit dem Song wollen wir alle ermutigen aus solch einer Situation zu entkommen und nie aufzugeben.

"When I come down – To find the memories right here – There are moments to remain" – auf welche Erinnerungen blickt ihr am liebsten zurück, wenn es euch schlecht geht? Und wie wichtig sind generell Erinnerungen, wenn man nach vorne schauen möchte?
Die Erinnerungen mit guten Freuden oder der Familie. Denn am schönsten ist es, wenn man Erinnerungen teilen kann und sich gemeinsam erinnern kann. Man sollte nie vergessen, dass das Leben vor einem liegt. Wer sich in der Vergangenheit verliert, kann nicht in der Gegenwart leben. Aber um in der Zukunft glücklich zu sein, sollte man auch Erinnerungen festhalten und auch aus manchen Dingen lernen.

Es ist euer Einstand bei Massacre Records, nachdem ihr vorher bei Black Sunset wart. Massacre ist für sein Gespür für guten Melodic Death Metal bekannt. Welche Möglichkeiten eröffnen sich für euch im Schoße von Massacre Records?
Dank Massacre haben wir eine größere Reichweite bekommen und haben ein Top-Team an unserer Seite, welches uns jederzeit unterstützt.

Was wird 2024 für ACT OF CREATION noch bereithalten? Sind Festival-Auftritte oder gar eine kleine Clubtour geplant?
Wir spielen dieses Jahr beim "Baden in Blut"-Festival und auf anderen Festivals wie z.B. dem "Metal Embrace" und "Unleash The Kraken". Als Release-Tour haben wir ab Herbst ca. zehn Club-Shows geplant.

Ein großes Dankeschön nochmals an euch für Rede und Antwort. "Moments To Remain" ist ein sehr schönes Album geworden. Was möchtest du euren Fans und unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?
Dankeschön auch von uns, es hat Spaß gemacht die Fragen zu beantworten. Wir geben jedem unseren Leitspruch mit auf den Weg: "When darkness falls, you find the light". Denn immer erst wenn es am dunkelsten scheint, sieht man das Licht. In unseren Texten verarbeiten wir viel Schlechtes, aber wir haben stets die Hoffnung und sehen das Positive!



Fotocredtis: Andreas Wagner

Redakteur:
Marcel Rapp

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