AC/DC: Diskografie-Check Teil 3 | Platz 5 - 1
27.12.2023 | 14:14Jetzt wird es ernst in Down Under, denn es gibt nur noch fünf Alben der Rock-Legende AC/DC, die um den Thron in unserem Diskografie-Check streiten. Welcher Silberling unseren Redakteuren am besten gefällt und ob Bon Scott oder Brian Johnson am Mikrofon am Ende die Nase vorne hat, erfahrt ihr nun im dritten Teil unserer Reise durch den Katalog der Wechselstrom-Anbeter.
5. The Razors Edge
Die Kunst der Wiederauferstehung ist etwas, das unsere geliebten Australier AC/DC eigentlich schon mit dem Comeback-Kracher "Back In Black" perfektioniert hatten. Doch auch im Jahr 1990 brauchte das Quintett aus Down Under zumindest eine kleine Renaissance, denn trotz kommerzieller Erfolge war gerade die zweite Hälfte der Achtziger nicht unbedingt von massiver musikalischer Qualität und Originalität gekrönt. Veränderungen mussten also für das zwölfte Studioalbum her.
Erst einmal begab sich Malcolm Young schon während der Tour zum Vorgänger in einen Entzug, um seinen Alkoholismus in den Griff zu bekommen. Doch nicht nur ein Songwriter mit klarem Kopf sollte dem später als "The Razors Edge" betitelten Silberling helfen, auch die Verpflichtung von Mike Fraser und Produzent Bruce Fairbairn hinter den Reglern ließ dringend benötigten frischen Wind durch das AC/DC-Quartier ziehen. Die letzte Änderung geschah dagegen nicht unbedingt freiwillig, denn Schlagzeuger Simon Wright wanderte zu DIO ab und wurde schließlich von Chris Slade ersetzt, der aber gemeinsam mit Cliff Williams den gewohnt soliden Backbeat für die stoischen Riffs von Malcolm und Angus liefert. Selbige klingen anno 1990 aber so frisch und inspiriert wie seit Jahren nicht mehr. Alleine der Überhit 'Thunderstruck' mit seinem einmaligen Gitarren-Lead, das bis heute zum Repertoire eines jeden Gitarristen auf dem Planeten gehört, rechtfertigt dabei die Existenz des Silberlings.
Doch der Opener bleibt beileibe nicht der einzige Höhepunkt, denn das komplette Quartett von Songs, mit dem die Australier hier eröffnen, gehört in die Kategorie "Klassiker". 'Fire Your Guns' ist dabei der typisch flotte Rocker, der einen sofort zum Mitnicken animiert, während 'Moneytalks' die große Hymne ist, die einfach jeder mitsingen muss. Mein heimlicher Liebling bleibt allerdings der Titeltrack, der beschwörerisch und herrlich finster aus den Boxen stampft und vor allem von der taumelnden Leadgitarre von Angus lebt. Doch auch wenn wir die vier klaren Höhepunkte direkt zu Beginn gehört haben, fällt das Material danach wie bei vielen der direkten Vorgänger und Nachfolger von "The Razors Edge" keinesfalls ab. 'Mistress For Christmas' ist wohl der mit Abstand coolste Weihnachtssong aller Zeiten, den man unter dem heimischen Tannenbaum spielen kann und auch 'Got You By The Balls' und 'Are You Ready' sind versteckte Perlen, die man keinesfalls übersehen dürfte. Nein, dieser Silberling ist von vorne bis hinten stark und landet damit vollkommen zu Recht in den Top 5 unseres Diskografie-Checks.
Das spiegelt sich übrigens auch in den Einzelwertungen wider, bei denen die Scheibe praktisch immer unter den ersten sechs Platzierungen landet, allerdings nur von mir auf das Treppchen mit einer Bronzemedaille befördert wird. Einzig Mahoni und Walter scheinen nicht vom Blitz getroffen worden zu sein und schaffen entsprechend den Balanceakt auf der Rasierklinge nicht. Anders kann ich mir die Nennung dieses Rock-Klassikers auf dem neunten Platz jedenfalls nicht erklären.
4. High Voltage (INT)
Da ist sie ... schon wieder? "High Voltage" hatten wir doch bereits! Stimmt, aber das war das Original, die australische Ausgabe, die deutlich vor dieser hier erschien. Und eigentlich ist das hier auch nicht "High Voltage", sondern "T.N.T.". Na, vollends verwirrt? Ich drösel das mal auf.
Die "richtige" Scheibe namens "High Voltage" erschien 1975, aber nur zwei der Songs von "High Voltage (AUS)", 'Little Lover' und 'She's Got Balls', befinden sich auf "High Voltage (INT)". Erstaunlich, da vor allem 'Baby, Please Don't Go' ein veritabler Singlehit in Down Under gewesen ist. Nun ja, Plattenfirmen. Die wussten es bekanntlich bis in die Neunziger eh besser als alle anderen. Aber, um das ganze Durcheinander perfekt zu machen, befindet sich der Song 'High Voltage' nicht auf der originalen, australischen Version des Albums, sondern erschien erst auf dem zweiten Werk, "T.N.T.". Nein, das muss man nicht verstehen.
Um also über das Album "High Voltage (INT)" zu sprechen, müssen wir erst zurückgehen zu "T.N.T.". Das Debütalbum erregte einiges an Aufsehen, stieg in die Charts und brachte die Band auf die Landkarte mit Auftritten auf Festivals und einer goldenen Schallplatte. Der Name "High Voltage" gefiel der Band so gut, dass man beschloss, einen Song mit dem Titel zu schreiben, witzigerweise mit der Akkordfolge A-C-D-C [1]. Natürlich flippte man aus beim Label, als die Band einen Titelsong zu einer gerade erst veröffentlichten Platte nachschob, aber dessen ungeachtet wurde aus 'High Voltage' ein Single-Release, der immerhin die australische Top Ten erreichte. Die Band spielte zahlreiche Konzerte und trat mehrfach im australischen Fernsehen auf, machte sich aber ziemlich schnell daran, ein zweites Album aufzunehmen.
Die Arbeit begann im Juli 1975 wieder in den Albert Studios in Sydney, wie auch beim Debütalbum, baute aber bereits auf verschiedenen Sessions auf, so war beispielsweise der Song 'The Jack' bereits im April aufgenommen und seither häufig live gespielt worden [1]. Besonders Angus' und Malcolms Bruder George Young, der zusammen mit Harry Vanda bereits mehrere Hits komponiert hatte und in den Albert Studios arbeitete, hatte einen großen Einfluss auf die Musik, die Lieder mussten sich alle zuerst seinem kritischen Auge beweisen [2]. Am 1. Dezember 1975 erschien dann "T.N.T." und wurde ein veritabler Erfolg, verkaufte 11.000 Einheiten in der ersten Woche, erreichte Platz 2 der Charts, schaffte innerhalb kürzester Zeit dreifachen Gold-Status [2] und verschaffte AC/DC die Grundlage für die erste große Australien-Tournee [1].
Dieses Album ist die Basis für "High Voltage (INT)". Noch im Dezember 1975 nahm Atlantic UK die Band weltweit unter Vertrag. Eine erste Clubtour im UK musste zwar verschoben werden, aber kurz nach der Veröffentlichung von "High Voltage (INT)" tourte AC/DC erstmals in England, John Peel von der BBC lud sie zu einer seiner Sessions ein und die britische Presse, vor allem Sounds, unterstützte die Band nach Kräften. Danach ging es durch Europa und der Rest... kommt später, denn jetzt fokussieren wir unsere Aufmerksamkeit mal auf die Musik.
Die UK Division von Atlantic Records mochte wohl den Titel "High Voltage" mehr als "T.N.T.", es gibt keinen anderen Grund, warum man die Lieder des zweiten Albums mit dem Titel des ersten kombinieren sollte, aber musikalisch ist das völlig unerheblich, denn ein Album, das mit einem Rock-Kracher wie 'It's A Long Way To The Top (If You Wanna Rock 'n' Roll)', komplett mit Sackpfeifen, anfängt, muss einfach ein Klassiker werden. Danach folgen unsterbliche Hymnen wie 'Live Wire', der Welthit 'T.N.T.' und als Rausschmeißer der energetische Rocker 'High Voltage'. Dazu die beiden Bluessongs 'The Jack' und 'Little Lover' sowie die Rock 'n' Roller 'Can I Sit Next To You' und 'Rock 'n' Roll Singer', auch wenn all diese Stücke nicht ganz an die Brillanz der Top drei des Albums herankommen, genauso wie das von Bon für seine damalige Ehefrau Irene geschriebene 'She's Got Balls'.
Ich sehe da also nicht nur Glanz, sondern auch ein paar mittelmäßige Songs und sogar etwas schwächere Titel. Damit stehe ich aber ein wenig allein da, das liegt sicher daran, dass ich finde, dass die späteren Kracher den AC/DC-Stil einfach noch besser verkörpern und die noch im RnR verhafteten Lieder auf "High Voltage (AUS)" einfach um Vieles zwingender sind. Ja, die beiden mit aufgenommenen Songs, nämlich 'Little Lover' und 'She's Got Balls' sind für mich auch die Lowlights auf dem großartigen australischen Debüt. Aber fast alle anderen Redakteure sind anderer Meinung und hieven "T.N.T." beziehungsweise "High Voltage (INT)" weit nach oben mit sogar drei ersten Plätzen von Chris, Walter und Timo.
Ein Wort noch zum Cover: Das Originalbild von "High Voltage" mit dem pinkelnden Hund und den Bierdosen, das bereits in Australien kontrovers war, wurde international nicht verwendet und das eher simple Cover von "T.N.T." glücklicherweise auch nicht, sondern es wurde ein völlig neues Bild verwendet, das ein Foto von Angus mit Gitarre zeigt und den später ikonischen AC/DC-Blitz. Ja, das ist das bisher beste AC/DC-Cover gewesen, das die Band wirklich auf den Punkt bringt. Dafür gab es aber auch ein anderes Cover im UK, Frankreich und Italien, das wiederum das wahrscheinlich hässlichste AC/DC-Cover aller Zeiten darstellt.
[1] Engleheart, Murraym Durieux, Arnaud (2006): AC/DC Maximum Rock & Roll, Aurum Press, London
[2] Masino, Susan (2006): The Story Of AC/DC Let There Be Rock, Omnibus Press, New York
3. Let There Be Rock
Völlig zurecht auf Platz 3 unserer Auswertung ist dieser Hammer gelandet. Ein Album voller Energie, das für mich ganz klar die Essenz dessen bündelt, wofür AC/DC steht. Gäbe es "Back In Black" nicht, das vielleicht größte Hard-Rock-Album aller Zeiten. Das letzte Album mit Bassist Mark Evans aus dem Jahr 1977 ist wesentlich schneller, energetischer, wilder als der noch etwas gesetztere Vorgänger. Jegliche Boogie-Einflüsse sind über Bord geflogen, der Blues ist zwar Basis des Sounds, aber aus meiner Perspektive war die Band nie so nahe am Metal wie hier. Die wilden Soli im Titelsong, dem besten AC/DC-Track, der nicht auf "Back In Black" gelandet ist, die hohen Screams des unvergesslichen Bon Scott, die herausragende Produktion von George Young und Harry Vanda und die hohe Hitdichte sprechen für sich. Trotzdem müssen einzelne Nummern besonders hervorgehoben werden. Der Opener 'Go Down' ist schon mal brutal mitreißend, deutet aber nur an, was noch kommen sollte. 'Dog Eat Dog' bietet alles, was man an dieser Band lieben sollte, aber alles wird natürlich vom Titeltrack überstrahlt. Die Epiphanie der E-Gitarre, der wahnwitzige Gesang, der quasi-religiöse Text, der historische Blick auf die Rock-Geschichte, die Verwendung eines Blues-Schemas, die nicht weiter entfernt sein könnte vom Blues der fünfziger Jahre, als man denken könnte. Perfekt. Hervorzuheben ist noch 'Hell Ain't A Bad Place To Be', quasi der Prolog zur späteren Highway-Nummer (aber der klar bessere Song), sowie der schweißtreibende Abschluss 'Whole Lotta Rosie', der den Geschlechtsakt mit einer etwas besser gefüllten Dame beschreibt. Dazu das wunderschöne Artwork, und schon haben wir eines der besten Rock-Alben aller Zeiten. Rüdiger setzt es trotzdem nur auf den siebten Platz, bei Marcel gibt es dagegen die Pole Position - alle anderen liegen solide dazwischen.
2. Highway To Hell
Am Ende war es ein überraschend knappes Rennen, denn mit nur einem Zähler hat "Highway To Hell" aus dem Jahr 1979 die Nase minimal vor "Let There Be Rock" und streicht die Silbermedaille ein. Überraschen dürfte diese Wahl allerdings wohl niemanden, denn immerhin markierte der Langspieler, der im Roundhouse in London aufgenommen wurde, den Mainstream-Durchbruch des australischen Rock'n'Roll-Imports.
Klar, auch vorher erfreute sich AC/DC gerade dank schweißtreibender Liveshows weltweit einer stetig wachsenden Fangemeinde, gänzlich im Mainstream angekommen war der Fünfer aber noch nicht. Doch Atlantic Records (das damalige Label der Band) hatte Großes mit den Australiern vor, dazu musste allerdings ein Produzent her, der die ungestümen Rocker in kommerziell erfolgreiche Bahnen führen konnte. Insbesondere Angus und Malcom Young hielten aber an ihrem älteren Bruder George Young als Produzent fest und ließen prompt Eddie Kramer, den ersten Vorschlag des Labels, der zuvor auch mit Bands wie KISS oder LED ZEPPELIN gearbeitet hatte, abblitzen. So musste schlussendlich Bandmanager Michael Browning intervenieren und engagierte Robert John "Mutt" Lange, nachdem die Band an einem freien Tag während den Arbeiten mit Kramer heimlich ein Demo für Lange aufgenommen hatte, um diesen von einer Zusammenarbeit zu überzeugen. Browning schien den richtigen Riecher für seine Klienten zu haben, denn mit Mutt Lange an den Reglern stieß das Quintett auf eine kreative Goldader. Den Anteil Langes am Erfolg des Silberlings sollte man dabei nicht unterschätzen, denn wo die Australier sonst innerhalb von drei Wochen ein Studioalbum eingezimmert hatten, wurde nun an 15-Stunden-Tagen für drei Monate am Songmaterial gefeilt, während der Produzent der Band mit viel Fingerspitzengefühl neue Ansätze vermittelte.
Das Ergebnis dieser harten Arbeit sollte eine Dampframme werden, welche die Rockmusik für immer veränderte. Nehmen wir nur einmal den eröffnenden Titeltrack: Wer dieses ikonische Riff nicht schon nach den ersten drei Anschlägen von Angus erkennt, der muss sein Leben unter irgendeinem gigantischen Stein verbracht haben, immerhin haben wir es hier mit einem Rock-Klassiker zu tun, der locker mit 'Stairway To Heaven' oder 'Smoke On The Water' mithalten kann. Und auch ansonsten feuert AC/DC auf allen Zylindern. 'Girls Got Rhythm' etwa ist ein fast schon unverschämt groovender Rocker, der jedes Bein mitwippen lässt, 'Touch Too Much' wird von Bon Scotts einmaliger Gesangsleistung gekrönt und 'If You Want Blood (You've Got It)' ist die mit Gangshouts garnierte Hymne, welche die Fäuste praktisch schon von ganz alleine gen Himmel schnellen lässt. 'Night Prowler' beschließt das Album schließlich mit einem schleppenden Boogie, der dem Live-Klassiker 'The Jack' in nichts nachsteht, und über meinen persönlichen Liebling 'Shot Down In Flames' haben wir da noch gar nicht gesprochen. Gerade live ist die Nummer einfach ein absoluter Volltreffer, der sofort in die Knochen fährt.
Überraschend ist da am Ende eigentlich nur, dass einzig Mahoni den ersten Rang vergibt. Ich hätte durchaus ein paar mehr Goldmedaillen erwartet, doch immerhin reicht es gleich zu fünf zweiten Rängen (Rüdiger, Tommy, Stefan, Frank und meine Wenigkeit), sowie dem letzten Platz auf dem Treppchen bei Chris. Was dagegen Marcel hier für ein Album gehört hat, kann nur er auflösen, denn einen neunten (!) Platz für dieses Meisterwerk der Rockgeschichte kann ich nicht wirklich erklären.
1. Back In Black
Da ist der, zugegeben, nicht völlig überraschende Sieger unserer Diskographie der größten, besten, wichtigsten Band aus Down Under. Dabei wird häufig übersehen, dass es eigentlich ein kleines Wunder ist, dass "Back In Black" so ein Meisterwerk geworden ist, wenn man die Umstände bedenkt.
Denn es war am 19. Februar 1980, als das Unheil über die australischen Rocker hereinbrach. Ronald Belford "Bon" Scott starb durch Alkohol, ein Mann, der wie kaum ein anderer den Mythos vom Sex, Drugs and Rock 'n' Roll verkörperte, starb nach einer ausgelassenen Nacht in London [1]. Es heißt, die Band hätte kurzzeitig sogar das Ende ihrer Karriere ins Auge gefasst, besann sich jedoch eines Besseren. Da die Arbeiten am neuen Album bereits begonnen hatten, war AC/DC unter Zeitdruck, einen Nachfolger für Bon Scott zu finden. Die Young-Brüder Malcolm und Angus erinnerten sich an einen Sänger, den Bon ihnen gegenüber in den höchsten Tönen gelobt hatte, wie Angus im Interview zugab [2]. Brian Johnson war zu diesem Zeitpunkt Sänger einer Band namens GEORDIE gewesen, und Bon Scott hatte ihn während einer Tour 1973 in England erlebt, als er mit seiner Band FANG als Support für GEORDIE tourte. Brian Johnson war und ist nie ein Bon Scott-Imitator gewesen, worin die Stärke in seiner Wahl als Nachfolger liegt. Nicht nach-, sondern gut selbstgemacht, diese Devise hat in den Folgejahren die meisten Fans der Band überzeugt, egal wie sehr sie Bon Scott nachtrauerten.
Die Albumaufnahmen fanden innerhalb von zwei Monaten in Nassau auf den Bahamas statt, der Rest der Produktion in New York. Nur fünf Monate nach dem Tod des Frontmannes, am 21. Juli 1980, stand das neue Album in den Regalen. Es ist erstaunlich, dass trotz der Kürze der Zeit und der Tatsache, dass die Arbeiten an den neuen Songs bereits begonnen hatten, der verstorbene Sänger keine Erwähnung als Komponist auf "Back In Black" erhalten hat. Stattdessen wird für alle Songs "Young, Young and Johnson" angegeben.
Das schlicht schwarz gehaltene Cover passt natürlich zum Titel und ist vor allem ein Zeichen der Trauer um Bon Scott, was die Band gegen den Willen der Plattenfirma durchsetzen musste [3]. Bemerkenswert ist auch der brillante Sound der Scheibe, die beim Erscheinen Maßstäbe setzte und auch heute noch für mich das mit Abstand bestklingende Album der australischen Rocker ist.
Und musikalisch? Legendär ist mittlerweile die Glocke, mit der das Album in den Song 'Hells Bells' startet. 13 Glockenschläge und ein Riff für die Ewigkeit, regelmäßig im Stadion am Millerntor beim FC St. Pauli zu hören. Was dieser Song bereits klar macht, ist die Reife, die Einzug gehalten hat im AC/DC-Camp. Das ungestüme Element geriet in den Hintergrund, hier sind erfahrene Komponisten am Werk, die um die Effektivität ihrer Riffs und Refrains genau wissen. Dieser Song inspirierte die Band, im Folgenden eine zwei Tonnen schwere Glocke in ihre Live-Sets einzubauen. 'Hells Bells' ist einer der Songs, den Angus Young als Tribut an Bon Scott bezeichnete [4], mehr noch als das ganze Album es darstellen soll. Der Text ist eine Mischung aus Scott'scher Unnachgiebigkeit und den Eindrücken während der Albumaufnahmen auf den Bahamas, die von schweren Unwettern beeinträchtigt wurden, was sich hörbar niederschlug: "I'm a rolling thunder, a pouring rain, I'm comin' on like a hurricane, My lightning's flashing across the sky."
Auch der Titelsong erinnert an den verstorbenen Sänger, dem mit Zeilen wie "I got nine lives cat's eyes, using every one of them and runnin' wild" ein Denkmal gesetzt wird. Gehört auch 'Have A Drink On Me' zu den Tributsongs? Scott würde es wahrscheinlich freuen, wenn es so wäre.
Aber Thema Nummer eins der Band sind natürlich Frauen, die die Hauptrolle spielen in dem längsten Lied des Albums, 'Shoot To Thrill', dem kurzen 'What Do You Do For Money Honey', oder dem textlich schon recht deutlichen 'Given The Dog A Bone'. Alles tolle Lieder, die aber noch getoppt werden durch die Hitsingle 'You Shook Me All Night Long' und das bluesige 'Let Me Put My Love Into You Babe', das die Zensurorganisation PMRC in den USA zu den "Fünfzehn schmutzigsten Songs" zählte und dessen Text in den damaligen Gerichtsverhandlungen zitiert wurde [5].
Außerdem folgt noch spät der Ohrwurm 'Rock And Roll Ain't Noise Pollution'. Einzig der wilde Ritt 'Shake A Leg' will nicht so zünden wie der Rest, sodass selbst "Back In Black" noch einen Schwachpunkt hat. Das Album steht in einer schönen Reihe mit den großen AC/DC-Alben, dass es sich um so viel besser verkauft hat als "Highway To Hell" oder "Razor's Edge" liegt sicher daran, dass es zu dem Termin der Veröffentlichung den Zeitgeist perfekt getroffen hat. Heute ist es aber nicht nur ein Denkmal, sondern immer noch eines der besten und rockigsten Alben aller Zeiten und die perfekte Begleitung für den Pubbesuch.
"Back In Black" ist eines der erfolgreichsten Alben aller Zeiten und erreichte am 13. Dezember 2007 die 22. Platinauszeichnung [6], in Deutschland 2003 Doppelplatin [7]. In den USA begannen die Australier trotz des großen Rückschlags zu Beginn des Jahres ihren großen Siegeszug, wie ein enthusiastischer Bericht des Rolling Stone zeigt [8].
Tja, da sind wir berechenbar, aber das macht nichts. Sechsmal Platz 1, nie weiter unten als Platz 6, es dürfte niemanden in der Redaktion geben, der mit dieser Platzierung unzufrieden sein dürfte. Und was ist mir dir?
[1] Bon Scotts Sterbeurkunde unter https://en.wikipedia.org/wiki/File:BonScottDeathCertificate.jpg
[2] Bravewords.com, 18. Februar 2010, https://bravewords.com/news/ac-dc-guitarist-angus-young-remembers-bon-scott-when-i-think-back-in-hindsight-he-was-a-guy-that-i-always-knew-was-full-of-life (abgerufen 28. September 2023)
[3] AC/DC Fanclub Bericht, fanclub.acdc.com/backinblack, (abgerufen 28. September 2023)
[4] VH1 Dokumentation „Behind The Scenes, https://www.youtube.com/watch?v=_LDcKjPO06Q, (abgerufen 28. September 2023)
[5] Transkript der Anhörung zu Thema „Record Labelling“ vor dem US Senat vom 19. September 1985, Seiten 39 und 85, https://joesapt.net/superlink/shrg99-529/, (abgerufen 28. September 2023)
[6] riaa.com, https://www.riaa.com/gold-platinum/ (abgerufen 28. September 2023)
[7] musikindrustrie.de, https://www.musikindustrie.de/no_cache/gold_platin_datenbank/#topSearch (abgerufen 28. September 2023)
[8] David Fricke (1980): AC/DC Shrug Off a Death and Rock On; Rolling Stone, 30. Oktober 1980, https://www.rollingstone.com/music/music-news/ac-dc-shrug-off-a-death-and-rock-on-238153/, (abgerufen 28. September 2023)
Zu Teil 1 und Teil 2 des Diskografie-Checks.
Und zum Abschluss gibt es wie immer natürlich die Listen der einzelnen Redakteure:
Frank Jäger: 1. Back In Black 2. Highway To Hell 3. High Voltage (AUS) 4. Powerage 5. Let There Be Rock 6. The Razors Edge 7. PWR/UP 8. For Those About To Rock (We Salute You) 9. Stiff Upper Lip 10. Rock Or Bust 11. Blow Up Your Video 12. High Voltage (INT) 13. Dirty Deeds Done Dirt Cheap 14. Black Ice 15. Flick Of The Switch 16. Ballbreaker 17. Fly On The Wall |
Marcel Rapp: 1. Let There Be Rock 2. Dirty Deeds Done Dirt Cheap 3. Back In Black 4. High Voltage (INT) 5. The Razors Edge 6. Stiff Upper Lip 7. For Those About To Rock (We Salute You) 8. High Voltage (AUS) 9. Highway To Hell 10. Black Ice 11. Rock Or Bust 12. Flick Of The Switch 13. Ballbreaker 14. PWR/UP 15. Powerage 16. Fly On The Wall 17. Blow Up Your Video |
Stefan Rosenthal: 1. Back In Black 2. Highway To Hell 3. High Voltage (INT) 4. The Razors Edge 5. Let There Be Rock 6. Black Ice 7. Stiff Upper Lip 8. For Those About To Rock (We Salute You) 9. Ballbreaker 10. Powerage 11. Dirty Deeds Done Dirt Cheap 12. Flick Of The Switch 13. PWR/UP 14. High Voltage (AUS) 15. Rock Or Bust 16. Fly On The Wall 17. Blow Up Your Video |
Walter Scheurer: 1. High Voltage (INT) 2. Let There Be Rock 3. Dirty Deeds Done Dirt Cheap 4. Powerage 5. High Voltage (AUS) 6. Back In Black 7. Highway To Hell 8. For Those About To Rock (We Salute You) 9. The Razors Edge 10. Ballbreaker 11. Black Ice 12. PWR/UP 13. Stiff Upper Lip 14. Rock Or Bust 15. Fly On The Wall 16. Flick Of The Switch 17. Blow Up Your Video |
Timo Reiser: 1. High Voltage (INT) 2. Dirty Deeds Done Dirt Cheap 3. Back In Black 4. Powerage 5. Let There Be Rock 6. Highway To Hell 7. The Razors Edge 8. High Voltage (AUS) 9. PWR/UP 10. Stiff Upper Lip 11. For Those About To Rock (We Salute You) 12. Black Ice 13. Flick Of The Switch 14. Rock Or Bust 15. Ballbreaker 16. Blow Up Your Video 17. Fly On The Wall |
Jonathan Walzer: 1. Back In Black 2. Let There Be Rock 3. Powerage 4. Highway To Hell 5. For Those About To Rock (We Salute You) 6. Black Ice 7. The Razors Edge 8. High Voltage (INT) 9. Dirty Deeds Done Dirt Cheap 10. Rock Or Bust 11. Ballbreaker 12. High Voltage (AUS) 13. PWR/UP 14. Stiff Upper Lip 15. Blow Up Your Video 16. Fly On The Wall 17. Flick Of The Switch |
Tommy Schmelz: 1. Back In Black 2. Highway To Hell 3. Let There Be Rock 4. For Those About To Rock (We Salute You) 5. Powerage 6. The Razors Edge 7. Black Ice 8. High Voltage (INT) 9. Dirty Deeds Done Dirt Cheap 10. Fly On The Wall 11. Rock Or Bust 12. Ballbreaker 13. High Voltage (AUS) 14. Stiff Upper Lip 15. PWR/UP 16. Flick Of The Switch 17. Blow Up Your Video |
Tobias Dahs: 1. Back In Black 2. Highway To Hell 3. The Razors Edge 4. Let There Be Rock 5. Black Ice 6. High Voltage (INT) 7. Dirty Deeds Done Dirt Cheap 8. Powerage 9. For Those About To Rock (We Salute You) 10. Stiff Upper Lip 11. Rock Or Bust 12. Ballbreaker 13. High Voltage (AUS) 14. PWR/UP 15. Blow Up Your Video 16. Fly On The Wall 17. Flick Of The Switch |
Mahoni Ledl: 1. Highway To Hell 2. Let There Be Rock 3. High Voltage (AUS) 4. Powerage 5. Back In Black 6. High Voltage (INT) 7. Dirty Deeds Done Dirt Cheap 8. For Those About To Rock (We Salute You) 9. The Razors Edge 10. Fly On The Wall 11. Ballbreaker 12. Blow Up Your Video 13. Flick Of The Switch 14. Black Ice 15. PWR/UP 16. Stiff Upper Lip 17. Rock Or Bust |
Chris Staubach: 1. High Voltage (INT) 2. Back In Black 3. Highway To Hell 4. The Razors Edge 5. Let There Be Rock 6. Stiff Upper Lip 7. Powerage 8. High Voltage (AUS) 9. For Those About To Rock (We Salute You) 10. Black Ice 11. Dirty Deeds Done Dirt Cheap 12. PWR/UP 13. Flick Of The Switch 14. Fly On The Wall 15. Rock Or Bust 16. Ballbreaker 17. Blow Up Your Video |
Rüdiger Stehle: 1. High Voltage (AUS) 2. Highway To Hell 3. Dirty Deeds Done Dirt Cheap 4. The Razors Edge 5. High Voltage (INT) 6. Back In Black 7. Let There Be Rock 8. Powerage 9. PWR/UP 10. For Those About To Rock (We Salute You) 11. Ballbreaker 12. Flick Of The Switch 13. Blow Up Your Video 14. Fly On The Wall 15. Black Ice 16. Stiff Upper Lip 17. Rock Or Bust |
- Redakteur:
- Tobias Dahs