AEBSENCE: Interview mit Peter Budai

01.01.1970 | 01:00

Die aus Ungarn stammende "Prog-Crossover-Folk-Metal"-Formation AEBSENCE hat mich mit ihrem kürzlich erschienenen Album "Unusual" doch sehr nachhaltig beeindruckt, so dass kurzerhand mal bei den Jungs nach dem Stand der Dinge gefragt habe. Sänger Peter hat bereitwillig und auf symphatische Weise Auskunft gegeben.

Georg:
Hallo Peter, kannst du uns kurz ein paar Informationen über die Bandgeschichte von AEBSENCE geben?

Peter:
Gegründet wurde AEBSENCE schon 1995, doch seit 1997 spielen wir im aktuellen Lineup zusammen. Einige Songs von "Unusual" stammen sogar aus dieser Zeit. Wir nahmen damals ein Demo auf, vertrieben es hauptsächlich in Ungarn und bekamen auch gute Resonanzen. Wir nahmen anfangs auch an verschiedenen Talentwettbewerben Teil und bekamen dadurch Einladungen zu Festivals, u.a. dem Prog Metal Festival, welches vom Metal Hammer (Ungarn) oranisiert wurde. 2001 unterschrieben wir sogar einen Plattendeal, leider ist dass Label jedoch Pleite gegangen nach ein paar Monaten. Also beschlossen wir, die geplante Albumproduktion in die eigene Hand zu nehmen. "Unusual" wurde schon 2002 aufgenommen, doch die Promotion dauert bis jetzt an.

Georg:
Erzähl uns etwas über das Album. Wie würdest Du die Musik beschreiben?

Peter:
Die Musik ist schwer zu beschreiben, selbst Kritiker haben grosse Probleme dabei unseren Sound zu Kategorisieren. Ich denke es ist Musik in der Schnittmenge von psychedelicher Rockmusik und extremem Metal mit einer Prise Folklore...;-). Wir hören selber die verschiedensten Formen von Musik und das fliesst dann natürlich auch mit in unseren Sound ein. Unsere All-Time-Favoriten sind ANTHRAX, TOOL und ALICE IN CHAINS. An neueren Sachen mag ich persönlich die letzte PORCUPINE TREE und AUDIOSLAVE, aber ich höre auch KYUSS, MORCHEEBA oder REM. Also, im groben könnte man sagen wir hören alles von DEPECHE MODE bis PANTERA. Irgendwie findet sich das ein oder andere davon dann in unserer Musik wieder, auch wenn wir es natürlich vermeiden irgendwen zu kopieren, aber wir gehen noch einen Schritt weiter und bauen nun in diesen Sound folkloristische Elemente ein, die dann von Flöten und Violinen gespielt werden. Hinzu kommen dann noch die ungarischen Texte und zusammen hat das halt etwas eigenes.

Georg:
Wie sieht denn bisher das Feedback auf "Unusual" aus?

Peter:
Bisher sind die Reaktionen sehr positiv, leider ist unser Name noch nicht gross genug, damit wir bei den grösseren Radiostationen Airplay erhalten, oder im Fernsehen genannt werden, aber im Underground wird das Album sehr gut aufgenommen. Im Metal Hammer (dem aus Ungarn) waren wir sogar "Beste Nationale Production" im letzten Jahr. Auch in anderen ungarischen Magazienen konnten wir Spitzenplätze ergattern. Die Reaktionen in Deutschland sind ebenfalls sehr positiv, auch wenn das algemeine Interesse am Album dort eher etwas niedriger ausfällt. Ein deutsches Webzine hat geschrieben, dass man unsere Musik mag oder hasst, es gibt also geteilte Meinungen über unserer Musik. Fakt ist, dass sie überall Aufsehen erregt.

Georg:
Ich finde den Sound von "Unusual" sehr gelungen, wer hat das Album produziert?

Peter:
Wir sind ebenfalls sehr zufrieden mit dem Sound. Wir waren in einem Studio (HSB Studio), dass einen sehr guten Ruf bei uns hat, weil dort schon viele gute Alben gemacht wurden. Es hat in dem Studio noch nicht mal die übermässigen technischen Möglichkeiten, aber die Jungs die das Studio betreiben besitzen eine ausserordentliche Kompetenz und kennen sich bestens mit ihren Geräten aus. Produziert haben wir selber mit Hilfe des Toningenieurs Viktor Scheer. Die Aufnahmen und der Mix haben insgesamt 18 Tage gedauert.

Georg:
Wie sieht die ungarische Rock/Metalszene aus, bzw. was kannst Du darüber berichten?

Peter:
Wir haben hier viele gute Bands, doch die haben alle dasselbe Problem, es gibt in Ungarn nur ein Metal/Rock Label, und das ist das Label vom ungarischen Metal Hammer. Die picken sich halt nur raus, was auch kommerziellen Erfolg verspricht. Im Radio und TV läuft meist nur seichte Popmucke und das Gros der Musikfans hört das, was die Medien featuren. In der Clubszene sieht es auch eher schlecht aus. Grosse Bands ziehen immer mehr Leute, aber für kleinere Bands ist es schwer ein geeignetes Publikum zu finden und zu bedienen. Viele Bands versuchen es im Ausland aber meist nur mit mässigem Erfolg.

Georg:
Wie sieht die politische und wirtschaftliche Lage in Ungarn aus? Wie steht die Bevölkerung zum Irak-Konflikt?

Peter:
Das ist eine gute Frage. Wir sind nicht sonderlich politisch und wirtschaftlich interessiert, aber ich kann versuchen eine kurze Sicht der Dinge mit meinem wenigen Wissen darzulegen. Viele warten auf den EU-Beitritt Ungarns und erhoffen sich dadurch eine Besserung ihrer Situation. Was den Irak an geht, ist änlich wie in Deutschland der Grossteil der Bevölkerung gegen den Krieg gewesen, obwohl die ungarische Regierung den Kurs der Amerikaner befürwortet hat.

Georg:
Was macht ihr, wenn ihr nicht musiziert, wie verdient ihr eure Brötchen?

Peter:
Die meisten aus der Band arbeiten in der Computerbranche, als Specialist, Systemadministrator oder als Webdesigner. Ich war früher sogar mal Polizist, aber ich bin froh, jetzt meine eigene kleine IT Venture zu besitzen. Unser Drummer arbeitet zur Zeit für ein Jahr in den USA und wir suchen nun vorübergehend eine Aushilfe an den Drums.

Georg:
Wie sieht es mit Livegigs und Tourplänen aus?

Peter:
Wie eben gesagt müssen wir eine kleine Pause einlegen, wenn wir keinen Ersatz für unseren Drummer finden. Ansonsten wollen wir so gut es geht die Clubs beackern und eine kleinere Tour durch Ungarn machen. Vielleicht sind auch ein paar Gigs in den angrenzenden Nachbarländern drin.

Georg:
Willst Du unseren Lesern noch etwas sagen?

Peter:
Bleibt bescheiden, hört euch unser Album an. Wir, AEBSENCE, sind keine exotische Band, weil wir aus Ungarn sind, denn Ungarn ist auch kein exotisches Land. Wir machen harte und melodische Musik, die zwar Einflüsse unserer Folklore enthält, aberv sie ist für alle gemacht. Wir würden auch auf der ganzen Welt spielen.

Vielen Dank für das Interview

Redakteur:
Georg Palm

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