AETERNITAS: Interview mit Alexander Hunzinger

01.01.1970 | 01:00

Praktisch praktisch, wenn die Band, die man beim Summer Breeze interviewen möchte, genau neben dem "Hauptquartier" von Powermetal.de zeltet - so geschehen bei AETERNITAS, die mit ihrem Debüt-Album "Requiem", einer modern gestalteten Totenmesse mit Black Metal-, Gothic- und Klassikeinflüssen, bereits im vergangenen Jahr für Aufsehen sorgten. Was Bandkopf Alexander Hunzinger über das Festival an sich, den eigenen Auftritt, das immer noch aktuelle "Requiem" und weitere Zukunftspläne der Band zu erzählen hatte, ergab sich bei einem gemütlichen Plausch unter dem Weihrauch'schen Pavillon... .

Kathy:
Wie hat es euch bisher hier beim Summer Breeze gefallen?

Alex:
Eigentlich sehr gut, muss ich sagen. Unser Auftritt am Donnerstag war ja ganz gut, denk ich mal. Wir haben ja noch nicht auf so vielen Festivals gespielt, insofern macht's generell immer Spaß (lacht). So ein Festival in dieser Größenordnung ist ja auch sehr angenehm.

Kathy:
War das Wave Gotik Treffen das erste große Festival, bei dem ihr gespielt habt?

Alex:
Ja.

Kathy:
Also lagen die Nerven jetzt doch ein bisschen blank, hm?

Alex:
Ja..., wobei, ich kann jetzt nicht für die anderen sprechen. Bei mir ist es halt so, dass ich am Tag davor, wenn irgendwie nichts zu tun ist, schon nervös werde. Aber eine halbe Stunde vor dem Auftritt ist immer so viel Hektik, da passiert das nicht, da ist man abgelenkt. Aber ansonsten natürlich schon.

Kathy:
Ihr musstet ja schon relativ früh um 17.40 Uhr spielen, es war noch total sonnig und warm. Eure Musik passt aber eher zu dunkler, nächtlicher Stimmung - war das nicht ein bisschen komisch, quasi am helllichten Tag auftreten zu müssen?

Alex:
Da haben wir uns jetzt nicht so die Gedanken drüber gemacht, außer halt nur, dass es superheiß auf der Bühne war. Damit kämpfen glaub ich alle Bands hier vor 18 Uhr.

Kathy:
Hauptsache, man kriegt den Auftritt schnell über die Bühne, damit man nicht mehr in der Hitze stehen muss, was?

Alex:
Ja (grinst). Aber sonst sind's halt die Scheinwerfer, wenn's die Sonne nicht ist.

Kathy:
Wie bist du eigentlich zur Musik gekommen?

Alex:
Ganz allgemein? Nun, irgendwann vor fünf oder sechs Jahren hab ich einfach mal angefangen, Gitarre zu spielen. Dann ging's weiter mit Gesang und Jammen mit Kumpels. Und dann hat sich das immer weiter aufgebaut.

Kathy:
Du hast also Gesangsunterricht genommen?

Alex:
Ja, ich hatte vier Jahre Gesangsunterricht.

Kathy:
Euer aktuelles Album "Requiem" ist eine metallisch-modern eingespielte Totenmesse. Warum habt ihr euch gerade dafür entschieden?

Alex:
Das kam bei mir eigentlich dadurch, dass ich viel klassische Musik höre und da dementsprechend irgendwann mit den ganzen Requiem von Mozart, Bach usw. in Berührung gekommen bin. Und da ich speziell Konzeptalben sehr gut finde und auch gerne mache, dachte ich, dass das Requiem sehr gut in diesen Metalbereich reinpasst.

Kathy:
Neben Klassik dürfte dann dementsprechend Metal deine bevorzugte Musik sein?

Alex:
Ja, aber das wechselt auch immer mal so.

Kathy:
Wie war denn das mit den lateinischen Texten, brachte das keine Probleme mit sich?

Alex:
Nun, in der Schule hatte ich Latein, das ist aber auch schon ein paar Jahre her.

Kathy:
Hast du das Latinum?

Alex:
Äh, ja, ich glaub schon (lacht). Also ich hatte das Fach vier Jahre. Aber als es klar war, dass ich sowas wie das Requiem machen will, hab ich mir eben Bücher besorgt usw., wo eben Texte drinstanden, alles mögliche, was man halt so verwenden kann, und die hab ich dann zusammengekürzt.

Kathy:
Also du weißt schon, was du da singst?

Alex:
Gewissermaßen ja (lacht). Grob gesagt habe ich den Grundtext, den man nehmen kann, genommen und ihn um die Hälfte gekürzt, so wie ich meine, dass es für mich jetzt einen Sinn ergibt, so wie ich das interpretiert habe. Im klassischen Bereich hat das jeder anders gemacht, einige Requiem gehen 90 Minuten, andere nur 40 Minuten. Jedes Requiem basiert eigentlich auf dem gleichen Text, nur eben zusammengekürzt vom jeweiligen Autor bzw. Komponisten.

Kathy:
Ihr hattet ja gerade mal 35 Minuten Zeit für euren Auftritt, somit musstet ihr euer konzeptionelles "Requiem" ziemlich auseinanderpflücken und ein paar Sachen weglassen. Stört das nicht das Gesamtbild?

Alex:
Eigentlich schon, denn normalerweise haben wir es, wenn wir sonst live aufgetreten sind, wirklich von vorne bis hinten durchgespielt, genau in der Reihenfolge wie auf dem Album, gerade weil eben Motive da sind und wir das ganze als Show aufgebaut haben. Bei dem Auftritt hier mussten wir natürlich etwas kürzen. Beim WGT hatten wir ja die Show zwar noch gemacht und grade nur die Lieder weggelassen, damit es auch noch einen Sinn ergibt. Aber hier haben wir von vorneherein die Show weggelassen, weil es doch eher ein Festival ist, bei dem es mehr "nach vorne" geht, Rockbands und so. Hier kam noch dazu, dass unser Basser vor einer Woche ausgestiegen ist und wir das umbesetzen mussten. Deshalb war es klar, dass wir eben nur die besten Songs spielen, wie jede andere Band eben auch.

Kathy:
Du hast gerade die Bühnenshow angesprochen; ich hab mir sagen lassen, dass sie sehr theatralisch ist. Stimmt das?

Alex:
Ja, ich hoffe es mal. Vielen Leuten gefällt sie natürlich nicht. Wir haben eben probiert, das ganze optisch umzusetzen. Es ist ja eine Totenmesse und in diesem Sinne keine richtige Theatralik, aber wir haben eben versucht, diese verstorbene Seele, die nach dem Tod zwischen Gut und Böse oder Himmel und Hölle - ganz wie man es nimmt - hin- und hergerissen wird, darzustellen.

Kathy:
Was glaubst du, wie wohl ein Pfarrer oder eine Kirchengemeinde auf euer "Requiem" reagieren würde?

Alex:
Naja, ich denk mal, das hängt wahrscheinlich von der Kirche ab. Die Katholiken würden es wohl eher nicht mögen, die Protestanten vielleicht ein bisschen. Es gibt ja durchaus Kirchen, die sowas gegenüber aufgeschlossen wären - da müsste man das vorher wohl mit dem Pastor einmal durchsprechen... . Obwohl, das ist ja auch so eine Sache: Das Requiem an sich, die Texte, die sind aus dem Mittelalter und die sind so düster, so negativ, dass sie heutzutage nicht mehr richtig ins Bild passen. Eigentlich ist es ja ein Messgottesdienst, ein Totengottesdienst, und selbst bei der katholischen Kirche findet man solche Gottesdienste heute eigentlich nicht mehr. Also, ein Requiem wird vielleicht noch gespielt, wenn eine Persönlichkeit gestorben ist oder sowas. Aber die reine Aussage an sich ist insgesamt sehr düster und negativ, und es hat ja im Grunde nur das Anliegen, den Leuten Furcht zu machen.

Kathy:
Bist du denn gläubig?

Alex:
Hmmm, nee, würd ich nicht sagen. Früher war ich schon eher christlich eingestellt und hab mich auch damit befasst, aber jetzt nicht mehr so wirklich. Aber dadurch kenne ich mich zumindest mit den verschiedenen Bereichen aus, ich hab mich auch ein bisschen damit auseinandergesetzt und weiß, worum es geht.

Kathy:
Habt ihr schon ein neues Album in Planung?

Alex:
Nun, offizielles Statement: Klar, neues Album ist geplant und schon zu 80 Prozent fertiggeschrieben von den Songs her.

Kathy:
Wird es auch wieder so in Richtung Spirituelles tendieren?

Alex:
Nun, religiös eigentlich nicht mehr. Es wird aber wieder ein Konzeptalbum sein. Das Blöde ist halt nur, dass wir grade richtige Probleme mit unserem Label gekriegt haben, so dass sich das Ganze leider ein bisschen rauszögert - das ist schon sehr ärgerlich.

Kathy:
Seid ihr also nicht mehr bei Godz Greed?

Alex:
Im Moment sind wir da schon noch, aber es ist alles ziemlich in der Schwebe. Ich denke mal, dass wir auf kurz oder lang auf jeden Fall da wegmüssen. Somit können wir im Moment auch nicht ins Studio. Es war eigentlich geplant, dass wir jetzt direkt nach dem Auftritt hier mehr oder weniger ins Studio gehen, aber leider geht das grad nicht. Ist auch ärgerlich für die ganzen Leute, "Requiem" ist ja auch schon seit über einem Jahr draußen.

Kathy:
Wird es denn auch Soundveränderungen auf der neuen Platte geben, beispielsweise, dass der doch recht nervige Drumcomputer durch richtige Drums ersetzt wird?

Alex:
Ja. Es war auch nicht so, dass wir den Drumcomputer bewusst eingesetzt haben wie eine Elektro- oder EBM-Band. Wir hatten einfach keinen Drummer und sollten ins Studio gehen und alles relativ schnell über die Bühne bringen. Das war also eher eine Notlösung, im Nachhinein finde ich es auch nicht wirklich toll. Aber jetzt haben wir ja mehr oder weniger eine feste Band, und so gesehen wird das schon ein bisschen schöner werden.

Kathy:
Gibt es stilistisch dann wieder eine Mischung aus Metal, Gothic und Klassik? Oder wird da auch was Neues dabeisein?

Alex:
Grob gesagt ja. Also jetzt kein großer Stilbruch. Teilweise ist es härter geworden, aber nicht härter im Sinne von Black Metal, sondern eher vom Riffing her. Melodien bleiben natürlich drinne. Die clean vocals, sprich die der Sopranistin und meine, werden auf jeden Fall mehr werden, also es geht schon ein bisschen weg von diesem Death/Black. Auch Chöre wird es verstärkt geben.

Kathy:
So, jetzt kommen meine typischen 08/15-Schlussfragen (grinst): Was wünscht du dir für die Zukunft von AETERNITAS?

Alex:
Im Moment wünsche ich mir, dass es weitergeht (lacht) und dass wir den ganzen Ärger loswerden und das zweite Album vernünftig aufnehmen können.

Kathy:
Und wie werdet ihr das restliche Summer Breeze noch verleben? Bleibt ihr bis zum Schluss oder fahrt ihr früher heim?

Alex:
Wir machen das jetzt hier komplett durch, bis auf zwei, drei Leute, die schon gleich nach dem Auftritt heimgefahren sind. Wie beispielsweise unsere Sopranistin, die hat ja immer alles Mögliche zu tun. Ansonsten wollen wir Restlichen hier die vollen drei Tage bleiben und möglichst viele Bands sehen.

Kathy:
So, du hast es überstanden - vielen Dank für das Gespräch.

Redakteur:
Kathy Schütte

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