ALL SHALL PERISH: Interview mit Beniko

26.01.2005 | 00:04

Von wegen die Bay Area ist tot. Wenn dort auch weitere nur annähernd so gute Truppen unterwegs sind wie ALL SHALL PERISH, dann könnte die Gegend im Westen der Vereinigten Staaten schon sehr bald einen zweiten Frühling erleben. Mit ihrem Debüt "Hate.Malice.Revenge" (VÖ: 14.2.) haben die Amerikaner bereits bleibenden Eindruck hinterlassen, jetzt gilt es nur noch, europäische Bühnen in Schutt und Asche zu legen und ohne Rücksicht auf Verluste an die Spitze zu stürmen. Gitarrist Beniko hätte da jedenfalls nicht gegen...


Björn:
Na, Beniko, alles im Lot?

Beniko:
Naja, ich bin verdammt aufgeregt und kann kaum schlafen.

Björn:
Ist denn sonst alles okay in der Bay Area?

Beniko:
Alles ist sozusagen sehr ausgeglichen. Wir haben eine kalte und regenreiche Nacht, doch sonst ist die Bay Area genauso schön wie immer.

Björn:
Es wird wohl kaum Leser bei unserem Magazin geben, die den Namen ALL SHALL PERISH kennen. Könntest du ihnen und mir mal ein paar Worte übe deine Band erzählen?

Beniko:
ALL SHALL PERISH sind nun schon seit Jahren Teil der Hardcore- und Death-Metal-Szene und haben einige der emotional-bewegendsten Blastbeats und Zusammenbrüche hinterlassen, die man sich nur vorstellen kann. Uns interssiert nicht, was gerade in Mode ist oder welcher Sound gerade der angesagteste ist, sondern versuchen unser eigenes Ding durchzuziehen ohne bei anderen zu klauen.

Björn:
Auf meinem Infozettel steht, dass bei euch fünf vollkommen unterschiedlich denkende Menschen spielen. Was bedeutet das?

Beniko:
Das bedeutet ganz einfach, dass unsere Einflüsse und unser Stil von überall herkommen. Ich zum Beispiel mag solche Bands wie OPETH und HYPOCRISY, während unser Schlagzeuger mehr auf rockigere Sachen der Marke KILLSWITCH ENGAGE und IRON MAIDEN steht. Weil die gesamte Band in Sachen Musik einen unterschiedlichen Geschmack hat, ist es manchmal schwer, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, aber wenn wir diesen einmal gefunden haben, dann kann uns nichts mehr aufhalten.

Björn:
Wie arbeitet die Band denn demzufolge?

Beniko:
Jeder Song startet mit einem Riff oder einem Teil, das einer von uns auf den Tisch wirft. Dann arbeiten wir mit dem Drummer, um einen guten Sound herauszuschlagen, und schließlich macht irgendwer Vorschläge, wohin das Ganze führen soll. Unter Umständen wird der Song dann mit anderen Ideen gekoppelt, und das so lange, bis wir einen interessant klingenden Song haben.

Björn:
Ihr seid eine der glücklichen Bands, die in der Bay Area groß geworden sind. Daher schätze ich mal, dass die Gruppen aus dieser Gegend euch maßgeblich beeinflusst haben, oder?

Beniko:
Thrash-Metal-Bands wie TESTAMENT, SLAYER und selbst METALLICA waren zu einer bestimmten Zeit Favoriten eines jeden von uns. Du wirst aber nicht viele Einflüsse von ihnen in unserer Musik finden, höchstens einige subtil versteckte Parts.

Björn:
Hast du denn schon härtere Musik gehört, als die Szene in den Achtzigern ihren Höhepunkt hatte?

Beniko:
Ich habe mir zum ersten Mal Death Metal angehört, als ich im achten Schuljahr war. Das war so gegen 1991. Ich besorgte mir "Tomb Of The Mutilated" von CANNIBAL CORPSE und war infiziert von dieser Musik. Danach habe ich mir Stück für Stück den Relapse Records-Katalog zugelegt, und später bestellte ich dann wirklich alles, was ich bekommen konnte.

Björn:
Welche Band aus dieser Zeit war denn dein Favorit?

Beniko:
Meine absolute Lieblingsband ist GWAR. Sie sind einfach nur unglaublich. Sie haben keine Angst davor, sich offensiv zu zeigen, und trotzdem sind sie am Boden geblieben. Nicht zu vegessen, dass sie eines der geilsten Live-Sets haben, das ich je gesehen habe. Ich habe sie mittlerweile mindestens schon zehnmal gesehen und es hat noch nie einen langweiligen Moment gegeben.

Björn:
Dann lass uns mal über eure neuen Scheibe reden. Das Teil hat mich wirklich weggeblasen und als ich sie zum ersten Mal gehört habe, erinnerte ich mich noch an die Zeit, als ich zum ersten mal das MACHINE HEAD-Debüt gehört habe, das damals einen ähnlichen Effekt hervorgerufen hat. Wie habt ihr es geschafft in so kurzer Zeit so viele geniale Songs zu schreiben?

Beniko:
Das ist eine gute Frage. Wir sind ja selber noch verblüfft. "Hate.Malice.Revenge" ist ganz natürlich aus uns herausgesprudelt. Die Riffs sind aus dem Nichts gekommen und plötzlich hatten wir diese verdammt heftigen Songs. All unsere Gedanken schienen an der richtigen Stelle zu sein zu dieser Zeit.

Björn:
Hat es denn schon einige Songs gegeben, bevor ihr ALL SHALL PERISH gegründet habt?

Beniko:
Zwei Songs wurden schon in einer Gore-Grind-Band gespielt, bei der einige von uns zuvor aktiv waren.

Björn:
Das Album ist ja 2003 schon einmal über Amputated Vein Records erschienen, das Material ist also nicht mehr ganz so frisch. War das denn damals auch schon ein weltweiter Release?

Beniko:
Das wissen wir bis heute nicht. Amputated Vein hatten wenigen bis gar keinen Kontakt mit uns, nachdem wir das Album herausbrachten. Man hat uns 400 Exemplare gegeben und der Inhaber erzählte uns, er würde die restlichen 1500 Platten vertreiben. Es wäre gut möglich, dass er noch immer auf einzelnen Exemplaren sitzt, aber ich habe die CD schon bei einigen Vertrieben in Japan entdeckt. Andererseits ist sie nicht wirklich an wichtigen Stellen aufgetaucht.

Björn:
Ihr habt im Anschluss haufenweise Live-Shows gespielt und vor kurzem, im Dezember 2004, ging plötzlich alles sehr schnell - ihr habt einen weltweiten Deal bei Nuclear Blast unterschrieben und könnt die Scheibe jetzt endlich richtig unter's Volk bringen. Wie ist der Kontakt zu Stande gekommen?

Beniko:
Ich habe eine Show mit meiner Grind-Band ANTAGONY in Los Angeles gespielt und dort habe ich dieses Mädchen namens Linda kennen gelernt, der unsere Musik sehr gefiel. Sie sagte, dass sie mit Dino von BRUJERIA/FEAR FACTORY gut befreundet sei. Ich war nicht sicher, ob ich ihr glauben sollte, doch dann zeigte sie mir einige Fotos.
Sie reichte dann eine CD an Dino weiter, der wirklich ausgeflippt sein muss, als er sie gehört hat. Dino meldete sich anschließend bei uns, wir kamen herunter, um uns mit ihm zu treffen, und er brachte die Band in die richtige Richtung - und diese Richtung führte uns dann zu Nuclear Blast.

Björn:
Und wie fühlt sich das jetzt an?

Beniko:
Ich mache mir gerade deswegen voll in die Hosen! Nuclear Blast könnten für ALL SHALL PERISH kein besseres Zuhause sein, und wir hoffen neben den größten Namen im Metal-Bereich spielen zu können.

Björn:
Aggressive Musik, wie ihr sie spielt, ist im Moment sehr beliebt. Glaubst du, dass Nuclear Blast euch zum Durchbruch verhelfen könnten?

Beniko:
Lass uns die Finger überkreuzt halten, haha!

Björn:
Ihr mischt extremen Metal mit Hardcore. Welcher dieser beiden Stilistiken ist denn schlussendlich für ALL SHALL PERISH bedeutender?

Beniko:
Ich persönlich stehe viel mehr auf Blastbeats! Alles, was schnell und heavy ist und zudem durch interessante Arbeit an den Drums überzeugt, reißt mich mit.

Björn:
Was waren beim Start der Band die wichtigsten Einflüsse?

Beniko:
Als ich die Band damals gründete, waren das DEVOURMENT, DYING FETUS, SKINLESS und MORTICIAN.

Björn:
Wie würdest du denn heute den Stil von ALL SHALL PERISH allgemein beschreiben?

Beniko:
2005 spielen ALL SHALL PERISH wunderschönen melodischen Metal, der genug Eier hat, um ganze Wände einzureißen.

Björn:
Worum geht es bei ALL SHALL PERISH in erster Linie?

Beniko:
ALL SHALL PERISH lebt von den Fans, kranken Shows und einer geilen Zeit miteinander.

Björn:
Ich habe gehört, dass ihr das komplette Jahr auf Tour unterwegs sein werdet. Wo können wir ALL SHALL PERISH denn in diesem Jahr überall sehen?

Beniko:
Wir werden möglicherweise im April mit VEHEMENCE und CREMATORIUM losziehen und dabei das New England Hardcore Metalfest spielen. Wir planen ebenfalls, kurze Zeit später einen Abstecher nach Europa zu machen.

Björn:
Und wie sieht es mit neuem Material aus? Wie gesagt, so neu sind die Songs von "Hate.Malice.Revenge" ja auch nicht mehr...

Beniko:
Wir haben schon fünf Songs in der Mache für das nächste Album.

Björn:
Und wie klingen die?

Beniko:
Der neue Stoff wird in die selbe Richtung gehen wie das Debüt, aber mit ein bisschen mehr Emotion. Man wird sehen...

Björn:
Welche Erwartungen habt ihr an die Zukunft?

Beniko:
Ich erwarte wetere kranke Shows und viele neue Freunde. Ich kann gar nicht mehr abwarten, endlich loszuziehen und zu sehen, was passiert.

Björn:
Und was können wir von ALL SHALL PERISH erwarten?

Beniko:
Du kannst erwarten, dass wir nie kommerzielle Wege einschlagen werden wie so viele Bands im Moment. Wir wollen es immer schön hart und heavy halten.

Björn:
Irgendwelche letzten Worte?

Beniko:
Checkt ab und zu mal unsere Homepage, um euch über die Band auf dem Laufenden zu halten. Hail Metal!

Redakteur:
Björn Backes

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