AMARANTHE: Interview mit Jake und Olof

14.11.2014 | 17:56

Auch massives Touren hält die Band nicht davon ab, sich mal kurz etwas Zeit zu nehmen, um mir ein paar (zum Teil unkonventionelle) Fragen zu beantworten.

 

Amaranthe Head

Jake, Olof. Hey, ihr in einer weit, weit entfernten Galaxie... Ich meine, hi da drüben in Amerika! Wie läufts mit der Tour? Benimmt sich Elize anständig?

Hey! Alles läuft super, danke! Die Tour wird bisher großartig aufgenommen, die Band fühlt sich an wie eine Einheit und ist in der bestmöglichen Verfassung. Wir freuen uns auf die letzten Shows der Tour und dann geht's ab nach Japan zum Loudpark Festival.

Olof, wie geht's deiner Weinsammlung? Ich nehme an, sie wächst beständig? Es gibt wohl nicht sonderlich viele Gitarristen, deren Hobby es ist, Weinflaschen aus aller Welt zu sammeln. Bier: klar. Whisky: möglicherweise auch. Aber Wein ist eine ganz andere Geschichte.

Sie wächst ständig, immer! Du hast Recht, dass es etwas ungewöhnlich ist für einen Gitarristen, Weine zusammeln, andererseits bin ich auch nicht an orthodoxen Hobbies oder Musik interessiert.

Wenn ihr euch noch mal kurz an die letzte Tour (und Osnabrück im speziellen) erinnert: Olof, wie hast du es geschafft, die ganzen Weinflaschen in einen einzigen Koffer zu bekommen? Wir waren doch etwas verblüfft...

Ähm, kurze Antwort: Ich hab's geschafft!

Na schön, genug mit dem Smalltalk, kommen wir endlich mal zur Musik. Fangen wir mit einer schweren Frage an. Wie steht ihr zu EDM-Einflüssen (Electric Dance Music) im Metal? Man kann nicht übersehen, dass ihr sowas auf dem Debüt und sogar noch exzessiver auf "The Nexus" benutzt habt.

Jake: Wir lieben alle möglichen musikalischen Einflüsse, darum fließen diese auch oft in unsere Musik mit ein. Wenn du tief genug in unserem Material gräbst, wirst du sogar BRITNEY SPEARS und alte Folk-Elemente finden. Auf jedem neuen Song wollen wir in irgendeiner Form Neuland betreten, wir hatten letztes Jahr sogar einen eigenen Song für Japan inkl. Einsatz einer Nyckelharpa ("key fiddle", traditionelles schwedisches Musikinstrument - d. Verf.).

Nun, ist euer Sound denn bewusst beeinflusst vom Melodic Death Metal? Auf dem neuen Album "Massive Addictive" sind nämlich weniger EDM, dafür vermehrt eben Melo-Death-Einflüsse spürbar. Das Keyboard klingt wirklich extrem nach DARK TRANQUILLITY, das kam mir als erstes in den Sinn als ich z.B. 'Exhale' und 'True' gehört habe. Und das ist ja nun nicht der schlechteste Vergleich. Das unterstreicht auch eure Aussage, die neue Scheibe würde "heavier" und "aggressiver" klingen.

Olof: Ich denke, ein Teil des Albums ist in der Tat "heavier" geworden, aber das spielt den Eletroparts doch in die Karten und vervollständigt den Sound. Es hängt vermutlich von de Perspektive ab, aus der man das Album betrachtet. Und bezüglich DARK TRANQUILLITY: Wir sind mit der Musik aufgewachsen, haben die Jungs oft gehört, aber inwiefern das unseren eigenen Sound beeinflusst, kann ich nicht sagen. Vielleicht unterbewusst? DDC Video Shoot

Gab es einen Grund für euch, aggressiver zu klingen? Denn 'Electroheart' (vom letzten Album "The Nexus") war so ziemlich das Gegenteil davon. Wie wurde der Song denn überhaupt von den Fans aufgenommen? Es ist ja wohl nicht so, als müsstet ihr irgendwem beweisen, dass ihr eine Metalband seid.

'Electroheart' wurde phänomenal aufgenommen! Live wurde der Song sogar wesentlich besser aufgenommen, als wir dachten. Dort hat er seine ganze Wucht entfaltet. Es hat Spaß gemacht, das auszuprobieren und ich denke, es hat ganz gut funktioniert!

Wie wichtig ist euch euer eigener Sound, einen, an dem man AMARANTHE sofort erkennt? Ich denke, man kann mit Sicherheit sagen, dass es kaum eine andere Band wie euch gibt. Aber mit der Einstellung seid ihr wohl kaum ans Songwriting gegangen, oder?

Jake: Nun, es macht Spaß, mit/in irgendwas der erste zu sein. Aber ich glaube nicht, dass uns das besonders wichtig ist. Klar haben wir schon eine genaue Vorstellung von unserem Sound, sonst wär's ziemlich schwer, wie wir zu klingen, oder?

Könnt ihr euch vorstellen, diesen strammen Veröffentlichungsrhythmus zu halten? Oder war da irgendwie Druck seitens des Labels? Immerhin kommt das heute nicht mehr so oft vor, im Jahresrhythmus neues Material zu veröffentlichen. Was allerdings keinen Einfluss auf die Qualität hatte, eher im Gegenteil.

Nicht wirklich. Es lagen knapp 1 1/2 Jahre dazwischen, aber ich denke, zwischen dem dritten und vierten Album wird mehr Zeit vergehen. Wir sind seit vier Jahren nahezu konstant auf Tour gewesen und manchmal muss man einfach anhalten und das Leben genießen.

Ich muss gestehen, 'Drop Dead Cynical'... also, das musste erstmal wachsen, es war definitiv nicht Liebe auf den ersten Blick. 'The Nexus' war da deutlich effektiver und hatte sich schneller im Gehirn festgebissen. Nach einer Weile denke ich aber, 'D.D.C.' ist die stärkere Single. Ich hatte aber weniger Anlaufschwierigkeiten beim ganzen Alben. Das liegt mit Sicherheit auch am Opener 'Dynamite', eurem mit Abstand stärksten Song bislang. Und als Rausschmeißer 'Exhale', der ähnlich gelungen ist... Insgesamt ist das ganze Material stärker, direkter. Wie habt ihr es geschafft, diese Richtung einzuschlagen?

Jake: Ich überlasse Olof mal die Frage, immerhin ist er der Mastermind hinter dem Sound.
Olof: Wir haben durchaus mit den Sounds experimentiert, die Gitarren getuned, am Wechselspiel mit den Stimmen gearbeitet und so weiter. Als wir angefangen hatten, das Album zu schreiben, war relativ schnell klar, dass wir uns zusammensetzen und den Sound erneuern mussten. Meistens bedeutete das, sich ein paar große Tassen Kaffee einzuflößen, während wir uns was Interessantes angehört oder -geguckt haben.


Irgendwie habt ihr den gesamten Sound, die Songs, durch euren eigenen Filter gejagt, denn rausgekommen sind ähnliche, aber in fast jeder Hinsicht verbesserte Songs. So nach der altbekannten Floskel "Auf eure Stärken besinnen". Würdet ihr eigentlich jemals ein Cover in die Tracklist schleusen?

Jake: Wir haben tatsächlich seit langem diskutiert, ob wir ein Cover machen sollten und ich denke, wir werden in naher Zukunft was in der Richtung einspielen. Ich kann dir garantieren, falls oder wenn wir ein Cover einspielen, dann wird das sicherlich kein Metal-Song sein. Es wird wahrscheinlich ein Pop-Song, den wir in ein AMARANTHE-Stück verwandeln.

Gratulation zum neuen Sänger! Ok, das ist alt. Zu alt. Aber es ist jetzt das erste Mal, dass wir ihn auf einem Studioalbum hören durften. Ich mochte Andy, darum hatte Henrik bei mir einen schweren Stand. Ich hoffe, ihr habt's ihm nicht zu schwer gemacht?

Jake: Haha, nein, gar nicht! Andy war zur Zeit der massiven Touranstrengungen nicht da und wir mussten einen Ersatz finden. Da kam Henrik gerade recht. Als Andy dann das Schiff endgültig verlassen hatte, war Henrik schon quasi "aufgewärmt" und bereit, voll einzusteigen.

Last but not least: Habt ihr bereits eine Top 5 der besten Alben 2014? Etwas früh, aber ein bisschen was ist ja schon draußen. Und weil ich das Interview mit Olof und Jake führe, ist der Rest der Band entschuldigt (die Jungs kaufen Elize wieder einen winzigen Bierkrug, nicht wahr?).

Jake: Da fragst du den Falschen. Ich habe keine Ahnung, welche Alben erschienen sind, ich höre nicht wirklich viel Musik. Ich habe nicht mal Songs auf meinem Computer und benutze weder iTunes noch Spotify.
Olof: Da sind bislang eine Reihe starker Alben erschienen. Beispielsweise das neue ARCH ENEMY-Album "War Eternal" und das, was ich bislang vom neuen AT THE GATES-Album gehört habe, klingt auch vielversprechend. Aber ich hatte noch nicht wirklich die Zeit, mich hinzusetzen und mir das neue Zeug anzuhören. Vielleicht im nächsten Monat, wenn wir wieder zurück sind.


Nun denn, Jungs! Dankeschön und noch viel Spaß und Erfolg mit der Tour!

Redakteur:
Dennis Hogrefe

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