ANGTORIA: Interview mit Chris Rehn
14.05.2006 | 20:05Nach dem starken Debüt-Album von ANGTORIA, auf dem Horrorfilmsoundtrackmusik mit Klassik sowie hartem Metal und der klaren Stimme von Sarah Jezebel Deva (CRADLE OF FILTH, THERION u. A.) verschmolzen wurde, war es klar, dass POWERMETAL.de die Hintergründe etwas näher unter die Lupe nehmen musste. Hilfsbereit stand dazu Chris Rehn, der Hauptkomponist dieses Werks, zur Seite.
Tilmann:
Um solch ein klassisch orientiertes Debüt zu komponieren und für eine Vielzahl der Instrumente verantwortlich zu sein, kann dein musikalischer Hintergrund nicht von schlechten Eltern sein.
Chris:
Nun, der einzige musikalische Hintergrund, den ich und mein Bruder (auch mitverantwortlich für diese Platte – der Verf.) haben, ist ein selbst erlernter. Als ich noch ziemlich jung war, hatte Tommy Trompetenunterricht für eine Weile, aber das ist es dann auch schon. Ich war weder in irgendeiner Art von Musikschule noch hatte ich Unterricht für ein Instrument genommen, was ich heute ehrlich gesagt bereue. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich Klavier- und Geigenunterricht sowie eine Dirigentenausbildung in Anspruch nehmen und ich würde Noten richtig lernen. Jedoch war ich als Kind nicht daran interessiert, Unterricht zu nehmen. Ich dachte, es würde zu lange dauern. Es war viel einfacher, mir selbst das Spielen beizubringen.
Auf die Frage, welche Musik mich interessiert und beeinflusst hat, muss ich sagen, dass es alles von klassischer Musik über Filmsoundtracks bis hin zu Popmusik und extremem Metal ist. Ich höre und mag jede Musik, die gut komponiert und gut gespielt ist sowie gut für meine Ohren klingt. Mich interessiert es jedoch nicht, wie diese Musik letztendlich genannt wird.
Tilmann:
Welche Instrumente spielst du auf dem Album, da im Info als Angabe nur ganz allgemein "Instruments" steht?
Chris:
Neben Schlagzeug, Gesang und den angegebenen Gastauftritten auf dem Album, spielen ich und Tommy alles, was du auf dem Album hören kannst. Live werden wir die Gitarren übernehmen, aber im Studio spielen wir alles, was gebraucht wurde, dass es letztendlich so klingt, wie wir das wollten.
Tilmann:
Wie hast du eigentlich Sarah getroffen und warum habt ihr beide anfangs beschlossen, ein reines Klassik-Album aufzunehmen?
Chris:
Ich habe Sarah auf einer gemeinsamen Tour im Jahre 2001 kennengelernt. Wir wurden ziemlich schnell sehr gute Freunde und hatten beide Ideen, etwas anderes als extremen Metal, den wir beide schon sehr lange spielten, zu machen. Wir hatten beide Ideen, ein reines orchestrales Album mit Gesang zu machen, vergleichbar einem Filmsoundtrack, jedoch ohne Gitarre und Schlagzeug. Wir haben ein paar Songs aufgenommen, die wir auf einem Demo an verschiedene Labels verschickten, um einen Vertrag zu bekommen. Leider liegen unsere kompletten Beziehungen ausschließlich in der Metal-Szene, so dass jeder, den wir kontaktiert haben, Probleme damit hatte, wie er solch ein Produkt vermarkten solle, obwohl wir ein sehr gutes Feedback aus aller Welt auf das Demo bekamen.
Tilmann:
Was ist jetzt der Unterschied zwischen dem besagten Demo "Torn Between Two Worlds" und eurem Debüt "God Has A Plan For Us All"? Ist das Demo exakt wie die CD bis auf das Weglassen von Gitarren und Schlagzeug?
Chris:
"Torn Between Two Worlds" und ANGTORIA sind zwei verschiedene "Projekte", wenn man diese so bezeichnen kann. Unsere Intention mit "Torn Between Two Worlds" war, überhaupt keine Verbindung zum Metal zu haben, d. h. ohne Gitarren und Schlagzeug. Als wir versuchten ein Label zu finden, welches Interesse an dem Orchester-Projekt hatte, beschlossen wir einfach, ein neues Projekt zu beginnen, welches in derselben orchestralen Stimmung rüberkommt, allerdings diesmal mit Gitarren und Schlagzeug. Daher gründeten wir ANGTORIA. Da wir jedoch ziemlich glücklich waren mit den Songs auf dem Orchester-Demo, entschlossen wir uns, alles neu aufzunehmen und nur zwei Songs und das Intro 'The Addiction' vom Demo zu verwenden.
Tilmann:
Wird das Demo irgendwann in der Zukunft veröffentlicht werden?
Chris:
Nur die Zeit wird das natürlich beantworten können. Wir sind jedenfalls sehr interessiert, dieses Projekt weiter zu führen und auch reine Orchesterplatten zu veröffentlichen. Im Moment sind wir jedoch sehr beschäftigt mit ANGTORIA. Daher geben wir derzeit 110 % für ANGTORIA. Hoffentlich bekommen wir auch die Chance, ein reines Orchester-Album zu machen und zu veröffentlichen.
Tilmann:
Bitte erzähl unseren Lesern etwas über das textliche Konzept der aktuellen CD in kurzen Worten.
Chris:
Die Texte sind sehr bodenständig und über alles von Liebe und Hass bis hin zu Lebenserfahrungen und aktuellen Problemen in der Welt. Sarah hat alle Texte geschrieben. Auch wenn es vielleicht etwas klischeehaft klingt, über Liebe und Hass zu schreiben, so verfasst sie diese in ihrer eigenen unnachahmlichen Art, was die Texte letztendlich sehr gut macht.
Tilmann:
Spielt Ihr demnächst auch live, z. B. in Deutschland? Wenn ja, mit Orchester oder nur mit Keyboards?
Chris:
Wir hoffen, live zu spielen, sobald wie möglich. Jedoch hängt dies am Publikum, ob dieses uns überhaupt sehen will. Wir wollen auf alle Fälle in der Lage sein, zu touren und Konzerte zu spielen, sobald das Album veröffentlicht ist. Wenn uns also genug Fans unterstützen und uns live sehen wollen, werden wir höchstwahrscheinlich überall auftreten, wo es möglich ist.
Es wäre natürlich ideal und ein erfüllter Wunschtraum, ein Orchester für die Live-Shows nutzen zu können. Jedoch ist es viel zu teuer, dies live in die Tat umzusetzen. Da in unseren Songs grundsätzlich die meiste Zeit über ein ganzes Symphonie-Orchester mit ziemlich umfangreichen orchestralen Arrangements spielt, werden wir auch keinen Keyboarder live einsetzen, einfach aus dem Grunde, da wir so ca. 20 Keyboarder bräuchten, um alles in unseren Songs umsetzen zu können. Wir müssten immer noch 98 % aller orchestralen Arrangements vom Band nutzen, auch wenn wir live einen Keyboarder hätten. Daher denken wir, dass es keinen Grund für einen Keyboarder auf unserer Bühne gibt.
Tilmann:
Welche Zukunftspläne habt ihr?
Chris:
Unsere Pläne, Hoffnungen und Wünsche laufen darauf hinaus, dass genug Leute das mögen, was wir machen und uns darin unterstützen, damit wir in der Lage sind, weitere Alben aufzunehmen und mit ANGTORIA touren zu können. Wir sehen ANGTORIA als Band in jedem Sinne und werden so lange es uns möglich ist, unsere Musik der Welt präsentieren. Ihr werdet von uns auch noch in der Zukunft hören, das verspreche ich euch. :-)
- Redakteur:
- Tilmann Ruby