ARCHITECTS: Interview mit Dan Searle

04.02.2011 | 15:21

Mit ihrem vierten Album "The Here And Now" präsentieren sich die ARCHITECTS mutiger als viele Bands der Szene. Melodischer und weniger technisch präsentieren sich die fünf Briten 2011 und stehen so kurz vor dem Sprung nach ganz oben. Drummer Dan Searle stellt sich den Fragen von POWERMETAL.de auf ihrem Tourstop in Köln.

"Die Tour ist richtig gut bisher", eröffnet Dan Searle, seines Zeichens Drummer der britischen Metalcore-Band ARCHITECTS. "Die Leute reagieren auch ziemlich gut auf die neuen Songs, die wir spielen. Uns selber machen die neuen Songs auch sehr viel Spaß. Es ist immer erfrischend neue Songs im Set zu haben." Schon bringt der Brightoner das neue Album "The Here And Now" ins Gespräch. Mit diesem Album löst sich die Band sehr vom bisherigen Sound. Man klingt nicht mehr so düster, nicht mehr so hart, nicht mehr so technisch, dafür aber viel melodischer als auf den Vorgängern. Warum verändert man seinen Stil, wo sich doch endlich der Erfolg einstellt? "Wir wollten einfach etwas Neues machen und nicht das, was die Leute von uns erwarten. Ein Jahr nachdem "Hollow Crown" aufgenommen war, haben wir schon angefangen an neuem Material zu arbeiten, aber irgendwann kamen wir zu dem Schluss, dass es nicht das ist, was wir machen wollen und so haben wir eine neue Richtung eingeschlagen. Ich würde die melodischere Ausrichtung nicht mal als "Sell-Out" bezeichnen, weil wir die Songs geschrieben haben, die wir als Band auch spielen wollen. Wir haben uns da nicht nach den Leuten gerichtet", erklärt Searle. Mit Sicherheit wird die Band Fans verlieren, aber man gibt sich zuversichtlich: "Klar, ist die neue Platte ein Risiko, aber wir haben es uns gewagt und werden damit sicherlich einigen vor den Kopf stoßen. Aber am Ende werden wir sicherlich mehr Fans dazugewinnen als wir verlieren."

Auch die Arbeitsweise der ARCHITECTS hat sich etwas verändert, wie sich beim Songwriting herrausstellte: "Es war eine etwas andere Arbeitsweise, weil der Fokus natürlich nun etwas mehr auf Sam (Carter, Sänger - Anm. d. V.) liegt. Für ihn war die Veränderung am Größten, da er nun wirklich zeigen musste, was er kann. Das konnte er früher nicht immer, aber das neue Album ist eine wirklich gute Plattform für ihn, um sein Können besser zu zeigen. Der Rest der Band hat allerdings eigentlich wie immer gearbeitet, nur der Prozess war etwas unkomplizieter." Etwas ungewohnt ist, dass auf "The Here And Now" mit 'An Open Letter To Myself' und 'Heartburn' zwei ruhige Songs sind. Zwar gab es mit 'Hollow Crown' auf dem gleichnamigen Album zum ersten Mal bereits einen ruhigeren Song, doch zwei Stück auf einem Album mit zehn Songs ist etwas ungewöhnlich für solch eine Band. "Auf "Hollow Crown" hat das schon sehr gut funktioniert", erzählt der Schlagzeuger, "Als wir den Song auf der letzten UK-Tour gespielt haben, haben wir fast die größte Reaktion auf den Song bekommen. Die beiden neuen Songs scheinen ähnlich beliebt zu sein. Auf verschiedenen Plattformen sind die beiden die meist gehörten Songs der neuen Platte bisher. Das macht uns stolz, dass wir auch mit solchen Songs unsere Fans erreichen können."

Auf "The Here And Now" sind zudem zwei Gastbeiträge zu hören. COMEBACK KID-Sänger Andrew Neufeld veredelt das harte 'Stay Young Forever' und Greg Puciato von der Mathcore-Ikone THE DILLINGER ESCAPE PLAN ist während 'Year In Year Out' zu hören. "Andrew ist ein Freund von uns. Wir sind schon ein paar mal mit COMEBACK KID getourt. Sie fragten Sam, ob er nicht auf der COMEBACK KID-Platte mitsingen möchte und dafür hat Andrew dann bei uns auf einem Track mitgesungen. Bei Greg von THE DILLINGER ESCAPE PLAN war das anders. Unser Produzent Steve Evitts hat uns sozusagen vermittelt. Er kennt Greg schon lange und hat einfach mal angefragt. Für uns war das richtig geil, denn es ist schön, wenn jemand dessen Musik du verehrst, deine Eigene kennt und sogar mitspielt."

Mit dem neuen Werk könnten die ARCHITECTS richtig durchstarten. Und vielleicht kommt dann auch endlich eine Headliner-Tour in Europa. Bisher war die Band immer nur als Support unterwegs für u.a. PARKWAY DRIVE, MAROON, DESPISED ICON, UNDEROATH oder zur Zeit für ihre Freunde von BRING ME THE HORIZON. "Irgendwie hat das nie geklappt. Allerdings wollen wir unbedingt als Headliner auf Tour kommen. Für 2011 haben wir uns aber vorgenommen endlich eine zu machen." Im UK tourte man bereits des öfteren als Headliner: "Die letzte Tour in UK war Ende 2010 und unsere bisher erfolgreichste. Wir spielten in größeren Hallen als zuvor und es war krass, dass manche Shows trotzdem vorher schon ausverkauft waren. Das hat uns wirklich umgehauen, weil wir einfach nicht mit so einem Erfolg gerechnet haben." In den USA tourte man auch schon. Zuletzt mit EVERY TIME I DIE und BRING ME THE HORIZON. Dan Searle ist dennoch nicht gerade angetan und schwelgt in keinen allzu rosigen Erinnerungen: "Lass es mich so sagen, es ist sehr anders als das Touren in Europa und den UK. Wir waren mit einer unserer Lieblingsbands auf Tour (gemeint sind EVERY TIME I DIE - Anm. d. V.), doch es ist wirklich eine komplett andere Sache. In UK und Europa sind die Leute wesentlich offener und interessieren sich mehr für eine Band. Drüben war das nicht so und damit muss man sich erst einmal arrangieren."

Die ARCHITECTS werden früher oder später sicherlich trotzdem in den USA Fuß fassen können. Die Alben der Gruppe sind mehr als stark und mit "Hollow Crown" hat sich das Leben der Band verändert. "Wir sind nun wesentlich mehr auf Tour. Es ist manchmal hart, weil man seine Freunde und Familie hinter sich lässt. Aber irgendwie gewöhnt man sich daran und es fällt einem von Tour zu Tour leichter. Hart ist es trotzdem. Mit "Hollow Crown" haben wir einen für uns großen Erfolg einheimsen können und das macht uns als Band wirklich stolz. Man kriegt also was zurück für seine Mühen und all die Arbeit, die wir in die Band gesteckt haben, zahlt sich langsam aus."

Bei all den Touren verwundert es auch nicht, dass man Privat eher andere Musik hört. Im Booklet wird sogar COLDPLAY und PINK FLOYD gedankt, obwohl man nie mit diesen Bands tourte oder zusammen gespielt hat. "Haha, das stimmt. Wir lieben diese Bands einfach. Ich finde auch, dass unser Arbeitsethos sich mit dem von PINK FLOYD ähnelt. Die haben konsequent ihr Ding durchgezogen und sich nicht an irgendwem anders orientiert. Genau das wollen wir als Band auch. Ich denke, dass wir das mit der neuen CD beweisen werden. Außerdem hören wir COLDPLAY und PINK FLOYD immer im Tourbus, um zu relaxen. Wenn man nur mit harten Gruppen auf Tour ist, braucht man das. Ich selber höre privat nicht so viel heavy Zeug, sondern höre es eher auf einer Live-Basis, wenn ich mir Shows von anderen Bands angucke."

Redakteur:
Sebastian Berning

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