ARCTIS: Teil 2 des Gesprächs mit der Band
31.10.2024 | 21:43Liebe Leser, willkommen im zweiten Teil des vollumfänglichen ARCTIS-Interviews. Rund um das gleichnamige Debüt haben wir schon einige sehr interessante Dinge erfahren. Doch wir möchten bei Alva, Michael, Björn, Mats und Mika weiterbohren und blicken etwas tiefer in das "Arctis"-Geheimnis, auf die finnische Heimat, die Einflüsse APOCALYPTICAs und thematisieren durchaus ungewöhnliche Coverversionen. Weiter gehts!
Ihr Lieben, folgt "Arctis" einem bestimmten Konzept? Einem konzeptionellen Faden, einer Geschichte, die sich durch das Album zieht?
Mika: Ja, wir haben uns zwar nicht mit einem strengen Konzept im Kopf hingesetzt, aber es gibt definitiv einen thematischen Faden, der sich durch das Album zieht. Im Kern geht es bei "Arctis" um Kontraste - das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit, Stärke und Schwäche und den ständigen Kampf in uns selbst und gegen äußere Kräfte. Jeder Song handelt von irgendeiner Form des Kampfes, sei es von inneren Kämpfen wie Angst und Selbstzweifeln oder von äußeren Zwängen wie Unterdrückung und Widrigkeiten.
Für uns ist das Album wie eine emotionale Reise, bei der jeder Song eine andere Phase dieser Reise darstellt. Tracks wie 'I'll Give You Hell' sind ermutigend und trotzig - wie wenn man sein Schwert gegen alles erhebt, was einen zurückhält. Währenddessen sind Songs wie 'Frozen Swan' eher introspektiv und spiegeln die Verletzlichkeit und stille Stärke wider, die mit persönlichem Wachstum einhergeht. Der gemeinsame Nenner ist der Gedanke der Überwindung - die eigene Stärke in der Not zu finden und gestärkt aus ihr hervorzugehen.
Bei ARCTIS geht es auch darum, Geschichten zu erzählen, und wir haben in diesem Universum Charaktere geschaffen, die diese Kämpfe und Triumphe verkörpern. Alva, unsere Eiskönigin, ist die zentrale Figur - sie ist eine Kämpferin, eine Anführerin und eine Beschützerin. Aber auch sie kämpft mit inneren Kräften und versucht, ihre Macht im Zaum zu halten und gleichzeitig ihr Volk zu verteidigen. Björn, der Kapitän, ist das Rückgrat, immer bereit, einzugreifen und den Angriff anzuführen, aber auch er hat Momente, in denen er sich fragt, was vor ihm liegt. Michael, Mats und ich haben alle unsere Rollen in dieser Welt, und wir wollten diese Rollen in der Musik und der visuellen Seite widerspiegeln. Die Geschichte, die wir erzählen, ist nicht unbedingt linear - es ist eher ein Open-World-Erlebnis, bei dem die Hörer die Themen interpretieren und sich mit der Musik auf ihre eigene Weise verbinden können. Manche mögen es als ein Fantasy-Epos sehen, andere als eine Reflexion persönlicher Kämpfe. So oder so, es gibt eine Menge Tiefgang für diejenigen, die eintauchen wollen, aber die Songs stehen auch für sich allein, wenn man einfach nur die Musik genießen will.
Kurz gesagt, das Konzept von "Arctis" dreht sich um Kontraste und den Kampf, ein Gleichgewicht zu finden. Ob emotional, mental oder sogar physisch, es gibt ein ständiges Auf und Ab, und das ist etwas, von dem wir hoffen, dass es die Leute auf mehreren Ebenen anspricht.
Was genau war der ausschlaggebende Faktor für euch, 'Bimbo' von LAMBRETTA zu covern? Inwieweit hat euch der Song beeinflusst und gab es noch andere Cover in der engeren Auswahl?
Björn: Die Idee, 'Bimbo' von LAMBRETTA zu covern, wurde uns tatsächlich vorgeschlagen, und wir dachten sofort, dass es gut zu ARCTIS passt. Es ist einer dieser Songs, die in den frühen 2000er Jahren sehr beliebt waren, aber irgendwie in der Zeit verloren gingen. Als wir ihn uns noch einmal anhörten, merkten wir, wie ansteckend die Energie war, und wir dachten: "Warum diesen Song nicht wieder zum Leben erwecken, aber mit unserem eigenen Twist?"
Die Sache ist die, dass 'Bimbo' die perfekte Mischung aus eingängigen Pop-Hooks und Rock-Attitüde hat, etwas, das wir in unserer eigenen Musik anstreben. Es war also gar nicht so weit von dem entfernt, was wir bereits gemacht haben. Wir sahen das Potenzial, dem Song etwas von der ARCTIS-Power einzuhauchen - aber immer noch die spielerische Energie beizubehalten, die das Original so lustig machte. Als wir anfingen, daran zu arbeiten, floss der Song einfach. Wir fügten unser eigenes Flair hinzu, blieben aber gleichzeitig dem treu, was das Original so einprägsam machte. Außerdem hat es für uns einen Hauch von Nostalgie. 'Bimbo' war ein Hit, als wir jünger waren, und es fühlte sich so an, als würden wir ein Stück unserer eigenen Musikgeschichte wieder aufleben lassen. Es ist immer aufregend, etwas zu nehmen, an das sich die Leute erinnern, und es auf eine frische, neue Art wieder einzuführen.
Was andere Cover angeht, haben wir definitiv einige Ideen ausprobiert, aber als wir den Groove von 'Bimbo' gefunden hatten, fühlte es sich wie die richtige Wahl an. Wir wollten etwas, das die perfekte Balance zwischen Pop- und Rockelementen hat und das wir in etwas Einzigartiges von ARCTIS verwandeln konnten, und 'Bimbo' hat alle Kriterien erfüllt. Es ist ein lustiger, energiegeladener Track, und wir sind sehr zufrieden damit, wie er geworden ist.
Ihr seid demnächst auf einer großen Europatournee mit APOCALYPTICA. Alva, kannst du deine bisherigen Erfahrungen beschreiben? Was beeindruckt euch am meisten an dieser Tour?
Alva: Die Tatsache, dass wir bald die Bühne mit APOCALYPTICA teilen werden, ist ehrlich gesagt eine Mischung aus Aufregung und Nervosität. Es fühlt sich ein bisschen so an, als stünden wir am Rande einer Klippe, bereit, in etwas Gewaltiges und Unbekanntes zu springen - aber wir sind bereit dafür! Dies ist unsere erste große Tour, und sie mit einer so legendären Band wie APOCALYPTICA zu beginnen, übersteigt alles, was wir uns hätten vorstellen können. Es ist auf die bestmögliche Weise beängstigend, aber wir werden alles geben, was wir haben.
Eine unserer größten Hoffnungen ist es, mit so vielen Menschen wie möglich in Kontakt zu treten. Wir wissen, dass die Fans von APOCALYPTICA sehr leidenschaftlich sind, und wir wollen sie in die Welt von ARCTIS einführen und sie mit uns auf diese Reise nehmen. Wir bringen unsere eigene, einzigartige Energie mit auf die Bühne, und ich denke, dass die Kombination von uns etwas wirklich Besonderes schaffen wird. Ich denke, einer der spannendsten Aspekte ist die Möglichkeit, von ihnen zu lernen - diese Jungs sind absolute Profis. Sie machen das schon seit Jahren, und wir sind wie Schwämme, bereit, alles aufzusaugen, was wir können, um eine tolle Live-Show hinzulegen. Wir bereiten uns wie verrückt auf diese Tournee vor und üben unermüdlich, damit wir wirklich etwas Unvergessliches abliefern können.
Eine lustige kleine Geschichte - wir haben Eicca von APOCALYPTICA vor ein paar Jahren zufällig getroffen, als wir mit unserem Produzenten zu Mittag aßen. Er hat uns damals viel Glück gewünscht, und jetzt sind wir hier und gehen mit ihm und der Band auf Tour! Es ist unwirklich, wie sich der Kreis geschlossen hat, und wir könnten nicht dankbarer für diese Gelegenheit sein. Wir sind bereit, uns diesem neuen Abenteuer zu stellen, so viele Fans wie möglich zu treffen und hoffentlich auf der Bühne herzlich willkommen zu heißen.
Wie kann ich mir eine Live-Show von ARCTIS vorstellen? Was erwartet die europäischen Fans?
Alva: Stellt euch das so vor: Die Bühne leuchtet wie das Nordlicht, kalt und schimmernd, wenn wir ins Rampenlicht treten. Unsere Shows sind so konzipiert, dass sie dich für eine Weile aus der Realität herausholen und dich in die Welt von ARCTIS bringen - wo die Luft frisch ist, die Energie elektrisch und die Musik dich wie ein Sturm trifft. Wir wollen, dass ihr die Kraft, die Emotionen und den Kontrast von allem, was wir sind, spürt - hell und dunkel, weich und schwer. Jeder von uns bringt etwas Einzigartiges auf die Bühne. Ich werde da sein und alle Kraft und Emotionen aufbringen, die ich aufbringen kann, und der Rest der Crew wird direkt neben mir sein und diese Energie erzeugen, die euch mitreißt. Ihr werdet Hymnen hören, die euch zum Schreien bringen, und Momente, die euch innehalten und fühlen lassen. Wir haben hart daran gearbeitet, dass sich jeder Auftritt wie ein Abenteuer anfühlt, bei dem die Musik nicht nur gespielt, sondern auch gelebt wird.
Was erwartet unsere Fans? Viel Intensität, viel Herz, und hoffentlich ein unvergessliches Erlebnis. Wir sind bereit, alles zu geben, und wir können es kaum erwarten, zu sehen, wie ihr darauf reagiert. Glaubt mir, das wollt ihr nicht verpassen.
Finnland ist eine Quelle für junge, aufstrebende und hungrige Metal-Bands. Woher kommt eurer Meinung nach diese besondere Stellung Finnlands in der Welt des Heavy Metals?
Mika: Es gibt definitiv etwas Besonderes an Finnland, wenn es um Metal geht. Ich glaube, das hat zum großen Teil mit der Atmosphäre hier zu tun. Es gibt eine gewisse Intensität in der finnischen Landschaft und Kultur, die sich natürlich für Heavy Music eignet. Wir haben diese langen, dunklen Winter, die einen fast dazu zwingen, nach innen zu schauen, und in vielerlei Hinsicht findet diese Reflexion ihren Ausdruck im Metal. Man spürt das Gewicht der Jahreszeiten, die Kälte, die Isolation - das bringt eine bestimmte Art von Kreativität hervor. Man hat das Bedürfnis, etwas Tieferes, Dunkleres auszudrücken, und Metal ist das perfekte Ventil dafür. Die Finnen sind bekannt dafür, etwas zurückhaltend zu sein, aber wenn es um Metal geht, können wir uns richtig austoben. Die Musik ermöglicht es uns, die Emotionen zu kanalisieren, die im Alltag vielleicht nicht zum Vorschein kommen. Es ist fast wie eine Flucht, aber gleichzeitig ist es ein Weg, sich mit etwas Rohem und Ursprünglichem zu verbinden.
Außerdem hat Finnland bereits eine so reiche Metal-Kultur. Wir sind damit aufgewachsen, wie Bands wie NIGHTWISH, CHILDREN OF BODOM, HIM und AMORPHIS zu internationalem Ruhm gelangten, also war es immer klar, dass Metal ein Weg ist, dem man hier folgen kann. Die Gemeinschaft ist unglaublich hilfsbereit, und es gibt dieses unausgesprochene Verständnis, dass Metal ein Teil von uns ist, der wir sind. Uns wird beigebracht, dass es in Ordnung ist, gegen den Strom zu schwimmen, und ich glaube, das ist der Grund, warum man so viele innovative, hungrige Metalbands aus Finnland sieht. Außerdem herrscht in der finnischen Musikszene ein DIY-Geist. Viele von uns fangen in kleinen, lokalen Bands an, spielen in Kellern und Garagen, aber es gibt immer diesen Drang, nach vorne zu gehen. Letztendlich denke ich, dass es auf eine Kombination aus unserem Umfeld, unserer Kultur und dieser tief verwurzelten Liebe zur Musik, die Grenzen überschreitet, zurückzuführen ist. Metal ist hier nicht nur ein Genre - es ist eine Lebenseinstellung.
Liebe Leute, das war's mit meinen Fragen und vielen Dank für eure Zeit! Ich wünsche euch viel Spaß auf der Tour und alles Gute! Was möchtet ihr unseren Lesern und euren Fans noch sagen?
Alva: Zunächst einmal vielen Dank für das Interview und dafür, dass ihr euch die Zeit genommen habt, ARCTIS ein wenig besser kennenzulernen. Wir haben eine unglaubliche Reise hinter uns, und nichts davon wäre ohne die unglaubliche Unterstützung unserer Fans und aller, die unsere Geschichte bisher verfolgt haben, möglich gewesen. Es ist surreal zu denken, dass wir bald auf Tour gehen und ARCTIS zum ersten Mal auf die Bühne bringen werden - und wir können es kaum erwarten, dies mit euch allen zu teilen.
An unsere Fans, alte und neue, eure Energie ist das, was uns antreibt. Wir haben so hart gearbeitet, nicht nur an der Musik, sondern an der ganzen Erfahrung von ARCTIS. Wenn wir endlich auf der Bühne stehen und euch alle in der Menge sehen, werden wir alles geben, was wir haben. Es wird intensiv sein, es wird emotional sein, und vor allem wird es eine Verbindung zwischen uns und euch sein. Das ist es, worauf wir uns am meisten freuen - gemeinsam etwas Kraftvolles zu schaffen. Wir haben gerade erst angefangen, und es gibt noch so viel mehr, was wir tun und erforschen wollen, sowohl musikalisch als auch visuell. Danke, dass ihr uns die Treue gehalten habt und für all die Liebe, die ihr uns entgegengebracht habt. Wir sehen es, wir fühlen es, und wir sind bereit, diese Energie auf der Bühne zehnfach zurückzugeben. Bleibt stark, bleibt euch treu, und wir sehen uns bald wieder - lasst uns gemeinsam etwas Magisches schaffen.
Hier kommt ihr nochmal zum ersten Teil.
- Redakteur:
- Marcel Rapp