ART, DIE: Interview mit Makarios

21.10.2008 | 12:09

Am 17.10.2008 erscheint das neue Werk "Funeral Entertainment" von DIE ART. Die Platte könnte sich unter den Fans zu einem bedeutenden Meilenstein in der Bandgeschichte mausern, denn sie beinhaltet Stücke, die größtenteils den typischen Bandsound innehaben. Warum es jetzt zu einem Release kommt, denn es war für dieses Jahr eigentlich gar keine Veröffentlichung mehr geplant, das verrät Sänger Makarios.

Swen:
Aus welchem Grund habt ihr diesen Albumtitel gewählt, wenn doch der Sound weniger melancholischer ist, als bei den vorangegangenen Alben?

Makarios:
Nun, der Name "Funeral Entertainment" vermittelt meines Erachtens auch ein wenig Abstand zu der Beerdigungsstimmung, die so um uns und im Musikgeschäft im Besonderen herrscht. Melancholisch ist ja ohnehin ein dehnbarer Zustand. Dem einen sind unsere Songs und Texte viel zu düster, der andere sagt: "Hey, so happy hat DIE ART noch nie geklungen!" Was auch nicht stimmt, wenn man sich an Stücke, wie beispielsweise 'I Love You-Marian' oder 'Eternal Fall' erinnert. Irgendwo dazwischen wird es liegen und ja, wir spielen zur Unterhaltung.

Swen:
Wie kam es, dass ihr 'Pale' für euch wieder neu entdeckt habt? War dieser Song der Anstoß zu diesem Album, beziehungsweise der Grund, weswegen die die Platte so "locker" ist?

Makarios:
'Pale' existierte bis vor zwei Jahren nur als ein rohes Demo von 1991 und war damals so unfertig, dass wir es nicht eimal den Bandmitgliedern vorgestellt haben. So geriet es in Vergessenheit und beim Durchhören alten, unveröffentlichten Materials haben wir bemerkt, was das eigentlich für ein wunderbares Lied sein könnte. Und da haben wir beschlossen, es neu aufzunehmen, für jedes vergangene Jahr eine Minute. Hat nicht ganz geklappt mit der Spielzeit, ein, zwei Minuten fehlen...
Ja, vielleicht ist die Platte lockerer, die Herangehensweise war unverkrampft, irgendwie war es wie ein Spiel und die anderen Songs kamen wie aus einem Guss daher.

Swen:
Ein neues Album war doch erst für 2009 geplant, wieso nun doch ein Werk in 2008?

Makarios:
Vielleicht lag es an der Tour im letzten Jahr zum Album "Alles was dein Herz begehrt". Die lief ganz ordentlich, besser als man es nach sechs Jahren Pause erwarten konnte. Und die euphorische Stimmung schlug sich in der kreativen Arbeit nieder. Mit unserem Drummer Shiva habe ich einen guten Draht gesponnen. Ja, fast im Handumdrehen entstanden acht, neun Lieder und die wollten auf die Welt. So kam es, dass aus geplanten Demo-Aufnahmen eine richtige Produktion wurde.

Swen:
Mit der Platte habt ihr euch stilistisch von fast allen bisherigen Genres (Punk/Wave) entfernt und stärkt damit euer Image als Indie-Band. Ist diese Entwicklung beabsichtigt oder seid ihr diese ewigen Vergleiche leid?

Makarios:
Wir sind ja eine Indie-Band. Und ich finde, unsere Wurzeln sind durchaus herauszuhören. Natürlich haben wir keine Lust, irgendwelchen Begriffen zu dienen, wir sind DIE ART, klingen mehr denn je nach uns selber. Ich denke, das ist endlich mal ein Album, was typisch für uns ist, was den Fans zeigt, das wir nicht ziellos durch die Stilrichtungen irren, sondern genau das machen, was wir wollen.

Swen:
Verrate uns doch einmal, wie bei DIE ART neue Songs entstehen?

Makarios:
Es gibt zwei Wege. Entweder einer von uns hat eine Songidee und wir machen dann zusammen einen Song daraus. Dann kommt der Text hinterher drauf. Oder ich gebe meinen Mitmusikern einen Text und der inspiriert sie zu einem Lied. Das war zwar seltener der Fall auf dem neuen Album, aber die zumeist gewählte Praktik. Außerdem: In uns wühlt es ständig! Jeder bringt neue Ideen hervor, ganz unabhängig davon, ob ein Album geplant ist oder nicht. Das Schwierige ist dann wohl eher die Auswahl, was DIE ART-tauglich ist und was zu fremd klingt. Da gibt es durchaus verschiedene Ansichten und lange Diskussionen. Diesmal lief das aber ohne Reibungen ab, eigentlich ein untrügliches Zeichen, dass es gut ist.

Swen:
Macht ihr euch Gedanken, wie ein neuer Song bei den Fans ankommen wird, oder lasst ihr der Kreativität freien Lauf?

Makarios:
Wir machen beides. Nichts ist schlimmer, als sich ausschließlich auf den Geschmack des Publikums zu versteifen, aber es bringt auch nichts Songs zu produzieren, die nur ganz wenige Leute nachempfinden. Dafür sind dann die Soloprojekte da. So ist es immer eine Gratwanderung und in der Geschichte der Band gab es durchaus Beispiele, bei denen wir unser Publikum "vergessen" haben. "Funeral Entertainment" hingegen ist die Platte, von der wir denken, dass unser Publikum sagt, endlich mal wieder eine "richtige" DIE ART-Platte. Aber genau das wollten wir auch machen.

Swen:
Früher waren eure Songs inhaltlich gesellschaftskritischer. Verwendet ihr diese Themen bewusst nicht mehr so oft?

Makarios:
Oh, nein, da irrst du. Wir sind nie vordergründig gesellschaftskritisch gewesen, eher war es unsere Gesamterscheinung, die der Gesellschaft kritisch gegenüberstand. Einzelne Songs mal ausgenommen. Aber auf "Funeral Entertainment" sind diese Anklänge durchaus vorhanden. 'The Office Man' oder 'In The Gallery' sind durchaus kritische Betrachtungen unserer Umwelt. Vielleicht habe ich es wieder zu schön verpackt...

Swen:
Gibt es zu 'Mark's Song' eine spezielle Geschichte, da er ja doch etwas aus dem "Rahmen" fällt?

Makarios:
Ja, die gibt es. Eigentlich ein sehr trauriges Thema, denn Mark war unser Drummer in den ersten Jahren von WISSMUT, der Band, die ja letztlich wieder zu DIE ART geführt hat. Mark ist Anfang dieses Jahres ganz unerwartet verstorben und auf der Trauerfeier haben wir beschlossen, sein Lied zu machen. Das hat den Grund, dass er unsere Texte, also meine, immer als super düster empfand und er sagte des Öfteren: "Ja, ihr singt ja immer nur von Schlangen, Jungfrauen und Verderben und so." Nun ja, so ein Lied gab es aber nie! Und da hab ich mal all diese Worte zusammengefasst. Die Musik sollte ganz absichtlich kein langsames Trauerlied werden, denn das entsprach einfach nicht seinem direkten und humorvollen Wesen. Und Mark hätte sicher auch diebische Freude an dem missdeutbaren Albumtitel gehabt. Zum Schluss singe ich in 'Mark's Song' einfach den Standardsatz, der bei seinem Auftauchen fiel: "Was geht'n ab? Raket'n."

Swen:
Nun, ich danke dir, dass du dir Zeit für die Fragen genommen hast.

Makarios:
Kein Problem, das mache ich gern. Unsere kleine Tour steht ja in den Startlöchern und die Band freut sich, wenn der ein oder andere Leser neugierig auf unsere Musik geworden ist und wir uns auf einem unserer Konzerte sehen.

Redakteur:
Swen Reuter

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