ASTRAL DOORS: Interview mit Mika Itäranta

17.10.2007 | 10:12

Das Erbe von DIO und RAINBOW sind sie angetreten und spätestens mit ihrem fantastischen dritten Album "Astralism" haben ASTRAL DOORS gezeigt, dass sie durchaus in diese riesigen Fussstapfen hinein passen. Der Nachfolger zu einem solchen Meisterwerk ist immer ein besonders schwieriges Album. Wie soll man verhindern sich zu wiederholen und trotzdem noch einmal ein annähernd perfektes Album abliefern? Die Antwort versuchen ASTRAL DOORS mit "New Revelation" zu geben und machen dabei so gut wie alles richtig.

Bassist Mika sieht das natürlich ganz ähnlich. "Ich denke, "New Revelation" ist im Vergleich zu "Astralism" das vielseitigere Album. Einerseits sind die Riffs heavier denn je ausgefallen, andererseits arbeiten wir aber auch mit mehr Keyboards. Und wir haben diesmal mit 'Bastard Son' sogar eine Ballade am Start." Was ziemlich gut zur eingängigeren, melodischeren Grundausrichtung der neuen Scheibe passt. Einige Songs, wie 'Planet Earth' oder 'Quisling' hätten dabei durchaus auch auf dem Vorgänger stehen können, während andere einen deutlichen Melodic-Rock-Einschlag haben. "Ja, das stimmt wohl. Aber kühle Berechnung steckt bestimmt nicht dahinter. Inzwischen beteiligen sich alle Band-Mitglieder am Songwriting, so dass sich diese Variationen ganz natürlich ergeben. Der ASTRAL DOORS-Sound hat eben die verschiedensten Facetten: Melodie, Power, Härte, Geschwindigkeit, Eingängigkeit und Aggressivität."

Für das Mixing haben die Jungs erneut sehr erfolgreich mit Peter Tägtgren zusammen gearbeitet. Immer wieder verwunderlich, was der Gute aus den Songs seiner Landsleute heraus holt, wo er doch sonst viel besser mit Dark- und Death-Metal-Bands zurecht kommt. Für Mika ganz und gar kein Widerspruch: "Peter hat von Anfang an immer unsere Alben gemischt. Er ist ein guter Freund von uns allen, und er lebt nicht weit entfernt von unserer Heimatstadt. Wir haben immer jede Menge Spaß bei der Arbeit mit ihm und außerdem ist er einfach der Beste seines Fachs!" Insgesamt scheinen die Jungs die Aufnahmen zu "New Revelation" sehr genossen zu haben. Auf der ASTRAL DOORS-Homepage steht etwas von "magischen Momenten" im Studio. Was immer das bedeutet?! "Hahaha, das ist nur so ein Spruch, würde ich sagen. Spaß hatten wir aber trotzdem jede Menge. Eigentlich ist es ja immer eine etwas schräge Situation im Studio. Du sitzt stundenlang irgendwo in einem Keller auf einem unbequemen Stuhl herum und versuchst den Take deines Lebens hinzubekommen. Wir haben wirklich sehr hart gearbeitet als Team und es ist schon ein tolles Gefühl, wenn man sieht, wie dabei etwas ganz Besonderes entsteht."

"Astralism" schlug seinerzeit wie eine Bombe in der Fachpresse ein und avancierte zum kommerziell erfolgreichsten Album der Band-Geschichte. "Wir haben eigentlich überall deutlich mehr CDs verkauft, in Europa, in Japan und auch in Amerika lief es gar nicht schlecht. Aber genaue Zahlen kann ich dir gar nicht sagen. Ich bin nicht so gut in so etwas, das überlasse ich unserem Management. Ich spiele lieber Bass, das liegt mir mehr als Kaufmännisches." Während "Astralism" ein lockeres textliches Konzept zugrunde lag, das sich mit so unangenehmen Themen wie Terrorismus und Gewaltherrschaft beschäftigte, kommt "New Revelation" insgesamt deutlich freundlicher und positiver daher. "Es gibt dieses Mal keinen wirklichen inhaltlichen Zusammenhang zwischen den einzelnen Songs. Wir haben eine ganze Reihe Fantasy- und Science-Fiction-Stories dabei, doch andere Texte setzen sich wieder mit sehr realen Themen durchaus kritisch auseinander. Aber der Grundtenor des neuen Albums ist schon ziemlich optimistisch, auch wenn ein Text wie 'Bastard Son' sehr düster und tragisch ist." Für eben jene Lyrics ist Ausnahmesänger Nils Patrik Johannson verantwortlich. Normalerweise versteht er es sehr gut, für jede seiner Bands einen individuellen Gesangsstil zu kultivieren. Auf "New Revelation" sind allerdings einige Parallelen zum tollen letzten WUTHERING HEIGHTS-Album heraus zu hören – was allerdings bestimmt kein Nachteil ist. Mika versucht zu erläutern: "Der Eindruck kommt vielleicht daher, dass Patrik verstärkt mit keltisch angehauchten Melodien gearbeitet hat. Er hat sich sehr viel Mühe gegeben, möglichst viele Seiten seiner Stimme zu zeigen, und das Ergebnis ich einfach sagenhaft ausgefallen, wie ich finde."

Ein sofort ins Auge stechendes, sehr symbolisch anmutendes Coverbild ziert "New Revelation", das einen römisch aussehenden Krieger ohne Gesicht zeigt. "Ich denke, das Bild ist in der Tat sehr ausdrucksstark. Der Typ auf dem Bild ist unser Astral-Warrior, der die Menschen vielleicht in den Kampf gegen das Böse führen könnte. Jedenfalls steht er in meinen Augen für die Kraft des Guten und Schönen. Das gesamte Artwork wurde übrigens von einer deutschen Firma namens Killustrations angefertigt. Wir haben denen lediglich den Titelsong und die dazu gehörigen Lyrics gegeben." Weniger Wert als auf die optische Gestaltung des Booklets legen ASTRAL DOORS dagegen auf das immer populärer und wichtiger werdende Medium Video. "Wir haben schon öfter darüber diskutiert, ob wir nicht auch einen Video-Clip drehen sollten, aber wir haben beschlossen, noch etwas damit zu warten. So groß ist der Markt für Metal-Videos nun auch nicht und schließlich waren wir in den letzten Monaten auch permanent beschäftigt mit Touren, Komponieren und Aufnehmen. Eines Tages werden wir wohl auch mal ein Video machen, aber dann soll es auch etwas ganz Spezielles, Außergewöhnliches sein."

Ende Oktober sind ASTRAL DOORS auf deutschen Bühnen zu bewundern. Mit dabei haben sie die Bombast-Rocker DOMAIN und die Power-Metaller SECRET SPHERE. "Wir sind nach den Arbeiten am Album schon wieder ganz verrückt danach, on stage alles zu geben und den Fans Konzertabende zu schenken, die sie so schnell nicht wieder vergessen werden. Wie viele Leute kommen, ist letztlich egal. Klar freuen wir uns über volle Säle, aber auch vor weniger Zuschauern geben wir immer 100%." Mich persönlich würde es ja ganz besonders freuen, wenn ASTRAL DOORS mal zusammen mit JORN, dem zweiten großen DIO-Supporter Skandinaviens, als Co-Headliner touren. JORN hat ja zuletzt ein wirklich hörenswertes Album mit Cover-Songs veröffentlicht. So etwas kann sich Mika für ASTRAL DOORS erstmal nicht vorstellen. "Wir haben keine Pläne für ein Cover-Album. Wir arbeiten immer sehr hart an unseren eigenen Songs und haben keine Zeit dafür und auch nicht sonderlich viel Interesse daran, Kompositionen anderer Leute einzuspielen. Aber wer weiß schon, was die Zukunft bringt, grundsätzlich ausschließen möchte ich gar nichts."

Auch wenn ASTRAL DOORS inzwischen zu den etablierten Größen im Melodic-Metal-Universum zählen, reichen die Einkünfte aus der Musik natürlich noch nicht für ein gutes Auskommen. Mika macht sich da keine Illusionen: "Für die meistens Bands heutzutage ist die finanzielle Situation ziemlich schwierig. Mal abgesehen von den ganz Großen macht kaum noch jemand genug Geld mit der Musik, um davon ordentlich leben zu können. Bei uns in der Band verdienen sich die Leute im Alltag als Informatiker, als Büroangestellter oder als Fabrikarbeiter ihre Kohle für die Miete und den Inhalt des Kühlschranks." Und ab und zu möchte man sich ja auch noch mal eine CD oder so etwas leisten, sei es auch nur um zu schauen, was die Konkurrenz so treibt. Mikas musikalische Interessen sind allerdings eher breit gestreut. "Ich finde eigentlich in fast jedem Genre etwas, das mich anspricht. In meinem CD-Schrank stehen Death Metal, Industrial, Melodic Metal, Classic Rock und auch ganz und gar nicht Rockendes einträchtig nebeneinander. Die letzte CD, die ich mir gekauft habe, war "Come Clarity" von IN FLAMES." Dabei hat der Gute offenbar erst spät seinen breiten Horizont entwickelt, seine ersten metallischen Erfahrungen waren eher typischer Natur. "Angefangen hat bei mir alles mit KISS, als Teenager war ich ein riesiger KISS-Fan! Danach habe ich aber ziemlich schnell auch Bands wie IRON MAIDEN, MÖTLEY CRÜE, SOUNDGARDEN oder METALLICA für mich entdeckt. Wenn du mich heute nach meiner Lieblingsband fragst, sage ich TOOL!"

Soweit Mika über die aktuelle Gefühlslage im Hause ASTRAL DOORS, wo man allen Grund hat, stolz auf das Geleistete zu sein. Mit "New Revelation" ist es den Jungs definitiv gelungen, ihren Platz an der Genre-Spitze zu behaupten. Auch in diesem Jahr kommt kein Fan zwischen Heavy Rock und energischem Melodic (Power) Metal an dieser Band vorbei.

Redakteur:
Martin van der Laan

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