AVANTASIA: Folge-Interview mit Mastermind Tobias Sammet
02.03.2025 | 10:08Normale Interviews sind langweilig! Doch eines ist sicher: Mit AVANTASIA-Mastermind Tobias Sammet wird es nie langweilig! Klar ist "Here Be Dragons" ein – im wahrsten Sinne des Wortes – fantastisches Album geworden, auf dem die Frohnatur keine Wünsche offen lässt. Und auf die Albumdetails gehen wir auch in unserer gemeinsamen Podcast-Folge ein. Im Zuge dessen sind aber noch einige weitere Fragen aufgekommen, deren Antworten wir euch nicht vorenthalten wollen. Eben weil sie so herzerfrischend, lebensbejahend sind. So geht es im Folgenden um legendäre Gitarristen und Sänger, alte EDGUY-Weggefährten, Humor in all seinen Facetten, englische Spukgeschichten und neoklassische Elemente. Erfahrt zudem, wie weit der gute Tobi musikalisch noch gehen möchte. Es wird funky!
Tobi, trotz dieser harten Arbeit, die du Tag für Tag und Jahr für Jahr an den Tag legst, verlierst du niemals deinen Humor. Ist daher Humor für dich das höchste Gut?
Ich weiß nicht, ob das das höchste Gut ist. Ich habe da keine Rangliste. Aber das Leben ist trotz all seinen zynischen Zügen und all seinen Abgründen durchaus viel lebenswerter. Und vieles ist erträglicher, wenn man es einfach nicht so ernst, wenn man sich auch selbst nicht so ernst nimmt. Also Humor ist schon was sehr Wichtiges. Natürlich liegt man da manchmal daneben und ärgert vielleicht manchmal auch Leute damit. Wenn ich mir heute zum Beispiel Aufnahmen von mir vor 20 Jahren auf der Bühne angucke, dann kann ich schon verstehen, warum mich manche Leute für den Vollpfosten halten, haha. Das war nicht immer sehr treffsicher. Aber Humor ist auch durchaus ein Mittel, um Situationen einfach besser zu durchlaufen. Und auch ein Mittel, um sich ein bisschen zu schützen. Es hat auch was mit Selbstschutz zu tun. Und außerdem ist es halt unheimlich gut. Ich lache halt lieber, als nicht zu lachen. Ich fände es total anstrengend, irgendwie mehr ernst zu sein. Ich bin auch nicht immer lustig. Es gibt Zeiten, da bin ich sehr schlecht gelaunt. Aber mit Humor kannst du dich auch ein bisschen selbst konditionieren. Ich habe letzte Woche gerade erfahren, dass ich einen Backenzahn gezogen bekommen muss. Und ich versuche, das mit Humor zu nehmen. Das ist sehr schwierig.Autsch. Du hast einen absoluten Interview-Marathon, auch in den letzten Tagen und Wochen hinter dir. Gibt es denn eigentlich Fragen, die du absolut nicht mehr hören kannst?
Nee. Das wäre ja respektlos. Ich habe natürlich viele Fragen schon mal gehört, aber die werden ja auch immer wieder anders formuliert. Je nach Tagesform beantwortet man die auch anders. Ich kann es nicht nachvollziehen, wenn Musiker genervt sind, weil sie von 20 Leuten die gleiche Frage gestellt bekommen. Was erwarten sie denn? Die 20 Leute sind ja nicht vernetzt. Das gebietet der Anstand, jedem nach bestem Wissen und Gewissen zu antworten. Jeder formuliert das anders. Durch die Formulierung kommt man dann auch selbst wieder auf andere Gedankengänge und antwortet vielleicht ein bisschen anders, auch nach der eigenen Stimmung. Manchmal kommt man selbst zu neuen Erkenntnissen, auch was die Antwortfindung angeht. Ich kann es auch nicht verstehen, dass Musiker grimmig sind, wenn sie Interviews geben müssen. Wenn du einen Marathon hast, bist drei Wochen am Stück unterwegs und hast wirklich nur ganz wenig Schlaf. Und auch Plattenfirmen sagen, wenn er schon mal hier ist, 18 Interviews haben wir, aber die fünf kann er auch noch machen. Dann hast du 23 Interviews am Tag und musst noch zu vier Radiostationen und zwei Fernsehsendern. Dann kommst du im Hotel an, die Küche ist zu, isst dann das Snickers und das Mars aus der Hotelbar und am nächsten Morgen um halb fünf klingelt der Wecker und du fliegst nach Dänemark. Da kann ich schon verstehen, dass man sich ab einem bestimmten Punkt ein bisschen mehr Mühe geben muss, nicht mürrisch zu sein. Aber ich kann trotzdem Musiker nicht verstehen, die grimmig durchs Leben gehen. Dann bleib doch zu Hause, bring keine Platte raus, rede nicht drüber, verlange kein Geld dafür. Dann kannst du auch die Fresse halten und zu Hause PlayStation spielen.
Bei solch einem Marathon ist es natürlich auch mal schön, wenn man so manche Interviewtermine abgeben kann. Mein erstes EDGUY-Interview hatte ich beispielsweise mit Dirk. Wäre diese Entlastung nicht auch mal schön oder möchtest du das verhindern, um lieber weiterhin die Zügel in der Hand zu haben?
Ja, ich würde schon sagen, dass ich ein Kontrollfreak bin, aber ich habe es nie als schlimm empfunden, wenn andere Interviews gegeben haben. Viele Leute haben eben gesagt, sie wollen mit dem Sänger reden. Die Plattenfirma wollte auch immer, dass ich das mache. Dann bin ich halt durch die Gegend gefahren. Natürlich ist es immer einfacher, wenn du Sachen auf mehrere Schultern verteilst. AVANTASIA ist ja auch quasi eine Band, halt nur mit einem einzigen Mitglied, haha. Kleiner Spaß, natürlich nicht, aber trotzdem treffe ich die Entscheidung. Ich halte zwar Rücksprache und beziehe alle Leute um mich herum ein. Ich bin gar nicht so der Diktator, wie sich manche Leute das so denken, aber trotzdem entscheide ich dann, so wird das jetzt gemacht. Und bei EDGUY habe ich das eigentlich auch gemacht und das war auch lange Jahre gar kein Problem. Wenn du aber mit fünf Leuten als Schülerband zusammengekommen bist, hast du trotzdem immer so ein bisschen so eine Widerspenstigkeit drin, weil es trotzdem eine andere Dynamik gibt. Und du diskutierst einfach viel, viel mehr und das kostet unheimlich viel Kraft. Früher hatte ich glaube ich so zu Zeiten von "Hellfire Club" oder "Theater Of Salvation", auch vor AVANTASIA noch, gar keine andere Alternative, als relativ egoistisch meiner Vision zu folgen. Und ich hatte auch mehr Power, muss ich ganz ehrlich sagen, meine Ideen durchzusetzen und mich auch durchzusetzen und auch wirklich zu sagen: Wir machen das jetzt so, ist mir scheißegal, was du denkst, so wird es jetzt gemacht. Später habe ich dann das Gefühl gehabt, das kann ich mit AVANTASIA machen, also brauche ich bei EDGUY jetzt nicht mehr so zu kämpfen. Und mir hat irgendwann einfach die Energie gefehlt, Kompromisskämpfe auszutragen. Klar, ich kann jetzt in den Proberaum fahren und drei Wochen über die Songidee diskutieren, aber in der gleichen Zeit kann ich auch drei AVANTASIA-Stücke als Demo fertigmachen und die ersten zwei schon durchproduzieren. Aber natürlich hat es auch seine Vorteile, wenn du Sachen auf mehreren Schultern verteilen kannst. Wir sind mit EDGUY auch wirklich coole Leute. Ich stelle mir das immer schwierig vor, wenn du mit Idioten Musik machst. Bei EDGUY sind ja keine Idioten dabei. Es sind ja alles intelligente, nette Menschen. Wir sind auch tatsächlich noch immer im Kontakt irgendwie. Also mit Jens habe ich jetzt schon länger nicht mehr gesprochen, aber Eggi habe ich irgendwann getroffen, als wir zusammen auf einem Festival gespielt haben. Und man schreibt sich da ab und zu mal eine SMS und gratuliert sich zum Geburtstag, wünscht sich frohe Weihnachten. Mit Dirk schicke ich mir regelmäßig lustige Bildchen hin und her. Und Felix ist ja eh immer am Start.
Bei EDGUY hast du damals am Bass angefangen und im neuen Video zu 'Creepshow' sieht man dich auch wieder am Bass. Zufall?
Ne, ich habe bei AVANTASIA in den Videos oft einen Bass. Ich bin ja nach wie vor Bassist. Ich mag dieses Instrument ja sogar. Man sollte es gar nicht meinen, normalerweise sind Bassisten ganz komische Menschen. Aber ich spiele gerne Bass, also das ist mir sehr nah. Ich sehe mich noch eher als Sänger und als Keyboarder, aber es gibt von AVANTASIA nur ein Video, in dem ich keinen Bass spiele.
Es lohnt sich also, die alten Videos noch einmal zu sehen. 'Creepshow' habt ihr im nordenglischen Spukschloss gedreht. War für dich wahrscheinlich auch ein einmaliges Erlebnis, oder?
Das Verrückte war, dass dieses einmalige Erlebnis zwei Monate später zu einem zweimaligen Erlebnis wurde, weil wir da in ein anderes Spukschloss gefahren sind. Und ganz ehrlich, wenn das so weitergeht, könnte ich zehn Videos drehen, wenn ich das Budget hätte, weil die sind alle gar nicht so wahnsinnig günstig, was man auch sehen kann. Dann würde ich immer wieder rüberfahren nach England und dort die Schlösser abkaspern. Ich liebe England sowieso. Ich ziehe aus England total viel Inspiration, weil England einfach so was Verwunschenes hat, etwas Historisches, Märchenhaftes und diese alten Schlösser. Ich meine, bei uns gibt es auch geile Schlösser. Aber ich habe das Gefühl, in England wird das alles so ein bisschen ursprünglicher belassen. Die haben nicht solch ein gestörtes Verhältnis zum Verfall von Dingen. Die nennen das Ganze dann einfach eher Vintage und nehmen das Doppelte am Preis. In Deutschland würden die Sachen einfach repariert oder ausgebessert werden. Und deshalb, finde ich, hat England so ein bisschen was Ursprünglicheres. Und das liebe ich. Beide Schlösser, in denen wir 'The Witch' und auch 'Creepshow' gedreht haben, waren wunderschöne Schlösser. Die Atmosphäre war total geil. Ich fand das zweite von 'The Witch' fast noch gruseliger.
Der Song ist eine unheimlich schöne Abwechslung zum etwas schnelleren, dezent wütenderen Rest. Trotzdem hat die Platte für mich ein paar neoklassische Momente, die mich so ein bisschen an MALMSTEEN erinnern. Du hast es ja auch selbst gesagt, du bist eher der Sänger, auch teilweise der Bassist. Aber gibt es auch irgendwelche Gitarristen, die dich als Musiker maßgeblich beeinflusst haben, mit denen du dir gegebenenfalls auch mal eine Zusammenarbeit wünschen würdest?
Bei dem einen geht das nicht mehr und bei dem anderen habe ich die Kopie in der Band. Der eine ist GARY MOORE, den halte ich für einen der großartigsten Gitarristen aller Zeiten. Er konnte auch dieses Blueszeug tierisch gut spielen, aber ich meine, was er auf Alben wie "Wild Frontier" oder "Run For Cover" gemacht hat, war unglaublich. Und an der Rhythmusgitarre ist tatsächlich Jake E. Lee mein Lieblingsgitarrist. Als wir gemeinsam mit Eric Singer "Scarecrow" aufgenommen haben, fiel er vom Glauben ab, als er Sascha Gitarre hat spielen sehen und verglich ihn mit Jake E. Lee. Deshalb finde ich wahrscheinlich auch Sascha so geil. Es gibt wahnsinnig viele geile Gitarristen, weil du MALMSTEEN sagst zum Beispiel. Der Song 'The Moorland At Twilight' hieß eigentlich ursprünglich 'Malmsteen'. Weil er halt genau diese neoklassischen Elemente hatte. Natürlich hat Sascha das mit Leben gefüllt, aber die Melodiebögen von diesem Gitarrenlick und die Harmonien am Anfang, das war das Erste, was ich hatte. Dieses ganze Intro-Lick zusammen mit diesen verminderten Akkorden, das kam mir einfach so. Und dann hab ich die Akkorde am Keyboard gespielt, quasi mit dem Spinett, damit hatte es gleich schon diesen MALMSTEEN-typischen neoklassischen Sound. Und ich hab die Melodie, die Gitarrenmelodie dazu gesungen, das heißt, da hat Sascha von mir kein Demo bekommen, auf dem ich die Gitarren auf dem Keyboard nachgespielt hab, sondern ich hab diese Melodie eingesungen, und Sascha hat dann das, was ich gesungen hab, nachgespielt und hat so sein eigenes Ding draus gemacht. Ich find die Platte sehr verspielt, geht gut nach vorne, die ist sehr schnell und punchy und auch aufs Maul, aber sie hat verspielte Elemente, aber die sind nicht so traurig, sondern die sind eher irrwitzig. Das mag ich an der Platte.
Das stimmt. Ich hab in letzter Zeit unheimlich viel JOURNEY gehört, und ich hätte dich jetzt auch gefragt, ob du für AVANTASIA auch mal versucht hast, beispielsweise Arnel Pineda oder Steve Perry zu gewinnen. Aber das hätte zu "Here Be Dragons" wohl nicht gut gepasst, oder?
Steve Perry habe ich tatsächlich mal versucht anzufragen, das ist aber schon ein paar Jahre her, weil Eric Martin den gleichen Manager hat, Herbie Herbert, und Steve Perry hat ja auch ein Haus in der Nachbarschaft von Bruce Kulick. Und da ich mit Bruce Kulick befreundet bin, soll er ihn mal anhauen, dass er bei AVANTASIA mal mitsingen soll. Die haben sich wohl öfters beim Spazierengehen gesehen, als Bruce noch seinen Hund Joe hatte. Ein sehr eigenwilliger Hund, der hatte ein ganz lustiges Gebiss. Wenn du mit Bruce im Auto gefahren bist, dann musstest du auf dem Boden sitzen und der Hund auf dem Beifahrersitz. Das war schon ein eingespieltes Team, da kamst du nicht dazwischen. Aber, naja, wie auch immer, Steve Perry wäre total geil gewesen, aber hat nie sollen sein, und Arnel Pineda hab ich tatsächlich nicht probiert. Er macht einen super Job, aber für mich ist JOURNEY tatsächlich Steve Perry. Auf der neuen Platte wäre sogar ein Song gewesen, der mich an JOURNEY erinnert, und zwar verrückterweise der Refrain von 'Against The Wind'. Der Song ist erstmal eine Up-Tempo-Power-Metal-Nummer, aber im Refrain, die Phonetik im Refrain, und die Phrasierung, die Rhythmik, das ist natürlich dann prädestiniert für JOURNEY. Ich weiß nicht, ob das jetzt Steve Perry noch hätte singen können, aber das war auch mit ein Grund, weil ich wusste, dass Kenny Leckremo einerseits diese Power hat, um so einen Power-Metal-Song auch in dieser Höhe zum Tragen zu bringen, da er einen Power-Metal- und AOR-Background hat und auch eben diese JOURNEY-Sachen versteht und fühlen kann. Deshalb wusste ich oder hatte im Unterbewusstsein einfach, dass Kenny eben der richtige Sänger dafür ist, das mit mir zu singen, und deshalb finde ich schon, dass das Stück so ein bisschen in diese Richtung geht.
Absolut, ein fantastischer Sänger. Viele Musiker einer Band möchten sich irgendwann weiterentwickeln und machen dann eine Solo-Scheibe. Du hast dich mit AVANTASIA schon gänzlich weiterentwickelt, aber was würde dich als Künstler und Musiker noch reizen?
Ich vermisse nichts, aber ich mag Sounds wie HALL & OATES oder LIONEL RICHIE. Also völlig aus dem Zeitgeist gefallene Pop-Rock-Musik mit Funk, Soul, Disco, du weißt, was ich meine. Dafür habe ich aber nicht das richtige Feeling. Ich liebe aber diese Art von Musik. Das würde ich gerne mal machen, aber ich fühle mich auch total ausgelastet mit dem, was ich mache. Also wenn ich mal irgendwann was anderes mache, dann veröffentliche ich das vielleicht gar nicht, weil ich gar nicht die Öffentlichkeit damit belästige möchte. Ich spiele wahnsinnig gerne rum, probiere aus und singe dann in meinem eigenen Studio, in dem ich alles selbst machen kann. Das kostet mich nichts. Andere gehen Billard spielen und ich setz mich ins Studio und bastle ein bisschen rum. Aber ich bin grundsätzlich sehr glücklich mit AVANTASIA. Ich habe auch keine Bucketlist mehr. Das mag jetzt erst mal sehr traurig klingen, dass der Junge hat keine Ziele mehr hätte. Aber ich bin einfach nur glücklich, dass ich das machen darf. Und ich finde, der Weg, auf dem ich mich befinde, der fühlt sich so richtig und gut an. Ich bin ausgeglichen und sehr glücklich mit dem, was ich mache. Deshalb gibt es für mich keinen Grund, mich auf etwas zu fokussieren, was ich eventuell noch machen möchte. Wenn es so kommt, dann ergibt sich das von selbst. Vielleicht sitze ich irgendwann an meinem Keyboard und denke mir, dass AVANTASIA ein Konzeptalbum über irgendeine unentdeckte Froschart machen muss, komplett ohne Gitarren und Bass, sondern nur soullastig. Es ist alles möglich, das Leben ist so bunt. Und das merke ich gerade mit AVANTASIA: Das neue Album ist kein Konzeptalbum, keine Metal-Oper und ich will es auch kein All-Star-Projekt nennen. Es ist einfach AVANTASIA. Und vielleicht werde ich damit auch ein klein wenig Erfolg haben und das zeigt mir, dass es keine Limitierung gibt. Die befindet sich nur in unseren Köpfen oder wenn wir uns zu sehr von Social-Media und all den Kommentaren beeinflussen lassen.
Gerade im Zusammenhang, was du eben gesagt hast. Das Leben ist schon grau genug und da tut ein Farbklecks wie "Here Be Dragons" oder AVANTASIA im Allgemeinen einfach verdammt gut. Und wenn mich Musik emotional berührt - egal, welches Genre - dann ist es einfach gute Musik. Und du machst Musik schließlich in erster Linie für dich, hast Freude daran, deine Passion gefunden... Man sollte einfach das machen, was einen glücklich macht. Meine letzte Frage wäre gewesen, wie du bei all der Arbeit deine Energiereserven wieder vollpumpst. Aber wenn einem etwas solche Freude bereitet, raubt es auch keine Energie...
Richtig, ich habe da überhaupt kein Defizit. Das Tourleben kann natürlich auch schlauchen und 400 Interviews am Stück können auch anstrengend sein. Aber dann mache ich das bei einem schönen Fußballspiel und zack, bekommen die Bayern wieder einen drauf, haha. Aber inzwischen sitze ich davor und denke: Hey Tobi, du willst eine geile Tour spielen, dafür bist du alleine verantwortlich. Und wenn dein Verein scheiße spielt, sind die dafür verantwortlich - nicht du. Also fühle ich mich danach auch nicht scheiße. Und wenn mir Jörg Michael dann mal wieder schreibt, wie schlecht wir gespielt haben... naja, aber momentan schreibt er eh nicht viel, er ist ja eh Dortmund-Fan, hehe. Wir können es schließlich nicht ändern, wir sind nicht dabei, sondern sitzen einfach vor dem Fernseher und haben einen Schal an, aber das ist nicht mein Aufgabengebiet. Aber wie schon gesagt, ich bin mit mir komplett im Reinen. Ich glaube auch, dass man noch nicht einmal viel Talent braucht, sondern schlicht und ergreifend Liebe und Begeisterung. Das ist viel wichtiger. Wenn ich Sänger wie JORN oder Steve Perry höre, denke ich, dass ich eher mittelmäßig talentiert bin, aber deshalb höre ich doch nicht auf, meine Gefühle in Form meiner Musik auszudrücken. An guten Tagen ist das doch recht brauchbar, was ich hinkriege. Ich bin eher ein Tausendsassa und kann ganz viele Sachen ein kleines bisschen - und mit viel Begeisterung fällt es anderen auch nicht so auf, dass man gar nicht so gut ist, haha.
Unter uns gesagt, Tobi: "Here Be Dragons" ist ganz brauchbar, haha.
Haha, das ist das Schönste, was jemand über mein neues Album gesagt hat. Einigen wir uns darauf, dass es nicht scheiße ist, haha.
Nein, ein wirklich schönes Album und noch schöneres Gespräch. Vielen lieben Dank dafür, Tobi. Wir sehen uns auf Tour mit diesem doch recht brauchbaren Album.
Danke schön, wie gesagt, ich bin auch recht glücklich und warten wir einmal ab, was die Allgemeinheit so sagt, hehe.
Fotocredits: Kevin Nixon
- Redakteur:
- Marcel Rapp