A POETS DREAM: Interview mit der Band

10.12.2024 | 09:33

Die süddeutsche Progressive-Hard-Rock-Band A POETS DREAM legt mit "The Spirit Never Dies" ein formidables Debüt vor, das nicht nur optisch durch ein tolles Artwork, sondern auch durch großartige Melodien und packende Songs zu überzeugen weiß. Wer mehr über die vier Schwaben, die Entstehung des Albums, Hintergründe zu den einzelnen Titeln und vieles mehr erfahren möchte, ist hier genau richtig.

Hallo zusammen und zunächst einmal vielen Dank, dass ihr euch die Zeit nehmt, mir ein paar Fragen zu eurem äußest gelungenen Debütalbum "The Spirit Never Sleeps" zu stellen. Möchtet ihr unseren Lesern, die vielleicht noch nie etwas von euch gehört haben, zunächst eure Band etwas genauer vorstellen und uns Wissenswertes über euch zusammenfassen?

Norbert: Hallo, erst einmal vielen Dank für euer Interesse. A POETS DREAM kommt aus dem Süden Deutschlands. Wir wohnen alle in der Nähe von Ulm und bestehen aus Thomas Fregien (Gitarre, Keyboards), Claus Zeller (Gesang, Keyboards), Uwe Hofmaier (Bass) und mir, Norbert Sluzalek (Schlagzeug). Wir haben alle in diversen anderen Bands gespielt, bevor uns das Schicksal zusammengeführt hat, wobei bei Thomas, Uwe und mir das Schicksal schon vor einigen Jahren seine Hand im Spiel hatte. Claus kam als Letzter dazu und hat uns sozusagen komplettiert. Er hat auch die vielfältigste Live-Erfahrung, da er schon in sehr vielen Projekten mitgewirkt hat. Er war zum Beispiel Frontmann bei STRANGER, TOXIC THEORY, INFINITY'S CALL, SOULACOSTER und FACE. Bei DYNASTY und INFINITY'S CALL war Uwe als Musiker aktiv und lernte dort Claus kennen. Bei WET PAYNT schließlich kreuzten sich die Wege von Thomas, Uwe und mir. Gefühlt kennen wir uns schon Ewigkeiten. Thomas spielte vor WET PAYNT bei BACKFIRE, der Band, mit der wir beide zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne standen. Ich selbst spielte jahrelang bei VALLEY'S EVE und parallel dazu schon bei WET PAYNT. Wenn man also eine Geschichte schreiben will, könnte man sagen, dass die POETS aus den ehemaligen BACKFIRE hervorgegangen sind. Obwohl die beiden Bands musikalisch so gar nichts miteinander zu tun haben.

Was gibt es über die Entstehungsgeschichte des Albums und über die Komposition der einzelnen Titel zu erzählen?

Thomas: Unsere Band gibt es eigentlich schon seit über zwanzig Jahren, nur unser Sänger Claus Zeller ist erst vor etwa fünf Jahren dazugekommen. Auf der CD sind Songs älteren, aber zum Teil auch neueren Datums. Unsere Lieder entstehen meistens gemeinsam im Proberaum, zuerst werden Grundideen vorgestellt und dann in einer oder mehreren Sessions gemeinsam ausgearbeitet, bis wir alle mit dem Ergebnis zufrieden sind. Manche unserer Songs entstehen aber auch aus einer spontanen Session im Proberaum, ohne dass einer von uns vorher eine konkrete Idee hatte. Der Gesang inklusive Text wird dann erst entwickelt, wenn das Gerüst der Instrumente steht.

"The Spirit Never sleeps" ist kein klassisches Konzeptalbum, steckt aber vielleicht dennoch ein zumindest loses Konzept dahinter, da für mich die Songtitel in Verbindung mit dem Artwork eine sehr passende Symbiose eingehen?

Thomas: Wir machen schon sehr lange zusammen Musik und haben dadurch nicht nur ein musikalisches Gefühl füreinander entwickelt, sondern auch für unseren gemeinsamen Stil. Dadurch erscheinen die Songs vermutlich in einem gewissen Zusammenhang, auch wenn wir gelegentlich mal einen Ausreißer experimentell angehen wie beispielsweise bei 'Protection'. Ein klassisches Konzeptalbum war mit "The Spirit Never Sleeps" nicht geplant, aber es sollte dennoch einen komplexen Gesamteindruck unserer Musik vermitteln.

Norbert: Wie Thomas schon sagte, ist es kein Konzeptalbum, aber natürlich sollten Cover, Bandname und Artwork einen Bezug zueinander haben. Darüber haben wir uns viele Gedanken gemacht. Das Cover zeigt ja nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Original-Artwork, das viel mehr Details und versteckte Symbole enthält. Letztlich haben wir uns aber für den Ausschnitt mit dem Poeten entschieden.

Trotz des progressiven Songwritings wirken eure Songs nie zu überladen, da ihr großen Wert auf erstklassige, eingängige Refrains legt. Wie wichtig ist euch der Wiedererkennungswert der einzelnen Titel?

Thomas: Der Wiedererkennungswert sowohl der Refrains als auch des gesamten Songs ist uns sehr wichtig. Wir arbeiten sehr intensiv und mehrmals über einen längeren Zeitraum an einem Song, bis wir wirklich zufrieden sind beziehungsweise der Song in sich eine Einheit bildet, egal wie lang er ist. Nicht selten kommt es vor, dass wir Ideen auf Eis legen und das Projekt erst nach einigen Wochen oder Jahren wieder aufgreifen. Man darf nicht unterschätzen, wie viel Freiheit auch für neue Kreativität ein zeitlicher Abstand geben kann, das hat uns schon einige Male wirklich geholfen.

Norbert: Ich denke, jede Band, jeder Musiker, jeder Künstler möchte in und an seiner Arbeit erkannt werden, weil das auch ein Alleinstellungsmerkmal sein kann und die Musik zu etwas Einzigartigem macht. Zumindest bisher. Wie das in Zukunft mit KI-generierter Musik aussehen wird, steht auf einem anderen Blatt. Wenn neue Musik von uns gehört wird und die Leute sofort sagen: "Das sind die POETS", dann freut uns das natürlich. Es ist immer phantastisch, wenn eine Band ihren Stil hat und sich auch im Rahmen ihrer Weiterentwicklung treu bleibt und ihr Alleinstellungsmerkmal behält.

Was mich an dem Album besonders fasziniert, ist die Tatsache, dass man beim aufmerksamen Zuhören wunderbar in eure Musik eintauchen, sich hineinfühlen kann. Wie schafft ihr das?

Thomas: Wenn wir einen neuen Song schreiben, dann machen wir das aus purer Freude und weil wir es so machen wollen. Es gibt also kein besonderes Geheimnis beim Komponieren. Wenn man es so betrachtet, ist es ein echtes Geschenk, diese Möglichkeit zu haben. Es gibt keinerlei Zwang, der uns in dieser kreativen Phase in irgendeiner Weise einschränken würde, insofern nehmen wir uns die Zeit, die wir benötigen, um alles auszuprobieren, gegebenenfalls auch mal neue Wege zu gehen, wie beispielsweise feinfühlige Harmonien oder intensive Rhythmen zu gestalten oder auch mal etwas Ungewöhnliches zu wagen.

Norbert: Ich glaube, das liegt zum einen daran, dass wir sehr breit gefächert sind, was unseren Musikgeschmack angeht. Zum anderen haben wir keinen Zeitdruck, keine Deadline, wann ein Song oder ein Album fertig sein muss. Es ist auch durchaus möglich, dass fertige Songs nach längerer Zeit noch einmal überarbeitet werden, wenn einer von uns das Gefühl hat, dass noch etwas fehlt oder noch nicht ganz stimmig ist.

Die acht enthaltenen Titel haben eine Gesamtspielzeit von 55 Minuten und die Songs sind selten unter sechs Minuten lang, wirken aber zu keinem Zeitpunkt zu lang und sind äußerst kurzweilig, was ich in schnelllebigen Zeiten wie diesen sehr beeindruckend finde. Wie schafft man diesen nicht ganz einfachen Spagat?

Thomas: Wie schon erwähnt, nehmen wir uns die Zeit, die wir brauchen, um einen Song zu schreiben, ohne Druck. Wir begeben uns auf eine Art musikalische Reise, wenn wir während einer Session ausgiebig über die einzelnen Teile des neuen Songs improvisieren und uns austauschen. Am Ende haben wir nicht selten Ideen, wie der Song noch eine neue Wendung nehmen könnte, wenn wir uns einig sind. Das macht den Song in unserem Sinne noch einheitlicher, diese neuen Wendungen werden dann eingebaut, auch wenn dadurch eher ungewöhnlich lange Stücke entstehen, das ist dann eben unsere persönliche oder musikalische Freiheit.

Norbert: Wir richten uns nicht nach anderen, sondern machen das, was uns Spaß macht und probieren auch mal was aus.

Mein einziger kleiner Kritikpunkt ist die Produktion, die vor allem im Schlagzeugbereich etwas mehr Dynamik vertragen hätte. Nobbe, was meinst du als Schlagzeuger dazu?

Norbert: Wir haben da ein bisschen experimentiert und uns dann entschieden, es so zu machen wie es ist und sind mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Gut möglich, dass der Sound bei der nächsten Produktion etwas anders klingt. Wenn man etwas veröffentlicht, wird man nie den Geschmack aller treffen.

Wollt ihr unseren Lesern vielleicht etwas zu den einzelnen Titeln erzählen?

The Spirit Never Sleeps:
Thomas: Ja, sehr gerne. Das Experimentieren mit orientalischen Elementen kommt hier deutlich zum Ausdruck, dann den Bogen über eine etwas melancholisch klingende Strophe über eine dramatische Bridge schließlich in einen auflösenden Refrain zu führen, das war hier die Herausforderung.
Claus: Inhaltlich geht es um eine allumfassende, spirituelle, universelle Energie, die seit Anbeginn der Zeit wachsam den Lauf aller Dinge beobachtet.

Dr. Heaven:
Thomas: Ein sehr progressives Riff gibt diesem Song eine gewisse verhaltene Aggressivität, die aber durch eine sehr ruhige, einfühlsame Strophe unterbrochen wird, um dann wieder in einen deutlich nach vorne drängenden Refrain zu münden.
Claus: Hier geht es um nicht schulmeisterlich gemeinte Misanthropie und Narzissmus, die am jeweiligen individuellen Lebensende, im Nachhinein, eventuell bitter bereut werden könnten.

World's End:
Thomas: Passend zum Titel liegt diesem Stück eine düstere bis dramatische Grundstimmung zugrunde, die wir auch bis zum Schluss mit den melancholischen Streichern im ausklingenden Finale versucht haben beizubehalten.
Claus: Es geht um die Rückbesinnung auf sich selbst. Prophezeiung, das Ende des eigenen fanatischen Egoismus.

You're Great:
Thomas: Eine Ballade reduziert auf eine akustische Konzertgitarre, einen Fretless-Bass und natürlich eine gefühlvolle Gesangslinie, unterstützt von einigen Streicherelementen. Manchmal braucht es nicht mehr.
Klaus: Es geht darum, dass man auch in den dunkelsten Momenten seines Lebens nie den Glauben an sich selbst verlieren darf.

Timeless:
Thomas: Dramatik pur in eher gemäßigtem Tempo mit dem Versuch, diese Stimmung in einem kontrollierten instrumentalen Finale enden zu lassen.
Claus: Der Titel handelt davon, dass es äußerst komfortabel wäre, wenn es technisch möglich wäre, eine allumfassende, schützende Plasmakugel zu erzeugen, für eventuell gefährliche Ausnahmesituationen, ausschließlich für Individuen, die es wert sind, geliebt zu werden.

Scream:
Thomas: Zweifellos einer unserer ältesten Songs und der erste, den wir zusammen mit unserem Sänger Claus Zeller ausgearbeitet und dann zu Ende gefeilt haben. Der Song hat schnell gezeigt, dass wir gut zusammen harmonieren und die Reise beginnen kann. Das war der Beginn von A POETS DREAM zu viert.
Claus: Wir dürfen uns alle mal unwillkürlich umschauen, was für eine scheußliche Plastik-/Betonwelt wir uns mittlerweile geschaffen haben und dass wir uns ab jetzt nicht mehr so lässig erlauben können, völlig unbeschwert die Straße runter zu schlendern.

Sphere:
Uwe: Es ist, wie der Titel schon erahnen lässt, ein sphärischer Song mit einem progressiven Mittelteil.
Thomas: 'Sphere' markiert zusammen mit 'Scream' den Beginn unseres Songwritings, bei dem wir progressive Elemente eingesetzt und uns in diese Richtung haben treiben lassen.
Claus: Ein gut gemeintes Mahnmal an die trügerische Seifenblase der mittlerweile krassen, kranken, oberen Mittelschicht des unemotionalen Kapitalismus. Elite-Fetischisten!

Protection:
Thomas: Vielleicht eine Hommage an die Rockmusik der 70er Jahre und der gewagte Versuch, in der heutigen Zeit auch mal Power-Chords stehen zu lassen.
Claus: Im Prinzip geht es hauptsächlich nur darum, unerklärliche, mystische Ereignisse stattfinden lassen zu können, so wie kleine Kinder auch heute noch in der Lage sind, völlig unkausal rätselhafte Zusammenhänge ernst zu nehmen. In diesem Fall eine irrationale mittelalterliche Sanduhr zur allgemeinen Veranschaulichung der Heisenbergschen Unschärferelation! Jeder darf das gerne für sich interpretieren.

Die Aufmachung eures CD-Digipacks finde ich nicht nur passend, sondern auch sehr gelungen. Welcher Künstler steckt dahinter und weshalb habt ihr euch genau für dieses entschieden?


Norbert: Der großartige Künstler, der dafür verantwortlich ist, heißt Uwe Jarling. Ein absoluter Meister seines Fachs, der genau den Spirit getroffen hat, den wir uns vorgestellt haben. Das Original war viel größer, wir haben uns dann dazu entschieden, in das Ölgemälde hineinzuzoomen, um den Poet im Fokus zu haben.

Gibt es Pläne, euch mal live zu sehen?

Norbert: Momentan nicht, das liegt auch an unseren verschiedenen Jobs, die zu allen möglichen Tages- und Nachtzeiten stattfinden.

Wie würdet ihr in der heutigen, schnelllebigen Zeit potenzielle Käufer, die euch noch nicht kennen, davon überzeugen, Geld für euer Album in die Hand zu nehmen?

Norbert: Du hast es selbst gesagt. Man kann sich wunderbar in die Songs hineinfühlen, sie sind kurzweilig und haben nicht nur eine durchdachte Instrumentierung, sondern auch erstklassige, eingängige Refrains.

Welche Schlagzeile oder Schlagzeilen, würdet ihr gerne über euch lesen?

Norbert: Das hast ebenfalls du in deinen vorherigen Fragen schon mal angesprochen. Ein Album in dem man wunderbar in die einzelnen Titel eintauchen kann, die Musik wirkt dazu nie überladen und es gibt einen hohen Wiedererkennungswert. Das sind Aussagen, die jede Band gerne über sich liest, zumal es von uns derzeit keine Schlagzeilen über spektakuläre Liveshows gibt. Haha.

Nennt mir doch bitte jeweils drei Alben, die man eurer Meinung nach dringlichst in seiner Sammlung stehen haben sollte?

Thomas: Das Debütalbum von VAN HALEN. Ein Meilenstein in der Rockgeschichte mit diesem kraftvollen Sound und den ausgefallenen Songs, und das im Jahr 1978! CIRCUS MAXIMUS und ihr Album "Havok". Dieses Album ist ein Muss für jeden Musikliebhaber, der auf progressiven Rock/Metal steht. Und schließlich "Friday Night in San Francisco" von AL DI MEOLA, JOHN MCLAUGHLIN und PACO DE LUCIA. LP oder CD einlegen und genießen. Drei wunderbare Gitarristen mit unterschiedlichen musikalischen Wurzeln werden an diesem Abend EINS sein.

Norbert: Nur drei? Das wird schwierig, weil es so viele tolle Alben gibt. Wenn ich jetzt drei auswähle, sind das nicht unbedingt die, die ich wieder wählen würde, wenn du mich noch einmal fragen würdest. QUEENSRYCHE mit "Operation Mindcrime". Unglaublich dieses Album, absolut zeitlos und egal wie oft man es hört einfach genial. MÖTLEY CRÜE mit "Shout at the Devil". Mit diesem Album begann für mich eine Reise, die mich bis heute fasziniert und trägt. Und zu guter Letzt BIFFY CLYRO mit "Ellipsis". Die Jungs machen ihr Ding auf ihre ganz eigene Art und Weise. Sie verbinden Klänge und Stile. Einfach klasse!

Vielen Dank nochmals für die Beantwortung meiner Fragen. Ich wünsche euch mit eurer Band viel Erfolg. Die letzten Worte gehören euch.

Norbert: Auch von uns noch einmal rockigen Dank für euer Interesse und die einfühlsamen Fragen. Wir sind total happy mit unserem Debüt "The Spirit Never Sleeps". Hört rein, habt Spaß damit und gebt uns Feedback auf Facebook und Instagram. Die Songs könnt ihr euch auf allen bekannten Streaming-Plattformen anhören und wer einen Silberling für zu Hause haben möchte, kann uns gerne über Facebook oder unsere Homepage kontaktieren.

 

Fotocredit: Anatoli Weingart

Redakteur:
Mahoni Ledl

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