BANG YOUR HEAD: Interview mit Horst

01.01.1970 | 01:00

Zwei Wochen, bevor das Bang Your Head in Balingen seine Pforten öffnet, hatte ich das große Vergnügen (und es war wirklich eines – der Verf.) Horst Odermatt, seines Zeichens Organisator und Chef des Festivals, an die Strippe zu kriegen.
Horst zeigte sich als aufgeschlossener, witziger, aber auch kritischer Gesprächspartner.
Doch nun lest selbst!

Alex: Wie ist denn eigentlich das BYH entstanden?

Horst: Angefangen hat es 1992 mit eine ganz einfachen Party. Wir waren damals mit dem „Heavy, oder was?!“ (HOW) ein kleines Fanzine und wollten in einem angemieteten Kellerraum ganz einfach eine Party schmeißen. Irgendwie hat sich das dann herumgesprochen und es wollten auch einige Metalheads zu der Party kommen. Die wollten sogar freiwillig Eintritt bezahlen, aber es war eben eine geschlossene Veranstaltung. Später dachten wir uns dann, man könnte das ganze doch auch öffentlich veranstalten. So wurde der Grundgedanke zum BANG YOUR HEAD gelegt. Damals war auch Schmier (DESTRUCTION) anwesend, der mit seiner Band HEADHUNTER auf unserer Party spielte. Irgendwie ließ uns der Gedanke nicht mehr los und wir verlegten die „Party“ nach Balingen und machten unser erstes BYH.

Alex: Welches war denn Deiner Meinung nach das beste BYH?

Horst: Alle, jedes! Die Festivals waren alle auf ihre Art geil. Ob nun die ganzen Reunion-Gigs wie NASTY SAVAGE, LIZZY BORDEN, DESTRUCTION, WATCHTOWER oder MANILA ROAD, so etwas bleibt einfach in ewiger Erinnerung. Oder auch das allererste, mit SAVAGE! Persönliche Favoriten habe ich da nicht.

Alex: 1999 war das BYH erstmals ein Open Air. Wie seid ihr eigentlich an Bands wie MOTÖRHEAD, DIO und DEEP PURPLE gekommen?

Horst: Durch das HOW. Wir sind ja nun schon einige Zeit im Geschäft und haben natürlich auch unsere Kontakte. Also setzen wir uns ans Telefon und sprechen mit Labels, Promotern und Manager, um eben zu versuchen, die Bands zu kriegen, die wir wollen. Außerdem legen wir großen Wert darauf, eine bestimmte Mischung an Bands zusammen zu kriegen. Wir wollen uns nicht auf einen Stil festlegen. Wir möchten gerne genau den Querschnitt bieten, den auch unser Mag bietet, also nicht nur True oder Black oder wie auch immer.

Alex: Ab wann beginnt bei euch die Planung für das Festival?

Horst: Also wenn Du das im Bezug auf nächstes Jahr meinst, die läuft schon. Zusagen von Bands haben wir auch schon, allerdings werde ich Dir nichts darüber verraten (lacht).

Alex: Das dachte ich mir schon.

Horst: Soviel kann ich sagen, am 30.06.01 nach DEE SNIDER, werde ich etwas zum BYH 2002 sagen und vielleicht auch schon ein paar Bands nennen. Laß´ Dich überraschen.
(Ich kann sein Grinsen förmlich durchs Telefon "sehen" :-) - der Verf.)

Alex: Okay! Wie verläuft die Planung des Festivals im Detail?

Horst: (lacht) Also wenn Du meinst, wie das mit den Bands läuft, das geht bei uns so: wir sind bei uns im HOW ein Haufen Verrückter und wenn wir so herum sitzen, dann fällt uns meist nichts Gescheites ein (wenn das mal keine Selbstironie ist - der Verf.), jedenfalls reden wir halt über die Bands und so, hocken uns ans Telefon, kontaktieren die und schon hast du die Planung fertig.

Alex: Ja und der Rest? Bühne usw.?

Horst: Mit dem Bühnenbauer haben wir einen Vertrag, ebenso mit der Firma, die die Backline stellt. Also darüber brauche ich mir schon einmal keine Gedanken machen. Sicherlich sprechen wir uns auch mit diesen Leuten ab, aber das läuft eigentlich ganz gut. Die meiste Arbeit macht eben das Kontaktieren der Bands aus.

Alex: Gab es denn schon einmal Probleme mit Bands, die meinten einen Headlinerstatus zu besitzen, aber den dann doch nicht bekamen?

Horst: In der Regel nicht, also fast nicht.
Ich halte es halt so, dass ich mir einfach das Recht heraus nehme zu sagen, Du bist Headliner, Du Co-Headliner usw. Wem das nicht passt, der braucht auch nicht zu spielen. Entweder die Band spielt auf dem Platz, der ihr zugewiesen wird, oder dann halt gar nicht.

Alex: Wie ist es denn mit Bands á la DEEP PURPLE. 99 wurde zum Beispiel der Backstagebereich komplett abgesperrt. Wollten DP das so?

Horst: Nein, das kam einzig und allein von mir. Ich hab den BS-Bereich abgesperrt um die Band vor Autogrammjägern zu schützen. Weißt Du, hinter der Bühne gibt es viele Leute, die eigentlich nicht da sein sollten, aber es halt dennoch sind. Auch Leute, die mit der Musik nichts oder nur wenig am Hut haben. Ich als Fan wollte DP einfach nur schützen. So hab ich entschieden, dass die 30 Meter vom Container der Band bis zur Bühne, abgesperrt werden. Es gibt für eine Band und ist sie auch noch so professionell und gut, nichts Schlimmeres als vor einem Auftritt noch Autogramme geben zu müssen oder irgendwelche Fragen zu beantworten. Das allein war der Grund für die Absperrung.

Alex: Letztes Jahr war das gesamte Billing zwar gut, aber die beiden Headliner (SCORPIONS und RUNNING WILD) waren eher enttäuschend. Welche Reaktionen kamen von den Fans und den Magazinen?

Horst: Nun ja, bei den SCORPIONS waren die Meinungen gemischt. Manche fanden sie gut, Andere schlecht. Wobei ich sagen muß, die Setlist an sich war hervorragend, daß es natürlich bei der Band intern nicht funktionierte, das lag an etwas anderem.
Bei RUNNING WILD verhielt es sich so, daß die eigentlich nur Co-Headliner gewesen wären, allerdings bedingt durch die Probleme und Absagen, die wir letztes Jahr erhalten haben, habe ich mit Rolf gesprochen und ihm den Headliner angeboten. Rolf ist überhaupt ein lieber Kerl. Du kannst Dich sicher daran erinnern, das Hasche (Ex-Drummer von RUNNING WILD) die Band angesagt hat. Einen Tag später rief mich Hasche an und hat mir erzählt, daß Rolf am Auftrittstag seinen Geburtstag gehabt hat. Mann, war mir das peinlich und dem Hasche erst recht. Ich hatte mich allerdings schon gewundert, dass Rolf nach dem Gig noch im Container blieb und mit uns zusammen Bier trank, nur gesagt hat er nichts darüber.

Alex: Wobei ich persönlich gerade von RW am meisten enttäuscht war. Es wurde ja groß angekündigt, dass die Setlist extra für das BYH (weil einziger Festivalauftritt im Jahr 2000 – der Verf.) zusammengestellt wird. Was dann allerdings geboten wurde, war die gleiche Setlist wie auf der „Victory“ Tour. Werdet ihr über die Setlists der Bands informiert?

Horst: Teilweise wissen wir, welche Songs die Band spielen, teilweise lassen wir uns selbst überraschen. Zum Beispiel bei VICIOUS RUMORS konnten die Fans das bestimmen. Nun wird die Band zu 90% das spielen, was die Fans abgestimmt haben.
Aber Du hast recht, bei RUNNING WILD war ich selbst auch ein wenig enttäuscht, wobei ich allerdings dazu sagen muß, dass nicht die Band das Gerücht mit der Extra-Setlist aufgebracht hat, sonder die Promoter. Zumindest war die Pyro-Show wesentlich größer angelegt als auf den normalen Konzerten von Rolf und Co.

Alex: Auf welche Band freust Du Dich dieses Jahr am meisten?

Horst: (wie aus der Pistole geschossen) DEE SNIDER! Der Mann ist doch einfach Kult!
Natürlich auch auf PRIEST und URIAH HEEP. Oder SIX FEET UNDER zum Beispiel. Ist doch genial, eine solche Band im Billing zu haben. Oder die Reunion von James Riveras HELSTAR... ach eigentlich freue ich mich auf alle Bands.

Alex: Ich hab mal in die Running-Order vom WFF geschaut und festgestellt, dass JUDAS PRIEST dort nur eine Stunde Spielzeit zur Verfügung haben.

Horst: Also das kann ich eigentlich gar nicht glauben. Kann sich doch nur um einen Fehler handeln.

Alex: Wie lange werden PRIEST in Balingen spielen?

Horst: Definitiv 110 Minuten, plus Zugaben usw.!

Alex: Na Gott sei Dank. Aber mit ROSE TATTOO, SAVATAGE, URIAH HEEP habt Ihr ja noch weitere Knaller im Programm. Mal Hand aufs Herz. Wieviel kostet das komplette Festival?

Horst: 1,25 Millionen Mark!

Alex: (Schweigen)

Horst: Bist Du noch da?

Alex: Äähhhhh, ja!

Horst: Da verschlägt’s Dir die Sprache, was?

Alex: Ja, schon.

Horst: So ein Festival kostet halt eine Menge Geld!

Alex: Das hör ich auch gerade. Wie bewerkstelligt die Vorfinanzierung?

Horst: Gar nicht. Das ist eben Risiko! Und wenn es halt mal nicht so gut geht, so wie letztes Jahr, dann liegt das in meiner Verantwortung.

Alex: Und was macht ihr mit etwaigen Gewinnen?

Horst: ( Stille – lacht dann laut) Also wenn was hängen bleibt, dann wird es natürlich wieder investiert. Also so oder so, von Gewinn kann da keine Rede sein.

Alex: Ihr habt ja dieses Jahr mit SIX FEET UNDER einen Knaller der anderen Klasse im Billing. Werden SFU eher mehr Sachen von der „Graveyard“, extra für die Truemetaller, spielen? Oder wie sieht die Setlist bei denen aus?

Horst: Das weiß ich nicht. SFU haben uns noch keine Liste geschickt und ich brauch auch gar keine. Ich lasse mich gerade von solchen Bands viel lieber überraschen. Mir persönlich würde es besser gefallen wenn sie ihre Songs bringen und nicht nur Cover Songs spielen würden, aber wir werden sehen.

Alex: Wie steht es denn mit White Metal Bands, so wie STRYPER, RECON usw. Seid ihr da auch an welchen dran?

Horst: Nachgedacht haben wir über solche Bands sicherlich, gerade STRYPER, wenn sie nicht wieder ihre Bibelstunde (Bibeln ins Publikum werfen – der Verf.) abhalten. Wobei ich persönlich von so was eh nichts halte. Ich bin, wenn ich das so sagen darf, überzeugter Atheist. Ich glaube zwar an etwas, aber nicht an das, was einem suggeriert wird. Ich war in meinem Leben schon katholisch und evangelisch, ich war verheiratet und habe 2 Kinder, die allerdings nicht getauft wurden, und bin trotzdem glücklich. Allein die Vorstellung, dass ungefähr 90% aller Kriege rein religiöse Kriege waren......(stoppt im Satz) Aber nun zurück zu STRYPER. Was der Klassiker schlechthin wäre, wenn zum Beispiel STRYPER und BLACK SABBATH nacheinander auf ein und der selben Bühne spielen würden. Da hättest Du auf der einen Seite die STRYPER Fans, die Zettel verteilen, daß man ja nicht die Show von SABBATH sehen soll und umgekehrt wäre es genau so (lacht). So etwas würde mir gefallen!

Alex: Weil Du gerade eine Bühne angesprochen hast. Ihr seid das einzige große Festival, das nur eine Bühne hat. Warum?

Horst: Hey Alter, du kennst doch die MONSTERS OF ROCK?

Alex:(lacht) Ja klar, ich hab keines ausgelassen. So was dachte ich mir nämlich schon.

Horst: Eben und genau das ist mit ein Grund, warum ich nur eine Bühne will. Es geht um das Flair, das damals herrschte und das versuche ich dadurch einzufangen. Ich halte nicht viel von mehreren Bühnen, wie zum Beispiel in Wacken oder auf dem WFF. Gut, man hat den Vorteil, mehrere Bands zu holen, aber mehr als eine Band kannst Du eh nicht sehen. Da kommt man selbst oft in Konflikte, weil man gern diese Bands, aber auch die andere sehen will, aber beide spielen zeitgleich. Für mich ist das nichts, darum will ich auch nur eine Bühne auf dem BYH haben.

Alex: Kommen wir nun zum Thema Hard Union (HU). Im Rock Hard Magazin wird das so dargestellt, als sei es deren Idee gewesen, die HU zu gründen. Inwieweit könnt ihr davon profitieren?

Horst: Profitieren? Wir? Einzig und allein die Fans profitieren davon. Im Grunde war das meine Idee mit der HU. Da muß ich etwas weiter ausholen. Also Holger (Holger Hübner, Veranstalter vom Wacken Open Air – der Verf.) und ich verstehen uns sehr gut. Wir telefonieren mindestens zweimal am Tag zusammen, gerade wenn wir in Vorbereitungen zu den Festivals stehen. Irgendwann kamen wir auf den Trichter, dass uns die Manager der Bands abzockten. Das lief nämlich so ab, wir holten uns eine band, bekamen für soundsoviel Gage die mündliche Zusage dafür. Dieser Manager der Band rief gleich darauf Holger an und bot ihm die gleiche Band ebenfalls an. Sagte dann noch, wenn er ein paar tausender drauflegt, dann bekommt er die Band. 10 Minuten später bekam ich die mündliche Absage des Managers. Aus diesem Grund versuchte ich die drei großen Festivals an einen Tisch zu bekommen, was dann auch in der Rock Hard Redaktion stattfand. Götz Kühnemund war es dann, der seine Beziehungen und Kontakte spielen ließ, damit die Hard Union schlußendlich gegründet werden konnte. Die Idee stammt von mir, die letztendliche Durchführung der HU von Götz, bzw. dem RockHard. Außerdem kommt es nur den Fans zu Gute, die Preise für die Bands würden so hoch ansteigen, daß wir die niedrigen Eintrittspreise nicht halten könnten. Die Manager würden die Gagen nach Belieben diktieren. Mit der HU haben wir ganz klar einen Riegel davor geschoben.

Alex: Das ist auch gut so!
Nun hab ich vernommen, dass es demnächst auch ein BYH in Amerika geben wird. James Rivera wird das Ganze koordinieren. Ist das auf Eurem Mist gewachsen?

Horst: Nein, das war die Idee von James. Die entstand ziemlich genau vor 3 Monaten. James rief mich an und erzählte mir, er wolle etwas Ähnliches wie das BYH in America veranstalten. Er fragte mich, ob er den Namen BANG YOUR HEAD!!! verwenden dürfe. Ich sagte ihm dann, wenn er rüber kommt und mit HELSTAR seinen Gig hier spielt, dann kann er den Namen haben. Gesagt, getan, James ist hier und das BYH in Houston, Texas (lacht).

Alex: Dann hat es James sicherlich letzte Jahr recht gut gefallen?

Horst: Das kannst Du laut sagen. Er war überglücklich, hier zu spielen und vor allem mit den SCORPIONS zusammen zu singen. Wobei ich an dieser Stelle betonen will, daß die SCORPS eine Woche nach dem BYH im Bayrischen Rundfunk ein Interview gegeben haben und sich nur lobend über unser Festival geäußert haben. Jedenfalls hat es James so gut gefallen, dass er das ganze nach Amerika holen will.

Alex: Dann seid Ihr daran beteiligt?

Horst: Warten wir mal ab, wie es dieses Jahr in den Staaten ankommt, dann sehen wir weiter.

Alex: Thema Organisation: letztes Jahr konnte man deutliche Preissteigerungen von Speisen und Getränken feststellen. Wird es das dieses Jahr auch wieder geben?

Horst: Ach, das leidige Thema. Du musst das so sehen, wenn man die Eintrittspreise so niedrig hält wie wir, dann muß das irgendwo anders wieder reinkommen.
(Wobei hierauf ein Gespräch über Eintrittspreise folgte und ich dem Horst recht geben muß. 88 Mark sind für 22 Bands nicht teuer, wenn man bedenkt, dass AC/DC über 100 DM im Vorverkauf verlangt haben!! - der Verf.)
Das Ganze haben wir eh einer Catering Firma übergeben, wobei wir der Firma ein Preislimit gesetzt haben. Also wir geben denen die Preis vor, damit sich das auch wirklich noch in Grenzen hält. Und bisher hat noch keine Wurstsemmel oder Bier unser gesetztes Limit überschritten. Letztes Jahr war es auch so, dass alle Brauereien ihren Bierpreis erhöht haben. Wir dachten uns, machen wir die Becher kleiner, von 0,4 l auf 0,3l, aber dafür um 50 Pf. billiger als letztes Jahr. Irgendwie hat es sich aber dann doch nicht gerechnet. Jedenfalls werden wir das auch ändern. Außerdem musst Du das Nord-Süd Gefälle beachten. In Bayern ist das Bier wesentlich teurer als in Hamburg. Somit macht es Dir als Bayer, weniger aus für ein Bier mehr zu zahlen.

Alex: (lacht) Das sagst Du!

Horst: (lacht) Na ja, jedem kann man es sowieso nicht recht machen.
Dafür haben wir auch keine Beschränkungen auf dem Campingplatz, wie andere Festivals. Bei uns kann einer 10 Paletten Bier mitnehmen und wenn er was saufen will, braucht er nur zu seinem Auto gehen. Zwischen den Bands ist ja Zeit genug. Wir könnten das natürlich auch einschränken, dann könnten wir die Speisen und Getränke auf dem Festivalgelände billiger machen, aber das wollen wir nicht.

Alex: Die sanitären Einrichtungen sind ja immer wieder Thema Nummer 1 auf den Festivals. Ich persönlich fand es letztes Jahr wesentlich besser als 99. Wird es dieses Jahr noch besser?

Horst: Eigentlich schon. Allerdings werden wir keine Duschcontainer aufstellen, das würde einfach zuviel kosten. Dann werden wir Pissoirs aufstellen, um zu verhindern, dass die Leute auf dem Festivalgelände gegen den Zaun pinkeln. Das hat letztes Jahr auch ganz gut geklappt und außerdem hat kein anderes OA so eine Einrichtung. Die Dixies werden so wie im letzten Jahr sein, wobei wir da auch noch 20 Stück nachgeordert haben. Und wegen der Sauberkeit; es ist halt immer so, wenn einer zum Kacken geht und das Dixie ist voll, dann ist es natürlich klar, daß sich derjenige beschwert darüber. Wenn es kurz vorher ausgeleert wurde, dann sagt derselbe, dass es sehr sauber ist. Aber diese Problem wird es auf Festivals immer geben. Es ist nun mal ein Metal Open Air und keine Modenschau (lacht).

Alex: Bekommt Ihr eigentlich von der Stadt Balingen Zuschüsse? Immerhin macht Ihr ja auch Werbung für die Stadt.

Horst: Nein, da gibt’s nix, zumindest nicht an Kohle. Die Stadt macht es uns zwar sehr leicht mit dem Festival und hilft uns bei Anträgen, Genehmigungen und so weiter. Es geht hat alles ein wenig schneller, als es vielleicht üblich wäre. Das erleichtert unsere Arbeit natürlich ungemein.

Alex: Und was meinen die Anwohner zu dem Spektakel?

Horst: Also im Allgemeinen kommen keine Beschwerden. Natürlich gibt es auch da immer wieder welche, die meinen, sich beschweren zu müssen, aber die gibt’s überall.

Alex: Hat Euch also noch kein Anwohner die Polizei auf den Hals gehetzt?

Horst: Nein, hätte auch wenig Sinn, da die Polizei eng mit uns zusammenarbeitet (lacht)

Alex: Thema Security: bisher ist die Security auf dem BYH immer gelobt worden. Wird man auch dieses Jahr die gleichen Gesichter hinter den Absperrungen sehen?

Horst: Natürlich! Wir kennen die Jungs seit 10 Jahren und sind richtig gute Freunde mit denen geworden. Schau, früher, als wir noch ein kleines Fanzine waren, da waren wir auf die Jungs angewiesen. Wenn wir zu Konzerten gegangen sind, dann haben wir mit den Security Leuten gesprochen, ob wir nicht mal Backstage dürfen. Als die Jungs gesehen haben, daß wir allesamt recht anständig waren und uns im Backstagebereich auch gebührlich benommen haben, war das alles kein Thema. Heute ist es so, daß die Jungs auf uns angewiesen sind, weil wir sie bezahlen. Und sie benehmen sich auch uns gegenüber gebührlich, wie wir damals. Und wie gesagt, in 10 Jahren entwickelte sich halt eine echte Freundschaft. 99 zum Beispiel, ich hab mir gerade LIZZY BORDEN angesehen, da kam ein Sec auf mich zu und sagte, dass er das nicht mehr packen würde und auf die andere Seite will. Da war so ein Typ dem er mindestens 5 mal gesagt hätte, er dürfe nicht über die Absperrung. Irgendwann war der Sec so genervt, dass er dem Metaller am Liebsten eine verpasst hätte. Jeder andere Sec. hätte vielleicht zugeschlagen, doch er kam lieber zu mir, erzählte mir das Ganze und ich schickte jemand anderes auf die Seite. So lösen wir die kleinen Probleme, die ab und an einmal vorkommen. Es geht auch ohne Schlagen.
Die Jungs der Firma Musik Circus Security sind absolut spitze!

Alex: Wie sieht die medizinische Versorgung aus?

Horst: Wir haben einige Notärzte und 5-6 Zelte vom Roten Kreuz bei uns. Wir sind also ausreichend versorgt.

Alex: Und was würde passieren, wenn es zu einem Zwischenfall wie letztes Jahr im dänischen Roskilde (9 Tote, 25 Verletzte) vorkommen würde?

Horst: (schweigt eine Zeitlang) Dann würde ich aufhören. Sofort! Ich würde nicht mehr weitermachen, auch beim Heft nicht mehr. Ein Toter auf dem Festival, wäre eine zu große seelische Belastung für mich. Allein schon bei dem Gedanken daran bekomme ich eine Gänsehaut.

Alex: Du würdest also das Festival, auch wenn es mitten im Gang wäre, absagen?

Horst: Ja, definitiv!

Alex: Thema Sound: wie schafft Ihr es, auf einem Open Air eine so guten Sound zu zaubern?

Horst: Mit der Fa. HK-Audio-Equitment. Ich bin selbst immer wieder erstaunt, wie gut die sind. Letztes Jahr hatten wir zwar ein paar kleine Probleme mit der Software, aber die fielen kaum ins Gewicht. Dieses Jahr hat die Firma eine neue Software entwickelt, mal sehen wie das klappt. Wenn nicht, dann können die sofort umstellen, da auch die Programmierer dieser Software mit anwesend sind.

Alex: Wie viele Leute arbeiten an diesem Festival denn?

Horst: Ohne Bands sind es 400.

Alex: Aber nicht ehrenamtlich, oder ?

Horst: Nein, das geht auch nicht. Kann ja nicht angehen, wenn es mal 2 oder 3 Stunden länger dauert, dass der Soundmann zum Beispiel sagt, so ich geh jetzt heim, weil irgendwas wichtiges im Fernsehen läuft. Diese Leute wollen alle bezahlt werden und das werden sie auch.

Alex: Es werden auf dem BYH nicht nur die großen Magazine vertreten sein, sondern auch die kleinen Onlinemags und Fanzines. Wie wichtig sind Dir diese Onlinemags?

Horst: Sehr wichtig. Jedes Einzelne. Mir ist auch jeder einzelne Fan wichtig. Von daher ist es mir völlig egal, wer schreibt oder wer nicht.

Alex: Und wie wichtig findest Du das Internet?

Horst: Es ist auf alle Fälle die Zukunft. Allein wenn ich mir betrachte, dass wir 50% der Kartenbestellung über unsere Homepage abgewickelt haben, dann ist das Internet auf alle Fälle das Medium der Zukunft.
Wir sind auch schon dran, das BYH weltweit im Internet zu übertragen, allerdings ist da noch nichts spruchreif. Sollte es rechtlich keine Problem geben, dann werden wir das wohl tun.

Alex: Abschließend die Frage, welche deutschen Festivals würdest Du besuchen?

Horst: Die Hard Union, was ich auch mache. Ich werde sowohl auf dem WFF sein, als auch auf dem WOA.

Alex: Horst, ich danke Dir für das Gespräch. Wir sehen uns in Balingen!

Horst: Aber sicher! Ich danke auch.



Redakteur:
Alex Kragl

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