BEYOND THE BLACK: Interview mit Christopher und Jennifer
22.10.2015 | 15:10"Ich bin Metal durch und durch."
BEYOND THE BLACK ist vielleicht DER Senkrechtstarter des Jahres. Bislang liest sich die Geschichte der Band wie ein Jugend-Traum. Es wird gesagt, die Wacken-Bosse hätten Gefallen an dieser Band gefunden und gewährten ihr einen Slot auf ihrem 2014er-Festival, um sie ein wenig bekannter zu machen. Heute spielt BEYOND THE BLACK ausverkaufte Headliner-Shows, begeistert Tausende Metal-Fans auf den großen Sommer-Festivals und schickt sich nun erneut an, die Clubs Europas zu beackern (zu den Tourdaten). Wir hatten Gelegenheit, mit Christopher Hummels und Jennifer Haben gleich zwei Bandmitglieder vor dem letzten Clubgig in München (zum Live-Review) am Sommeranfang dieses Jahres zu interviewen und die märchenhaft wirkende Band-Geschichte mit ein paar harten Fakten zu beleuchten.
Nun kann man im Internet ja auch ganz andere Dinge über BEYOND THE BLACK lesen. Leute schreiben, es handle sich bei der Band um ein Industrieprodukt, die Karriere wäre von vornherein geplant gewesen, die Songs nicht selber geschrieben. Und es gibt noch mehr, teilweise unter die Gürtellinie gehende, abfällige Kommentare, auf die ich gar nicht näher eingehen möchte. So etwas sieht Christopher aber extrem gelassen und zeigt verblüffenderweise sogar Verständnis:
"Nun, sobald eine Band so eine Möglichkeit bekommt, wie sie im Märchenbuch steht, stößt dies auch auf Zweifel, gerade in der Metal-Szene, das ist doch klar! Und es ist eben nicht der herkömmliche Gang der Dinge, dass eine Band ihr erstes Konzert auf dem Wacken hat. Andererseits ist es ja jetzt auch nicht so, dass wir alle erst vorgestern angefangen haben, Musik zu machen. Ich bin 31, der Erwin 33, wir sind alle Musiker seit 15 Jahren. Nur sind wir in dieser Konstellation eben erst vor kurzem zusammen gekommen, und keiner von uns hat jetzt gedacht, dass ausgerecht diese Konstellation auf einmal so durch die Decke geht.”
Des Weiteren stellt Jenny klar, dass viele Lieder auf dem Debüt "Songs Of Love And Death" (zum Review) - unterstützt zwar durch einen Produzenten - von ihr selber geschrieben wurden. Alle Vorwürfe, die Songs seien aus der Schublade eines Musik-Industriellen, sind also völliger Blödsinn. "Für das zweite Album wird es aber definitiv mehr gemeinsam geschriebene Songs geben", versichert Jenny mit Vorfreude.
Wie BEYOND THE BLACK nach außen hin wirkt, scheint der Band indes sehr wichtig zu sein und Christopher weiß, dass die Wacken-Geschichte auch für ein gewisses Stigma sorgt. "Wenn beispielsweise ich der Konsument wäre, und ich hätte jetzt die Band BEYOND THE BLACK vorgesetzt bekommen und lese, dass es die erst seit anderthalb Jahren gibt und die schon mit SAXON auf Tour gegangen ist, würde ich auch gehörig mit der Stirn runzeln. Aber wenn man das Ganze jetzt mal rein faktisch betrachtet, basiert unser Erfolg einfach nur darauf, das die Wacken Foundation ICS von uns begeistert war, und das hat uns einfach unheimlich viel gebracht. Ich sehe das so: Wir haben ein Geschenk bekommen, das sich jede Band wünscht, und versuchen nun, den Ansprüchen, die an uns gestellt werden, und die auch stetig wachsen, gerecht zu werden, und aus uns das Beste zu machen. Das werden wir dann auch auf jeder einzelnen Show zeigen!"
Ich brauche den beiden also nicht weiter zu erklären, dass eine Band wie BEYOND THE BLACK aus der Sicht des alten Metallers, der vielleicht schon seit den Achtzigern dabei ist, und viele Bands gesehen hat, die jahrzehntelang sprichwörtlich den Dreck von jeder kleinen Club-Bühne gefressen haben, spanisch vorkommen kann. "Wir können diese Romanze leider nicht erfüllen, fühlen uns aber trotzdem ziemlich romantisch", sagt Christopher lachend und Jenny ergänzt, dass dies ja überhaupt nichts an der Qualität der Musik an sich ändere. Und wer BEYOND THE BLACK einmal live gesehen hat, wird bestätigen, dass die Band ihre Sache mit eimerweise Motivation angeht und große Energie hinein steckt. Sie zahlt das, was ihr geschenkt wurde, tausendfach zurück!
Der Bandname hat übrigens nichts mit METAL CHURCH und dem Kracher-Song auf dem Debüt zu tun. Vielmehr assoziiert Jenny den Namen mit ihrer Person und ihren Texten. Dort dreht es sich oft um schlechte Gefühle, und wie man diese erkennt und einen Ausweg daraus findet. "Es gibt bei allem ein Licht am Ende des Tunnels und deswegen finde ich den Namen "BEYOND THE BLACK" auch hinsichtlich unserer Persönlichkeiten ziemlich passend."
So richtig schlechte Zeiten hatte Jenny aber Gott sei Dank noch nie erleben müssen. Vielleicht auch, weil sie schon sehr früh wusste, was sie im Leben wollte: "Für mich war schon immer klar, dass ich Sängerin werden wollte, ich stehe seit ich vier bin auf Bühnen und wollte seitdem nie etwas anderes machen." Bei Talent-Shows oder auf Casting-Sendungen sah sich Jenny jedoch nie: "DSDS oder sowas war niemals ein Thema für mich, denn dort geht es meiner Meinung nach nur wenig um den Gesang und vielmehr um die Geschichte drumherum. Und es ist ja auch bei kaum einem Teilnehmer langfristig etwas geworden."
Ich möchte an dieser Stelle auch auf mein Interview mit dem ehemaligen Casting-Star THOMAS GODOJ verweisen, der für Powermetal.de diesbezüglich ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert hat (zum Interview). Ich denke, Jenny hat eine gute Entscheidung getroffen. Ihr und der Band liegen nämlich ganz andere Dinge am Herzen als Image und Glamour: "Der Kontakt zu den Fans ist uns mega wichtig. Deshalb waren wir auch so begeistert vom Full Metal Cruise, einem Festival auf einem Kreuzfahrt-Schiff. Das Event ist zwar sauteuer (zwischen 800 und 2000 Euro), aber sonst einfach nur der Hammer. Man kann nach der Show gemeinsam mit den anderen Bands und den Fans abhängen und das macht uns einen Riesenspaß. Und wir gehen gerne nach jeder einzelnen Show hinaus zu den Anhängern, machen Fotos, reden mit ihnen und fahren auf Tour gerne auch mal später weg, um keinen, der den Kontakt zu uns sucht, zu verpassen."
Das kann ich auch alles bestätigen, denn nach dem München-Gig haben sich die Blackies noch Ewigkeiten unter den Leuten getummelt und dabei floss sicher nicht wenig bayrisches Erfrischungsgetränk.
"Ich bin ja selber Fan von so vielen Bands, zum Beispiel KILLSWITCH ENGAGE, und da fand ich es auch megacool, die Band nach den Gigs antreffen zu können. Das ist für mich absolut vorbildlich und so möchte ich das auch handhaben."
Eine sympathische Einstellung, die am Ende ja genau das darstellt, was ja auch im Metal-Underground so geschätzt wird. Fans spielen für Fans. Ich frage die beiden, was für sie "Heavy Metal" bedeutet. "Haha, Du, mein Vater hat mir meine erste CD gekauft, da war ich neun. Wir standen im Müller und ich hatte keine Ahnung, was ich mir aussuchen sollte. Also habe ich mich aufgrund des Covers für eine PANTERA-CD entschieden ("Vulgar Display Of Power"). Ich wusste ehrlich gesagt nicht genau, was ich tun muss, wie man so eine CD einlegt und so, aber dann hörte ich (er summt das Anfangsriff von 'Mouth Of War' vor) und ab dem Moment war es um mich geschehen. Ich bin auch immer derjenige, der sich im Tourbus nach vorne zur Anlage drängt, wenn wir mal wieder so Schrott aus den 90igern hören und leg dann Metal aus. Ich bin Metal durch und durch."
Bei Jenny ist da schon etwas anders: "Ich höre Metal eigentlich erst seit kurzem, inspiriert durch die Jungs, ich habe früher ja eher andere Sachen gemacht". Christopher ergänzt: "Wir Jungs habe sie metalisiert, haha..."
Für die kommenden Shows mit MASTERPLAN im Vorprogramm kann es übrigens durchaus sein, dass es auch ein paar neue Songs zu hören gibt, orakelt Jenny, doch zum Zeitpunkt des Interviews gab es hierzu noch keine konkreten Pläne. Es deutet sich ein musikalicher Kampf zwischen Christophers Vorliebe für Modern Metal ("mehr Growls, mehr Breakdowns") und Jennys eher aus dem Pop-Bereich stammenden Ideen ab. Volldampf mit Melodie sozusagen. Man darf auf jeden Fall gespannt sein.
Fotos: Frank Jäger (Rockfels 2015 - Loreley)
- Redakteur:
- Thomas Becker