BLACK SUN: Interview mit Bassist Santiago
05.09.2024 | 16:03Ursprünglich in Ecuador durch Nicolas, Christopher und Santiago gegründet, sorgte die Zusammenarbeit mit und Aufnahme von THUNDERSTONE-Gitarrist Nino dafür, dass aus der südamerikanischen Melodic-Metal-Band eine ecuadorianisch-finnische Kollaboration wurde, die mit Netta eine fabelhafte Sängerin sowie das fehlende Puzzle-Stückchen fand. Nun stehen viele Neuigkeiten an, zu denen wir Santiago, den Bassisten der Truppe, einmal befragten.
Hallo Santiago. Wie geht es dir? Wie ist die Stimmung bei BLACK SUN?
Hallo Marcel, und danke für dieses Interview. Die Stimmung ist im Moment pure Aufregung! Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen und dem Feedback zu unseren ersten beiden Singles 'Slay The Queen' und 'Drown In Sin' und freuen uns über die nächste Single 'Rise' und das Album Anfang September.
Eine ecuadorianisch-finnische Zusammenarbeit klingt spannend. In eurer Heimat sei ihr schon seit langem ein fester Begriff. Aber wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und wie wirkt sich eure Herkunft auf eure Musik aus?
Alles begann vor etwa neun Jahren, als wir nach Helsinki reisten, um unser drittes Album "The Puppeteer" in den Sonic Pump Studios aufzunehmen. Dort trafen wir Nino und wurden gute Freunde, und mit der Zeit wurde diese Beziehung zu dem, was sie jetzt ist, eine Art Waffenbrüderschaft. Während dieser Sessions hat Netta bei einem Song mit uns zusammengearbeitet, und seither haben wir das Gefühl, dass sie perfekt zu unserem Sound passt. Im Laufe der Zeit reiste Nino nach Ecuador, um uns bei der Produktion und Aufnahme eines sehr anspruchsvollen Projekts zu helfen, einer konzeptionellen EP mit einem Kurzfilm. Zu diesem Zeitpunkt begannen wir mit dem Gedanken zu spielen, dass Nino und Netta Teil unserer Familie werden könnten. Nach der Veröffentlichung machten wir eine kurze Tournee in Ecuador mit Nino und Netta als Teil des tourenden Ensembles, und da wurde uns allen klar, dass eine ecuadorianisch-finnische Band möglich war. Alles fühlte sich sehr natürlich an, und die Kreativität begann zu fließen. Ein Jahr später nahmen wir das neue Album auf.
Ist es schwierig, sich über eine so große Entfernung auszutauschen, oder ist es im Zeitalter von Zoom und WeTransfer leicht zu bewerkstelligen? Wie funktioniert das für euch?
Die Technologie ist ein so wichtiges Instrument und heutzutage sehr einfach zu bedienen; das minimiert alle möglichen Schwierigkeiten, wenn es überhaupt welche gibt. Zumindest für uns ist es sehr einfach zu kommunizieren, wir haben eine WhatsApp-Gruppe und reden ständig, eigentlich mehr über das Leben als über Musik, haha! Wir sind wirklich eine Band von Brüdern und einer Schwester, die sich durchs Leben schlagen und versuchen, sich gegenseitig zu unterstützen. Was den kreativen Austausch angeht, benutzen wir das Hi Noiz Studio oder kleine Heimstudios und schicken unsere Ideen an Nino und Netta. Wahnsinn, sogar eine Voicenote kann heutzutage den Job erledigen.
Mit Netta Laurenne habt ihr eine fantastische neue Sängerin gefunden. Welche Möglichkeiten eröffnet es euch, diese Powerfrau als Sängerin zu haben?
Wie bereits erwähnt, hatten wir das Glück, sie in Helsinki zu treffen und mit ihr an dem Song 'Let Me Be' zusammenzuarbeiten. Wir wussten sofort, dass sie eine einzigartige und exzellente Sängerin ist, und dass die Möglichkeiten mit ihr unendlich sind. Glaubt uns, sie ist so vielseitig, wie es nur geht. Wir sind alle sehr beeindruckt von ihrer Darbietung und ihrer Technik, die sie auf dem kommenden Album zeigt; und wir wissen, dass ihr es auch sein werdet! Wir sind alle der Meinung, dass Netta das fehlende Teil des Puzzles für den Erfolg dieser Band war, und bis jetzt hat es sich auch so ergeben.
Der Vorgänger "The Puppeteer" wurde vor sieben Jahren veröffentlicht. Wie ging es weiter?
Wir haben tatsächlich Material, das nach "The Puppeteer" entstanden ist, aber um es kurz zu machen: Während der ersten Aufnahmen zur EP "Silent Enemy", die von Nino produziert wurde, beschlossen wir, uns von unserem früheren Sänger zu trennen, da kreative Differenzen spürbar waren und unsere Freundschaft, die wir immer noch pflegen, darunter zu leiden begann. Nichtsdestotrotz war die EP "Silent Enemy" (einschließlich eines Kurzfilms mit 34 internationalen Auszeichnungen) der Ausgangspunkt für BLACK SUN, wobei Nino sowohl in den kreativen Prozess als auch als Produzent eingebunden war. Wir konnten die EP mit Ninos Hilfe und einer Zusammenarbeit mit großartigen Sängern, die Nino zusammenstellte, fertigstellen.
Euer kommendes Album trägt den Titel "Black Sun". Ich finde es schwierig, euch einem Genre zuzuordnen, da ihr Elemente des Power Metals, aber auch des Melodic Death und Heavy Metals habt. Wie würdet ihr euch selbst beschreiben, wenn ihr das müsstet?
Was die Kategorisierung angeht, hast du völlig recht, auch wir tun uns schwer damit, aber das ist das Schöne an der Musik; wir müssen nicht Sklaven eines einzigen Genres sein oder uns in eine exklusive Kategorie einordnen. Aus unseren früheren Alben kann man unschwer heraushören, dass wir immer eine starke Bindung zum Power Metal hatten, aber in "The Puppeteer" und "Silent Enemy" konnte man schon einige andere Einflüsse heraushören. Für uns ist es toll, ein bisschen von allem zu haben, solange es sich richtig anhört und richtig anfühlt; schließlich ist es Metal und es hat Haltung!
Schon 'Drown In Sin' beeindruckt mich als Song – thematisch geht es um den Verfall und die Schlechtigkeit der menschlichen Spezies. Kannst du das ein wenig näher erläutern? Ist das auch das übergreifende Thema des ganzen Albums oder gibt es noch andere konzeptionelle Fäden?
Das neue Album wird nicht ausschließlich konzeptionell sein, aber es gibt eine Geschichte, die wir durch die Musikvideos erzählen. Wenn ihr euch die Videos anseht, solltet ihr auf einige Details achten, die wir in alle Videos eingebaut haben; einige sind expliziter und leicht zu erkennen, während andere sehr subtil sind oder Easter Eggs darstellen. Tatsache ist, dass sich die Menschheit und die Zivilisation seit ihren Anfängen in einem ständigen Kampf befinden, und meistens müssen wir vorsichtig sein, was wir uns wünschen. Es gibt viele Facetten dieses Kampfes – sei es um Macht, Religion, Glauben oder, was noch viel raffinierter ist, um unseren eigenen Geist oder Körper –, die wir mit diesem Album zu erforschen versuchen, um Interesse zu bekunden und um Selbstreflexion zu erzeugen.
Mir gefällt auch 'Slay The Queen' sehr gut – aber ist es nicht gut, einen Anführer zu haben? Was passiert, wenn man die Königin tötet?
Das ist ein ziemlich guter und lustiger Fakt! Wir hatten eine Songwriting-Session in Ecuador mit Nino, und der Tag, an dem wir das Hauptriff für diesen Song schrieben, war der Tag, an dem die Königin von England verstarb. Da wir uns noch in einer frühen Phase der Vorproduktion befanden, benutzten wir den Namen 'Slay The Queen' als Demoversion (wenn du genau hinhörst, klingt es ein wenig nach SLAYER), und als wir uns den Gesangsaufnahmen näherten und den Text für den Song schrieben, entschieden wir, dass der Titel ziemlich cool ist und perfekt zu der Hintergrundgeschichte passt, auf die wir uns auf dem ganzen Album beziehen. In dem Song geht es darum, dass die Zeit der wahre Herrscher über unser Leben ist. Die unsichtbare Macht, die uns unsere Tage, unsere Jugend, unsere Möglichkeiten, unsere Träume und unsere Kraft raubt. Wir alle müssen vor der Zeit in die Knie gehen. Sie ist der einzige Anführer, dem jeder gehorchen muss, ob wir es wollen oder nicht.
Was sind deiner Meinung nach die Unterschiede zwischen dem aktuellen Album und seinem Vorgänger "The Puppeteer"? Zunächst einmal haben wir Netta als Leadsängerin in der Band. Außerdem wurde der Songwriting-Ansatz komplett erneuert, als Nino und Netta zur Band stießen. Wir waren in der Lage, komplexere rhythmische und härtere Ansätze zu entwickeln. Mit Netta als Sängerin können wir eine größere Bandbreite erkunden und in anderen Gewässern navigieren. Wir sind sehr gespannt darauf, wie die Leute unseren neuen Sound finden werden.
Wie sieht es für euch nach der Veröffentlichung aus? Was hat 2024 noch für euch auf Lager? Gibt es Pläne, das Album live zu präsentieren?
Wir planen, Ende 2024 in Ecuador auf Tournee zu gehen und diese möglichst mit einem Auftritt bei einem großen Festival in Ecuador abzuschließen. Wir sind auch in Gesprächen, um einen Platz bei einem großen Event im Januar zu bestätigen. Wir können noch nicht mehr darüber sagen, aber wir werden es euch so bald wie möglich mitteilen. Außerdem ist für 2025 eine Tournee in Europa geplant, natürlich wird Finnland unsere Basis sein und wir werden einige Sommerfestivals in Europa planen.
Wie würdest du die ecuadorianische Metalszene beschreiben? Wie kann ich sie mir als Mitteleuropäer vorstellen?
Die ecuadorianische Metalszene ist eine sehr starke, aber kleine Nische. Hier unten ist die Musikszene in Genres beheimatet, die sehr weit vom Metal entfernt sind (tropische Musik, Reggeaton, Anglo-Pop, etc.), so dass es ziemlich schwer ist, große Veranstaltungsorte zu bekommen, aber die Szene wächst dank der Bemühungen lokaler Produzenten und Bands, die alles richtig machen.
Was möchtest du unseren Lesern und euren Fans noch mitteilen?
Wir haben das Gefühl, dass deine Fragen uns erlaubt haben, eine Menge über unser kommendes selbstbetiteltes Album zu erzählen. Vielen Dank dafür! Wir können dieses großartige Interview abschließen, indem wir sagen, dass wir extrem aufgeregt über das sind, was da kommt. Wir haben das Gefühl, dass dies unser bestes Werk bisher ist und wir haben uns viel Mühe mit den Details gegeben; nicht nur bei den Songs, sondern auch bei den Videos und einigen zusätzlichen Überraschungen, die als nächstes kommen werden. Schaut euch unbedingt alle Videos an und genießt, was wir zu eurer Unterhaltung zusammengestellt haben. Ihr könnt alles, was ihr zu unseren Videos und in sozialen Netzwerken fragen wollt, kommentieren. Wir werden versuchen, so gründlich wie möglich zu antworten!
Fotocredits: Jose Xavier Cuesta
- Redakteur:
- Marcel Rapp