BLESSED HELLRIDE: Interview mit Jack Stoned

26.09.2022 | 10:19

Der "Hellfire Club" ist derzeit nicht nur aufgrund von "Stranger Things" in aller Munde. Auch die Hard'n'Heavy-Rocker BLESSED HELLRIDE haben ihr neues Album so benannt. Darum sprachen wir mit Klampfenmann Jack Stoned über die aktuelle Platte, das Feuer, das die Band ausmacht, aber auch über die Einflüsse der Band und seinen Standpunkt zur kommenden PANTERA-Reunion mit einem gewissen Zakk Wylde an der Gitarre.

Grüß dich Jack, wie geht es dir und der BLESSED HELLRIDE-Mannschaft?
Uns geht es gut, der ein oder andere hatte ein paar Tage Urlaub, um mal den Kopf freizubekommen. Und wir sind natürlich froh, dass wir endlich das Album veröffentlicht haben und die Leute das Endergebnis hören können. Das waren arbeitsintensive Wochen und Monate, da wir ja zum größten Teil komplett in Eigenregie gearbeitet haben. Und auch wenn das eigentliche Recording abgeschlossen war, hörte die Arbeit ja nicht auf: Produktion von Videos, Promotion-Kampagnen, CD, Cover-Design und und und.

Tatsächlich ist euer aktuelles Album "Hellfire Club" meine erste Begegnung mit euch und eurer Musik. Kannst du mir kurz die wichtigsten Eckdaten eurer bisherigen Karriere seit Gründung 2010 einmal schildern?
Bandgründung war 2010 in Trier. Bis wir dann durch die ersten Besetzungswechsel durch waren und eine grobe Idee hatten, was wir machen wollen, gingen die ersten beiden Jahre schon mal ins Land. Die erste EP "Evil Side Of Life" kam glaube ich 2011 damals noch mit anderem Sänger. Und dann kam schon die "Booze N Roll"-EP mit Tiny. Die "Bastards & Outlaws" erschien als erstes Album dann 2016 unter dem Label Rodeostar, sowie 2018 die "Bourbon King"-Scheibe. Ein Highlight war der Auftritt auf dem Wacken Open Air 2018, aber auch auf dem Dong Open Air und viele andere.

"Blessed Hellride" ist auch der Titel eines meiner liebsten BLACK LABEL SOCIETY-Alben. Inwieweit wurdet ihr von Zakk Wylde und Co. denn beeinflusst? Welche musikalischen Einflüsse kannst du mir noch nennen? Ich höre auch ein wenig PANTERA und MACHINE HEAD heraus.
Wir sind natürlich Fans von BLACK LABEL SOCIETY, aber genauso hören wir auch ganz unterschiedliche Genres und Stilrichtungen. Zakk Wylde hatte natürlich Einfluss auf unsere Saiten-Fraktion. Aber da spielen auch noch ganz viele andere inspirierende Musiker mit rein. Wenn es jetzt um Namen geht, müssen wir auch Bands wie LYNYRD SKYNYRD, DOWN, METALLICA oder LAMB OF GOD aufzählen. Eigentlich war es schon immer unser Ziel unser eigenes Ding zu machen. Vielleicht lenkt der Bandname auch ein kleines bisschen ab. Aber wir hatten schon seit der Gründung immer das Bestreben unseren eigenen Stil zu finden. Man kann bestimmt immer unsere Helden raushören, aber im Endeffekt klingt es nach BLESSED HELLRIDE.

Es steckt unheimlich viel Zugzwang und Adrenalin in eurer Musik. Wie schafft ihr es, diesen Energieschub auf Platte zu bringen?
Wir müssen schon beim Einspielen der Songs darauf achten, dass das Feeling stimmt. Dynamik, eine gewisse Aggressivität im Anschlag muss einfach da sein und ist wichtig, damit die Aufnahmen nachher auch ordentlich Power haben. Wir versuchen auch bewusst die Songs nicht tot zu produzieren – es soll immer noch roh und nach einer echten Band klingen, das ist uns wirklich wichtig.

Ihr lehnt den Titel eures neuen Albums an die Geschichte des 1719 in London gegründeten Hellfire Clubs um Benjamin Franklin an. Wie kam es dazu?
Ich bin Fan aller möglichen Dokumentarfilme und in einer "Terra X"-Doku wurde der Londoner "Hellfire Club" thematisiert. Die Vorstellung eines Geheimbundes unter den Dächern Londons fand ich einfach so faszinierend, dass ich das Thema in einen Song verpacken wollte. Und ob man es jetzt glaubt oder nicht, zum Zeitpunkt als dieser Song entstand, wusste ich vom "Hellfire Club" in der Serie "Stranger Things" tatsächlich nichts.

Inwieweit ist "Hellfire Club" ein Konzeptalbum? Gibt es einen konzeptionell roten Faden, der sich durch das Album schlängelt?
"Hellfire Club" ist definitiv kein Konzeptalbum. Am Ende des Songwriting-Prozesses steht immer die Frage, wie das Album heißen soll? Dann schauen wir uns die Titelliste an und wählen einen aus. Es gibt musikalisch einen roten Faden, aber textlich und thematisch in den Songs nicht.

Einen Song über den Serienmörder Gary Ridgway gibt es auch. Warum habt ihr euch dem 'Red River Killer' angenommen?
Das sind wir wieder bei den Dokus. Auf der ersten Platte gab es einen Song, der 'Blood Red River' hieß, und der 'Red River Killer' ist jetzt quasi die Fortsetzung.

Mir gefällt 'King Of All Monsters' auch ob des Southern-Rock-Einflusses sehr gut. Wer ist denn eurer Meinung nach der König aller Monster?
Der König aller Monster? Da müsste ich mich jetzt zwischen Godzilla und Dracula entscheiden. Im Song geht es um die Angst der Kinder meistens bei Nacht. Egal, aus welcher Kultur sie kommen, das Monster unterm Bett oder im Kleiderschrank, die Ängste sind immer ähnlich. Das Thema bietet auch noch Material für mehrere Stücke.

Das Album endet mit 'Last Of A Dying Culture'. Steht es um unsere Kultur wirklich so schlecht oder weshalb so pessimistisch?
Naja, wir sind ja auch alle keine 20 mehr. Und wir müssen immer öfter feststellen, dass sich viele Dinge einfach verändert haben. Auch die Musikszene befindet sich im Wandel. Hier geht's einfach darum, dass wir weiter unser Ding durchziehen wollen. Wir möchten uns nicht verstellen. Kumpels, die Musik machen, zusammen ein paar Bier trinken und vor allem Spaß haben.

Für mich Unwissenden: Inwieweit unterscheidet sich musikalisch das aktuelle Album vom Vorgänger "Bourbon King"?
Vom Songwriting her ist "Hellfire Club" aus unserer Sicht zumindest einfach weiter, "Bourbon King" ist in einer ziemlich turbulenten Zeit mit Besetzungswechseln und anderen Herausforderungen entstanden. Wir haben uns mehr Zeit gelassen mit verschiedenen Tempi zu experimentieren und die Songs zu arrangieren. Mittlerweile und das war tatsächlich das Gute an der Pandemie, sind wir auch alle zu Hause so ausgerüstet, dass jeder an seinen Parts arbeiten kann und wir dann im Proberaum an konkreten Ideen arbeiten können.

Seid ihr privat denn auch leidenschaftliche Whiskey-Trinker? Was könnt ihr empfehlen?
Auf jeden Fall, wir trinken gerne bei einer Feier oder in gemütlicher Runde auch mal einen guten Whiskey. Der allseits bekannte Rock'n'Roll-Jacky-Cola geht natürlich auch nach der Show immer gerne. Aber wenn es dann mal etwas ruhiger zugeht, kommt ein guter schottischer Tropfen auf den Tisch. Einen klaren Favoriten zu nennen ist sehr schwer, da die Geschmäcker von mild bis rauchig sehr unterschiedlich sind. Ich würde mal Highland Park rausstellen. Den mögen wir alle sehr.

Ich komme nochmal auf Zakk Wylde zurück, der bekanntermaßen Teil der kommenden PANTERA-Reunion sein wird. Wie ist eure Meinung dazu? Freut ihr euch auf die Shows oder habt ihr Bedenken, ob es Phil auch stimmlich noch schafft?
Wir freuen uns auf die Reunion. Eine tolle Möglichkeit für viele Fans die Songs und damit das Vermächtnis der Band nochmal live zu erleben. Natürlich kann auch ein Zakk Dimebag nicht eins zu eins ersetzen. Ich bin mir sicher, dass er alle Songs mit absoluter Hingabe spielen wird. Das tut er ja bei Iommi, Randy Rhoads oder Jake E Lee ebenfalls. Zu den Vocals: Phil Anselmo war beispielsweise auf dem Hellfest dieses Jahr stimmlich richtig gut unterwegs. Das wird geil, und wir hoffen, dass wir sie irgendwo sehen können und an Karten kommen.

Was hält 2022 für BLESSED HELLRIDE noch bereit? Wie sehen die kommenden Monate bei euch aus?
Wir haben jetzt noch ein paar Shows anstehen, was bedeutet, dass wir unser Live-Set hoch und runter proben müssen, damit die Songs hundertprozentig sitzen. Und dann startet auch relativ zeitnah wieder die Songwriting-Phase für den Nachfolger von "Hellfire Club".

Nochmals vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen und dir bzw. euch alles Gute für den weiteren Weg. Was möchtest du unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?
Geht auf Konzerte von kleinen Bands, unterstützt die lokale Bandszene in den Städten, in den Dörfern. Musik machen verbindet und ist ein Kulturgut, was uns nicht verloren gehen darf. Und das meinen wir unabhängig vom Genre. Leider werden speziell den jüngeren Bands immer mehr Möglichkeiten genommen, ihre Musik einem Publikum zu präsentieren.

Redakteur:
Marcel Rapp

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