BLIZZEN: Elektrisches Traditionsmetall

19.11.2025 | 11:23

Von Respektnervosität über Elektrik bis hin zu Bullen – das Gespräch mit Gitarrist Marvin ist genauso facettenreich wie die Musik seiner Band BLIZZEN. Nun steht endlich Rundling Nummer drei in den Startlöchern, vergingen seit "World In Chains" doch mehr als fünf Jahre! Gut Ding will aber Weile haben und das Warten auf "Metalectric" hat sich auf jeden Fall gelohnt. Wir gingen mit Meister Klampfe ein wenig näher ins Detail.

Marvin, wie geht es dir?

Hey Marcel, erst einmal vielen Dank für die Anfrage des Interviews! Bei uns ist alles soweit gut. Wir verstehen uns auch nach elf Jahren immer noch blendend und das sollte und wird auch so bleiben.

Fünf lange Jahre sind seit "World In Chains" vergangen. Was ist seitdem bei BLIZZEN passiert – kannst du mir ein kleines Update geben? Und befindet sich die Welt mehr denn je in Ketten?

Es hat sich tatsächlich nicht viel verändert bei uns bis auf dass Andi kurze Haare hat, haha. Auf der Welt leider schon, so sehr lag die Welt noch nicht in Ketten seit unserer Bandgründung 2014. Allein der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hält alle in Spannung. Oder man schaut runter zum Nahost-Konflikt. Und das ist ja leider nicht alles...

Ihr habt euer zweites Album bei Pure Steel veröffentlicht und seid nun bei Diabolic Might Records. Weshalb der Wechsel, und welche Möglichkeiten eröffnen sich für euch aufgrund des neuen Labels?

Jochen, der Chef, ist ein wirklich sehr engagierter Supporter der Band, und die Zusammenarbeit könnte nicht besser laufen. Dazu kommt noch, dass das Label in Gießen, unserer Heimatstadt, ansässig ist. Das macht vieles einfacher!

Man sagt bekanntlich, dass das dritte Album das entscheidende ist. Seid ihr entsprechend nervöser als sonst an die neuen Songs gegangen oder Business as usual wie bei den anderen beiden Alben und der EP im Vorfeld auch?

Nervöser sind wir nicht, wir freuen uns eher darauf, das Album auf die Musikwelt loszulassen! Die Chancen stehen unserer Meinung nach ganz gut, dass es das entscheidende Album ist.

Eure dritte Scheibe – "Metalectric" – ihr seid also elektrisiert vom Heavy Metal oder wie darf ich die Wortschöpfung verstehen?

Unser Thema war schon immer Elektrizität, und wir machen Heavy Metal. Das erklärt sich wahrscheinlich von selbst, hehe. Die Idee zum Albumtitel kam von mir. Inspiriert hat mich der Titel vom Album "Metalized" von SWORD.

Fünf Jahre sind eine lange Zeit… worin liegen denn deiner Meinung nach die musikalischen Unterschiede zwischen "World In Chains" und der neuen Scheibe?

Ich glaube, wir haben endlich unseren Sound gefunden – vom Songwriting und auch der Produktion her. Ich finde z.B., der Song 'Nightstalker' ist das Paradebeispiel eines klassischen BLIZZEN-Songs. Nach dem ruhigen Intro bricht der Song auf in einen klassischen Heavy-Metal-Midtempo-Song. Der Chorus ist catchy und zum Mitgrölen. Das macht uns aus!

Im Vorfeld wurde 'From Sadness To Anger', eine bärenstarke Single, veröffentlicht. Was genau braucht es denn, um deine Laune von Trauer in Wut zu verwandeln?

Eine Trennung von seinem/seiner Partner/in oder einen Schicksalsschlag in der Familie wie ein Verlust durch den Tod. Solche Schicksalsschläge musste ich leider schon miterleben, und die Wut kam da ganz automatisch. Man fragt sich oft, "Warum?", "Warum musste das passieren?", "Warum musste mir das passieren?". Und gut verarbeiten kann man so etwas, wenn man einen Text schreibt wie 'From Sadness To Anger'.

Auch gefällt mir 'Into The Abyss' mit sehr coolen Gangshouts. Sind diese beiden Songs stellvertretend für die komplette Scheibe oder haben sich auch die einen oder anderen Überraschungen auf "Metalectric" versammelt?

Das Album ist sehr variabel! Von Speed Metal über Midtempo-Songs bis zu einer Power-Ballade. Ich denke, da sollte für jeden etwas dabei sein.

Ich glaube, es war 2014, als ich euch auf dem so wunderbaren "German Swordbrothers"-Festival in Lünen gesehen habe. Seitdem leider nicht mehr – wie haben sich denn deiner Meinung nach eure Live-Qualitäten entwickelt? Habt ihr noch immer Lampenfieber, wenn ihr auf die Bühne geht?

Wir sind mittlerweile nach elf Jahren gut eingespielt. Lampenfieber direkt haben wir jetzt nicht mehr, aber eine gewisse Respekt-Nervosität sollte man immer haben und das haben wir auch bis heute.

Ein kleiner Funfact: Ihr hattet am 14.11. eine Release-Show in Gießen, zu der ihr auch zwei Supportbands eingeladen habt. Lustigerweise hat die Band RUNNER die Optik eures alten Logos übernommen. Weshalb habt ihr euer Logo geändert? Das hat mich dann doch etwas überrascht, ich mochte das alte…

Haha, ich glaube die Optik des RUNNER-Logos ist reiner Zufall.

Es gibt zwei Gründe für die Veränderung des Logos: Mit dem Album wollten wir nicht nur hörbar, sondern auch sichtbar ein neues Gesicht/eine neue Ära einläuten. Und so entschieden wir uns für ein neues Logo. Viele erkannten zudem unseren Schriftzug als "Bullen" oder "Buzzen" und das ging uns schwer auf die Nerven. Das ist mit der Hauptgrund, warum wir das Logo geändert haben.

Ihr bedient eher klassischen Heavy-/Speed Metal der älteren Schule, wirkt dabei dennoch sehr frisch und spielfreudig. Aber wie würdest du die Entwicklung des klassischen Stahlguts in den letzten Jahren betrachten? Macht dir etwas Sorgen, da die großen Größen langsam aber sicher älter werden?

Sorgen mache ich mir da keine. Es sprießen gefühlt täglich neue Bands aus dem Boden, und die Szene ist da! Auf Heavy-Metal-Konzerte werden wir weiterhin gehen können, nur unsere "Helden" werden langsam aussterben. Wir können nicht in die Zukunft gucken und wir können nur gespannt sein, wer sich in 20/30 Jahren als "Helden" entpuppt.

Marvin, vielen Dank! Was möchtest du noch loswerden?

Mir hat es auch großen Spaß gemacht! An alle Leser: Unterstützt weiterhin die Szene, Bands, Festivals oder Konzerte. Durch euch bleibt die Szene am Leben!

Redakteur:
Marcel Rapp

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