BOLT THROWER: Interview mit Jo Bench

01.01.1970 | 01:00

Große Worte über den Namen BOLT THROWER zu verlieren wäre wie Eulen nach Athen zu tragen … denn jeder kennt sie, jeder liebt sie! Mit ihrem mittlerweile siebten Longplayer namens "Honour-Valour-Pride" haben die 5 Engländer erneut auf eindrucksvolle Art und Weise untermauert, wo in Sachen Death Metal der Hammer hängt.
Oliver: Gratulation zum neuen Album Jo, wieder einmal ein absolutes Meisterwerk! Wie wurde die Scheibe denn bis dato in der Metalwelt aufgenommen?

Jo: Danke fürs Kompliment. Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben die neue Scheibe lediglich die Presse, bzw. Leute die sich den Track "Inside The Wire" runtergeladen haben, zu Gehör bekommen, aber von dieser Seite aus waren die Reaktionen durch die Bank positiver Natur. Das Album selbst wird am 19. November veröffentlicht und erst dann werden wir auch das Feedback der Fans bekommen.

Oliver: Der Januar ist ja mittlerweile zur fünften Jahreszeit erklärt worden … so sicher wie Frühling, Sommer, Herbst und Winter kommen, so sicher kann man sich auch sein, daß BOLT THROWER im Januar auf Europatour kommen. Warum der Januar? Gibt es nicht bessere bzw. wärmere Monate um auf Tour zu gehen?

Jo: Sicher gibt es einige Monate, die von den Temperaturen her wesentlich angenehmer wären, aber wir haben uns für den Januar entschieden, weil es dann immer die erste Tour im Jahr ist. Mittlerweile ist der Januar auch zu einem ziemlich überfüllten Monat in Sachen Touren geworden, aber für uns gehört das inzwischen zur BOLT THROWER Tradition. Euro tour - January, as always!

Oliver: Für BOLT THROWER zu eröffnen ist alle Jahre wieder eine sehr begehrte Angelegenheit für viele Bands. Nach welchen Kriterien sucht ihr eure Support-Acts aus und wen dürfen wir im Januar 2002 vor euch sehen?

Jo: Da gibt es einige Dinge die uns bei der Wahl der Support-Bands wichtig sind: wir müssen deren Musik mögen und / oder die Band respektieren für das was sich macht. Auf Egotrips stehen wir sowieso nicht und sich auf eine Tour von uns draufzukaufen ist ebenfalls nicht drin. Für die kommende Tour haben wir noch keine Auswahl getroffen, aber es gibt so ca. 30 - 40 Combos, die gerne mit dabei wären.

Oliver: Laß uns doch mal über die schrecklichen Ereignisse des 11. September in New York und Washington reden, die wohl jeder noch mehr als deutlich in Erinnerung hat. Wie und wann hast du davon erfahren?

Jo: Wir waren zu dem Zeitpunkt im Studio und jemand, der gerade vor der Glotze saß, informierte den Rest, daß soeben in den USA ein Flugzeug in ein Hochhaus gecrasht wäre. Wir dachten anfangs, daß es sich wohl um einen Unfall handeln müßte und setzten uns ebenfalls vor den Fernseher. Naja und als dann die zweite Maschine in den anderen Tower krachte, wurde es offensichtlich, daß dies der Anfang von etwas viel größerem war.

Oliver: Wie denkst du über die gegenwärtigen Militäraktionen in Afghanistan … vor allem auch im Hinblick darauf, daß BT "leidenschaftlich" Kriegsthematiken in ihren Lyrics und Coverartworks verarbeiten?

Jo: Die Sache, die gerade dort unten abgeht hat nichts mit einem Geschichtsbuch-Krieg oder dergleichen zu tun. Dort findet ein Krieg gegen Terrorismus, gegen Fanatiker statt, die gänzlich andere Wert- und Weltvorstellungen haben. Ich habe keine Ahnung wie das ganze ausgehen wird … time will tell.
Was unsere Lyrics / Cover angeht, so behandeln wir diese Thematik auf jedem unserer Releases, wobei die Kriege allerdings nur auf dem Papier stattfinden. Hoffentlich kapieren die Leute auch, daß BOLT THROWER "Kriege" in keiner Weise verherrlichen oder in irgend einer Form damit absahnen wollen … "Honour-Valour-Pride" wurde vor dem 11. September aufgenommen, bzw. wir machen das, was wir schon immer gemacht haben.

Oliver: Ihr seit eine Band, die mehr oder minder den ganzen Biz-Kram in Eigenregie bewältigt … bucht eure Touren selbst und nicht über einen Tourveranstalter, stellt euer Merchandise selbst her, arbeitet auf Tour so gut wie ohne Roadcrew … wieso das alles? Um Geld zu sparen, die absolute Kontrolle über alles zu haben oder warum?

Jo: Naja, auf Tour haben wir schon eine komplette Roadcrew (Guitar / Drum Techs, etc.), aber die Band hilft nach wir vor beim reinschleppen des ganzen Equipments. Das hilft einem sich daran zu erinnern, wie es am Anfang war als die Band begann und woher man kommt. Uns ist es wichtig selbst so viel Kontrolle wie möglich über alle relevanten Dinge zu haben … sollte dann nämlich mal was schiefgehen wissen wir, daß es die Band selbst verbockt hat. Hätten wir diese Kontrolle nicht, wären die Eintritts- und Merchpreise mit Sicherheit höher und jeder würde hinterher in den Mond gucken. Sicher könnten wir mehr Geld verdienen, aber das ist nicht unser Hauptanliegen. Wir möchten der Szene einfach etwas zurückgeben.

Oliver: In der Vergangenheit hattet ihre ja diverse Schwierigkeiten mit der Besetzung des Drummers und Sängers … was mittlerweile aber kein Thema mehr darstellt. Wie schätzt du, im Vergleich zu vorhergehenden Bandkonstellationen, das gegenwärtige Line-Up ein?

Jo: Wir sind echt happy mit dem aktuellen Line-Up. Jeder von uns hat sehr hart an dem neuen Album gearbeitet und wir sind mit dem Endresultat mehr als zufrieden. Dave und Martin sind zu 100% in die Band integriert und wir fühlen uns als Band auch wirklich gefestigt … I hope they stay. Am glücklichsten sind wir aber darüber, daß trotz verschiedener Line-Ups, der typische BT Sound immer der gleiche geblieben ist und das ist uns in jedem Fall das wichtigste überhaupt.

Oliver: Gavin hat mir auf der vergangenen Tour erzählt, daß ihr keine Shows mehr in England spielt und auch nicht unbedingt eine Notwendigkeit seht in "exotischen Ländern" zu spielen. Wieso das alles?

Jo: In England haben wir seit 7 Jahren nicht mehr gespielt, was eigentlich ziemlich schade ist. Es ist aber nicht so, daß wir dort nicht spielen wollen, als vielmehr die Tatsache, daß England eine sehr trendy Szene besitzt. Zur Zeit ist dort vor allem "Nu-Metal" sehr angesagt - jeder steht auf LIMP BIZKIT, LINKIN PARK etc. ... im Prinzip verkauft sich alles was aus Amerika kommt. Als Death Metal und Grindcore noch angesagt waren, haben wir in England ein paar wirklich gute Gigs gespielt, aber heutzutage bekommen wir dort kaum Promotion. In Wahrheit wissen viele Leute überhaupt nicht, daß es uns noch gibt. Wir hoffen allerdings, daß wir zumindest für "Honour-Valour-Pride" eine Show in London spielen können, einfach um den Leuten zu zeigen, daß wir noch immer aktiv sind.
Exotische Länder? Nun, wir sind keine der Bands, dessen Hauptziel es ist, möglichst viel in der Weltgeschichte herumzureisen … das können wir auch im Urlaub machen. Wir spielen überall dort, wo uns die Leute auch sehen wollen … solange der Deal o.k. ist und es die Band weiterbringt.

Oliver: Auf euren 7 Studioalben befinden sich zahlreiche Hits. Wie schwer ist für euch einen Live-Set zusammenzustellen? Werden Songs gelegentlich auf Tour ausgetauscht oder spielt ihr während einer Tour ständig den gleichen Set?

Jo: Es ist wirklich verdammt schwer die Songs zusammenzustellen, vor allem deshalb, weil wir nun mal 5 Leute in der Band sind und jeder seine Favorites hat. Wir versuchen so gut es geht die Songs zu variieren, aber da gibt es nun mal einige Songs, die wir einfach spielen müssen (Title-Tracks, etc.). Die ersten 2 Alben werden heutzutage allerdings übergangen, da sich auf den anderen Alben wesentlich bessere Live-Tracks befinden. Mit jedem Album wird die Auswahl schwerer, ganz einfach wegen der Anzahl der Songs. Dennoch hoffen wir eine gute Mischung von neuen und Songs zurück bis zur "Warmaster"-Ära auf der kommenden Tour präsentieren zu können.

Oliver: Was passiert eigentlich mit dem Material, das ihr für ein Album schreibt, aber dann im Endeffekt doch nicht verwendet wird? Kommt das Zeug evtl. bei einem späteren Soloprojekt oder einer Sideband zum Einsatz?

Jo: Songs, die nicht verwendet werden behalten wir als Referenz oder landen schlicht auf dem Müll. Keiner wird je für ein Soloprojekt oder eine Sideband verwendet … das ist ein Tabu, das bei BT nicht gebrochen wird. Wenn jemandem die eine Band nicht langt und meint etwas anderes ausprobieren zu müssen, dann wollen wir diese Person nicht in der Band haben.

Oliver: Anfang diesen Jahres habt ihr 5 Shows in Deutschland und Holland gespielt. Wolltet ihr mit dieser Mini-Tour euren derzeitigen Status in der Szene ausloten oder nur das neue Line-Up checken?

Jo: Nichts von beidem. Wir haben einfach verdammt lange an dem neuen Album gearbeitet und liefen langsam Gefahr verrückt zu werden. Wir wollten einfach mal wieder live spielen … deshalb haben wir uns die paar Tage genommen, die Gigs gespielt und kamen anschließend mit frisch aufgeladenen Batterien zurück, was uns im Endeffekt auch sehr bei den Aufnahmen geholfen hat.

Oliver: Welche Eindrücke hattest du von der Tour und was können wir von der kommenden erwarten?

Jo: Die Tour war als nichts besonderes geplant, einfach ein paar Dates spielen, ohne große Werbung. Deshalb waren wir mit dem Ergebnis auch mehr als zufrieden … die meisten Gigs waren ausverkauft. Jetzt freuen wir uns aber echt auf die komplette Tour fürs neue Album … das ist schließlich noch immer das wichtigste!
Große Überraschungen wird es auf der kommenden Tour mit Sicherheit nicht geben - vernünftige Eintritts- und Merchpreise, sowie über eine Stunde BOLT THROWER pur!

Oliver: Gavin sagt vor kurzem in einem Interview, BT sind eine Band, der es nicht erlaubt ist sich weiterzuentwickeln. Habt ihr manchmal nicht den Wunsch doch etwas zu ändern, dem Sound neue Aspekte hinzuzufügen oder drückt sich Weiterentwicklung bei BT auf andere Art und Weise aus … Veränderungen in Sachen Artwork, Lyrics oder was auch immer?

Jo: Es ist uns sehr wichtig, daß sich jedes Album nach BT anhört. Wir möchten nicht wie irgend eine andere Band klingen … wenn wir das wollten, würden wir in anderen Bands spielen. Ich glaube, wir haben einen ziemlich einzigartigen Sound und wir lieben die Musik die wir spielen … deshalb haben wir uns nicht verändert und werden dies auch in Zukunft nicht!

Oliver: Eure Touren sind nahezu immer ausverkauft und auch die Kritiker überschlagen sich bei jedem eurer Alben. Trotzdem seit ihr wohl eine der "most down to earth bands" die ich jemals getroffen habe. Wie bekommt ihr es gebacken, daß euch dieser Erfolg nicht zu Kopf steigt?

Jo: Danke für die Blumen. Ich denke das liegt daran, daß BT nicht einfach nur eine Band sind. Wir tauchen nicht erst 1 Stunde vor Showbeginn am Venue auf, spielen und verschwinden dann wieder im Hotel. Bevor wir England verlassen, haben wir gerne alles perfekt geregelt … die Tour gebucht, die Merchkram ausgesucht und gedruckt etc., etc. Wenn wir dann am Laden ankommen, wird alles ausgeladen, aufgebaut, Soundcheck gemacht, die Show gespielt, wieder abgebaut und anschließend im Bus verladen. Wir kommen ursprünglich aus der Punkszene, die in vielerlei Hinsicht einfach straßenorientierter ist als das in der Metalszene der Fall ist.
Wir sind gleichermaßen Fan als auch Musiker von BOLT THROWER!

Oliver: O.k., hiermit wären wir am Ende. Danke fürs Interview. Dir gehören die letzten Worte.

Jo: O.k., danke dir für die interessanten Fragen … war mal was anderes! Wir möchten uns aber genauso bei all unseren Fans für ihre Unterstützung über die ganzen Jahre hinweg bedanken. Wir wissen das zu schätzen und werden euch sicher nicht enttäuschen. Man sieht sich im Januar!






Redakteur:
Oliver Kast

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