BOOZE CONTROL: Interview mit David Kuri
20.03.2019 | 12:15Traditionelles Stahlgut kann so wunderbar sein. Jüngst haben die Burschen von BOOZE CONTROL ihr neues Album veröffentlicht und auch "Forgotten Lands" ist wie seine Vorgänger gespickt mit tollen Melodien, imposanten Ohrwürmern und der gewissen Prise Härte. David ist nicht nur Sänger und Gitarrist, sondern auch unser Interviewpartner, der uns ein wenig über die neue Scheibe und Namensgebung aufklärt.
David, schön, dass es mit dem Interview klappt - vielen Dank hierfür. Bevor es ans Eingemachte geht: Wie geht es euch? Wie ist die Stimmung bei BOOZE CONTROL?
Grüß dich Marcel, danke für dein Interesse! Im Moment sind wir einfach nur erleichtert, dass "Forgotten Lands" veröffentlicht ist. Die Arbeiten an dem Album haben sich ziemlich hingezogen. Umso glücklicher sind wir nun, dass unsere Fans das Album endlich hören können. Die Zusammenarbeit mit Gates Of Hell Records ist großartig und wir sind sehr froh und dankbar, Teil der Cruz del Sur-Familie zu sein.
Eine Frage brennt mir schon seit geraumer Zeit unter den Fingernägeln: Warum BOOZE CONTROL? Welche Verbindung hat der Name zum klassischen Heavy Metal?
Als wir die Band 2009 gegründet haben, gab es bereits einen Termin für den ersten Gig - etwa zwei Monate hatten wir Zeit. Wir mussten Songs schreiben und wollten dazu eine Demo aufnehmen, damit wir bei dem Gig nicht mit leeren Händen dastehen. Ähnlich wie bei der Namensfindung für unserer 2013er-Album "Heavy Metal" wurde also nicht lange gefackelt. Es gab einen Vorschlag, der wurde akzeptiert, und damit war die Sache gegessen. Dass wir die Band langfristig fortführen wollen, hat sich dann erst im Laufe der folgenden Jahre ergeben. Uns ist vollkommen klar, dass der Name die Band nicht gut beschreibt, und sogar ein falsches Licht wirft, wenn man in Richtung Sauf-Thrash-Bands à la TANKARD denkt. Als die Band am Anfang stand, hat es thematisch noch etwas besser gepasst. Die Songs waren einfacher, die Texte meist sehr ironisch. Bands entwickeln sich. Das ist wie bei JUDAS PRIEST, angefangen als Rockband mit Hippie-Wurzeln und einem Bandnamen aus einem BOB DYLAN-Song, entwickelt zu einem Heavy-Metal-Pionier mit einem Namen, der perfekt die später allzu gängigen Symboliken trifft. Bei uns ist es quasi genauso, nur eben andersrum.
Seit eurem letzten Album "The Lizard Rider" sind knapp drei Jahre ins Land gezogen. Was hat sich in dieser Zeit bei euch so getan? Was gibt es Neues?
Privat haben sich bei allen Bandmitgliedern viele Dinge getan. Bei der Band gab es allerdings keine einschneidenden Veränderungen. Die Besetzung ist die gleiche, und wir sind langsam ein ziemlich gut eingespieltes Team.
Nun steht mit "Forgotten Lands" euer neues Album in den Startlöchern. Mit welcher Zielsetzung seid ihr an die Arbeiten herangetreten und wie lange haben diese gedauert?
Wir hatten das Gefühl, mit "The Lizard Rider" unseren Stil gefunden zu haben, somit war das Songwriting für "Forgotten Lands" eine spannende Sache. Viele der Songs kommen schnell und direkt auf den Punkt, während wir in anderen bewusst von unseren gewohnten Mustern abweichen. In 'Cydonian Sands' haben wir das Ganze auf die Spitze getrieben und versucht, eine Symbiose aus klassischem BOOZE CONTROL-Sound und vielen Ideen und epischen Momenten zu bauen. Insgesamt haben wir uns beim Songwriting also auch aus dem Fenster gelehnt, Dinge ausprobiert und wieder verworfen. Angefangen haben wir damit Anfang 2017, im Studio waren wir gegen Ende des Jahres. Es hat dann im Folgejahr lange gedauert, bis wir den richtigen Sound für das Album gefunden haben, und noch länger, bis alle Details zur Veröffentlichung geklärt waren. Am 22. Februar 2019 ist das Album dann erschienen.
Steckt eigentlich ein spezielles Konzept hinter der Scheibe oder einzelnen Songs?
Es gibt kein durchgehendes, narratives Konzept hinter "Forgotten Lands", aber Ideen und Konzepte, die von verschiedenen Songs aufgegriffen werden. Beispielsweise wird das Thema des Erkundens unbekannter neuer Welten und des Überwindens aller Widrigkeiten, was auch das Cover des Albums geprägt hat, sowohl im Titelsong als auch in 'Slaying Mantis' aufgegriffen. Auch gibt es teilweise Verbindungen zwischen den Songs untereinander. Wer die Lyrics aufmerksam verfolgt, wird vielleicht die ein oder andere davon erkennen.
Eure Meinung ist gefragt: Wie unterscheidet sich "Forgotten Lands" vom Vorgängeralbum in musikalischer Hinsicht?
Oh, das finde ich sehr schwierig. Wer "Forgotten Lands" gehört hat, spricht von einer starken Entwicklung, die wir durchgemacht haben. "Quatsch", dachte ich mir, "das klingt doch immer noch genau wie auf "Heavy Metal", oder nicht?" Dann habe ich die Scheibe mal wieder reingeschmissen und gemerkt, dass sich da tatsächlich einiges getan hat. Die Songs sind mittlerweile raffinierter, insgesamt etwas weniger kantig. "Forgotten Lands" setzt diesen Trend fort, hat aber mehr Dimensionen als "The Lizard Rider". Das Album ist gleichzeitig sehr fokussiert, beinhaltet aber auch mehr gelungene Experimente.
Welche neuen Songs eignen sich eurer Meinung nach am besten dazu, künftig auch live performt zu werden?
Wir versuchen mit wenigen Ausnahmen alle Songs von unseren Alben live reproduzieren zu können. Die Ausnahme diesmal ist 'Cydonian Sands', der - zumindest für den Moment - nicht in ein BOOZE CONTROL-Set passt und auch stellenweise mit mehr als zwei Gitarrenspuren arbeitet. Der Rest des Albums könnte über kurz oder lang in unser Set wandern. Die schnelleren Nummern wie 'Forgotten Lands', 'Attack Of The Axemen' oder 'Slaying Mantis' zünden sicher. Die nicht ganz so schnellen Nummern wie 'Playing With Fire' oder 'Spellbound' finde ich persönlich schwieriger rüberzubringen. Hier kommt es stark aufs Feeling an, ob der Song beim Publikum wirkt oder nicht - aber das wird uns selbstverständlich nicht aufhalten.
Ihr habt nun auch zehn Jahre auf dem Buckel. Retrospektiv betrachtet, welche High- und welche Lowlights fallen euch spontan ein, wenn ihr auf die letzte Dekade zurückblickt?
Ein Highlight war sicherlich unser Auftritt auf dem Metal Assault letztes Jahr, und ich prophezeie, dass Detze dieses Jahr ähnlich schön wird. Mit Lowlights tue ich mich schwer. Natürlich hast du als Band jede Menge Hürden zu nehmen, und wir haben uns sicher nicht immer besonders schlau angestellt. Aber so ist es eben. Man lernt dazu, und nächstes Mal ist man schlauer.
Was möchtet ihr mit BOOZE CONTROL noch erreichen und was wäre euer größter Traum?
Eine Tour, die über eine Handvoll Shows hinausgeht, ist für uns aktuell schwierig machbar, aber es gibt ein paar Festivals, die für uns ein Highlight wären. Da gibt es das Up The Hammers in Griechenland, das Muskelrock in Schweden... Unsere Nachbarn in den Niederlanden haben auch ein paar sehr starke Events, mit den deutschen Festivals fange ich gar nicht erst an, und in den Staaten ist dank einiger sehr umtriebiger Szenehelden auch wieder Licht zu sehen. Spannende Zeiten!
David, damit wäre ich auch am Ende mit meinen Fragen und bedanke mich noch einmal herzlich. Dir gebühren die letzten Worte. Was möchtest Du euren Fans und unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?
Geht zu Konzerten und unterstützt die Bands, die euch gefallen, wo ihr könnt! Danke fürs Lesen, und danke Marcel für deine Fragen.
- Redakteur:
- Marcel Rapp