BRAINSTORM: Interview mit Andy
14.04.2005 | 23:20Die neue BRAINSTORM-Scheibe "Liquid Monster" knallt gewaltig und macht genau da weiter, wo der ebenfalls sehr starke Vorgänger "Soul Temptation" aufgehört hat. Grund genug mal bei Obersymphath, Frontsau und Schwaben-Botschafter Andy B. Frank nachzufragen, was es mit dem Monster auf sich hat oder was sonst so geht. Weder meine dämlichen Fragen noch das unerwartete Ende von der Spielzeit der das Gespräch aufzeichnenden Mini-Disk und der damit verbundene Wechsel des Tonträgers konnten den Sänger auch nur ansatzweise aus der Fassung bringen. Doch lest selbst, was der gute Andy, der über eine sehr gesunde Bodenhaftung zu verfügen scheint, so über das Monster, das Touren, Termine, die letztjährige NIGHT OF POWER, bei der BRAINSTORM als Headliner auftraten, und anderes so zu erzählen hat.
Martin:
Euer neues, wie ich finde, saustarkes Werk ist in trockenen Tüchern und ich denke mal im Hause BRAINSTORM ist man sehr zufrieden mit dem Ergebnis...
Andy:
Nö, überhaupt nicht! (lacht)
Martin:
Okay, danke fürs Interview...
Andy:
Nein, wir sind schon sehr zufrieden... Ich denke, es ist das erste Album, bei dem wir nichts dem Zufall überlassen haben. Keiner sollte das Studio verlassen, bevor wirklich jeder 100% zufrieden war. Das war von Anfang an der Auftrag, und so haben wir dann auch etwas relaxter gearbeitet. Aber eben auch intensiver, weil wir ja länger als bisher im Studio waren. Die Aufnahmen haben knapp drei Monate gedauert und im Ergebnis klingen die Songs frisch, spontan und einfach auch von der Produktion her runder. Wir konnten auch mal etwas nachbessern. Außerdem handelt es sich um das wichtigste Album in der Karriere von BRAINSTORM.
Martin:
Aber erscheinen sollte "Liquid Monster" dennoch etwas früher, was auch eine Verschiebung der Tour nötig machte...
Andy:
Naja, in mehreren Bereichen waren wir einfach der Meinung, das, weil wir nichts dem Zufall überlassen wollten, es besser wäre um knapp vier Wochen zu überziehen. Wir hätten sonst womöglich etwas im Hau-Ruck-Verfahren gearbeitet. Dann haben wir uns darauf geeinigt auch der Single einen gewissen Vorlauf zu geben, denn da ist für den Fan auch einiges Interessantes drauf. Beinahe jeden so genannte "B-Track", wobei sich "B" nun nicht auf die Qualität bezieht, den es von uns gibt, haben wir da rauf gepackt.
Martin:
Hört ihr im Studio eigentlich nur eure Musik bzw. arbeitet ihr pausenlos an den Songs, oder hört man da, auch um vielleicht ein wenig abzuschalten, mal andere, neue oder alte Musik?
Andy:
Das ist wie Gefängnis, es läuft immer "Big Brother" und ab und zu sehen wir mal ein Flugzeug am Himmel... (lacht) Nein, es ist aber so, dass man während des Schreibens gar keine andere Sachen hört und nach einer Weile, wenn die jeweilige Produktion dann fertig ist, schaue ich unter anderem auch bei euch auf Powermetal.de und wundere mich oft, was da für neue Bands oder alte Helden erneut am Start sind... (lacht) Aber während einer Produktion höre ich keine Musik, lese keine Magazine und surfe auch nicht im Netz. Als Entspannung schaue ich Filme oder mache Computer-Spiele, das ist so meine Entspannung. Anstatt ständig nach neuen Einflüssen für die Musik zu suchen, tut mir einfach die Ruhe gut.
Martin:
Ihr seit ja schon oft als Support-Band unterwegs gewesen, nun kommt endlich die erste Headliner-Tour. Was erwartet ihr und was können vor allem die Fans erwarten?
Andy:
Äh... erstmal hatten wir die Schnauze voll immer nur 45 Minuten zu spielen, und die Rufe nach einer eigenen Tour waren schon bei "Soul Temptation" laut. Aber im Fall der EDGUY-Tour, wo wir weltweit spielen konnten, hat es einfach gut gepasst. Es war für uns sehr positiv, zumal wir eben auch in Länder gekommen sind, wo wir sonst nicht hätten spielen können. Wir sind in England beispielsweise super angekommen. Oder in Ungarn, das war unglaublich. Dort ist unsere Single seit Wochen in den Charts, ob wohl wir da nur eine Show gespielt haben! Das ist unfassbar. Auch Amerika war spitze, so das wir dort bald eine komplette Tour spielen werden, allerdings wieder als Support für eine sehr große Band! Jetzt ist der Zeitpunkt allerdings für eine eigene Tour reif. In unserem Bereich des Metal sind wir mittlerweile eine der führenden Bands, die sich aber alles erarbeitet hat. Wir wissen aber auch, wo wir herkommen. Während manche andere Band den Fahrstuhl genommen hat, haben wir mühsam die Feuerleiter erklommen. Und viele andere sind bereits wieder auf dem Weg nach unten... Unsere Fans haben uns immer unterstützt, und daher bekommen sie erstmal ein langes Set, einige Songs, die wir noch nie gespielt haben und natürlich neue Tracks von "Liquid Monster". Wir müssen uns natürlich auch nicht limitieren, und können quasi machen, was wir wollen. Auch organisatorisch, z. B. von den Auftrittsorten und den Entfernungen her, haben wir großzügig geplant. Auch werden wir versuchen die Sets während der Tour zu verändern, damit auch Leute, die mehrere Shows sehen, etwas überrascht werden. Auch eine ordentliche Show für die Augen wird geboten!
Martin:
Das klingt doch gut! Bleiben wir beim noch ein wenig beim Touren: Ich habe euch schon in kleinen Clubs wie dem Hamburger Marx vor ein paar Duzend Leutchen, aber auch auf dem Sweden Rock oder in Wacken auf riesigen Bühnen gesehen. Was magst du persönlich lieber? Kleine, aber feine Clubs mit überwiegend eigenen Fans oder große, aber unter Umständen anonyme Massenveranstaltungen mit Leuten, die nicht zwangsläufig nur wegen euch da sind?
Andy:
Ach weißt du... wir sind eine Stadionband! Kleine Clubs... nee! (lacht) Nein, es ist so, dass man schon Ziele hat, wenn man Musik macht. Klar fängt man für selbst an, aber irgendwann kommt vermutlich mal der Punkt, wo der erste "Nicht-Kumpel" sagt, das er das mag, was du macht... (lacht) [Was vermutlich ein großer Moment ist! - Anm. d. Verf.] Klar, man leckt Blut, wenn ich mir IRON MAIDEN's "Rock In Rio" auf DVD anschaue, denke ich auch, dass ich da mal als Künstler hin will. Ich weiß aber wie schwer es ist jeden kleinen Club zu beackern, und weiß die Energie, die da entstehen kann, durchaus zu schätzen. Auf einer großen Bühne kann sich das schon etwas ausbreiten, wenn erstmal eine gewisse Fan-Base da ist. Wacken beispielsweise war unglaublich! Der Platz war voll, als wir gespielt haben, da waren so viele Leute wie bei kaum einer anderen Band! Aber die Entfernung zum Publikum ist natürlich größer, was es wiederum in einem kleinen Club einfacher macht, den Funken überspringen zu lassen. Aber ich denke, man sieht uns den Spaß auf der Bühne an, egal vor wie vielen Leutchen wir auch spielen. Die gute Stimmung innerhalb der Band überträgt sich dann, denke ich, auch auf die Fans.
Martin:
Sprechen wir doch mal über eure CDs bzw. über die z. T. sehr wertvollen und toll aufgemachten Digipaks. Ist das eine Bandsache oder steht das Label voll dahinter?
Andy:
Das geht schon von der Band aus, wobei unser Label uns nach Kräften unterstützt, und ich nicht glaube, das jedes Label da wie Metal Blade arbeiten würde. Eigentlich war "Metus Mortis" als Digipak schon toll, aber "Soul Tempation" dann mit der Bonus-DVD war eine enorme Steigerung. Und das neue Album, wo ich auch persönlich eine Menge Überzeugungsarbeit leisten musste, ist wirklich sensationell geworden. Ich persönlich habe so eine Verpackung... (überlegt) vielleicht alle fünf Jahre mal gesehen. Ein extra designtes Buch, Glanzprägung auf matt und so weiter. Das ist richtig amtlich. Die DVD, die auch in Absprache mit Metal Blade gemacht wurde, soll dem Fan richtig was bieten. Damit sagen wir einfach danke. Ausschnitte von Konzerten, Backstage-Szenen, Sightseeing und all so ein Zeug. Blödsinn hier und Blödsinn da, einfach auch die menschliche Note. Wichtig ist uns auch zu zeigen, das wir gar nicht böse oder "Evil-Metaller" sind... (lacht)
Martin:
Andere Bands veröffentlichen derartige DVDs, wie sie bei euch als Bonus erscheinen mit vielleicht noch 2 Videos oder so zusätzlich als Vollprodukt...
Andy:
Ja, stimmt! Klar denken wir auch darüber nach, auch mal eine reguläre DVD rauszubringen, aber jeder Fan kann sicher sein, das da dann etwas anderes und nichts bereits Bekanntes drauf sein wird. Wir haben da schon noch Material in der Hinterhand... Auch auf der kommenden Tour wird sicherlich gefilmt werden.
Martin:
Das lässt auch stark auf die Zukunft hoffen. Kommen wir mal zu "Liquid Monster". Was sind deine Favoriten?
Andy:
Die ersten drei! Wobei 'Worlds Are Coming Through' schon der perfekte Opener ist. Viele Leute haben, je größer wir geworden sind, immer wieder befürchtet, dass wir kommerzieller werden. Denen wird so schon auf den ersten drei Titeln der Wind aus den Segeln genommen. 'Inside The Monster' ist für mich schon so ein kleiner Hit. Bei der Single 'All Those Words' haben wir dann schon mal stilistisch etwas über den Tellerrand hinausgeguckt, was aber für BRAINSTORM nichts Ungewöhnliches ist.
Martin:
Was sind deine größten Träume in Bezug auf BRAINSTORM? Eine Tour im Nightliner wird es ja wohl nicht sein, denn das kennt ihr ja zu Genüge...
Andy:
Mal in einem Flugzeug fliegen... (lacht) Oder im Hubschrauber! Nein, also Amerika wäre schon klasse, aber das sieht ja ganz gut aus. Brasilien wäre toll, und sollte das passieren, brauche ich wohl neue Träume.
Martin:
Andy, ihr habt letztes Jahr die NIGHT OF POWER, unser Festival, als Headliner gespielt. Mit ein wenig Abstand, was sind deine Erinnerungen an den Abend?
Andy:
Dass es ein würdiger Abschluss unserer langen Tour war. Das war einfach ein Headliner-Auftritt, was schon klasse war. Diesen Status führen wir jetzt weiter. Die NIGHT OF POWER war ein sehr langer Tag, und es haben auch viele Leute so lange ausgehalten. Das war cool und die Stimmung war super! [Gerade hier zwang mich die Technik zu einer kurzen Pause, und Andy schwärmte noch ein wenig weiter - Anm. d. Verf.]
Martin:
Die berühmten letzten Worte in Richtung der Leser von Powermetal.de?
Andy:
Wir wissen, wie viel wir Powermetal.de zu verdanken haben, denn ihr habt uns immer unterstützt, auch als ich noch nicht dabei war... (lacht). Jedes saugeile Konzert und jede Platte von uns ist erst durch die Unterstützung der Fans möglich und das ist eigentlich schon das Größte überhaupt! Wir wünschen allen viel Spaß mit dem "Monster" und dann auch auf der Tour! Wir sehen uns!
- Redakteur:
- Martin Stark