BURKE, RAIMUND: Interview mit Raimund Burke

14.03.2009 | 17:51

Mit "Into My Arena" legt der begnadete Hamburger Multiinstrumentalist Raimund Burke ein Instrumentalalbum vor, dass ihn auf eine Stufe mit Granden der Szene wie Satriani oder Schenker katapultiert. Im PM.de-Verhör erweist sich der Mann, der sich bescheiden nur "Hardrock-Guitarist" nennt, als äußerst auskunftsfreudiger und humorvoller Inteviewpartner.


_Martin_
Moin Raimund, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, für unser "Interview unter Nordlichtern".

_Raimund_
Ja, gerne doch. Vielen Dank für die Einladung. ;-)

_Martin_
"Into My Arena" ist dein zweites Album in totaler Eigenregie, heißt, Kompositionen, Instrumente, Produktion, Vertrieb ... alles durch Raimund. Warum gehst du diesen Weg?

_Raimund_
Oh, weil's für mich der Entspannteste ist. Ich habe natürlich gerne alles in eigener Hand. Zumindest, wenn es um meine Kompositionen geht. Das ist in einer Band natürlich anders. Und ja auch so gewollt. Da will man sich austauschen und befruchten. Das ist auch völlig okay, aber ich habe halt einen Riesenspaß, wenn ich einen guten Song ganz alleine auf die Beine stelle und spiele. ;-)
Die Nummer mit dem Vertrieb ist ja heutzutage sowieso ganz anders als noch vor wenigen Jahren. Man hat leichteren Zugang zu den Konsumenten. Das ist durch das Internet natürlich viel einfacher geworden. Allerdings sind auch eine ganze Menge anderer Musiker und Bands auf der Schiene unterwegs. Aber wenn da, bei den viel geringeren Verkaufszahlen als früher, auch noch eine Firma dazwischen hängt, bleibt nicht mehr viel für den Künstler übrig. Es sei denn man macht eine kommerziell ausgerichtete Musik, die für eine breite Zielgruppe geeignet ist. Ansonsten hat man hat als Musiker mehr vom Verkauf, wenn man den Vertrieb selber macht. Finde ich auf der einen Seite toll, auf der anderen Seite ist das leider auch viel mehr Arbeit. Man muss sich auf mehreren Gebieten zumindest ein bisschen auskennen. Quasi ein umfassendes Halbwissen haben. ;-) Allerdings bleibt eben auch mehr beim Künstler hängen. Ist ja auch nicht schlimm.

_Martin_
Reizt dich nicht ein Bandumfeld, Mit-Musiker, an denen man sich messen und reiben kann? Spaß im Proberaum?

_Raimund_
Spaß im Proberaum und so ist schon auch nett. Das fehlt natürlich bei meinem Weg ein bisschen. Komischerweise ist meine Einstellung zur Bandsituation komplett anders, wenn ich Schlagzeug spiele. Da ist es mir egal, von wem die Stücke sind. Oder welcher Stil. Äh, natürlich muss ich das auch spielen können. Aber mein Anspruch an die Musik oder auch die Mitmusiker verändert sich, wenn ich trommle. Da kann ich eher Fünfe gerade sein lassen und mich zurück nehmen. Ich hatte so um 2001 rum mal eine Metal-Coverband, wo ich getrommelt habe. Da ging das super mit dem Zurücknehmen. Das geht als Sologitarrist nicht soo gut! Und schon gar nicht bei meinen eigenen Songs.
Natürlich hatte ich auch noch weitere Bands, aber was mich daran eher nicht reizt, ist, dass irgendwann immer einer aus der Reihe tanzt und Stress verbreitet. Und das ist eine Situation, die ich echt nicht vermisse.

_Martin_
Du bist als Hamburger aber trotzdem vernetzt in die "Family" dort, die sehr eng zusammen steht. Ich nenne nur Namen wie Uli Kusch oder Markus Großkopf. Hat es da nie Anfragen oder ein Prickeln deinerseits gegeben mit Gleichgesinnten etwas gemeinsam zu starten oder einzusteigen?

_Raimund_
Naja, schon. Das war aber eher so die Zeit, als ich nach Hamburg kam. 1993/94. Dann ging ja damals der Nerv in meinem linken Arm kaputt und ich konnte jahrelang nicht spielen. So bin ich da eh so'n bisschen raus gekommen. In der Zeit hat sich das wohl entwickelt, alles alleine zu machen, am Rechner und so. Ich find das gut.

_Martin_
Lass uns jetzt mal zu deinem neuen Opus kommen, mir fallen da einige Songtitel auf und textlich offenbarst du dich ja auf einem Instrumental-Album nicht.
'Beautiful Sin': Was ist/war für dich die schönste Sünde? (Deine Frau liest dieses Inti bestimmt nicht, also voll raus damit, hahaha!)

_Raimund_
Du hast Recht, das würde meine Frau niiee tun! Und deswegen kann ich auch sagen, dass wohl meine Frau meine schönste Sünde war und ist. Das fing ja auch eher "sündig" an... ;-) Aber lassen wir das...

_Martin_
Ja, danke. ;-) 'Still Searching': Was suchst du, wonach strebst du?

Raimund
Jeder möchte, glaube ich, Anerkennung haben. Für das was er tut oder ist. Es sei denn man ist Buddhist oder Daoist oder so. Ist natürlich nicht ganz so leicht, wenn man nicht auftritt, aber ich arbeite dran. Und ich würde sagen, nach innerer Ruhe. Von mir aus kann man das auch "innere Größe" nennen.

_Martin_
'Caged': Wovon fühlst du dich gefangen, im Käfig eingesperrt?

_Raimund_
Die Namen für die Titel entstehen ja meistens lange nachdem ich den Song fertig habe. Ich muss die Songs erstmal wirken lassen. Und bei 'Caged' stellte sich so ein bisschen ein klaustrophobisches Gefühl beim Hören ein. Gerade beim Intro. Und wenn man sich einen älteren Gefängnisfilm vor dem geistigen Auge ansieht, würde das schon passen, finde ich.

_Martin_
'Into My Arena': Weltweit nennen dich die Kollegen von der schreibenden Zunft mittlerweile in einem Atemzug mit Satriani, Moore, Vai und einem gewissen Herrn aus Hannover... Stand hier für Song und Albumtitel Michael Schenkers 'Into The Arena' Pate? Eine kleine Verbeugung vor einem All Time Hero?

_Raimund_
Das ist natürlich erstmal eine Riesenehre, mit den eigenen Helden quasi verglichen zu werden. Und du hast Recht, es ist natürlich eine Verbeugung. Ich fand immer schon 'Into The Arena' von Michael Schenker obergeil. Bei der Wahl des Songtempos hatte ich auch den Song im Kopf. Dann allerdings hat er eine kompositorische Eigendynamik entwickelt. ;-) Und bei der Melodie hört man eine Anlehnung an 'Black Rose' von THIN LIZZY.

_Martin_
'Look Forward': Was sind deine Pläne, wenn du nach vorne schaust? Oder der Traum, der für dich noch in diesem Leben in Erfüllung gehen muss?

_Raimund_
Ein Riesending wäre es, wenn immer mehr Leute meine Musik hören wollen. Das wäre ein großes Geschenk, finde ich.

_Martin_
'J.A.I.Ls.': Was ist dein Gefängnis, das Business? In einer Band spielen zu müssen? In den Fragen von PM.de gefangen zu sein und keinen Ausweg zu sehen? ;-)

_Raimund_
Buhää! Ja, du hast leider Recht! Es ist ja alles soo schrecklich! ;-)
Nein, mal im Ernst. Das ist übrigens fehlinterpretiert. J.a.l.Ls heißt ja: Just a little Lovesong. Und damit ist es doch eher eine Liebesballade als ein Gefängnissong. ;-) Das würde dann eher wieder zu 'Caged' passen.

_Martin_
Raimund, nochmals vielen Dank für deine Leidensfähigkeit heute. Die finale Frage muss natürlich nach der Chance sein, dich mit Begleitung auch endlich mal live erleben zu können. Gibt's Hoffnung? Oder bleibt RB im Studio verschanzt?

_Raimund_
Man soll ja nie nie sagen. Aber geplant ist da erstmal nix. Ich werde weiterhin immer mal kleine Clips ins Netz stellen, sodass man wenigstens auch optisch einen Eindruck von mir bekommt. Ich freue mich über die tolle Resonanz und darüber, dass meine Musik anderen Menschen gefällt und/oder sogar etwas gibt. Dass es tatsächlich möglich ist, nur mit Instrumentalmusik Bilder und Geschichten zu transportieren. Geil!
Ach ja: Ich bin gerade im Moment dabei neue Videoclips zu machen und werde sie dann wieder bei Youtube und auf meiner [Homepage]http://www.raimundburke.de veröffentlichen. Ich würde mich freuen, euch da zu treffen.
Ich wünsche euch ein tolles, friedvolles, gesundes, erfolgreiches und vor allem musikalisches Jahr 2009! Vielen Dank für dieses nette Interview. Cheers!

Redakteur:
Martin Rudolph

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