CALLENISH CIRCLE: Interview mit Patrick Savelkoul
01.01.1970 | 01:00Noch vor einem Jahr war ich alles andere als angetan vom damals aktuellen Longplayer "Graceful ... Yet Forbidding" der fünf Holländer CALLENISH CIRCLE. Tja und wieder einmal kann man sehen, was sich innerhalb eines Jahres so alles tut. Mittlerweile ist mit "Flesh Power Dominion" nämlich der dritte Longplayer veröffentlicht und was soll ich sagen, ich bin echt wie vor den Kopf gestoßen. Kein Vergleich zum halbgaren Vorgänger … "Flesh Power Dominion" ist einfach nur ein geiles Stück Death / Thrash Metal. Mit dieser Meinung stehe ich mit Sicherheit nicht allein auf weiter Flur da oder Patrick (Savelkoul - Sänger von CALLENISH CIRCLE)? Wie ist das Feedback auf den aktuellen Silberling denn bis dato ausgefallen?
Patrick: Absolut Phantastisch! Überschwingliche Reviews in der Presse und bis dato über 130 Interviews nur für Europa und die US-Presse-Tage kommen erst in ein paar Wochen … ich denke mal, das sagt wohl alles über die Reaktionen, die in jedem Fall weit über unseren Erwartungen liegen!?
Oliver: Wie Du schon mitbekommen hast, war ich ja von "Graceful …" nicht allzu begeistert. "Flesh …" ist um Welten besser ausgefallen … hat einfach mehr Power und kommt ohne unnötigen Schnick-Schnack aus - einfach nur voll auf die Zwölf. Zudem habt Ihr mittlerweile einen kleinen Touch Göteborg-Style abgekommen, der Euch echt gut zu Gesicht steht. Siehst Du das ähnlich?
Patrick: Ganz klar, die neue Scheibe ist mit Abstand die beste unserer 3 Alben … naja, das wird Dir wohl jeder Musiker von seinem aktuellen Album erzählen. Aber mal ehrlich, "FleshPowerDominion" ist ein wirklich großer Schritt nach vorne für uns - in Sachen Musik, Sound und auch Aufmachung hat sich einiges getan. Das neue Material ist doch ein Stück straighter als in der Vergangenheit ausgefallen, was sich auch positiv im Sound bemerkbar macht.
Aber was den Vergleich mit Bands wie IN FLAMES oder DARK TRANQUILLITY angeht, kann ich Dir nicht unbedingt zustimmen. Diese Bands legen sehr viel Wert auf Gitarrenharmonien und nette Melodien, während wir mehr auf die schnellen, harten und thrashigen Riffs abfahren. Wenn ich jedoch eine schwedische Band als Vergleich hernehmen müsste, würde ich eher zu AT THE GATES zu "Slaughter Of The Soul" Zeiten tendieren. Die hatten auch einen Höllen Drive in ihrer Musik, genauso wie wir auf der neuen CD.
Oliver: Das neue Album hat zudem einen wirklich starken Sound. Was hat Euch dazu gebracht mit Andy Classen zu arbeiten?
Patrick: Als ich das letzte Album von DIE APOKALYPTISCHEN REITER gehört habe, hat mich der geile Sound einfach nur weggeblasen. Nachdem ich mitbekommen habe wo das ganze aufgenommen wurde, haben wir noch andere Produktionen von Andy abgecheckt und schon bald wurde uns klar, dass Andy Classen genau der richtige Mann für den Job ist. Anschließend hab ich Ihm einige unserer alten Scheiben vorbeigeschickt und schon ein paar Tage später hat er uns telefonisch mitgeteilt, dass er die Scheibe gerne mit uns machen würde. Das Resultat ist einfach nur Killer! Der Sound ist druckvoll, intensive und hat mächtig viel Power, ist aber noch immer sehr transparent, so dass keine Details in einer undefinierten Soundwand verloren gehen. So wie es aussieht, werden wir auch die nächste Scheibe wieder im STAGE ONE STUDIO aufnehmen.
Oliver: Auf "Flesh ..." befindet sich der DEATH Covertrack "Pull The Plug" … ein echter Klassiker. Warum dieser Song und was hat Dir Chuck Schuldiner und seine Musik bedeutet?
Patrick: Wir spielen diesen Song schon seit ewigen Zeiten live und wir dachten, es wäre die richtige Gelegenheit den Song endlich aufzunehmen. DEATH (Chuck) sind wohl einer der wichtigsten Gründe warum wir überhaupt dies Art von Musik machen. Als wir anfingen, haben wir Songs von Bands wie eben DEATH gecovert und ich glaube man kann schon sagen, ohne Chuck würde ich diese Interview wohl nicht geben …
Oliver: Wo wir schon bei Thema sind, erzähl doch mal wie bei CALLENISH CIRCLE alles losging ...
Patrick: Angefangen hatte alles 1992 unter dem Namen GENOCIDE. In den ersten Jahren haben wir eigentlich nur Songs unserer Lieblingsbands gecovert und es gab auch einige Besetzungswechsel. 1995 haben wir dann unser erstes und einziges Demo namens "Lovelorn" aufgenommen, das uns auch den ersten Plattenvertrag mit HAMMERHEART RECORDS einbrachte, über die wir dann ein Jahr später unsere Debüt-Scheibe "Drift Of Empathy" auf den Markt brachten. 1998 erschien dann auf dem mittlerweile nicht mehr existenten Label POLAR BEAR RECORDS die Mini-CD "Escape" und zwei Jahre später unser zweites Album "Graceful … Yet Forbidding" auf DSFA Records. Da diese aber im Hinblick auf Promotion und Vertrieb auf ganzer Linie versagten, erschien "Graceful …" noch einmal zusammen mit den Songs von "Escape" in Europa auf dem norwegischen Label EDGERUNNER RECORDS. Tja und erst kürzlich haben wir einen weltweiten Vertrag über mehrere Scheiben bei METAL BLADE unterschrieben, über die vor einigen Wochen (am 11. Februar um genau zu sein) dann auch unser drittes Album "FleshPowerDominion" veröffentlicht wurde.
Oliver: Patrick, Du bist das einzig verbliebene Ur-Mitglied von CALLENISH CIRCLE. In all den Jahren, wo Du nun schon in dieser Band bist, was hat Dich angetrieben weiterzumachen und Deinen Weg fortzusetzen?
Patrick: Das ist wohl irgend eine Art Sucht oder so … zudem hat es wohl auch mit meiner ehrgeizigen Natur zu tun. Ich glaube zumindest nicht, dass es viele Bands gibt, die immer noch existieren würden, wenn sie all den Bullshit der letzten Jahre mitgemacht hätten wie wir … besonders im Hinblick auf die ganzen Probleme mit den Labels. Ich glaube in der Band steckt einfach ein bestimmter eisernern Wille, der die Band am Leben erhält, egal wie groß die Probleme auch sein mögen. Wir haben immer an uns selbst und an unsere Musik geglaubt, ohne sich um irgendwelche Trends oder Modeerscheinungen zu kümmern. So haben wir den großen Black-Metal-Trend überlebt und so werden wir auch den gegenwärtigen Gothic / Doom-Trend überstehen. CALLENISH CIRCLE gibt es noch immer und wir sind hier um zu bleiben! Niemand wird uns klein kriegen!
Oliver: Lass uns mal 10 Jahre zurück gehen, zu der Zeit, als Ihr gerade begonnen habt. Was würdest Du aus heutiger Sicht anders machen, wenn Du noch einmal die Möglichkeit hättest von vorne zu beginnen?
Patrick: Überhaupt nichts, da wir zu jedem Zeitpunkt unser bestes gegeben haben. Du musst sehen, wir alle haben von Null auf angefangen (damals war CALLENISH CIRCLE bzw. GENOCIDE für jeden die aller erste Band überhaupt) und es hat einfach seine Zeit gedauert, bis wir als Musiker gewachsen sind und unsere Erfahrungen mit dem Biz gesammelt haben. Ganz klar, würde ich heute mit einer neuen Band anfangen, würde ich sicher von den Erfahrungen profitieren, die ich über die Jahre hinweg mit CALLENISH CIRCLE gesammelt habe. Wir haben sehr viel von unseren Fehlern in der Vergangenheit gelernt und jetzt, da ich bei HAMMERHEART RECORDS arbeite habe ich natürlich einen viel besseren Einblick wie die ganze Musikindustrie läuft. Deshalb würde ich mit Sicherheit die Band vor den selben Fehlern und Fallen in die wir früher getappt sind bewahren. Aber wie ich schon sagte, unsere Geschichte ist Teil von CALLENISH CIRCLE, ohne sie wären wir jetzt nicht da wo wir heute stehen. Wir haben zwar harte Zeiten hinter uns, aber ich glaube wir haben uns nicht schlecht geschlagen …
Oliver: Euer erstes Album "Drift Of …" erschien damals auf HAMMERHEART RECORDS für die Du, wie eben gerade erwähnt, heute als Promoter tätig bist. Warum seit Ihr nicht wieder bei Eurem "alten Label" eingestiegen … wäre doch sicher kein Problem gewesen!?
Patrick: Warum sollten wir einen Deal bei HAMMERHEART RECORDS unterschreiben, wenn wir die Möglichkeit haben bei einem der besten Labels der Welt zu unterschreiben? METAL BLADE unterstützt uns in allen belangen, die Promotion ist großartig, die Alben sind überall erhältlich und sie schicken uns auch noch auf Tour. Was wollen wir mehr? Zudem möchte ich meinen Job nicht mit meinem Hobby in Verbindung bringen, denn sollte es zu Schwierigkeiten zwischen Band und Label kommen würde ich immer zwischen den Fronten stehen und diese Situation möchte ich unbedingt vermeiden.
Oliver: Früher hattet Ihr sehr viel Pech bei der Wahl Eurer jeweiligen Plattenfirmen. Heutzutage, seit Ihr bei einem der besten Metal Labels überhaupt unter Vertrag … METAL BLADE RECORDS. Was genau erhofft Ihr Euch von dieser Zusammenarbeit?
Patrick: Wir erwarten einfach professionelle Arbeit … bestmöglichste Promotion und Vertrieb. Zusammen mit METAL BLADE wollen wir die Band auf das nächst höhere Level bringen. Das funktioniert aber nur, wenn wir wirklich zusammen arbeiten … wir lehnen uns jetzt mit Sicherheit nicht zurück, nur weil wir ein erstklassiges Label im Rücken haben. Uns ist sehr wohl bewusst, dass es jetzt erst richtig losgeht und wir sehr hart arbeiten müssen, um unsere Ziele zu verwirklichen.
Oliver: Im März und April seit Ihr auf Eurer ersten wirklich großen Tour in Europa. Wie bereitet Ihr Euch darauf vor und welche Erwartungen setzt Ihr auf die Dates?
Patrick: Selbstverständlich proben wir zur Zeit wie die Verrückten um in Form zu kommen … hahaha. Zudem werden wir noch 6 oder 7 Shows in Holland durchziehen um uns für die Tour warm zu spielen und natürlich um die neue Scheibe zu promoten. Einige dieser Gigs werden zusammen mit unseren Labelkollegen GOD DETHRONED sein. Wir sind natürlich sehr aufgeregt, es ist ja schließlich unsere erste richtige Europa-Tour und können es kaum erwarten endlich die Songs auch live in anderen Länder zu zocken. Seit dem Bestehen von CALLENISH CIRCLE haben wir ca. 100 Gigs gespielt, aber die meisten eben nur in Holland. Auf der Tour werden wir in vielen Ländern und Städten spielen wo wir noch nie vorher waren und das nicht mal in den Ferien … ja, das wird sicher ein sehr interessantes Abenteuer für uns. Wir sind uns natürlich darüber im klaren, dass da harte Arbeit auf uns zukommen wird und so eine Tour alles andere als Urlaub ist, aber wir freuen uns trotzdem schon sehr darauf. Hoffe man sieht sich auf Tour! Die Tourdaten findet Ihr übrigens auf unserer Homepage unter www.Callenish-Circle.com …
Oliver: Wie gehst du mit Kritik um? Wann ist für dich der Bogen kritikmäßig überspannt?
Patrick: Das war für uns eigentlich nie ein Thema, denn die Presse ist mit uns immer sehr fair umgesprungen. Ganz klar, ab und an gibt's auch mal vernichtende Reviews (z. B. im KERRANG!), aber solche Kritiken nehme ich nicht ernst, da es diesen einfach an jeglicher Objektivität mangelt. Da hat sich irgend so ein Idiot über uns ausgelassen, der überhaupt keine Ahnung von dieser Art von Musik hatte und zudem ist das KERRANG! eh nur ein Modeblättchen, anstatt ein Musikmagazin. Die interessieren sich doch nur für die Farbe deiner Haare und die Anzahl deiner Piercings anstatt sich auf die Musik zu beschränken. Das Teil ist einfach nur ein Boulevard-Blatt … Deshalb kann ich darüber einfach nur lachen, wenn wir in solchen Mags einen Verriss kassieren, denn Leute, die sich wirklich für unseren Sound interessieren, geben einen Dreck auf solche Hefte. Ganz klar, wenn eine Kritik wirklich berechtigt ist, nehmen wir uns das schon zu herzen und versuchen das Bemängelte bei nächsten Mal abzustellen. Wir sind in jedem Fall offen für Kritik, nur sollte sie eine sinnvolle und berechtigte Basis besitzen.
Oliver: Was hältst Du von MP3 Tauschbörsen und dem Internet im Allgemeinen?
Patrick: Für eine kleine Band wie CALLENISH CIRCLE sind diese Börsen mit Sicherheit noch ein gutes Mittel um den Sound der Band bekannter zu machen. Auf der anderen Seite verstehe ich auch die Plattenfirmen, die wenig glücklich darüber sind, wenn Leute ganze Alben runterladen, ohne dafür zu löhnen. Naja, so lange die Fans noch in den Laden gehen und sich Original-Scheiben kaufen, ist das mit Sicherheit eine feine Sache. Ich vergleiche das ganze immer mit dem Tape-Trading von früher.
Oliver: Das Interview, das Du gerade beantwortest ist ja für ein Online-Metal-Mag. Welchen Stellenwert nehmen für Dich persönlich Online-Mags verglichen zu "herkömmlichen" gedruckten Magazinen ein?
Patrick: Wenn es um News geht, bevorzuge ich ganz klar die Online-Variante, aber was Interviews und Reviews angeht ziehe ich mir lieber die gedruckten Teile rein. Es ist doch so, Du kannst deinen Computer nun mal nicht mit aufs Klo nehmen, während Du z. B. gerade ein Interview mit den Idioten von CALLENISH CIRCLE ließt … haha!
Oliver: Lass uns doch mal über die schrecklichen Ereignisse des 11. September in New York und Washington reden, die wohl jeder noch mehr als deutlich vor Augen hat. Wie und wann hast Du davon erfahren? Was waren Deine ersten Gedanken?
Patrick: Ich hab's im HAMMERHEART Büro mitbekommen und um ehrlich zu sein, hat es mich gar nicht weiter interessiert. Schließlich sterben noch immer weltweit Millionen von Menschen an Hunger. Die ganze Geschichte war einfach nur ein kleiner Teil von all dem ganzen Bullshit der heutzutage in der Welt so abgeht. Zudem ist die US-Regierung doch sowieso ein heuchlerischer Haufen, der in seinem Glauben alles und jeden kontrollieren zu müssen, selber jede Menge Dreck am Stecken hat.
Oliver: Kommen wir kurz vor dem Ende noch zu einer eher makaberen Frage: angenommen Du wärst tot, hättest aber davor noch die Möglichkeit gehabt, Deinen eigenen Nachruf zu verfassen. Was hättest Du geschrieben?
Patrick: See you all in hell motherfuckers!!!
Oliver: Das wär's soweit! Danke für Deine Zeit. Dir gehören "The Famous Last Words" …
Patrick: Danke für Dein Interesse und Euren Lesern möchte ich noch sagen, checkt unsere neue Scheibe "FleshPowerDominion" ab. Das Teil ist ab sofort erhältlich und müsste in jedem Plattenladen zu finden sein. Zudem hoffe ich Euch alle auf Tour zu sehen … expect the ultimate Death / Thrash attack!!!
Ihr werdet mit Sicherheit nicht enttäuscht werden, das verspreche ich Euch. Weitere Infos über CALLENISH CIRCLE und die Tourdaten gibt's wie gesagt unter www.Callenish-Circle.com.
Stay fucking Metal! Cheers, Pat.
- Redakteur:
- Oliver Kast