CINNAMOON: Interview mit Arnt Olav Andersen

01.01.1970 | 01:00

Sie haben gerade ihr Debüt auch in unseren Breitengraden veröffentlicht und müssen nun durch die Promofolter. Aus diesem Grund führte ich ein kleines Interview mit Bassist und Sänger Arnt Olav Andersen bezüglich der Szene in Norwegen, Teenieidolen aus den 80ern und den besten Western Filmen der Filmgeschichte.

Kilian:
Ich habe leider nicht viel über eure Biografie herausfinden können. Erzählt doch mal etwas über euch, damit euch die Leser kennenlernen.

Arnt Andersen:
Wir leben alle nur für die Musik. CINNAMOON gibt es jetzt seit 1998 und ich schätze, wir werden für immer genau das tun. Wir haben alle tagsüber lästige Jobs um unsere nächtlichen Abenteuer zu finanzieren.

Kilian:
Ich war erstaunt, wie gut mir eure Musik gefällt, obwohl ich eigentlich kein Country-Fan bin. Wie würdet ihr selbst eure Musik beschreiben und was sind eure Haupteinflüsse?

Arnt Andersen:
Es ist nicht nur die Musik allein, die uns interessiert, sondern auch der Sound und die Atmosphäre. Einfach einen guten Song zu machen. Wir haben nie diesen 'Paul-McCartney-Million-Dollar-Refrain' gewollt und das werden wir wohl auch nie tun. Für uns geht es vor allem um die Atmosphäre und wie man diese erschafft, ähnlich wie EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN, TOM WAITS, CAPTAIN BEEFHEART oder DR. JOHN AND HIS GUMBO YA YA.

Kilian:
Da wir ein Metal-Magazin sind und ihr aus Norwegen kommt: Hört ihr privat Metal oder besucht ihr Konzerte etc.?

Arnt Andersen:
Lass uns den Drummer diese Frage übernehmen: "Nun, witzig, dass du fragst. In den frühen Neunzigern - als wir quasi noch Kinder waren - habe ich mit DIMMU BORGIRs Silenoz und deren Ex-Keyboarder Stian Aarstad in einer Black/Death-Metal-Band namens DECHRISTIANIZE gespielt. Wir sind zusammen mehr oder weniger aufgewachsen, gingen zu (und spielten!) unseren ersten Konzerten und tranken unsere ersten gemeinsamen Biere, diese Sachen. Obwohl ich aus verschiedenen Gründen die Band 1992 verließ, blieben wir in Kontakt. Jedenfalls sind Silenoz und andere alte Metal-Kumpels Fans von CINNAMOON und waren schon bei unseren Konzerten. Es ist schon eine Weile her seit meinem letzten DIMMU BORGIR-Konzert, aber ich traf die Jungs bei der Death Cult Armageddon Release Show im Rock In in Oslo - super Album übrigens. Um auf CINNAMOON und Metal zu sprechen zu kommen, der Song 'River Black And Rock Full' ist wohl derjenige, der am meisten von meiner 'düsteren' Vergangenheit beeinflusst wurde, was seine Doppel-Toms, Endzeit-Chöre und verworrenen Lyrics angeht. Mag sein, dass ich nicht mehr in der Metal Szene bin, aber ich habe immer noch Metal in mir."

Kilian:
Wie läuft es denn bei euch zu Hause, seid ihr bekannt oder auch da noch absoluter Underground?

Arnt Andersen:
Mittlerer/oberer Untergrund. Um es mal so zu sagen: Wir sind noch kein Name, den jeder Haushalt kennt.

Kilian:
Ich habe gelesen, dass ihr bereits einige Konzertauftritte hattet. Was könnt ihr mir über eure Erlebnisse dabei sagen? Wie groß waren die Clubs, die Audienz, waren es Einzel-Gigs oder auch Touren? Mit welchen Bands habt ihr schon zusammen gespielt?

Arnt Andersen:
Wir haben wohl so an die 200 Konzerte gespielt. Von den kleinsten Kneipen bis hin zu den größten Clubs in Norwegen. Wir waren Support-Act für Bands wie MADRUGADA, ARAB STRAP oder auch SUPERGRASS. Letztes Jahr haben wir bei einer großen Anti-Kriegs/Bush-Demonstration in Oslo gespielt vor einem Publikum von etwa 50-60.000 Leuten, was wirklich irre war. Bringt ein Stadion zum Beben, so in etwa.

Kilian:
Euer Album wurde ja bereits 2003 bei euch veröffentlicht. Wie waren die Reaktionen und gibt es schon Reaktionen aus Resteuropa?

Arnt Andersen:
Die Reaktionen waren alle überwältigend positiv, viele tolle Reviews und warme Worte überall.

Kilian:
Mir liegen leider die Texte zu euren Songs nicht vor. In meinem Review habe ich geschrieben, dass sie hoffentlich zur melancholischen Stimmung passen, um das Bild abzurunden. Also, worum geht es in euren Songs, habt ihr eine Art Konzept oder steht jeder Song für sich?

Arnt Andersen:
CINNAMOON ist eine besondere Band, weil wir alle gleichberechtigt am Songwriting beteiligt sind, auf die eine oder andere Art. Der Drummer hat die Texte für die Hälfte der Songs geschrieben. Die Themen sind meistens ziemlich persönlich und gleichzeitig allgemein, von politischen/existenziellen Thematiken über Liebe & Sex bis hin zum Selbstmord eines Freundes. Es wurde gesagt, dass es nicht ratsam sei, sich die Scheibe anzuhören, während man schlecht drauf ist, was wahrscheinlich stimmt. Wir haben es allerdings noch nie selbst ausprobiert. Aber hey, wir sind nicht SO depressiv und unzufrieden - eigentlich sind wir sogar ziemlich glücklich und zufrieden.

Kilian:
Die weibliche Gastsängerin in 'Roll On' passt meiner Meinung nach wunderbar hinein in die Atmosphäre. Wer ist sie und wie seid ihr auf sie aufmerksam geworden?

Arnt Andersen:
Sie war auf den Covern einiger Teenie-Magazine in den Achtzigern, aber wir haben versprochen, nicht mehr darüber zu erzählen. Sie kam nur nachts ins Studio, wenn nur der Produzent noch da war. 'Roll' On ist einer ihrer Lieblingssongs und wir lieben ihre Stimme. So einfach ist das.

Kilian:
Gibt es Pläne auch mal in Mitteleuropa (speziell Deutschland) aufzutreten?

Arnt Andersen:
Wir haben immer viele Pläne. Im Moment arbeiten wir hart daran neue Songs fürs nächste Album zu schreiben. Eine Sache, die wir sicher versprechen können, ist, dass das Album aufgeputschter klingen wird. Nach Deutschland zu kommen wäre großartig für uns. Wir haben noch nie bei euch gespielt, aber Freunde von uns sagen, dass das deutsche Publikum eines der besten in Europa ist. Ich vermute, das hängt aber auch von der Band ab. Falls wir nächstes Jahr nach Deutschland kommen, können wir euch eins versprechen: Wir werden jeden Gig spielen, als sei es der letzte und alles aus uns rausholen. Das ist unsere Art und das ist der einzige Weg um als Band zu überleben.

Kilian:
Was sind denn zur Zeit so eure Favoriten im CD-Player und habt ihr vielleicht ein paar Underground-Tipps aus Norwegen?

Arnt Andersen:
Das neueste GLUECIFER-Album läuft ziemlich oft bei mir. Die aus Berlin kommenden ACO (ART CRTICS' ORCHESTRA) sind ebenfalls ein heißer Tipp. Und natürlich wie immer alles von NICK CAVE und TOM WAITS. Ein weiterer Tipp sind die aus Norwegen stammenden ANIMAL ALPHA. Und falls ihr einer der Glücklichen seid, die das neue Album "Smugglers" von WE besitzen, dann haben wir nur einen Rat für euer Autoradio: Dreht es auf!

Kilian:
Eine kleine Klischee-Frage: Nennt mir eure liebsten Westernfilme und -schauspieler.

Arnt Andersen:
1. The Good, The Bad & The Ugly
2. Für eine Handvoll Dollar
3. Die glorreichen Sieben

Clint Eastwood
Lee Van Cleef
Steve McQueen

Kilian:
Das war’s auch schon. Danke für die Zeit und jetzt dürft ihr noch ein paar letzte Worte an unsere Leser richten.

Arnt Andersen:
Don't ever stop listening to good music!

Redakteur:
Kilian Fried

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