CORROSIVE: Interview mit Sascha S.
28.11.2020 | 20:36Eine Serienmörder-Thematik und Death Metal passen bekanntlich wie Arsch auf Eimer. Entsprechend haben sich die Todesmetaller CORROSIVE auch den Gräueltaten Ed Geins angenommen und daraus eine richtig gute Scheibe kredenzt. Sascha S. zupft bei den Hessen nicht nur den Bass, sondern stand meinen Fragen auch Rede und Antwort.
Moin Sascha! Danke, dass du dir Zeit für meine Fragen nimmst. Wie geht es euch denn? Alles im Lot im CORROSIVE-Bandcamp?
Uns geht es bis auf eine Sehnenscheidenentzündung bei unserem Gitarristen Jona, die Gott sei dank schon fast wieder komplett verheilt ist, gut. Wir sind alle gesund und munter und trotzen dem Corona-Virus.
Euer letztes Album ist gerade einmal anderthalb Jahre her. Was ist denn seit "Nourished By Blood" bei CORROSIVE so passiert?
Uhhh, eine gute Frage. Wir haben einige Shows gespielt, das Label gewechselt und haben nebenbei die Songs für "Ed" geschrieben und aufgenommen und dann ging ja das ganze Elend mit Corona los. Seit Mitte März war es dann erstmal recht ruhig was Shows und Proben anging. Wobei nebenbei die Arbeiten für "Ed" immer weiter gingen, welches ja jetzt auch erschienen ist.
Ein neues Album also. Quasi, da die letzten vier Stücke der Platte schon auf eurem ersten Demo "War And Carcass" vertreten waren. Was waren für euch die ausschlaggebenden Gründe, dieses Song-Quartett noch einmal neu einzuspielen?
Eigentlich wollten wir letztes Jahr zu unserem 25-jährigen Jubiläum zusätzlich zum "Nourished By Blood"-Album noch eine Jubiläums-EP raushauen. Irgendwie kam uns dann das "Ed"-Konzept dazwischen. Aber da wir das Ganze immer noch ein wenig als Jubiläums-EP sehen, wollten wir auf jeden Fall alte Songs mit auf "Ed" haben. Nach einer Weile und einigen Überlegungen hatten wir dann die Idee, das komplette "War And Carcass"-Demo neu aufzunehmen. Das Tape gab es damals auch nur in einer kleinen Auflage, daher dürften die wenigsten die Songs kennen. Vor allem finden wir, dass es gut die Entwicklung der Band von damals zu heute zeigt.
Wie hat es sich für euch denn angefühlt, nach 22 Jahren die einstigen Songs im neuen Soundgewand zu hören? Und wie hat sich eurer Meinung nach CORROSIVE seitdem entwickelt?
Es macht natürlich schon einen gewaltigen Unterschied die Songs in einem fetten und zeitgemäßen Sound zu hören. Auch wenn wir mittlerweile eine andere Bandbesetzung als damals haben, lieben wir unsere alten Songs und sind stolz auf unser Material. Es fühlt sich richtig gut an die Songs jetzt so zu hören und auch endlich einer größeren Hörerschaft als damals präsentieren zu können. Von der Entwicklung her hat sich doch einiges getan. Wenn man unser erstes Album "Wrath Of The Ungod" hört, merkt man, dass wir damals doch etwas vertrackter waren. Heute ist es uns wichtig, Songs zu schreiben, die ins Ohr gehen und eingängiger sind. Daher haben wir nun quasi die Devise "weniger ist oft mehr".
Im ersten Albumabschnitt behandelt ihr die Gräueltaten Ed Geins. Was waren für euch die Gründe, diesen Menschen zu thematisieren?
Unser Sänger Andy schaut gerne Sendungen wie "Medical Detectives" und auch Dokumentationen über Serienmörder. Das hat ihn dann inspiriert, einen Text über Ed Gein zu schreiben. Und aus dem einen Text ist dann ganz schnell die Idee einer Konzept-EP gewachsen.
Worin liegt deiner Meinung nach - und vorsichtig gefragt - vielleicht auch die Faszination für solch eine Person wie Ed Gein?
Gerade bei Ed Gein geht die Faszination von seinen Taten aus. Da er zwei Frauen getötet hat, war er ja kein klassischer Serienmörder wie Bundy zum Beispiel, dem man 28 Morde nachgewiesen hat und vermutet wird, dass es um die 60 waren. Ed Gein war ja eigentlich mehr ein Leichenschänder, der sich frisch gestorbene Frauenleichen ausgebuddelt hat. Was er dann aus diesen Leichen gemacht hat, ist das, was faszinierend und auch pervers ist. Nicht umsonst stand Ed Gein Pate für Filme wie "Psycho" oder "Texas Chainsaw Massacre".
Rein musikalisch betrachtet: Was unterscheidet die komplett neuen Stücke von eurer 2019er Platte?
Das ist eine gute Frage. Musikalisch eigentlich gar nicht so viel. Da wir versuchen innerhalb unseres Genres so flexibel wie möglich zu sein, hätte jeder der Songs auch auf das Vorgänger-Album gepasst. Der Hauptunterschied zur 2019er Platte liegt hauptsächlich im textlichen Konzept.
Gab es auch Überlegungen, einen anderen Serienmörder zu thematisieren oder lag Ed Gein von vorne herein klar auf der Hand?
Wir haben kurz mit dem Gedanken gespielt ein ganzes Album über Serienmörder zu machen, aber auch hier wäre der Schwerpunkt bei Ed Gein gewesen, da dieser doch sehr viel mehr hergibt als nur ein oder zwei Songs. Wir haben diesen Gedanken dann aber auch recht schnell wieder verworfen.
Glaubst du, dass speziell Death oder auch Thrash und Black Metal sich hervorragend für solch eine Thematik eignen?
Natürlich eignen sich solche Arten der Musik perfekt für so eine Thematik. Stell dir solche Texte mal in Popsongs oder gar Schlager vor. Aber mal im Ernst: Gerade düstere Texte, die zum Teil brutal und auch splatterartig sind, brauchen natürlich dafür auch die richtige musikalische Untermalung. Dafür gibt es wohl nichts Besseres als Death Metal bzw. auch Thrash oder Black Metal
Waren zudem noch andere, weitere Songs über Ed Gein in Planung als lediglich die vier nun auf "Ed"?
Nein, eigentlich nicht. Wir haben uns sehr schnell darauf geeinigt vier Songs zu machen. Damit ist unserer Meinung nach auch die Thematik über Ed Gein ganz gut abgedeckt, da wir hier doch vier Blickwinkel zeigen, die sehr viel zu Ed Gein beinhalten.
Wie wird es bei CORROSIVE im Laufe der nächsten Monate weitergehen?
Wir arbeiten gerade an vier neuen Songs, welche Anfang des nächsten Jahres auf einer Split-EP mit der peruanischen Band RUNA erscheinen werden.
Sascha, danke noch einmal für deine Zeit und Geduld. Ich finde die neue Scheibe ziemlich bockstark und kann sie jedem Fan todesmetallischer Klänge wärmstens ans Herz legen. Dir gebühren jedoch die letzten Worte an unsere Leser!
Wir danken für das Interview und den Support. Ansonsten können wir nur sagen: Kauft unser neues Album "Ed"! Vor allem bleibt gesund und munter und hoffentlich sieht man sich dann bald wieder auf Konzerten.
- Redakteur:
- Marcel Rapp