CORVUS CORAX: Interview mit Castus Rabensang
26.05.2006 | 16:17CORVUS CORAX haben aktuell mit "Cantus Buranus" eine amtliche DVD am Start, welche die einzigartigen Konzerte auf der Berliner Museumsinsel zur ersten Cantus Buranus-CD eindrucksvoll "konservieren" und so für all diejenigen, die nicht dabei waren, in Bild und Ton festhalten. Castus Rabensang, erster Sänger und Multi-Instrumentalist von CORVUS CORAX (und natürlich auch von TANZWUT) stellte sich gerade aus Moskau (!) zurückgekehrt meinen investigativen Fragen und erläutere so manches Detail der Produktion und zu den Zukunftsplänen seiner viel beschäftigen Bands und Projekte...
Martin:
Hi Castus! Eigentlich sollen wir über die neue DVD sprechen, aber ich habe gerade von eurer Promofirma erfahren, dass ihr kürzlich aus Moskau zurückgekehrt seit. Fangen wir doch mal damit an. Was habt ihr dort so getrieben?
Castus:
Ja, das stimmt. Das war sensationell. Wir waren jetzt schon das zweite Mal dort, weil wir da drüben sehr viele Fans haben. Die russischen Fans sind echt extrem. Wir hatten da beispielsweise eine Autogrammstunde, wo uns die Fans durch Drängeln fast umgebracht haben. So viele waren da. Wir mussten auf die Tische springen um uns zu retten... (lacht). Wenn man so etwas überlebt, findet man das im Nachhinein natürlich toll. Der Auftritt dort war auch großartig und mittlerweile stimmen dort auch die Rahmenbedingungen absolut. Essen und Hotel waren wirklich perfekt.
Martin:
Das Ausland generell spielt bei euch eine große Rolle, oder? Ihr habt ja schon fast überall gespielt... Gibt es dennoch Träume diesbezüglich?
Castus:
Ja, kann man schon sagen. Es läuft ganz gut, aber natürlich gibt es Träume. Australien beispielsweise wäre klasse, weil es schön weit weg ist und weil man auf dem Rückweg noch irgendwo schön Urlaub machen kann. Auch Brasilien und Argentinien wäre toll, gerade auch weil wir da auch viele Fans haben. Über das Internet bekommt man das ja ganz gut mit. Und China wäre natürlich ein Knaller...
Martin:
Kommen wir nun zu "Cantus Buranus". Wir kam es überhaupt zunächst mal zu dem Album?
Castus:
Das Ganze hat sich eigentlich aus dem Auftrag, eine Hymne für das Kaltenberger Ritterturnier zu schreiben, entwickelt. Wir haben dann Texte aus der Carmina Burana genommen und haben dann mit CORVUS CORAX überlegt, dass wir dazu ganz gut Chor und Orchester gebrauchen könnten. Daran haben wir dann weitergearbeitet und so ist das Album "Cantus Buranus" im Wesentlichen entstanden. Dann lag natürlich die Frage nach Auftritten in der Luft, denn so ein Werk gehört definitiv auf die Bühne. Wir haben dann in Wacken gespielt und hatten in Cottbus eine Voraufführung. Schließlich kam es dann zu der Verwirklichung des Traumes das Werk in unserer Heimat Berlin vor der wunderschönen Kulisse der Museumsinsel aufzuführen. Mehr kann man sich gar nicht wünschen. Wir haben da aber auch eine Menge Geld rein gesteckt, dass muss ich auch sagen.
Martin:
Wie seid ihr denn in Kontakt mit den einzelnen Chören und Musikern, die da beteiligt sind, gekommen. Das muss doch eine Menge logistischer Arbeit und Planung gewesen sein, oder?
Castus:
Die Musiker für den Auftritt in Cottbus haben wir über Bekannte kennen gelernt und haben ihnen die entsprechenden Partituren hingelegt. Da haben natürlich erstmal einige gestaunt und als sie dann die CD gehört haben, meinten sie, auch wenn das schön verrückt ist, würden sie es machen und das auch entsprechend hinbekommen. Mit dem Chor aus Prag haben wir schon mal in Kaltenberg zusammengespielt und auch schon Auftritte für sie hierzulande organisiert. Der Mensch, der die Pferde am Anfang des Berliner Auftritts hereinführt, den kennen wir noch von einem Auftritt auf einem Reiterhof und so fügte sich dann nach und nach alles zusammen. Eines ergab das Andere.
Martin:
Wie lange habt ihr denn für die Auftritte in Berlin, die dann letztlich auf der DVD zu sehen sind, mit den einzelnen Ensembles proben müssen? Ich bin selber kein Musiker, stelle mir das aber ehrlich gesagt unglaublich schwer vor, mit so vielen einzelnen Musikern zusammen zu spielen und alles zu koordinieren...
Castus:
Es ist so, dass die Chöre aus Cottbus und Zagreb sowie das Symphonie-Orchester aus Cottbus alle für sich alleine geprobt haben, und wie lange dann schließlich, das entscheidet der jeweilige Dirigent oder Konzertmeister individuell. In Berlin haben wir aus Kostengründen gar nicht die Möglichkeit gehabt tagelang zu proben. Wir haben einen Tag inklusive Voraufführung zur Verfügung gehabt, mehr nicht. Theoretisch ist das sehr wenig, da aber alle sehr konzentriert gearbeitet haben und natürlich sehr gute Musiker sind, ging das dann schon. Wir selber haben das Werk ja schon mal komplett aufgeführt, was auch sehr hilfreich war.
Martin:
In dem Dokumentations-Teil der DVD sagt ein Band-Kollege von dir, dass bei 170 Beteiligten eine ganze Menge schief gehen kann. Ist denn irgendetwas derartiges passiert?
Castus:
Äh... sagen wir mal so. Es ist nicht perfekt, wenn man den Anspruch hat immer alles absolut richtig zu machen. Wir sind halt Perfektionisten, aber im Großen und Ganzen sind wir doch sehr zufrieden. Wir haben halt nur zwei Tage gespielt und fast nur Material vom Freitag genommen, da es musikalisch etwas besser lief. Wir sind dennoch sehr stolz auf das Ergebnis und ich möchte an dieser Stelle auch noch mal ein großes Dankeschön an alle Beteiligten loswerden, denn alle haben einen sehr guten Job gemacht. Das schließt natürlich auch die Techniker und alle von Catering bis zum Busfahrer mit ein. Es waren ohne Security fast 250 Leute an den Aufführungen beteiligt. Das war echt der Wahnsinn. Die Leute mussten z.B. schnell geschminkt werden und überall herrschte Trubel.
Martin:
Das Ergebnis spricht für sich und ist beeindruckend geworden, ohne Frage. Ich möchte mal kurz auf das Publikum eingehen. Man sieht ja alle Altersschichten, und vom Metaller bis hin zum Anzugträger alles. Habt ihr nach den Konzerten die Möglichkeit gehabt euch in irgendeiner Form mit dem doch sehr gemischten Publikum auszutauschen oder anders ausgedrückt, habt ihr euch mit "Cantus Buranus" neue Fanschichten erschlossen?
Castus:
Unmittelbar nach den Konzerten haben wir eine Aftershow-Party gemacht, von der die Hardcore-Fans natürlich rausbekommen haben, wo sie stattfand, so dass es schon auch direkt danach zu Gesprächen kam. Ansonsten bekommen wir seitdem natürlich über das Internet viele positive Zuschriften. Es hat offensichtlich allen gut gefallen und es waren sogar Leute aus Übersee da, nur um diesen Auftritt zusehen. Unglaublich, oder?
Martin:
Ihr seid ja Profi-Musiker und baut auch eure Instrumente zum Teil selbst. Wie muss ich mir das vorstellen, bekommt ihr durch euren Bekanntheitsgrad mittlerweile auch oft Anfragen von anderen Bands/Musikern?
Castus:
Der Wim ist ja quasi staatlich geprüfter Instrumentenbauer, das heißt, er hat das gelernt. Aber im Grunde arbeitet er nur für uns. Er macht höchstens mal was für gute Kumpels und baut ihnen beispielsweise einen Dudelsack oder so, aber das ist es dann auch. Das geht schon aus Zeit- und Kostengründen gar nicht. Wenn bei uns etwas in der Band kaputt ist, dann müssen wir ihn schon immer antreiben, was dann aber auch gut funktioniert...(lacht)
Martin:
Dann Stichwort Zielgruppe: Ihr spielt sowohl auf Metal-Festivals wie dem Wacken, auf Mittelalter-Veranstaltungen und dann eben auch vor einem eher der klassischen Musik zugewandten Publikum...
Castus:
Das ist klar ein Vorteil. Bei uns treffen sich verschieden Sparten, wie die Gothic-Fans, die Metaller oder die "normalen Bürger". Diese Gruppen würden ja häufig gar nicht zusammen finden. Ich freue mich immer, wenn ich wiederum über das Internet feststelle, dass sich Leute durch unsere Musik kennen lernen. Etwas Schöneres gibt es doch gar nicht. Wir haben schon Leute in die Ehe gebracht... (lacht)
Martin:
Was liegt in der Zukunft bei euch an?
Castus:
Wir haben einen sehr straffen Zeitplan, auch bedingt durch unsere drei Projekte [CORVUS CORAX, TANZWUT und eben CANTUS BURANUS - Anm. d. Verf.]. Die DVD ist gerade veröffentlicht. Mit TANZWUT steht eine neue Doppel-CD frisch in den Läden und getourt wird auch. Mit CORVUS CORAX sind wir gerade im Studio und zum Kaltenberger Turnier Anfang Juli wird dann diese neue CD veröffentlicht und da wird dann auch getourt. Im September wird möglicherweise eine kleine Pause eingelegt und dann wird der zweite Teil von "Cantus Buranus" geschrieben.
Martin:
Das klingt wahrlich nach harter Arbeit...
Castus:
Na ja, was heißt hart? Wir hätten ja auch Maurer werden können... (lacht)
Martin:
Letzte Frage: Hast du musikalische Träume? Ich denke, diese DVD ist schwer zu toppen, oder?
Castus:
Ganz klar, ich möchte mit "Cantus Buranus" im Ausland spielen. Als wir mit CORVUS CORAX in den USA waren, ist mir echt aufgefallen, dass dort die ganze klassische Musikszene nicht so verbiestert und elitär wie teilweise hierzulande gesehen wird. Das gefällt mir sehr.
Martin:
Castus, vielen Dank für das Interview! Möchtest du noch irgendetwas loswerden?
Castus:
Aber klar doch... Immer schön Party machen! (lacht)
- Redakteur:
- Martin Stark